Eine Stimme der Warnung und Belehrung für alle Völker oder eine Einleitung zu dem Glauben und den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. _______ Von Parleÿ P. Pratt. _______ Siehe, was ich vorhin habe verkündet, is kommen; so verkündige ich auch Neues; ehedenn es aufgehet, lasse ich's euch hören. Jesaja, 42, 9. So lasset eure Sache herkommen, spricht der Herr; bringet her, worauf ihr stehet, spricht der König in Jakob. Jesaja 41, 21. _______ Übersetzt von Daniel Carn. Nachgesehen und revidiert von Philipp Tadje. Siebente Auflage. Herausgegeben von Serge F. Ballis, Präsident der Schweizerischen und Deutschen Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. _______ Basel 1923 Leimenstraße 49. |
Inhaltsverzeichnis.
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Vorwort. Dieses Werk, eine Stimme der Warnung und Belehrung für alle Völker, welches zuerst im Jahre 1837 veröffentlicht wurde, ist in der englischen Sprache in vielen Auflagen erschienen. Der Verfasser der englischen Ausgabe, Apostel Parley P. Pratt, sagte am Schlusse seines Vorwortes: Und sollte der Ver- fasser sein Leben für die Sache der Wahrheit opfern müssen, so wird er den Trost haben, daß man von ihm sagen wird, was man von Abel sagte: Er redet noch, wiewohl er gestorben ist. Dieses ist in Erfüllung gegangen; er hat sein Leben für die Sache der Wahrheit opfern müssen, indem er am 14. Mai 1857 auf ruchlose Weise ermordet wurde. Aber noch redet er durch dieses sein Werk, sowie durch eine große Zahl Schriften und Vor- träge, deren Verfasser er ist. Die Veröffentlichung dieses Werkes hat den Zweck, dem Publikum einen richtigen Aufschluß über ein religiöses System zu geben, welches sich trotz Spott, Hohn und großer Verfolgung aus- gebreitet hat, dessen Bekenner nach Hunderttausenden zählen und ein Zeugnis ablegen können, daß sie wissen, nicht nur glauben, daß dieses die Kirche Jesu Christi ist. So schwer es für Paulus war, als er in Ephesus stand, die frohe Nachricht von einem gekreuzigten und auferstandenen Erlöser zu verkündigen, indem seine Stimme durch das allgemeine Geschrei: Groß ist die Diana von Ephesus! übertäubt wurde, so schwer ist es auch heute Wahr- heiten Menschen mitzuteilen, die sich von dem Strome der öffent- lichen Meinungen hin und her bewegen lassen ohne nur einen Augenblick innezuhalten, und von zwei Seiten die Fragen zu hören, zu prüfen und für sich selbst zu urteilen. Die allgemeine Stimmung ist einig in der Verleumdung und Verfolgung dieser Kirche, und schon oft ist deren Untergang ver- kündigt worden; dennoch steht sie heute fester als je, denn sie ist auf den Felsen der Offenbarung gegründet und Gott steht an ihrer Spitze; sie ist der Stein, ausgehauen von den Berge, ohne Hände, welcher herunterrollen und die Erde erfüllen wird. |
4 Dieses Werk, das in die deutsche Sprache übersetzt und zu- erst in Hamburg anno 1853 herausgegeben wurde, können wir jetzt durch den Segen Gottes in einer siebenten Aufage erscheinen lassen. Keine Macht, als der Arm des Allmächtigen, konnte dieses Werk gegen das Wüten des Pöbels, das Vorurteil der Unwissen- den, die Feder der Gelehrten, gegen jeden Glauben und jede Sekte in der Christenheit beschützen und weiter befördern. Dieses Werk soll auch als eine Stimme der Warnung und als Verkündiger der Wahrheit dienen für alle Völker, in deren Hände es gelangen wird; es zeigt in einfacher, klarer Weise den Weg, nun wieder zurückzukommen in die Gegenwart Gottes und die Krone des ewigen Lebens zu erlangen. Es ist schon sehr vielen zum großen Segen geworden und wir hoffen, daß auch in der Zukunft die aufrichtigen Leser sich dadurch bewogen fühlen möch- ten, nach Wahrheit zu forschen und durch die Befolgung der Gebote unseres Herrn und seiner Jünger sich vorzubereiten auf den großen Tag des Herrn, welcher unser wartet. |
Eine Stimme der Warnung und Belehrung für alle Völker. _______ Kapitel 1. Über etliche schon in Erfüllung gegangene Prophezeiungen. Wir haben ein festes prophetisches Wort; und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint in einem dunkeln Orte, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr für das erste wissen, daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern die heiligen Menschen Gottes haben ge- redet, getrieben von dem Heiligen Geiste. 2. Petri 2,1921. Um irgend etwas aus der Schrift zu beweisen, muß zuerst eine gewisse, bestimmte, untrügliche Regel der Auslegung aufge- stellt werden, ohne welche sich der Geist in Ungewißheit und Zweifel verliert, immer forschend, doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen imstande ist. Die Vernachlässigung einer solchen Regel hat die Menschen in die größte Verwirrung und Ungewißheit in allen ihren bibli- schen Nachforschungen gebracht. In der Tat, solange es den Menschen überlassen ist, das Wort Gottes zu verändern oder auf eine geistige, ungewisse oder besondere Weise auszulegen, ist alles Ungewißheit. Was aber zuvor geschrieben ist, das ist und zur Lehre ge- schrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoff- nungen haben. Gesetzt nun, es schriebe uns ein entfernter Freund und machte uns unter gewissen Bedingungen gewisse Versprechungen, welche, wenn wir sie erlangten, uns großen Nutzen und Vorteil |
6 bringen würden, so könnte man natürlich sagen, der Brief war uns zum Nutzen und zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost des Briefes Hoffnung haben möchten, das Ver- sprochene zu erlangen. Wenn wir nun den Brief deutlich verständen, und wüßten, was wir zu erwarten hätten, dann würde er und Trost und Hoffnung gewähren; wenn dagegen in unserem Geiste noch irgend- ein Zweifel oder eine Ungewißheit wäre, ob wir denselben auch recht verständen, alsdann könnten wir keinen Gewissen Trost oder Hoffnung aus dem Geschriebenen erlangen, da wir ja nicht wüßten, was wir zu hoffen hätten; folglich würde der Brief zu uns gar keinen Nutzen haben. Und so verhält es sich mit der Schrift. Keine Prophezeiung oder Verheißung wird dem Leser eher nützen oder Geduld, Trost oder Hoffnung in seinem Gemüte erzeugen, bis er sie deutlich versteht, damit er genau wisse, was er zu hoffen habe. Die Weissagungen der Propheten sind nun ebenso deutlich zu verstehen wie der Kalender, der eine Sonnenfinsternis vorher- sagt, wenn nicht, so ist die Bibel von allen Büchern dasjenige, dessen Nutzen am ungewissesten ist. Weit besser würde es alsdann für die Menschen gewesen sein, wenn der große Schöpfer unseres Daseins seinen gefallenen Kreaturen nichts geoffenbart hätte, als ein Buch zu offenbaren, welches sie im Zweifel und Ungewißheit ließe, und miteinander von einem Zeitalter zum andern über die Bedeutung seines Inhalts zu streiten. Daß eine solche Ungewißheit und ein solcher Streit während ganzer Zeitalter gewesen ist, wird niemand leugnen. Die Weisen und Gelehrten waren stets uneinig, und noch herrscht eine große Uneinigkeit unter ihnen betreffs einer richtigen Auffassung der Prophezeiungen. Woher rührt nun diese Meinungsverschieden- heit? Entweder sind die Offenbarungen selbst mangelhaft oder die Menschen sind schuld daran. Aber zu sagen, eine Offenbarung ist selbst mangelhaft, hieße Gott der Torheit zeihen; Gott behüte, die Menschen müssen Schuld daran sein. Es gibt zwei große Ursachen für diese Blindheit, welche ich jetzt angeben werde. Die erste ist: Die Menschen sind der Mei- nung, daß eine unmittelbare göttliche Eingebung durch den Heiligen Geist nicht für alle Zeiten der Kirche beabsichtigt war, sondern nur für die erste Zeit. Da sie die Schrift erfüllt wähnten, alles Nötige geoffenbart sei und daß der Geist, welcher zu aller Wahrheit |
7 führt, nicht länger für die Leute wäre, daher suchten sie ihrer eigenen Weisheit und Gelehrsamkeit das zu verstehen, was immer nur durch den Geist der Wahrheit verstanden werden konnte; denn niemand weiß, was in Gott ist, außer der Geist Gottes. Die zweite Ursache ist: Da sie den Geist der göttlichen Ein- gebung verloren hatten, so fingen sie an, ihre eigenen Meinungen, Überlieferungen und Gebote aufzustellen und gaben während den letzten siebenzehnhundert Jahren Belehrungen und besondere Aus- legungen über das Wort Gottes, anstatt an die geschriebenen Dinge zu glauben. Und sobald als sie von der wörtlichen Bedeutung abwichen, war die Meinung oder Auslegung eines Mannes ebensogut wie die eines andern; alle hatten dieselbe Vollmacht, und daher ent- stand die ganze Finsternis und das Mißverständnis über diese Punkte, wodurch die Welt während den letzten siebenzehnhundert Jahren beunruhigt worden ist. Unter den mannigfaltigen Dingen, welche die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich lenken, ist eine Sache von größerem Werte als alle anderen. Ein Grundsatz, welcher, wenn man ihn einmal besitzt, von großem Nutzen sein würde, um alles andere Wünschens- werte zu erlangen, gleichviel, ob Macht, Reichtum, Ehren, Throne oder Herrschaft. Verhältnismäßig wenig haben es je besessen, obgleich es von vielen andern erlangt werden konnte, aber entweder bemerkten sie es nicht mehr kannten seinen Wert nicht. Es hat Wunder getan für die wenigen, die es besessen haben. Einige errettete es vom Ertrinken, während alle, die es nicht besaßen, in den mächtigen Fluten ihr Grab fanden. Andere errettete es vom Hungertode, indes Tausende um sie her umkamen; durch dasselbe gelangten die Menschen oft zu Staatswürden; ja noch mehr, einige erlangten sogar die Herrschaft über Reiche. Der Besitz desselben hat bisweilen Menschen aus den Kerkern im Paläste versetzt; und es gibt Beispiele, in welchen diejenigen, die es besaßen, dem Hungertode entgingen, während Städte zer- stört wurden und alle andern umkamen. Wenn eine Stadt oder ein Volk durch Hungersnot oder durch das Schwert vernichtet wurde, so entkamen häufig nur diejenigen unverletzt, die es besaßen. Der Leser wird jetzt fragen, was kann wohl jenes Ding sein? Nenne es mir, ich will es kaufen, und wenn ich alle meine irdi- schen Schätze opfern sollte. Wohlan, lieber Leser, dieser Schatz ist das Vorherwissen, eine Erkenntnis der |
8 zukünftigen Dinge! Laß ein Buch veröffentlicht werden, betitelt: Eine Erkenntnis der Zukunft, und laß die Menschen wirklich überzeugt sein, daß es eine gewisse, bestimmte Erkenntnis zukünftige Dinge gibt, so daß seine Blätter die zukünftige Ge- schichte der Völker und vieler großer Ereignisse enthüllen, gleich wie die Geschichte der Vergangenheit Griechenlands oder Roms ent- faltet, so würde jedes Exemplar einer großen Auflage sogleich für einen hohen Preis verkauft werden; in Wirklichkeit würde es un- schätzbar sein. Nun, lieber Leser, die Bücher der Propheten und der Geist der Prophezeiung waren gerade zu diesem Zweck gegeben. Deshalb sagt der Apostel: Strebet aber nach den besten Gaben; am meisten aber, daß ihr weissagen möget. Nachdem nun so viel gesagt worden ist, so wollen wir jetzt das weite vor und liegende Feld betreten und die Schätze der Weisheit und des Wissens erforschen, welche während ganzer Zeitalter in der Finster- nis wie ein Licht beleuchtet haben. Wir wollen Gegenden er- forschen, die vielen unbekannt sind; wir wollen die offenliegenden Herrlichkeiten schauen, welche sich überall zeigen; und unsere Seelen mit dem Wissen nähren, welches seinem Wesen nach die Be- stimmung hat, den Mut zu vergrößern, das Gemüt zu erheben, und die Neigungen über das Kleinliche, Niedrige und Alltägliche dieser Welt zu erheben und den Menschen durch die wachsende Erkenntnis zur Seligkeit zu erhöhen. Aber zuerst wollen wir über die bestimmte Regel der Aus- legung sprechen. In dieser Hinsicht wollen wir uns nicht auf irgendeinen Menschen oder Kommentar verlassen; denn der Heilige Geist hat sie durch den Mund Petri gegeben. Und das sollt ihr für das erste wissen, daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. 2. Petri 1, 20. Beim Studium der Prophezeiungen ist eine wichtige Ein- teilung beständig im Auge zu behalten; nämlich der Unterschied zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Der Leser muß sich bemühen, den schon erfüllten und noch unerfüllten Teil herauszufinden, und dabei immer eingedenk sein, daß Petri Regel der Auslegung auf beides anwendbar ist. Wenn wir nun in unsern Nachforschungen finden, daß jede bis auf dieses Jahr erfüllte Prophezeiung buchstäblich erfüllt worden ist, so muß daraus folgen, daß auch die noch unerfüllten Prophezeiungen ihre buchstäbliche Erfüllung nicht verfehlen werden. Wir wollen mit der Zeit Noahs anfangen. 1. Buch Mos. 6, 17. |
9 Denn siehe, ich will eine Sintflut mit Wasser kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darinnen ein lebendiger Odem ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen. In den folgenden Versen befiehlt der Herr dem Noah, in die Arche zu gehen und Tiere allerlei Art mit hineinzunehmen usw. Und im 22. Verse heißt es: Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot. Es war gut für Noah, daß er nicht mit dem neuen System der Gottesgelehrtheit, alles geistig aufzufassen, vertraut war, denn unter ihrem verdunkelnden Einflusse würde er niemals geglaubt haben, daß eine so wunderbare Prophezeiung eine wört- liche Meinung und buchstäbliche Erfüllung bedeute. Nein, man würde ihm gesagt haben, daß unter der Flut eine geistige Flut, unter der Arche eine geistige Arche zu verstehen wäre, und sobald er anderer Meinung gewesen, so würde man ihn für einen Schwärmer, Betrüger oder Toren gehalten haben; aber es verhielt sich wirklich so, daß er eben einfältig genug war, um die Prophe- zeiung buchstäblich zu glauben. Hier ist nun ein schönes Beispiel des Vorherwissens, denn die ganze Welt, die es nicht be- saß, kam durch die Sintflut um. Die nächste Weissagung, die wir anführen wollen, steht im 1. Buch Mos. 15, 1316. Da sprach er zu Abraham: Das sollst du wissen, daß dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre. Aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen. Darnach sollen sie ausziehen mit großem Gut. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen nach vier Manns-Leben wieder hierher kommen, in die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll. Die harte Behandlung der Kinder Israels während vierhundert Jahren, ihr Auszug mit großem Gut, die Gerichte Gottes über Ägypten, ebenso wie der Tod Abrahams in gutem Alter sind zu wohl bekannte Tatsachen, als daß sie noch einer weiteren Er- örterung bedürften; es genügt zu sagen, daß dies ein überzeugen- des Beispiel genauer Erfüllung der Prophezeiungen ist, die mehr als vierhundert Jahre vor ihrer Erfüllung gemacht worden sind. Daraus entnehmen wir nun, daß keiner von jenen alten Männern etwas von dem neuen System einer geistigen Auffassung wußte. Unsere nächste Stelle steht im 1. Buch Mos. 19, 1213. Und die Männer sprachen zu Lot: hast du noch irgend hie einen |
10 Eidam und Söhne und Töchter, und wer dir angehört in der Stadt, den führe aus dieser Stätte. Denn wir werden diese Stätte verderben; darum, daß ihr Geschrei groß ist vor dem Herrn, der hat uns gesandt, sie zu verderben. Lot, einfältig genug, diese Dinge wörtlich zu nehmen, nahm diejenigen seiner Familie, die ihm folgen wollten, mit sich und rettete so sein Leben; ohne Zweifel zur großen Belustigung der Sodomiter, die ihm wahr- scheinlich nachsahen und schrien: Täuschung, Täuschung! da sie die ganze Prophezeiung nur für ein Bild hielten. Hier ist nun ein Beispiel, wie ein Mann den Flammentode durch Erkennt- nis zukünftiger Dinge, die ihm verliehen war, entkam, indes die ganze Stadt unterging. O, welcher Segen war es für Lot, daß er nichts von der neuen Art, Prophezeiungen auszulegen, wußte. Wenn es ihm in den Sinn gekommen wäre, aus Sodom geistig, anstatt wörtlich herauszugehen, so würde es ihm das Leben gekostet haben. Wir wollen jetzt eine Prophezeiung Josephs im Lande Ägypten prüfen, 1. Buch Mos. 41, 2931. Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland. Und nach denselben werden sieben Jahre teure Zeit kommen, daß man vergessen wird aller solcher Fülle in Ägyptenland; und die teure Zeit wird das Land verzehren, daß man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der teuren Zeit, die hernach kommt; denn sie wird sehr schwer sein. Joseph fährt dann fort, Anweisungen zu geben, Korn in gro- ßer Menge während der sieben fruchtbaren Jahre aufzuspeichern, um vor der kommenden Hungersnot geschützt zu sein. Und Pharao, der in der Schule der neueren Gottesgelehrtheit nicht besser als seine Vorgänger bewandert war, dachte nicht einmal daran, sie anders als ganz buchstäblich aufzufassen. Und so diente er und Joseph in Gottes Hand dazu, nicht nur ihr Volk, sondern auch das Haus Israel vor der Hungersnot zu retten. Dies ist ein anderes überzeugendes Beispiel von der Macht des Vorherwissens. Er rettete nicht nur vor Hungersnot, son- dern es erhöhte auch Joseph aus den Kerker in den Palast; von der tiefsten Erniedrigung zu der höchsten Ehre, so daß man vor ihm schrie: Beuge deine Knie! Aber ach! was für ein Tod und eine Trauer wäre eingetreten, wenn sie nur von einer geistigen Hungersnot und einem geistigen Korne geträumt hätten. Nachdem wir nun einige deutliche Beispiele aus früheren Zeiten gegeben haben, so wollen wir oberflächlich einige von den |
11 merkwürdigsten Ereignissen berühren, die prophezeit und erfüllt worden sind, bis wir zu den jüdischen Propheten kommen, wo sich ein weites Feld eröffnet, das in seinem Laufe die merkwürdigsten Ereignisse aller Zeiten berührt und mit einer vollständigen Ent- hüllung der Herrlichkeiten endigt, die sich in den letzten Tagen auftun werden. Ein merkwürdiges Beispiel aus dem Leben des Propheten Elia ist, daß er Ahab prophezeite, es werde während mehr als drei Jahren nicht regnen, was auch nach seinem Worte geschah. Ein merkwürdiges Beispiel ist auch der Syrier Hazael, der zu Elisa kam, und Gott wegen seines kranken Herrn, des Königs von Syrien, zu befragen. Der Prophet sah ihn ernst an und brach in Tränen aus; als ihn Hazael fragte: Warum weinest du? so antwortete er und sprach: Der Herr hat mir gezeigt, daß du König über Syrien werden wirst. Er vor dann fort, ihm die Grausamkeiten zu enthüllen, die er gegen Israel ausüben werde, welche zu schrecklich sind, um hier erwähnt zu werden, damit das zarte Ohr nicht beleidigt werde. Aber Hazael, erstaunt, diese Dinge in betreff seiner Person zu hören, die ihn zu jener Zeit mit Schrecken erfüllten, rief vor Überraschung aus: Aber wie! ist dein Knecht ein Hund, daß er etwas so Großes tun sollte? Doch muß man zum Erstaunen sagen, daß später alles buchstäblich erfüllt wurde. Im 21. Kapitel des 2. Buchs der Chronika steht geschrieben, daß an Joram eine Schrift von Elia kam, die, nachdem sie die große Gottlosigkeit erwähnt, deren er sich schuldig machte, indem er sich zur Abgötterei wandte und auch seine Brüder von seines Vaters Hause ermordete, die besser als er waren, so fortfährt: Siehe, so wird dich der Herr mit einer großen Plage schlagen, an deinem Volke, an deinen Kindern, an deinen Weibern und an aller deiner Habe; du aber wirst viel Krankheit haben in deinem Eingeweide, bis daß dein Eingeweide vor Krankheit herausgehe von Tage zu Tage. In demselben Kapitel steht geschrieben: Die Philister und Araber kamen gegen ihn und führten weg seine Weiber, Kinder und alle Habe; und nach dem allem plagte ihn der Herr in seinem Eingeweide mit solcher Krankheit, die nicht zu heilen war, und sein Eingeweide ging von ihm wegen seiner Krankheit, und er starb an einer bösen Krankheit. Der 26. Vers des 6. Kapitels des Buchs Josua enthält eine wunderbare Weissagung in betreff Jerichos: Verflucht sei der |
12 Mann vor dem Herrn, der sich aufmacht und diese Stadt Jericho wieder bauet. Wenn er ihren Grund leget, das koste ihn seinen ersten Sohn, und wenn er ihre Tore setzet, das koste ihn seinen jüngsten Sohn. Nach diesem Fluche lag die Stadt Jericho lange Zeit wüste da, weil es niemand wagte, dieselbe auf Kosten seines erstgeborenen und jüngsten Sohnes wieder aufzubauen, bis endlich, nachdem viele Richter und Könige aufeinander gefolgt und Jahrhunderte vergangen waren,Hiel, der Betheliter, der zur Zeit Ahabs lebte, wahrscheinlich in der Meinung, daß der Herr den von Josua darüber ausgesprochenen Fluch vergessen hätte, die Stadt wieder aufzubauen wagte; aber er hatte nicht sobald ihren Grund gelegt, als Abiram, sein Erstgeborener, starb; da er aber noch verstockten Herzens blieb und ihre Tore setzte, verlor er seinen jüngsten Sohn Segub, nach dem Worte des Herrn, das er geredet hatte durch Josua; siehe 1. Buch der Könige 16, 34. Wir könnten ein ganzes Buch mit Beispielen ähnlicher Art, die durch den ganzen geschicht- lichen Teil der Heiligen Schrift zerstreut sind, füllen; aber wir unterlassen es, um zu einer genaueren Erforschung der Weis- sagungen der jüdischen Propheten zu eilen. Wir werden dieselben verfolgen, wie sie in bezug auf Jerusalem, Babylon, Tyrus, Ägyp- ten und verschiedene andere Völker in Erfüllung gegangen sind. Babylon, die älteste und berühmteste Stadt der Welt, hatte eine herrliche Lage an den Ufern eines majestätischen Flusses, der seinen Lauf durch die Ebenen von Schinar nahm, in deren Nähe einst der Turm von Babel stand. Sie war viereckig, von einer mehr als dreihundert Fuß hohen Mauer umgeben, und hatte einen Umfang von mehr als sechzig englischen Meilen, mit hundert Toren von Erz, an denen sich eiserne Stangen befanden, mit fünf- undzwanzig Toren auf jeder Seite, welche zu Straßen führten, die in einer Strecke von fünfzehn englischen Meilen durch die Stadt liefen, und so bildete die ganze Stadt genaue Vierecke von gleicher Größe. Mitten in diesen Vierecken lagen schöne Gärten, die mit Bäumen, Spazierwegen und mit Blumen verschiedener Farbe geziert waren, indes die Häuser auf den Rändern der Vierecke unmittelbar gegen die Straßen gebaut waren. Mitten in dieser Stadt saß Nebukadnezar auf dem Throne, umgeben von königlichem Glanze und Pracht, und schwang sein Zepter über alle Reiche der Welt. Da gefiel es Gott, in einem Gesichte während der Nacht den dunklen Schleier der Zukunft zu lüften und ihm |
13 mit einem Blick in die Geschichte der Welt zu zeigen, bis auf das Ende aller Dinge. Siehe, ein sehr großes und hohes Bild stand vor ihm, dessen Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Erz, seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Teiles Eisen und eines Teiles Ton. Solches sah er, bis das Ein Stein herabgerissen ward ohne Hände, der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie; da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf den Sommertennen; und der Wind verwehte sie, daß man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild schlug, wurde ein großer Berg, der die ganze Welt füllte. Als Daniel vor den König gebracht wurde, um den Traum zu sagen und auszudeuten, rief er aus: Gott vom Himmel, der kann verborgene Dinge offenbaren; der hat dem König Nebukad- nezar angezeigt, was in künftigen Zeiten geschehen soll. Dann, nachdem er den Traum erzählt, fuhr er fort: Du, König, bist ein König aller Könige, dem Gott vom Himmel Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat; und alles, da Leute wohnen; dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in deine Hände gegeben, und dir über alles Gewalt verliehen hat; du bist das güldene Haupt. Nach dir wird ein ander Königreich aufkommen, geringer denn deines. Darnach das dritte Königreich, das ehern ist, welches über alle Lande herrschen wird. Das vierte wird hart sein wie Eisen; denn gleich wie Eisen alles zermalmet und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, also wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. Daß du aber gesehen hast die Füße und Zehen eines Teils Ton und eines Teils Eisen; das wird ein zerteilet Königreich sein, doch wird von des Eisen Art drinnen bleiben; wie du denn gesehen hast Eisen mit Ton ver- menget,und daß die Zehen an seinen Füßen eines Teils Eisen und eines Teils Ton sind, wird's zum Teil ein stark und zum Teil ein schwach Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermenget, werden sie sich wohl nach Menschen Geblüt unter- einander mengen, aber sie werden doch nicht aneinander halten; gleich wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt. Aber zur Zeit solcher Königreiche wird Gott vom Himmel ein Königreich auf- richten, das nimmermehr zerstört werden wird; und sein König- reich wird auf kein ander Volk kommen. Es wird alle diese |
14 Königreiche zermalmen und zerstören; aber es wird ewiglich bleiben. Wie du denn gesehen hast einen Stein ohne Hände vom Berge herabgerissen, der das Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold zermalmet. Also hat der große Gott dem Könige gezeigt, wie es hergehen werde; und das ist gewiß der Traum, und die Deutung ist recht. In dieser großen Übersicht des Gegenstandes wird uns zuerst das Reich Nebukadnezars vorgeführt, zweitens die Meder und Perser, die Babylon dem Belsazer entrissen und über die ganze Erde herrschten; drittens, die Griechen unter Alexander, welcher die Welt eroberte und dann in Babylon regierte; viertens, das römische Reich, welches alles unterjochte; fünftens, seine Teilung in das östliche und westliche Reich und seine endliche Auflösung oder Zerstückelung in verschiedene Königreiche des neuen Europas, die durch die Füße und Zehen, die eines Teils Eisen und eines Teils Ton sind, dargestellt wurden. Und zuletzt wird uns ein ganz neues Königreich vorgeführt, das Gott vom Himmel in den letzten Tagen oder während der Regierung dieser Könige auf- richten wird, was durch die Füße und Zehen dargestellt wurde. Dieses letzte Königreich wird niemals seinen Herrn wechseln, wie alle die andern Königreiche, die vor diesem waren. Es wird auf kein anderes Volk kommen, es wird alle diese Königreiche zermalmen und es wird ewiglich bleiben. Viele sind der Meinung, daß dieses letzte Königreich, auf welches hingewiesen wird, das Reich Gottes war, das in den Tagen Christi oder seiner Apostel gegründet wurde. Ein größerer Fehler könnte jedoch nicht gemacht werden; das in den Tagen Christi oder seiner Apostel auf gerichtete Reich Gottes zermalmte keines von den Reichen der Welt; sondern es wurde selbst bekriegt und überwältigt, um die Worte Daniels zu erfüllen, die im 7. Kapitel, 21. und 22. Vers enthalten sind: Und ich sah dasselbige Horn streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg wider sie, bis der Alte kam und Gericht hielt für die Heiligen des Höchsten; und die Zeit kam, daß die Heiligen das Reich einnahmen; und auch im 27. Vers: Aber das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volke des Höchsten gegeben werden, des Reich ewig ist, und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen. Johannes sagt in der Offenbarung, 13. Kapitel, 7. Vers: Und ward ihm gegeben zu streiten mit den Heiligen und sie zu |
15 überwinden. Und ward ihm gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden. Um diese Worte zu erfüllen, wurde den Gewalthabern der Erde die Macht gegeben, die von Gott gesandten Männer zu töten oder, wenn noch einige übrig blieben, von den Menschen zu verbannen und sie zu zwingen, sich auf wüste Inseln oder in die Gruben und Höhlen der Berge der Erde zu flüchten, obgleich die Welt ihrer nicht würdig war; während zugleich an ihrer Stelle viele falsche Propheten und Lehrer auftraten, von denen die Menschen sehr viele aufnahmen, weil sie die heilsame Lehre nicht leiden konnten. Auf diese Weise wurde das Reich Gottes unter den Menschen aufgelöst und ging verloren, und an seine Stelle traten die Lehren und Kirchen der Menschen. Wir wollen aber diesen Gegenstand noch ausführlicher behandeln, wenn wir von dem Reiche Gottes sprechen werden. Es mag genügen zu sagen, daß das von Daniel erwähnte Reich in den letzten Tagen durch Gott vom Himmel ohne die Hilfe menschlicher Gesetze oder Vorschriften aufgerichtet werden wird. Und wenn es einmal aufgerichtet ist, wird es nicht zu wachsen aufhören; alle Macht der Erde und der Hölle werden sein Wachstum nicht hindern, bis zuletzt der Alte zu Gericht sitzen und Jesus Christus in den Wolken vom Himmel kommen wird, mit großer Macht und Herrlichkeit, als der König der Könige und der Herr der Herren, und alle diese Königreiche vernichten, und das Reich, die Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel den Heiligen geben wird. Dann wird nur ein Herr sein, und sein Name einer, und er wird König über die ganze Erde sein. Wir wollen jetzt zu Nebukadnezar zurückkehren, den der Herr, durch den Mund Jeremias, seinen Diener nennt, um sein Gericht zu halten über die Völker. Es scheint, daß der Herr diesen großen Mann erhob, um ihn zum König der Könige und Herrn der Herren zu machen, indem er ihn mit seinem eigenen Schwerte rüstete und ihm Macht und Gewalt gab, zu dem ausdrücklichen Zwecke, seine Gerichte auszuführen und alle Völker der Erde zu geißeln und zu demütigen. Jeremias, im 25. Kapitel, sagt: Der Herr beabsichtigte, Nebukadnezar und sein Heer gegen Jerusalem und gegen alle umliegenden Völker kommen zu lassen, um sie zu zerstören und in Gefangenschaft zubringen siebenzig Jahre; nach siebenzig Jahren aber wollte er den König von Babylon und all dies Volk heim- |
16 suchen um ihre Missetaten. Wer kann nun die Geschichte von der Erfüllung dieser großen Ereignisse, die so genau von Jeremias, Jesaia und Hesekiel angegeben sind, verfolgen, ohne von Erstaunen und Bewunderung ergriffen zu werden über die wunderbare Gabe der Prophezeiung, durch welche die Menschen in jenen Tagen die Geschichte der Zukunft lesen konnten, wie man die Geschichte der Vergangenheit liest. In der Tat, der Geschichtsforscher des neunzehnten Jahrhunderts, der die Geschichte der Babylonier, Meder, Perser, Griechen, Römer, Ägypter und Juden in seinen Händen hat, wird sich mit den unter jenen Völkern vorgefallenen Ereignissen kaum vertrauter machen können, als die Propheten, welche dieselben siebenzig Jahre vor ihrer Erfüllung kannten. Die Juden wurden von Nebukadnezar unterworfen; ihre Stadt Jerusalem mit ihrem Tempel durch Feuer zerstört; ihre Fürsten, Adeligen und ihr Volk mit ihren ganzen Heiligtümern nach Babylonien geführt. Alle Einzelheiten dieser Zerstörung und Gefangenschaft und die Zeit ihrer Dauer, nämlich siebenzig Jahre, wurden genau von Jeremias vorhergesagt. Nach Unterwerfung der Juden ließ der König von Babylon sein Heer gegen Tyrus marschieren, eine Handelsstadt, die an einem Seehafen lag, und nicht nur von der See, sondern auch von einer starken Mauer umgeben war. Ein so stark befestigter Ort erforderte die größte Geschicklichkeit und Ausdauer Nebukadnezars und seines ganzen Heeres, welches lange Zeit unaufhörliche Anstrengungen machte, zuletzt jedoch Tyrus einnahm und die Bewohner in Gefangenschaft brachte, siebenzig Jahre lang. Nach dieser Zeit kehrten sie zurück und bauten ihre Stadt wieder auf; denn Jeremias hatte vorher die Eroberungen von Tyrus, seine siebenzigjährige Knechtschaft ge- weissaget, und ebenso, daß es nach jener Zeit wieder aufgebaut werden würde. Nachdem nun Tyrus wieder aufgebaut war, so blühte die Stadt eine Zeitlang, wurde aber später gänzlich ver- wüstet. Überreste von ihren Trümmern werden noch heutigentages auf dem Grunde des Meeres gefunden; aus der Stelle, wo die Stadt stand, ist ein unfruchtbarer Felsen geworden, auf dem nur einige arme Fischer wohnen. Diese ganze Zerstörung und sogar ihr gegenwärtiges Aussehen einer wüsten und ewigen Einöde wurde von den Propheten genau vorhergesagt. Nachdem der König von Babylon Tyrus glücklich genommen und manches Haupt kahl und mancher Rücken durch die Strapazen der Belagerung gebeugt war, versprach ihm der Herr durch den |
17 Mund Hesekiels das ganze Gut Ägyptens als Gold für sein Heer, und ihm für seine große Leistung, in welcher er Gott gegen Tyrus gedient, zu belohnen. Alsdann, seht seinen Krieg an, in welchem er Ägypten nahm und dessen Einwohner in Gefangenschaft brachte, bis die siebenzig Jahre um waren. Und endlich folgt ihm, wie er die Rache und den Zorn des Herrn ausgeführt gegen Uz, an den Königen der Philister, samt Asrelon, Azaah, Eskron, Edom, Moab, Ammon, Dedan, Tema und Buz; an den Königen in Arabien, an den Königen in Simri, allen Königen in Edam, allen Königen in Meden; an allen Königen in Mitternacht, beide in der Nähe und Ferne, und endlich gegen alle Königreiche der Welt, daß sie trunken werden und speien, niederfallen und nicht aufstehen mögen vor dem Schwert, das er unter sie schicken will. Als aber der Herr seinen ganzen Willen an diesen Völkern erfüllt hatte, beschloß er andrerseits, diesen großen Monarchen und seine Nachfolger zu strafen, und die Stadt und das Land, über welches er regierte, zu einer ewigen Wüste zu machen. Und alles dies wegen ihres Stolzes und Hochmutes. Der Herr sprach: Soll sich die Axt gegen den rühmen, der damit haut, oder soll sich diese Säge gegen den rühmen, der sie ziehet? Um nun aber die Rückkehr der Juden und anderer Völker aus ihrer siebenzigjährigen Gefangenschaft und Knechtschaft und die Bestrafung Babylons zu vollziehen, wird von den Propheten ein andrer, von dem des Nebukadnezars sehr verschiedener Charakter angeführt; einer, der in der Schrift der Gesalbte des Herrn heißt. Man kann ihn für einen der außerordentlichsten Charaktere halten, welche die Heidenwelt hervorgebracht; seine Milde, Aus- dauer, sein Mut, Erfolg und vorzüglich sein strenger Gehorsam gegen das Gebot jenes Gottes, welchen weder er noch seine Väter gekannt hatten alles das beweist, daß Jesaia ihn nicht mit Unrecht den Gesalbten des Herrn nannte, der die Völker aus der Knechtschaft erlösen und die größte Stadt und Herrschaft, die jemals auf der Erde war, geißeln und unterjochen, die Juden zurückbringen und ihrer Stadt und ihren Tempel wiederaufbauen sollte. In der Tat, er gehört mit zu den wenigen, welche die Welt nur für außerordentliche Zwecke hervorbringt. Laßt uns jedoch des Propheten eigene Worte über ihn hören, im Jesaia, 45. Kapitel: So spricht der Herr zu seinem Ge- salbten, dem Cyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergreife, daß |
18 ich die Heiden vor ihm unterwerfe und den Königen das Schwert abgürte, auf daß vor ihm die Türen geöffnet werden und die Tore nicht verschlossen bleiben: Ich will vor ihr hergehen und die Höcker eben machen; ich will ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen. Und ich will dir geben die heimlichen Schätze und die verborgenen Kleinode; auf das du erkennest, daß ich, der Herr, der Gott Israels, dich bei deinem Namen genannt habe, um Jakob, meines Knechtes, willen; und um Israel, meines Auserwählten, willen. Ja, ich rief dich bei deinem Namen und nannte dich, da du mich noch nicht kanntest. Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr; kein Gott ist, ohne mich. Ich habe dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest, auf daß man erfahre, beide, von der Sonne Aufgang und der Sonne Niedergang, daß außer mir keiner sei. Ich bin der Herr und keiner mehr. Im 13. Vers sagt er: Ich habe ihn erwecket in Gerechtigkeit, und alle seine Wege will ich eben machen. Er soll meine Stadt bauen und meine Gefangenen loslassen; nicht um Geld, noch um Geschenke, spricht der Herr Zebaoth. Der Leser wird sich erinnern, daß Jesaia ungefähr hundert Jahre vor der Gefangenschaft der Juden lebte und hundertundsiebenzig Jahre vor ihrer Heimkehr durch Cyrus. Hier möchte ich innehalten und fragen, welche Macht außer der des großen Gottes konnte einem Manne die Kraft verleihen, einen andern Mann ein Jahrhundert vor seiner Geburt mit seinem Namen zu nennen und richtig die Geschichte seines Lebens vorher- zusagen? Wie groß muß sein Erstaunen und seine Verwunderung gewesen sein, als er nach vieljährigen Kriegen und Erschütterungen als Sieger ausziehend und wie ein Nest die Schätze der Völker sammelnd, zuletzt sein Lager unter den Mauern des stärksten Ortes der ganzen Erde aufschlug? Er sah auf dessen Mauern, die eine Höhe von mehr als 500 Fuß hatten, dessen Tore eisern waren; das Volk glaubte sich drinnen in der Stadt vollkommen sicher, da es auf mehrere Jahre reichlich mit Lebensmitteln versehen war. Wie konnte er daran denken, jene Stadt einzunehmen, wen würde nicht ein solches Unternehmen zurückgeschreckt haben, es sei denn, der große Jehova hätte ihn begeistert? Da er aber den Fluß Euphrat aus seinem Lauf brachte und in den trockenen Bette des Flusses unter den Mauern der Stadt marschierte, so gelangte er ohne große Schwierigkeit in den Besitz der Stadt, denn der König Belsazar hatte sich mit seinen |
19 Gewaltigen und Kebsweibern betrunken, und das da zu aus den Gefäßen, die sein Vater aus dem Tempel, dem Hause Gottes zu Jerusalem, genommen hatte, und seine Beine zitterten schon vor Schrecken über die Handschrift an der Wand, zu deren Auslegung Daniel eben gerufen worden war, die sein Reich den Medern und Persern gab. Nachdem Cyrus dieses große Reich sich unterworfen, setzte er sich auf den Thron der Königreiche; und da er mit Daniel bekannt wurde, erlangte er ohne Zweifel Kenntnis von dem jüdi- schen Urkunden, und dann wurde ihm das Geheimnis offenbart: er konnte dann sehen, daß ihn Gott bei seinem Namen gerufen, daß die Hand des Akllmächtigen ihn zur Schlacht gerüstet und sein ganzes Werk gezeigt hatte; er konnte alsdann verstehen, warum sich die Schätze der Erde in seinen Schoß ausgegossen hatten, und den Königen das Schwert abgegürtet war, warum vor ihm die Türen geöffnet und die eisernen Riegel zerbrochen waren. Es geschah, auf daß er erfahre, daß es einen Gott in Israel gebe, und keinen andern, und daß alle Götzen wie nichts wären; daß er auch die Juden wiederbringen, ihre Stadt und ihren Tempel wiederaufbauen und Gottes Pläne gegen Babylon ausführen sollte. Demgemäß erließ er an die Juden eine Bekanntmachung, wieder heimzukehren, und an die Völker, ihnen beim Wiederaufbau zu helfen. Denn, spricht er, Gott hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem. Esra, Kapitel 1, 23 sagt: So spricht Cyrus, König in Persien: der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben; und er hat mir be- fohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda; der nun unter euch seines Volkes ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda; und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israel; er ist der Gott, der zu Jerusalem ist. Welcher starke Beweis, welcher mächtige Einfluß brachte Cyrus zu der Überzeugung, daß es der Gott vom Himmel war, der in Jerusalem wohnte, der allein Gott war, der alle diese Dinge getan hatte? Er war weder in dem Glauben des wahren Gottes noch in der Heiligen Schrift unterrichtet worden. Er war sogar immer sehr eifrig in der Anbetung der Götzen gewesen; bei den Götzen suchte er in seinem früheren Leben Hilfe. Ich erwidere, es war die Macht Gottes, welche sich durch eine Prophezeiung und ihre Erfüllung kundgab; weder in einem geistigen Sinne noch auf eine dunkle, ungewisse, geheimnisvolle Weise, die schwer zu verstehen war; sondern durch einen bestimmten, buchstäblichen, |
20 deutlichen Beweis, den niemand bestreiten oder widerlegen konnte. Jesaia sagt, daß dies der Zweck war, den Gott vor Augen hatte, sobald er eine solche Deutlichkeit offenbarte. Und Cyurs bewies, daß es die gewünschte Wirkung hatte. Ich will hier bemerken, daß, da wir später jenen Teil der Prophezeiungen durchgehen wollen, der noch zu erfüllen ist, wir bestimmte Beweise anführen werden, daß die heidnischen Völker der letzten Tage auf dieselbe Weise wie Cyrus überzeugt werden müssen; das heißt, gewisse, von den Propheten deutlich vorher- gesagte Ereignisse, die jedoch noch eintreten sollen, wehrten nach ihrer Erfüllung alle heidnischen Völker von dem wahren Gotte überzeugen, und sie werden wissen, das Er gesprochen und es getan hat. Und alle diese großen und gelehrten Männer der Christenheit und alle Gesellschaften, welche dem Worte einer Prophezeiung eine andere als buchstäbliche Bedeutung geben, werden beschämt und genötigt sein, anzuerkennen, daß alles geschah, wie es geschrieben steht. Doch wir wollen zu unserer Untersuchung der Prophezeiungen und ihrer Erfüllung zurückkehren. Die Propheten hatten nicht nur die Unterjochung von Babylon durch Cyrus geweissagt, sondern sie hatten auch sein Geschick durch alle Zeiten verkündigt, sogar, daß nach seiner gänzlichen Verwüstung niemand mehr dort wohnen würde, nicht einmal der wandernde Araber würde dort eine Zeit- lang verweilen, und der Araber wird keine Hütte daselbst machen. Siehe Jesaia 13, 1922. Der berühmte jüdische Missionar Herr Joseph Wolf fragte auf seinen Reisen in Chaldäa die Araber, ob sie ihre Hütten unter den Trümmern von Babylon aufrichteten, was sie verneinten, weil sie fürchteten, daß, wenn sie dies täten, der Geist Nimrods sie beunruhigen würde. So sind alle Prophezeiungen der Pro- pheten in betreff jener mächtigen Stadt in Erfüllung gegangen. An Edom finden wir die von den Propheten deutlich ausge- sprochenen Prophezeiungen auch auf eine merkwürdige Weise er- füllt. Diese Prophezeiungen wurden zu einer Zeit gegen Edom gemacht, als sein Land sehr fruchtbar und gut angebaut war und überall viele blühende Städte waren. Aber jetzt sind aus seinen Städten wüste Trümmerhaufen geworden, auf denen sich nur See- raben, Rohrdommeln und wilde Tiere, Schlangen usw. aufhalten, und sein Boden ist jetzt unfruchtbar geworden; der Herr hat Ver- wirrung und die Steine der Leere darauf gelegt, und es hat wüste |
21 dagelegen von einem Geschlechte zum andern, um ausdrücklich die Prophezeiung zu erfüllen. Wir wollen jetzt eine kurze Beschreibung von dem Gesichte Daniels geben, von dem das 8. Kapitel seiner Prophezeiungen in betreff des Bockes und der Ziege handelt. Der Leser dürfte wohl daran tun, das ganze Kapitel zu lesen; aber wir wollen hier besonders die Ausdeutung beachten, wie sie ihm von Gabriel ge- geben wurde und dem 19. bis 25. Verse angeführt wird. Und er sprach: Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zornes; denn das Ende hat seine bestimmte Zeit. Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, sind die Könige in Medien und Persien. Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König. Daß aber vier an seiner Statt stunden, da es zerbrochen war, bedeutet, daß vier Königreiche aus dem Volke entstehen werden; aber nicht so mächtig, wie er war. In der letzten Zeit ihres Königreiches, wenn die Übertreter überhandnehmen, wird ein frecher und tückische König aufkommen. Der wird mächtig sein, doch nicht durch seine Kraft. Er wird greulich ver- wüsten, und wird ihm gelingen, daß er es ausrichte. Der wird die Starken samt dem heiligen Volk zerstören. Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten. Und wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viel verderben; und wird sich auflehnen wider den Fürsten aller Fürsten, aber er wird ohne Hand zerbrochen werden. In diesem Gesichte finden wir zuerst die Meder und Perser dargestellt, wie sie sein sollten, bis sie durch Alexander den Großen besiegt wurden. Es ist nun eine wohlbekannte Tatsache, daß dieses Reich eine Zeitlang nach dem Tode Daniels ungemein mächtig und groß wurde, indem sich seine Eroberungen bis nach dem Westen, Norden und Süden erstreckten, so daß niemand vor ihnen standhalten konnte, bis Alexander, König von Griechenland, mit einen kleinen Heere auserwählter Männer heranrückte und die Perser, welche auf den gegenüberliegenden Ufer des Flusses Stellung genommen hatten, angriff. Er stürzte sich mit seinem Pferde in die Fluten, setzte an der Spitze seines Heeres über den Fluß und lieferte den Persern, ungeachtet ihrer großen Über- macht und vorteilhaften Stellung, eine Schlacht, worin er seinen Gegner gänzlich besiegte. Dann begannen die Griechen das Land zu überschwemmen und zu unterjochen, indem sie die Perser in |
22 einer Anzahl Schlachten schlugen, bis sie dieselben gänzlich unter- worfen hatten. Es ist auch gut bekannt, daß Alexander, König von Griechen- land, von Volk zu Volk zog und die Welt sich unterwarf, bis er, nach Eroberung der Welt, in einem Alter von 32 Jahren zu Babylon starb. Und da es aufs stärkste geworden war, zerbrach das große Horn und wuchsen an dessen Statt ansehnliche vier gegen die vier Winde des Himmels. Sein Königreich wurde unter vier seiner Generäle geteilt, welche niemals seine Macht erlangten. Nun in der letzten Zeit ihres Reiches, als die Sünden des jüdi- schen Volkes sich überhäuften, vernichtete die römische Macht das jüdische Volk, nahm Jerusalem und ließ die täglichen Opfer ein- stellen, und nicht nur dies geschah, sondern sie zerstörten auch die Starken samt dem heiligen Volke, d. h. die Apostel und die ersten Christen, welche von den Machthabern Roms getötet wurden. Wir wollen jetzt fragen: gibt die Geschichte aller dieser Staaten einen deutlicheren Beweis von vergangenen Ereignissen, als Daniels Weisheit ihn von Ereignissen gab, welche der Zu- kunft angehörten und von denen einige dem Laufe der Zeit auf mehrere Jahrhunderte vorausgeeilt waren, indem er Ereignisse offenbarte, die kein menschlicher Scharfsinn möglicherweise vor- ausgesehen haben konnte? Der Mensch kann mit seinem Scharf- sinne vieles ausführen, er kann das pfadlose Meer ohne günstigen Wind oder Strömung befahren; er kann sich ohne Flügel bis zu den Wolken erheben; der kann ohne Tiere Länder mit erstaunlicher Schnelligkeit durchreisen oder kann seine Gedanken seinem Neben- menschen durch Briefe mitteilen. Es gibt jedoch etwas, was er nie erlangen kann; nein, nicht einmal mit der Weisheit ganzer Zeitalter; es ist nicht für Geld zu haben; es kommt nur von Gott und wird dem Menschen als eine freie Gabe gegeben. So sagt der Prophet zu den Götzen: Saget uns das Zukünftige, auf daß wir wissen mögen, daß ihr Götter seid. Wir wollen jetzt weiter zeigen, wie genau die Prophezeiungen in bezug auf die Person Jesu Christi buchstäblich erfüllet wur- den. Siehe, sagt der Prophet, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären. Wiederum, Bethlehem sollte der Ort seiner Geburt sein; und Ägypten, wo er sich mit seinen Eltern aufhielt, der Ort, aus welchem er berufen werden sollte. Er wandte sich nach Nazareth, denn es stand geschrieben: Er soll Nazarenus heißen. Er zog ein zu Jerusalem, auf einem Esel und auf |
23 einem Füllen der lastbaren Eselin, weil der Prophet gesagt hatte: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Und wiederum sagte der Prophet: Er wird gestraft und gemartert werden; er wird sein voller Schmerzen und Krankheit; er wird wie ein Lamm sein, das zur Schlachtbank geführet wird, und wie ein Schaf, das verstummet vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut; in seiner Niedrigkeit war sein Gericht erhaben; wer will seines Lebens Länge ausreden, denn sein Leben ist von der Erde ge- nommen. Er wurde um unserer Missetat willen verwundet, und durch seine Wunden sind wir geheilt; er wurde den Übeltätern gleich gerechnet; er ist begraben wie ein Reicher. Ihm ist kein Bein zerbrochen; sie teilen seine Kleidung; sie werfen das Los um seine Kleider; sie geben ihm Galle und Bitterkeit zu trinken; sie verraten ihn um dreißig Silberlinge; und als er geendet hatte, ruhte er im Grabe bis zum dritten Tage, wo er dann trium- phierend aufstand, ohne die Verwesung zu sehen. Nun, lieber Leser, hättest du unsern teuren Erlöser während seines ganzen Verweilens im Fleische begleiten können und hättest dir die Mühe gegeben, die einzelnen Umstände seines Lebens und Todes aufzuzeichnen, wie sie von Zeit zu Zeit eintraten, so würde deine Geschichte nicht deutlicher sein, als sie die Propheten von ihm gaben mehrere hundert Jahre vor seiner Geburt. Wir wür- den wohl daran tun, etwas in bezug auf die Weise zu beachten, in welcher die Apostel eine Prophezeiung auslegten, und das ist dies, sie führten dieselben einfach an und berichteten ihre buchstäbliche Erfüllung. Diese Weise verfolgend, konn- ten sie dem in den jüdischen Synagogen versammelten Volke mit solchen überzeugenden Beweisen ins Herz dringen, daß dasselbe genötigt war, den vermeintlichen Betrüger als den Messias an- zuerkennen. Aber hätten sie nur einmal daran gedacht, eine geistige oder ungewisse Auslegung zu machen, wie die Theologen der Gegenwart, so würde alles Ungewißheit und Zweifel gewesen, und ein Beweis würde von der Erde verschwunden sein. Nachdem wir nun Prophezeiungen der Propheten des Alten Testaments und ihre Erfüllung veranschaulicht und klar bewiesen haben, daß immer eine buchstäbliche Erfüllung beabsichtigt war, so kann der Gegner vielleicht fragen, ob dieselbe Auslegungs- weise auch auf die im Neuen Testament enthaltenen Prophe- zeiungen anzuwenden sei. Wir wollen daher einige wichtige Bei- |
24 spiele von Prophezeiungen und ihrer Erfüllung aus den Neuen Testamente anführen, worauf wir bereit sein werden, das große Feld zu betreten, welches noch in der Zukunft liegt. Eine von den merkwürdigsten Prophezeiungen der Heiligen Schrift ist in Lukas 21, 2024 enthalten. Wenn ihr aber sehen werdet Jeru- salem belagert mit einem Heere, so merket, daß herbeigekommen ist ihre Verwüstung. Alsdann wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge; und wer mitten drinnen ist, der weiche heraus; und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein. Denn das sind die Tage der Rache; das erfüllet werde alles, was geschrieben ist. Wehe aber den Schwangern und den Säugern in denselbigen Tagen; denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn über dies Volk. Und sie werden fallen durch des Schwerts Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird. Diese Prophezeiung enthält das Schicksal Jerusalems, des Tempels und des ganzen jüdischen Volkes während wenigstens achtzehnhundert Jahren. Um das Jahr Siebenzig wurde Jeru- salem von dem römischen Heere belagert. Die Jünger, der War- nung eingedenk, welche ihnen vierzig Jahre vorher von ihrem Herrn und Meister gegeben worden war, entflohen in die Wüste. Die Stadt Jerusalem wurde genommen nach einer langen und be- schwerlichen Belagerung, in welcher die Juden das Äußerste durch Hungersnot, Test und durchs Schwert zu leiden hatten und aus Mangel an Begräbnisplätzen sogar die Häuser mit Toten anfüllten, während Weiber aus Nahrungsmangel ihre eigenen Kinder ver- zehrten. In diesem Kampf kamen in Judäa beinahe eine und eine halbe Million Juden um, ohne die, welche in Gefangenschaft gerieten. Ihr Land wurde verwüstet, ihre Stadt niedergebrannt, ihr Tempel zerstört und der elende Überrest des Volkes unter alle Völker der Erde zerstreut, in welcher Lage sie seither immer geblieben und von einem Volke zum andern getrieben, oft fälsch- lich der ärgsten Verbrechen angeklagt, wegen welcher sie verbannt und ihrer Güter beraubt wurden. Sie wurden in der Tat meistens für Geächtete unter allen Völkern gehalten; die Sohle ihrer Füße hat keine Ruhe gefunden, und sie sind verlacht und verspottet worden, und das Volk hat gesagt: Dies ist das Volk des Herrn, und sie sind aus diesem Lande hinausgegangen. Während dieser ganzen Zeit haben die Heiden das Land |
25 Kanaan besessen und die heilige Stadt, wo die Vorfahren der Kinder Israels Gott verehrten, unter ihre Füße getreten. Trotz- dem, in dieser langen Gefangenschaft haben die Juden die Ver- heißungen betreffs ihrer Heimkehr niemals aus den Augen ver- loren. Mit schmachtenden Herzen erwarten sie die Zeit, in welcher sie wieder jene gesegnete Erbschaft besitzen können, die ihren Vor- fahren hinterlassen war; wo sie wieder ihre Stadt und ihren Tempel aufbauen, ihr Priestertum wiederherstellen und wie ehe- dem Gott verehren könnten. Sie haben in der Tat mehrerer Ver- suche gemacht, heimzukehren, aber alle ihre Versuche wurden ver- eitelt; denn es war ein unabänderlicher Beschluß, daß Jerusalem von den Heiden sollte unter die Füße getreten werden, bis der Heiden Zeit erfüllt sei. Über die Geschichte dieser langen Zer- streuung haben Moses und die Propheten sehr deutlich geschrieben. In der Tat hat Moses die Einzelheiten erwähnt, wie sie während der strengen Belagerung ihrer Feinde in Verzweiflung und Not ihre Kinder heimlich verzehren würden. Wer das 28. Kapitel des 5. Buches Moses liest, wird die Geschichte über das Schicksal der Juden lesen, von Moses mit einer Klarheit prophezeit, welche die Geschichte der Vergangenheit charakterisiert. Unsere nächste Stelle steht in der Apostelgeschichte 21, 1011, wo ein Prophet mit Namen Agabus den Gürtel Pauli nahm, seine eigenen Hände und Füße band und sprach: Das saget der Heilige Geist: Den Mann, des der Gürtel ist, werden die Juden also binden zu Jerusalem und überantworten in der Heiden Hände. Die Erfüllung dieser Weissagung ist zu bekannt, als daß eine Beschreibung derselben nötig wäre. Wir wollen daher weiter gehen und eine Prophezeiung Pauli beachten, die im 2. Tim. 4, 34 enthalten ist. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eignen Lüsten werden sie ihnen selbst Lehrer aufladen, nach den ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren. Diese Prophezeiung ist bis auf den Buchstaben in Erfüllung gegangen; denn sie bezieht sich auf alle Religions- lehrer, die seit jener Zeit bis heute aufgestanden sind, außer die- jenigen, welche durch unmittelbare Offenbarung be- auftragt waren und eine Eingebung des Heili- gen Geistes empfangen hatten. Und nun aber den Leser von ihrer vollständigen Erfüllung zu überzeugen, brauchen wir nur |
26 auf die unzähligen Priester der heutigen Zeit hinzuweisen, welche um Lohn die Gebote der Menschen predigen und welche ihre Voll- macht von ihren Mitmenschen erhalten; und was die Fabeln an- betrifft, zu denen sie sich gekehrt haben, dürfen wir nur die geistigen und besonderen Auslegungen erwähnen, welche fast aus jedem religiösen Werk und von der Kanzel zu unserem Ohre gelangen. Es gibt jedoch noch ein andere Prophezeiung Pauli, die wohl unserer Beachtung verdient und die Zeiten erläutert, in wel- chen wir leben; sie ist in den fünf ersten Versen des 3. Kapitels 2. Tim. zu finden: Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden Men- schen sein, die von sich selbst halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos, unversöhnlich, Schänder, unkeusch, wilde, ungütig, Verräter, Frev- ler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott; die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie. Und solche meide. Aus dem letzten Verse dieser Stelle erfahren wir zu unserem Erstaunen, daß sich diese Masse gesetzlicher Gott- losigkeit nur auf solche bezieht, die Religion zu haben behaupten, das heißt, dies ist der Charakter des sogenannten christlichen Teils der Gemeinde in den letzten Tagen. Verwundere dich darüber nicht, lieber Leser, denn wir machen die Behauptung nicht, ohne den positiven Beweis dafür zu haben; erinnere dich, Nichtbekenner haben keinen Schein eines gottseligen Wesens, sondern jene heuchlerischen Charaktere sollen einen Schein eines gottseligen Wesens haben, aber seine Kraft ver- leugnen. Wenn du aber das Zeugnis Pauli über diesen Gegen- stand bezweifelst, so blicke um dich und untersuche selbst. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es betrübt mein Herz, während ich schreibe. Ach, ist es so weit gekommen; hat der Geist der Wahrheit den Schleier der Finsternis von den letzten Tagen entfernt, nur um uns das Bild eines gefallenen Volkes zu zeigen; eine abgefallende Kirche, die voll von Schändlichkeiten jeglicher Art ist und sogar die Guten verachtet; indes ihr selbst nichts geblieben ist als der Schein der Gottseligkeit, und sie die Kraft Gottes ver- leugnet; das heißt, sie verwirft eine unmittelbare göttliche Ein- gebung und die übernatürlichen Gaben des Geistes, welche immer die Kirche Christi bezeichnen. War es nur für dies, daß der |
27 Heilige Geist Ereignisse ungeborener Zeiten den Blicken heiliger Männer offenbarte, durch welche sie die kommenden Herrlichkeiten der letzten Tage schauen konnten? O! ihr Propheten und Apostel, ihr alten heiligen Männer, was habt ihr getan, wenn ihr hier stehen bleibt; wenn sich euer prophetisches Gesicht den Strom der Zeit hinab nur bis auf die gegenwärtige Zeit erstreckte? Ach! ihr habt unser Herz mit Sorge und Verzweiflung erfüllt; die Juden habt ihr in Sorge und Finsternis wandeln lassen, weit von dem, was ihren Herzen am teuersten ist; ihr Land ist eine Wüste, ihre Stadt und Tempel in Trümmern, und sie haben keine Kenntnis vom wahren Messias. Nachdem die Heiden Anteil an der Wurzel und der Fruchtbarkeit des zahmen Ölbaumes gehabt haben, sind sie nach dem- selben Beispiele des Unglaubens abgefallen und ohne Frucht abge- storben, mit der Wurzel ausgerissen, indes ihnen nur der Schein der Gottlosigkeit geblieben ist, während die Kraft, welche das Charakte- ristische der alten Kirche war, von den Menschen gewichen ist. Ist dies das Ziel aller eurer Arbeiten? Habt ihr darum geforscht, ge- arbeitet, geblutet und den Tod erlitten? Ich warte auf eine Ant- wort, wenn ihr ein Wort des Trostes bereit habt, in betreff der Zukunft, so sprecht es schnell aus, damit unsere Seelen nicht länger in dem finsteren Tale der Sorge und Verzweiflung bleiben. ___________ Kapitel 2. Noch unerfüllte Prophezeiungen. Was ist eine Prophezeiung anders als eine Geschichte der Zukunft? Nach dem wir nun offenbar und genügend bewiesen haben, das die durchgenommenen Prophezeiungen wörtlich bis auf den Buch- staben in Erfüllung gegangen sind, so hoffen wir, daß der Leser dieselbe Regel auch in bezug auf ihn noch unerfüllten niemals aus dem Auge lassen wird. Während wir an der Schwelle der Zukunft stehen und im Begriffe sind, die Wunder noch zukünftiger Zeiten zu schauen, die unsern erstaunten Blicken die größten und er- habensten Handlungen, die erstaunlichsten Umwälzungen, die außer- ordentlichsten Zerstörungen zeigen werden, sowie auch die wunder- barste Offenbarung der Macht und Majestät Jehovas in der |
28 großen Wiederherstellung seines lang zerstreuten Bundesvolkes von den vier Enden der Erde; ich sage, da diese Gegebenheiten sich unsern Blicken zeigen werden, so wollen wir uns beugen vor dem großen Schöpfer, im Namen Jesu und im Glauben um seinen Geist bitten, um unsern Mut zu stärken und unsern Geist zu er- leuchten, auf daß wir verstehen und glauben mögen alles, was geschrieben steht, wie wunderbar es auch sein mag. Aber, o lieber Leser, wer du auch bist, wenn du dich nicht vorbereitet hast, verfolgt zu werden, wenn du nicht bereit bist, deinen Namen als schlecht verwerfen zu lassen, wenn du es nicht ertragen kannst, ein Verführer, Betrüger, Toller oder Besessener zu heißen; oder wenn du durch die Meinungen der Menschen gebunden bist, gerade so viel und nicht mehr zu glauben, so wäre es besser, du hieltest inne; denn wenn du an die in der Bibel enthaltenen Dinge, die noch geschehen werden, glauben willst, so wirst du genötigt sein, an Wunder, Zeichen, Offenbarungen und an eine Entfaltung der Macht Gottes zu glauben, wie sie kein früheres Geschlecht gesehen hat; ja, du wirst glauben, daß sich die Wasser teilen werden und Israel trockenen Fußes hindurch- gehen wird, wann sie nach ihrem Lande ziehen, wie zu Mosis Zeiten; denn niemand glaubte je an die Bibel, der nicht auch an solche glorreiche Ereignisse in den letzten Tagen glaubte und die- selben erwartete. Ich wage zu sagen, daß einer der an die Bibel buchstäblich glaubt, in unsern Tagen eine Persönlichkeit sein würde, welche wenige Menschen dieser Generation mit aller ihrer gerühmten Re- ligion je gesehen haben, denn es ist ein großer Unterschied: das Buch geschlossen für wahr zu halten oder an das darin Geschriebene zu glauben. Man hält es heute in der Christenheit für eine große Schande, nicht an die Bibel zu glauben, wenn sie geschlossen ist; aber wer den Versuch macht, wird finden, daß es eine größere Schande ist, zu glauben, daß die darin enthaltenen Dinge noch geschehen werden. In der Tat, unser fester Glaube an die in der Bibel enthaltenen Dinge und deren sorgfältiges Lehren sind eine Hauptursache der Verfolgungen, die wir erleiden. Denn wenn die Prophezeiungen von dem Volke verstanden werden und in Erfüllung gehen, so werden dadurch alle religiösen Sekten in alle vier Winde geweht und das Reich Christi auf ihren Trümmern aufgerichtet werden, während die Erde von der wirklichen Er- kenntnis der Wahrheit wie das Meer mit Wasser bedeckt sein wird. |
29 Nachdem nun so viel zur Vorsicht gesagt worden ist, so wollen wir, wenn irgendeiner von meinen Lesern so kühn und unbe- kümmert um die Folgen ist, zum Wagen, mit mir in die Zukunft zu blicken, mit Jesaia, 11. Kapitel, 11., 12., 15. und 16. Vers, an- fangen: Und der Herr wird zu der Zeit zum andern Mal seine Hand ausstrecken, daß er das übrige seines Volkes erwerbe; so übriggeblieben ist von den Assyrern, Ägyptern, Pathros, Mohren- land, Elam, Sinear, Hamath und von den Inseln des Meeres. Und wird ein Panier unter den Heiden aufwerfen und zusammen- bringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten aus Juda zuhauf führen von den vier Örtern des Erdreichs. Die Kinder Ammon werden gehorsam sein. Und der Herr wird verbannen die Zunge des Meeres in Ägypten und wird seine Hand lassen gehen über das Wasser mit seinem starken Winde und die sieben Ströme schlagen, daß man mit Schuhen dadurch gehen mag. Und wird eine Bahn sein dem Übrigen seines Volks, das übergeblieben ist von den Assyrern; wie Israel geschah zu der Zeit, da sie aus Ägyptenland zogen. Hier sehen wir ein Panier für die Völker aufgerichtet; nicht nur für die Zerstreuten aus Juda, sondern auch für die Verjagten aus Israel. Von den Juden heißt es, sie sind zerstreut, weil sie unter die Völker zerstreut sind; die zehn Stämme werden Verjagte genannt, weil sie außerhalb der Kenntnis der Völker in ein beson- deres Land verstoßen sind. Der Leser wird sich jetzt erinnern, daß die zehn Stämme nicht im Lande Kanaan gewohnt haben, seitdem sie von Salmanasser (Königreich Assyrien) in die Gefangenschaft geführt wurden. Wir haben auch in dem 15. Vers die wunder- bare Macht Gottes vor unsere Augen gestellt, welche nicht nur in der Vernichtung eines kleinen Armes des Roten Meeres, der die Zunge des Ägyptischen Meeres heißt, entfaltet sein wird, sondern auch dadurch, daß sich die sieben Ströme eines Flusses teilen und die Menschen trockenen Fußes hindurch gehen werden; und damit es ja nur buchstäblich aufgefaßt werde, heißt es in dem 15. Verse: Und wird eine Bahn sein den Übrigen seines Volks, das überblieben ist von den Assyrern; wie Israel geschah zur Zeit, da sie aus Ägyptenland zogen. Wir müssen jetzt fragen, ob zu Mosis Zeiten das Meer buchstäblich geteilt wurde? oder ob es nur ein bildlicher Aus- druck war? Denn was damals geschah, soll wieder geschehen. Doch sagen uns die neueren Gottesgelehrten, daß die Tage der |
30 Wunder auf immer vorbei sind, und diejenigen, die noch jetzt an Wunder glauben, werden für Betrüger oder wenigstens für arme, unwissende Schwärmer gehalten, und das Publikum wird vor ihnen wie vor falschen Lehrern gewarnt, die, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten verführen würden. Über den Gegenstand dieser Wiederherstellung haben die Propheten so aus- führlich und wiederholt gesprochen, daß wir nur einige von den merkwürdigsten Stellen anführen können, welche beweisen werden, unter welchen besonderen Umständen und Ereignissen und wie und wodurch dieses in Erfüllung gehen wird. Im Jeremias 16,1416 heißt es: Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebet, der die Kinder Israel aus Ägyptenland geführet hat; sondern: So war der Herr lebet, der die Kinder Israel geführet hat aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, dahin er sie verstoßen hatte. Denn ich will sie wiederbringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen: und danach will ich viele Jäger aussenden, sie sollen sie fahen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen Steinritzen. So pflegte nun Israel immer, wenn es die Größe seines Gottes auszudrücken wünschte, zu sagen: So wahr der Herr lebet, der unsere Väter aus Ägyptenland geführet hat. Diese Worte erinnerten zugleich an die Macht und Wunder jenes denkwürdigen Ereignisses und an alles Große und Erhabene, so daß das Gemüt unter dem lebendigen Einflusse des Gottes Israels mit Ehrfurcht erfüllt wurde. Aber zu unserem Erstaunen wird etwas geschehen, das alle die großen Ereignisse jener Zeit in den Schatten stellen wird, und die Kinder Israel werden wissen, daß ihr Gott lebt, indem sie an die Ereignisse der letzten Zeit denken, die noch glorreicher und wunderbarer sein werden als ihr Auszug aus Ägypten (Jer. 16, 15). Sie werden ausrufen: So wahr der Herr lebet, der die Kinder Israel geführet hat aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, dahin er sie verstoßen hatte! Denn ich will sie wiederbringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben habe. Alles Große, Erhabene, Wunderbare und Erstaunliche wird mit diesem Gedanken verbunden sein; indes sie eingedenk sind, welche Offenbarungen, Enthüllungen und Wunder geschahen und welche Barmherzigkeit gezeigt wurde bei dem Eintritt jener großen Begebenheit vor den Augen aller Völker. |
31 Im Blick auf diese Ereignisse ruft Jeremias im letzten Verse dieses Kapitels aus: Darum siehe, nun will ich sie lehren und meiner Hand und Gewalt ihnen kund tun; daß sie erfahren sollen, ich heiße der Herr. Aber die Mittel, die zur Ausführung dieser großen Begeben- heit angewendet werden, bestehen nicht nur in dem Aufrichten einer Fahne, eines Paniers, auf daß wir erfahren mögen, wann die Zeit erfüllt ist, sondern auch darin, daß Fischer und Jäger aus- gesandt werden sollten, um zu fischen und zu fahen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen Steinritzen. Der Leser mag hier bedenken, daß die Menschen nicht Missionare aus- senden sollten, die nicht den Geist Gottes haben, um Israel einige hundert verschiedene Lehren und Meinungen der Menschen zu lehren und ihnen sagen, sie vermuten, die Zeit sei ungefähr für sie gekommen, sich zu versammeln. Sondern Gott würde Menschen durch wirkliche direkte Offenbarungen vom Himmel berufen und ihnen sagen, wer Israel ist; wer die Indianer Amerikas sind, ob sie von Israel herstammen, und auch, wo die zehn Stämme und alle die zerstreuten Überreste jenes lange verlorenen Volkes sind. Er würde Ihnen den Auftrag für ihre Mission geben und sie mit Kraft von oben ausrüsten, um das große Werk trotz der widrigen Elemente und der vereinigten feindlichen Mächte der Erde und Hölle auszuführen. Aber, frägst du, warum wird der Herr Männer durch wirkliche Offenbarungen beauftragen? Ich erwidere, weil er immer nur auf diese Weise Menschen aussendet. Kein Mensch, sagt der Apostel, nimmt diese Ehre selbst auf sich, außer wer von Gott berufen ist, wie Aron. Wir geben nun alle zu, daß Aron durch Offenbarung berufen war. Nun, der große Jehova anerkannte niemals und wird niemals das Priestertum oder geistliche Amt irgendeines Mannes aner- kennen, welcher nicht durch Offenbarung berufen und von Gott, wie in alten Zeiten, inspiriert ist. Aber! sagt der Leser, Sie erstaunen mich, denn alle unsere heutigen Gottesgelehrten lehren keine Offenbarungen später als die Bibel, sowie auch keine un- mittelbare göttliche Eingebung oder übernatürliche Gabe des Geistes. Verwerfen Sie sie alle und sagen Sie, daß sie keine Vollmacht haben? Ich erwidere: Nein; denn die Bibel tut es, und ich füge mich bescheiden in das, was sie beschließt, da man jene in der Schrift nur als Lehrer kennt, welche das Volk sich selbst aufge- laden hat. Das Wort aufladen bedeutet nicht einige, sondern viele. |
32 Um aber noch genauer zu beweisen, daß Gott Offenbarungen geben wird, um dieses glorreiche Werk auszuführen, so verweisen wir auf Hesekiel 20, 3338. Die Stelle lautet: So wahr ich lebe, spricht der Herr, Herr, ich will über euch herrschen mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm; und ich will euch aus den Völkern führen und aus den Ländern, dahin ihr zerstreuet seid, sammeln mit starker Hand, mit ausge- strecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm. Und will euch bringen in die Wüste der Völker und daselbst mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht. Wie ich mit euren Vätern in der Wüste bei Ägypten gerechtet habe, ebenso will ich auch mit euch rechten, spricht der Herr, Herr. Ich will euch wohl unter die Rute bringen und euch in die Bande des Bundes zwingen. Und will die Abtrünnigen und so wider mich übertreten unter euch ausfegen: ja, aus dem Lande, da ihr jetzt wohnet, will ich sie führen und in das Land Israel nicht kommen lassen; daß ihr lernen sollt, ich sei der Herr. Wie man sieht, fängt die Verheißung mit einer doppelten Versicherung an; zuerst mit einem Eide: So wahr ich lebe; zweitens mit einer Versicherung: Wahrlich, mit starker Hand usw. Und damit ihn das Volk unter keinen Umständen mißverstehen konnte, so ruft der am Ende desselben Kapitels aus: Ach, Herr, Herr, sie sagen von mir: Dieser redet eitel verdeckte Worte. Hier sehen wir, wie die Kinder Israel aus allen Völkern mit starkem, ausgestrecktem Arm geführt werden sollen (o, ihr Völker, die ihr diese Dinge bestreitet, erinnert euch des Pharao und lernet Weisheit), wir sehen sie in die Wüste der Völker ge- führt, wo der Herr mit ihnen, wie mit ihren Vätern in Ägypten, von Angesicht zu Angesicht rechten wird. Dieses Rechten von Angesicht zu Angesicht kann nie ohne eine Offenbarung oder per- sönliche Erscheinung geschehen, gerade wie in den alten Zeiten. Ich frage nun: Waren alle seine früheren Offenbarungen an Israel in der Wüste bloße Fabeln, die nicht wörtlich zu verstehen sind? Wenn wörtlich, so ist auch diese wörtlich zu verstehen, denn eine ist genau so wie die andre, keine Fabel, sondern eine glorreiche Wirk- lichkeit. Er will sie unter die Rute bringen und in die Bande des Bundes zwingen. Dies erinnert an den in der Schrift so oft verheißenen neuen Bund, der mit dem Haus Israel und mit dem Hause Juda gerade zur rechten Zeit gemacht werden soll, um sie aus ihrer langen Zerstreuung zu sammeln. Einige werden der |
33 Meinung sein, daß der neue Bund, welcher Israel sammeln sollte, zur Zeit Christi und seiner Apostel gemacht wurde. Paulus sagt uns jedoch, daß es in zukünftigen Tagen ge- schehen soll. So spricht er in seinem 11. Kapitel an die Römer: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei und also das ganze Israel selig werden, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob; und dies ist mein Testament mit ihnen, wann ich ihre Sünden werde weg- nehmen. Aus diesem ersehen wir, daß Paulus den Bund in die Zukunft hinausschob, bis zur Sammlung Israels in den letzten Tagen, wann die Fülle der Heiden eingegangen sein würde. Als- dann würde der kommen, der Israel erlöse, und nicht eher, weil er sah, daß sie das erste Kommen des Erlösers verworfen hatten. Und er selbst sagte zu den Juden: Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Denn ich sage euch: ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Dann, und erst dann sollte der Bund mit Israel erneuert werden. Und sogar als die Apostel fragten: Wirst du zu der Zeit das Reich Israel wiederherstellen? gab der Heiland die Antwort, daß es sich nicht für sie gebühre, die Zeiten zu wissen, welche der Vater in seine Macht gestellt hätte; sondern daß sie Kraft empfangen und von ihm Zeugnis geben sollten usw., welches sagen will: Dieses Werk wird nicht von euch Aposteln, sondern in der vom Herrn dazu bestimmten Zeit, von wem er will, ausgeführt werden, aber gehet ihr hin und vollbringt, was ich euch befohlen habe. Ferner sagt uns Jesaia 61, 89, indem er von diesem Bunde spricht: Und man soll ihren Samen kennen unter den Heiden und ihre Nachkommen unter den Völkern; daß, wer sie sehen wird, soll sie kennen, daß sie ein Same sind, gesegnet vom Herrn. Wir wissen nun, daß die Frage, ob die Ureinwohner Amerikas der Same Jakobs sind oder nicht, nur durch Offenbarung ent- schieden werden kann. Ferner ist es ungewiß, wo oder wer die zehn Stämme sind, aber wenn der neue Bund verwirklicht wird, wird er diese Dinge offenbaren und die Sache nicht länger im Zweifel lassen; dann werden wir ihren Samen kennen unter den Heiden und ihre Nachkommen unter den Völkern. Aber, ach! was für eine verschiedene Wirkung hat der vor neunzehnhundert Jahren gemachte Bund auf Israel gehabt; er verwarf sie wegen ihres |
34 Unglaubens und hatte zur Folge, daß alle diejenigen, welche die Israeliten seit jener Zeit gesehen haben, wissen, das sie der Same sind, den der Herr verflucht hat. Wenn der Bund in den letzten Tagen erneuert ist, wird sie der Herr in die Bande des Bundes zwingen, indem er sich ihnen selbst von Angesicht zu Angesicht offenbart. Ich frage, wie macht Gott zu irgendeiner Zeit einen Bund mit einem Volke? Die Antwort ist: Dadurch, daß er ihnen seinen Willen durch wirkliche Offenbarung mitteilt: denn ohne dies würde es unmöglich sein, zwischen zwei Teilen einen Bund zu machen. Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel, in welchem wir sehen, wie wir miteinander Bündnisse machen. Ein junger Mann wünscht zum Beispiel mit einer jungen Dame in das Bündnis der Ehe zu treten; entziehe ihm aber das Vorrecht, seinen Willen ihr zu offenbaren, schneide alle direkte Verbindung zwischen ihnen ab, und ein Bündnis könnte niemals geschlossen werden; und so verhält es sich auch mit dem Allmächtigen. Ohne Offenbarungen hat er niemals mit seinen Geschöpfen einen Bund gemacht; und wird es niemals können. Kurz, so oft der mit dem Volke einen Bund machte, so waren, wo es ein ganzes Volk betraf, das Priestertum, die Ämter, Autorität, verbunden mit den dazugehörenden Verordnungen und Segnungen, immer eingeschlossen, dasselbe wird zu dieser Zeit geschehen. Sobald der neue Bund geschlossen ist, wird das Reich Gottes mit allen seinen Ämtern, Verordnungen, Gaben und Segnungen wie vor alten Zeiten aufgerichtet; aber noch mehr soll davon gesagt werden, wenn wir das Reich Gottes besprechen. Doch, wird man fragen, weshalb soll ein Bund erneuert werden, der nie gebrochen worden ist? Wenn der Herr in den Tagen der Apostel einen Bund, einen sogenannten neuen Bund machte, warum sollte jener Bund erneuert werden, wenn er noch in voller Kraft und weder von dem einen noch von dem andern Teile gebrochen worden war? Diese Frage ist sehr wichtig; von ihrer Beantwortung hängt das Schicksal der ganzen Christenheit ab; wir müssen daher ganz besonders darauf sehen, dies auf eine ganz deutliche Weise zu entscheiden und einen leichtverständlichen Beweis zu führen. Daß zwischen Gott und dem Volke in den Tagen Christi und seiner Apostel ein neuer Bund gemacht wurde, wird niemand leugnen wollen; wenn jener Bund niemals ge- brochen worden ist, so muß er bis jetzt in Kraft sein, und folglich ist kein neuer nötig. Wir müssen daher beweisen, daß jener Bund |
35 gebrochen, vollständig gebrochen worden ist, so daß er sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden keine Gültigkeit mehr hat, weil seine Ämter, Autorität, Macht und Segnungen verloren gingen und dieselben nirgends mehr unter Menschen zu finden sind. Zu diesem Zweck müssen wir die zum Bunde gehörenden Ämter, Autorität, Macht und Segnungen untersuchen und dann sehen, ob sie den Menschen noch bekannt sind. Wir lesen, daß seine Ämter aus Aposteln und Propheten, Evangelisten, Priestern und Lehrern bestanden, die alle den Geist Gottes hatten und vom Herrn selbst zur Erbauung der Heiligen und zur Bekleidung der geistlichen Ämter in der Kirche eingesetzt waren. Und sie sollten in der Kirche bestehen, woimmer sie gegründet war, bis alle hinankommen zu einerlei Glauben und ein vollkommener Mann werden, der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi. Zweitens die Gaben des Heiligen Geistes, welche einige übernatürlich nennen, waren die Macht und die Segnungen, welche zu jenem Bunde, woimmer er unter den Juden und Heiden bestand, so lange gehörten, als der Bund in Kraft war. Ich frage jetzt die Christenheit, ihre Sekten oder ihre Parteien, ob sie Apostel, Propheten, Evangelisten, Priester und Lehrer haben, die göttliche Eingebung und alle Gaben und Segnungen des Heiligen Geistes besitzen, die zu dem Bunde des Evangeliums gehörten? Wenn nicht, so sind die Ämter und die Macht jenes Bundes verloren gegangen. Und weil jener Bund gebrochen wurde, gingen diese Dinge verloren; denn auf diese Weise verloren die Juden diese Vorrechte, als sie den Heiden übergeben wurden. Und Paulus sagte den Heiden in seinem 11. Kapitel an die Römer, wenn sie nicht in der Güte Gottes blieben, so würden sie fallen wie die Juden. Um nun weiter zu beweisen, daß der Bund des Evangeliums von den Juden, Heiden und andern Völkern so gebrochen worden ist, daß er nicht mehr seine Gültigkeit hat, führe ich folgende Stelle an, Jesaias 24, 16: Siehe, der Herr macht das Land leer und wüste und wirft um, was darinnen ist, und zerstreut seine Einwohner; und es gehet dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldner. Denn das Land wird leer und beraubt sein; denn der Herr hat solches geredet. Das Land stehet jämmerlich und verderbet, der |
36 Erdboden nimmt ab und verdirbt; die Höchsten des Volks im Lande nehmen ab. Das Land ist entheiligt von seinen Ein- wohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und lassen fahren den ewigen Bund. Darum frißt der Fluch das Land; denn sie verschulden es, die darinnen wohnen. Darum verdorren die Einwohner des Landes, also daß wenig Leute überbleiben. Aus diesen wenigen Versen ersehen wir, daß den Priestern und dem Volke, den Reichen und Armen, den Leibeigenen und Freien ein gleiches Unglück bevorsteht, so daß sie alle verdorren müssen und nur wenig Leute überbleiben; und es wird geklagt; daß das Land entheiligt ist von seinen Einwohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und lassen fahren den ewigen Bund. Dies deutet nur auf den mit dem Volke zu den Zeiten der Apostel gemachten Bund des Evangeliums und auf dessen Gebote und Gesetze; denn wie auch irgendein früherer Bund gebrochen sein mag, wurden die Bewohner der Erde nie- mals durch Feuer vernichtet, also daß nur wenige Menschen wegen eines früheren gebrochenen Bundes übrigbleiben; aber diese Zer- störung wird durch Feuer geschehen, und zwar so buchstäblich, wie die Sintflut in den Tagen Noahs kam; und sowohl die Priester wie das Volk werden durch dieselbe von der Erde vertilgt werden, weil sie den Bund des Evangeliums mit seinen Gesetzen und seinen Geboten gebrochen haben; oder wir müssen eine neue Ausgabe der Bibel bekommen, in welcher das 24. Kapitel des Jesaia ausgelassen ist. Da nun diese Frage beantwortet ist, so wird der Leser hoffentlich die Notwendigkeit eines neuen Bundes einsehen, um die wenigen zu retten, die nicht verdorren sollen. Wir wollen daher diesen Gegenstand jetzt sein lassen und wieder zu der Sammlung Israels zurückkehren und das 36. bis 39. Kapitel von Hesekiel lesen. In dem 36. Kapitel finden wir diese Verheißung: Israel soll aus allen Völkern, unter welche sie zerstreut worden sind, geholt und wieder in das Land geführt werden, welches Gott ihren Vätern gegeben hat; Jerusalem soll voll von Menschen-Herden werden und alle zerstörten Städte von Judäa sollen wieder fest gebaut stehen und besetzt werden; das Land soll wieder eingezäunt, gepflügt und besäet werden, so daß man fragen wird: Dies Land war verheert, und jetzt ist es wie der Garten Eden; ich, der Herr, sage es und tue es auch; dann sollen die Heiden erfahren, |
37 daß ich der Herr bin, der da bauet, was zerrissen ist, und pflanzet, was verheeret war. So sollen die verheerten Städte voll Menschen- Herden werden und sollen erfahren, daß ich der Herr bin. Im 37. Kapitel nach dem Gesichte von der Auferstehung der Toten fährt der Prophet fort, davon zu sprechen, daß aus den zwei Völkern ein Volk auf den Bergen von Israel werden wird, und sie sollen einen einigen König haben; und wenn dies stattfindet, sollen sie nicht mehr in zwei Königreiche zerteilt sein. Ferner wird der Herr unter ihnen wohnen, und sein Heiligtum wird unter ihnen sein ewiglich; er wird für immer ihr Gott sein, und sie werden sein Volk sein. Und die Heiden sollen erfahren, daß ich der Herr bin, der Israel heilig machet; wenn mein Heilig- tum ewiglich unter ihnen sein wird. Es ist nun eine wohl- bekannte Tatsache, daß Juda und die zehn Stämme niemals ein Volk auf den Bergen Israels gewesen sind, seit dem Tage, an welchem sie zuerst in zwei Völker geteilt wurden. Wann aber dieses stattfindet, dann sollen es sogar die Heiden wissen und überzeugt sein von dem wahren Gotte, wie es Cyrus war. Wenn nun die Missionare die Welt bekehren, ehe der Herr dieses große Werk tut, dann wird es dem Herrn die Mühe er- sparen, es nach seiner Weise zu tun, und es wird ihm auch die Mühe ersparen, die Propheten zu erfüllen, und das Wort des Herrn wird ohne Wirkung sein, und die ganze Welt wird dem Unglauben anhängen. Deshalb sagt der Herr: Meine Wege sind nicht eure Wege, und meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Das 38. und 39. Kapitel zeigt uns, wie viele Völker unter einem obersten Fürsten vereinigt sind, den der Herr nach seinem Gefallen Gog nannte; zu Pferde und alle wohl bekleidet, kommen sie auf die Berge Israels wie eine Wolke, das Land zu bedecken; ihr Zweck ist, zu rauben und Silber, Gold, Vieh und Güter in Menge zu nehmen. Dies ist ein Ereignis, welches nach der Rückkehr der Juden und dem Wiederaufbau Jerusalems geschehen soll, während die Städte des Landes Judäa ohne Mauern sind und weder Riegel noch Tore haben. Während jedoch die Feinde im Begriff sind, die Juden zu verschlingen und ihr Land zu verwüsten, siehe, so wird des Herrn Zorn in seinem Grimme heraufziehen, ein großes Zittern wird sein, daß vor seinem Angesicht zittern sollen die Fische im Meer, die Vögel unter dem Himmel, das Vieh auf dem Feld und alles, was sich reget und webet, und alle Menschen, so auf |
38 der Erde sind; und alle Mauern sollen zu Boden fallen, und eines jeglichen Schwert soll wider den andern sein, und der Herr wird regnen lassen Platzregen mit Schloßen, Feuer und Schwefel, über ihn und sein Heer und über das große Volk, das mit ihm ist. Also wird er sich dann herrlich, heilig und bekannt machen vor vielen Heiden, daß sie erfahren sollen, daß er der Herr ist; so sollen sie auf dem Felde, auf den Bergen Israels darniederliegen, sogar Gog und sein ganzes Heer, Rosse und Reiter; und die Juden werden herausgehen und sammeln die Waffen, Schilde, Tartschen, Bogen, Pfeile, Fauststangen und lange Spieße; und werden sieben Jahr lang Feuer damit machen, daß sie nicht dürfen Holz auf dem Felde holen, noch im Walde hauen, sondern von den Waffen werden sie Feuer halten; und sollen rauben, von denen sie beraubt sind; und plündern, von denen sie geplündert sind; und sie werden sammeln Gold, Silber, Kleider über die Maßen. Zu dieser Zeit wird den Vögeln unter dem Himmel und dem Vieh auf dem Felde ein großes Schlachtopfer geschlachtet werden; und sie sollen das Fette fressen, daß sie voll werden, und das Blut saufen, daß sie trunken werden. Sie sollen das Fleisch der Hauptleute, Fürsten, Starken und das von allerlei Kriegsleuten fressen. Die Juden werden jedoch während mehr als sieben Monden eine sehr ernste Pflicht zu erfüllen haben, nämlich ihre Feinde zu begraben. Sie werden einen Ort zum Begräbnis in Israel auswählen, nämlich das Tal, da man gehet am Meer gegen Morgen; also, daß die, so vorübergehen, sich da- vor scheuen werden; weil man daselbst Gog mit seiner Menge begraben hat, und soll heißen Gogs Haufental; so werden sie das Land reinigen. Und ich will meine Herrlichkeit unter die Heiden bringen; daß alle Heiden sehen sollen mein Urteil, das ich habe ergehen lassen; und meine Hand, die sich an sie gelegt habe, und also das Haus Israel erfahre, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von dem Tage und hinfürder; und die Heiden erfahren, wie das Haus Israel um seiner Missetat willen sei weggeführt und daß sie sich an mir versündigt hatten. Darum habe ich mein Angesicht vor ihnen verborgen und habe sie übergeben in die Hände ihrer Wider- sacher; daß sie allzumal durch das Schwert fallen mußten. Ich habe ihnen getan, wie ihre Sünden und Übertretungen verdient haben; und also mein Angesicht vor ihnen verborgen. Darum, so spricht der Herr: Nun will ich das Gefängnis Jakobs wenden und |
39 mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und um meinen hei- ligen Namen eifern. Sie aber werden ihre Schmach und alle ihre Sünde, damit sie sich an mir versündigt haben, tragen, wenn sie nun sicher in ihrem Lande wohnen, daß sie niemand erschrecke. Wenn ich sie wieder von den Völkern gebracht und gesammelt habe aus den Ländern ihrer Feinde und ich geheiligt werde durch sie im Angesicht vieler Nationen, dann sollen sie erfahren, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, welcher zuließ, daß sie in die Gefangenschaft der Heiden geführt wurden, aber sie auch wieder gesammelt in ihr eigenes Land und auch nicht einer von ihnen zurückgelassen wurde. Und will mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen; denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr. (Hesekiel 39: 2129.) Aus dem Vorhergehenden ersehen wir, daß die Heiden er- fahren sollen, wie das Haus Israel um seiner Sünde willen weggeführt und durch die Hand Gottes wieder versammelt wurde, nachdem es seine Schmach und alle seine Sünde getragen hatte, und das Haus Israel wird erfahren, daß es der Herr, sein Gott, war, der es in Gefangenschaft unter die Heiden wegführen ließ, daß er es war, der es wieder in sein Land versammelt und beschützt hat, daß er sein Angesicht nicht mehr verbergen, sondern seinen Geist über das Haus Israels ausgießen wird. O, du blindes, halsstarriges, hartherziges Geschlecht, da nun die Bibel unter allen Völkern ist, werden sie nun so blind sein, diese Prophezeiung zu erfüllen, und es nicht wissen, bis das Ver- derben über sie kommt. Wozu diese Blindheit? Ach, wegen der falschen Lehrer, die ihnen sagen, die Bibel müsse geistig aus- gelegt werden. Andere erklären, daß man die Prophezeiungen erst dann wird verstehen können, wenn sie ganz erfüllt sein werden. Wenn dies der Fall ist, so werden wir nie den Gerichten entgehen können, die darin vorhergesagt sind, sondern wir müssen in der Finsternis bleiben, bis sie plötzlich über uns kommen und uns von der Erde vertilgen. Wo wird dann der Trost sein, einen Rückblick zu tun und sie erfüllt zu sehen? Aber gelobet sei Gott, er hat uns durch den Mund Daniels gesagt, daß viele es begreifen und großen Verstand finden, und die Klugen werden es verstehen, aber keiner von den Gottlosen wird es verstehen. und jetzt frage ich nun, wer gottloser ist als die absichtlich gott- losen Führer der Blinden, welche uns sagen, daß wir die Schrift nicht verstehen können? |
40 Sacharja, in seinem 14. Kapitel, hat uns viel im betreff der großen Schlacht und Niederlage der Völker gesagt, die gegen Jerusalem streiten; und er hat uns mit deutlichen Worten gesagt, daß der Herr gerade zu der Zeit kommen wird, wo jenes Heer die Niederlage erleidet; ja, wirklich, während sie noch Jerusalem bestürmen und schon die eine Hälfte der Stadt genommen, ihre Häuser geplündert und ihre Weiber geschändet haben. Dann wird ihr lang erwarteter Messias plötzlich kommen und auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen, um gegen jene Völker zu streiten und die Juden zu erretten. Sacharja sagt: Der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten, vom Auf- gang bis zum Niedergang, sehr weit voneinander, daß die eine Hälfte des Berges gegen Mitternacht und die andere gegen Mittag weichen und plötzlich ein sehr großes Tal bilden wird, in welches die Juden vor ihren Feinden fliehen werden, wie sie vor dem Erdbeben flohen zur Zeit Usia, des Königs von Juda, indes der Herr kommt und alle Heiligen mit ihm. Dann werden die Juden jenen lang erwarteten Messias mit Macht zu ihrer Befreiung kommen sehen, so, wie sie ihn immer erwarteten. Er wird ihre Feinde vernichten und sie erretten zu einer Zeit, da sie in der größten Trübsal sind und sie von ihren Feinden ver- schlungen werden sollen. Wie werden sie jedoch erstaunen, wenn sie eben im Begriff sind, ihrem Erlöser zu Füßen zu fallen, um ihn als ihren Messias anzuerkennen, und die Male an seinen Händen, Füßen und Hüften sehen und ein näherer Untersuchung zugleich Jesum von Nazareth, den König der Juden, den so lange verworfenen Messias erkennen werden? Daher sagte der Prophet, sie werden trauern und weinen, eine jede Familie und alle ihre Weiber. Aber dem Himmel sei Dank, ihr Trauern wird hier ein Ende haben; denn er wird ihnen ihre Sünden vergeben und sie von allen Vergehungen reinigen. Jerusalem wird eine heilige Stadt sein von jener Zeit an; und man wird gehen im ganzen Lande wie auf einem Gefilde, von Gibea nach Nimon zu, gegen Mittag zu Jerusalem; denn sie wird erhaben und bewohnet werden an ihrem Ort, und man wird darinnen wohnen, und Jerusalem wird nicht mehr zerstöret werden; zu der Zeit wird der Herr nur einer sein und sein Name nur einer, und er wird König sein über alle Lande. (Sacharja, Kap. 1114.) Johannes gibt uns im 11. Kapitel der Offenbarung noch genauere Nachrichten von demselben Ereignisse. Er erzählt uns, |
41 daß, nachdem die Stadt und der Tempel von den Juden wieder erbaut sind, so wird die heilige Stadt von den Heiden zwei- undvierzig Monate zertreten werden, während welcher Zeit zwei Propheten beständig prophezeien und große Wunder tun werden. Und es scheint, als ob das Heer der Heiden von den beiden Propheten gehindert werde, die Stadt gänzlich zu zerstören. Aber nach einem Streite von drei Jahren und sechs Monaten gelingt es ihnen endlich, die beiden Propheten zu töten und einen großen Teil der Stadt zu verheeren; sie senden einander Geschenke wegen des Todes der beiden Propheten, und unterdessen werden sie ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen, sondern ihre Leichname werden liegen auf den Gassen der großen Stadt Jerusalem, drei Tage und einen halben; während dieser Zeit werden die Heere der Heiden, die aus vielen Völkern, Geschlechtern und Zungen bestehen, durch die Stadt der Juden ziehen und die Toten auf der Straße liegen sehen. Aber nach drei Tagen und einem halben fährt plötzlich der Geist des Lebens von Gott in sie, sie stehen auf und treten auf ihre Füße, und eine große Furcht fällt über die, welche sie sehen. Und dann werden sie eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen hören: Steiget herauf; und sie werden aufsteigen in den Himmel in einer Wolke, und ihre Feinde werden es sehen. Nachdem nun alle diese Dinge beschrieben sind, dann kommt das von Hesekiel erwähnte Zittern und das Spalten des Ölberges, von dem Sacharja spricht. Johannes sagt: Zu derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Namen der Menschen. Darauf wurden große Stimmen im Himmel laut, die Sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus worden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offenb. 11: 1315.) Nachdem nun diese großen von diesen Propheten erwähnten Ereignisse beschrieben worden, will ich nur bemerken, daß es nicht schwer ist, einzusehen, daß sie alle deutlich und in ihrer Erfüllung buchstäblich sind. Es mag genügen, dies zu sagen: Die Juden werden heimgeführt und bauen Jerusalem wieder auf. Die Völker versammeln sich zum Streit gegen sie. Ihre Heere belagern die Stadt und haben mehr oder weniger Macht über sie während drei und einem halben Jahre. Ein paar jüdische Propheten ver- hindern die Feinde durch ihre mächtigen Wunder, die Juden ganz |
42 zu überwinden, bis sie zuletzt ermordet werden und die Stadt großenteils der Willkür ihrer Feinde überlassen ist, während drei und einem halben Tage; die Propheten stehen von den Toten auf und fahren gen Himmel. Der Messias kommt, macht die Erde beben, vernichtet das Heer der Heiden, befreit die Juden, reinigt Jerusalem, verbannt alle Gottlosigkeit von der Erde, er- weckt die Heiligen von den Toten, nimmt sie mit sich und beginnt sein tausendjähriges Reich, während welcher Zeit sein Geist auf alles Fleisch ausgegossen sein wird. Menschen und Tiere, Vögel und Schlangen werden ganz unschädlich sein, und die Erde wird des Friedens, der Erkenntnis und Herrlichkeit Gottes voll sein, wie das Wasser in Tiefe des Meeres bedeckt; und das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volke des Höchsten gegeben werden. Das tausendjährige Reich. Während dieser tausend Jahre wird der Teufel gebunden sein und keine Macht über die Menschen haben. Und von der Erde wird der Fluch genommen sein, der durch den Fall kam. Alle Täler sollen erhöhet und alle Berge und Hügel erniedrigt werden; was ungleich und höckericht ist, soll geebnet, die trockene Wüste fruchtbar gemacht werden; Dornen und Disteln soll man nicht mehr finden, sondern die ganze Erde soll ihre Erzeugnisse im Überfluß den Heiligen Gottes geben. Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Heiden in den vier Orten der Erde, sie zu versammeln in einem Streit, um sie zu führen gegen das Heerlager der Heiligen. Dann wird der große und letzte Kampf zwischen Gott und Satan um die Herr- schaft der Erde stattfinden. Satan und sein Heer wird vernichtet werden. Nach diesen großen Dingen kommt das Ende der Erde, die Auferstehung der Gottlosen und das Jüngste Gericht. Und es wird eine neue Erde und ein neuer Himmel sein, denn die erste Erde und der erste Himmel werden vergangen sein, das heißt, sie werden aus dem zeitlichen Zustande in den ewigen verwandelt und zu einem passenden Wohnsitze für die Unsterblichen gemacht worden sein. Dann kommt Jerusalem von Gott aus dem Himmel herab, nachdem es ebenso neu gemacht worden ist, wie der Himmel und die Erde. Denn siehe, sagte er, ich mache alles neu. |
43 Diese neue Stadt auf die neue Erde gestellt, Gott der Herr und das Lamm in ihrer Mitte, scheint den Menschen als ewiger Wohn- sitz bestimmt zu sein, daß wir endlich, nach all unserm Sehnen, wie der Dichter sagt, für einen Ort über die Grenzen der Zeit und des Raumes zu innerm, wahren Bewußtsein und der Er- kenntnis gelangen, daß der Mensch bestimmt ist, den nämlichen Planeten, worauf er erschaffen wurde, ewig zu besitzen; welcher erlöst, geheiligt, erneut, gereinigt und zubereitet werden wird als ewiges Erbteil für die Unsterblichkeit und das ewige Leben; seine Hauptstadt wird die heilige Stadt und in ihrer Mitte der Thron Gottes als Regierungssitz sein, sie wird von einem kristallklaren Strome, das vom Strome Gottes quellende Wasser des Lebens, bewässert werden, während sie auf jeder Seite mit Bäumen von unvergänglicher Schönheit geschmückt ist. Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie ein Recht haben zu dem Baum des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt. Jetzt fangen wir an, die Worte des Heilandes zu verstehen! Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Und auch das Lied, welches Johannes im Himmel hörte: Wir werden auf Erden herrschen. Leser, wundere dich nicht; gesetzt, du würdest in den Himmel aufgenommen, um bei den Erlösten aller Völker, Geschlechter und Zungen zu sein und mit ihnen zu singen, und zu deinem Erstaunen ist der ganze Himmel voll Freude, während sie die unsterbliche Leier an- stimmen, in freudiger Erwartung des Tages, an welchem sie auf der Erde regieren werden auf einem Planeten, der jetzt unter der Herrschaft des Satans steht, ein Ort des Elends und Unglücks, von dem, wie du glaubst, dein froher Geist auf ewig geflohen ist. Du wirst vielleicht einen Augenblick erstaunt sein und dich fragen, warum habe ich denn niemals etwas davon in den Kirchen der Erde gehört? Wohlan, mein Freund, darauf würde zu antworten sein: Weil du zum jener Zeit lebtest, in welcher das Volk die Schrift nicht verstand. Abraham würde dir sagen, du hättest die Verheißung lesen sollen, die Gott ihm gab, 1. Buch Mose 17, 8, wo Gott nicht nur seinem Samen, sondern auch ihm das ganze Land Kanaan zu ewiger Besitzung anordnete. Dann hättest du auch das Zeugnis Stephani lesen sollen, Apostelgeschichte 7, 5, worin du dich über- zeugt hättest, daß Abraham nie die verheißenen Dinge bekommen hatte, sondern immer noch hoffte, von den Toten aufzuerstehen |
44 und in das Land Kanaan geführt zu werden, um es zu besitzen. Ja, sagt Hesekiel, wenn du das 37. Kapitel meiner Prophe- zeiungen gelesen hättest, so würdest du die bestimmte Verheißung gefunden haben, daß Gott die Gräber des ganzen Hauses Israel, welche schlummern, auftun, und ihre verdorrten Gebeine sammeln, und sie wieder, ein jegliches zu seinem Gebein, zusammensetzen will und ihnen Fleisch, Adern und Haut geben, und seinen Odem in sie bringen will, und sie leben sollen; und anstatt daß sie als- dann in den Himmel aufgenommen, sollen sie in das Land Kanaan geführt werden, welches der Herr ihnen gab, und sie sollen es besitzen. Aber immer noch erstaunt, könntest du dich zu Hiob wenden, und er, überrascht, jemanden anzutreffen, der mit einer so einfachen Sache ganz unbekannt ist, würde ausrufen: Lasest du nie mein 19. Kapitel, von dem 23. bis zum 27. Verse, worin es heißt: Ich wünsche, daß meine Worte in ein Buch geschrieben würden; ich weiß, daß mein Erlöser lebet; und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken, denselben werde ich mir sehen; und meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder; und werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden. Sogar David, der süße Sänger von Israel, würde dich an seinen 37. Psalm erinnern, worin er wiederholt: Die Elenden werden das Land erben auf ewig, nachdem die Bösen ausgerottet sind. Und zuletzt würdest du, um die Sache zu beendigen, die sanfte Stimme des Heilandes vernehmen, der in seiner Berg- predigt ausdrücklich sagt: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen! Darauf würdest du antworten: Allerdings habe ich diese Stellen gelesen, aber man lehrte mich immer, daß sie nicht diesen Sinn hätten, deshalb verstand ich sie bisher nicht. Laß mich dem Volke sagen, welche Wunder sich meinen Blicken gezeigt haben, seitdem ich im Himmel bin, obgleich ich nur einen kurzen Gesang gehört habe. Ich habe zwar viel von der Herrlichkeit des Himmels gehört, als ich noch auf Erden war, aber nie dachte ich daran, daß ich sie genießen und hoffen würde, wieder auf die Erde zu kommen. Der Heiland sagt: Sie haben Mose und die Pro- pheten; wenn sie ihnen nicht glauben, so werden sie auch dem nicht glauben, der von den Toten auferstehen wird. Wir wollen jetzt den Abschnitt, der von der Wiederkunft des Messias und der Ankunft des glorreichen Tages (Millennium |
45 oder tausendjähriges Reich) handelt, wieder aufnehmen. Aus den durchgenommenen Prophezeiungen entnehmen wir zuerst, daß jener glorreiche Tag mit der persönlichen Erscheinung Christi und der Auferstehung der Heiligen beginnen wird. Zweitens, daß alle Gottlosen durch Feuer und viele furchtbare Gerichte Gottes von der Erde vertilgt werden, dermaßen, daß die Erde von ihren gott- losen Einwohnern, wie einst durch die Sintflut, gereinigt werden wird. Es wird den Priestern gehen wie dem Volke, nur wenige werden übrigbleiben. Dieses Verbrennen bezieht sich weit mehr auf die gefallene Kirche, als auf die Heiden oder Juden, die sie jetzt zu bekehren suchen. Wehe euch, ihr Heiden, die ihr euch des Herrn Volk nennt, ihr habt das Gesetz Gottes durch eure Überlieferungen zunichte gemacht; denn umsonst ruft ihr Herr, Herr, da ihr nicht das tut, was Jesus befiehlt; umsonst betet ihr ihn an, da ihr anstatt seiner Lehren die Gebote der Menschen lehrt. Seht, das Schwert der Rache hängt über euch, und wenn ihr nicht Buße tut, so wird es bald auf euch fallen; und an jenem Tage wird es den Juden und Heiden erträglicher gehen wie euch. Seht, ihr schmeichelt euch, daß jener glorreiche, von den Propheten erwähnte Tag durch eure neuen Erfindungen und Geldpläne kommen wird, die nur gemacht worden sind, um die Juden und Heiden zu den verschiedenen sektierischen Prinzipien, welche unter euch existieren, zu bekehren, und nachdem hofft ihr ein nach eurem Herzen gewünschtes tausendjähriges Reich zu sehen. Die Juden und Heiden werden jedoch als ein Volk niemals nach einem andern Plane, als dem in der Bibel dargelegten, zur Wieder- herstellung Israels bekehrt werden. Und ihr selbst habt den Bund gebrochen und macht euch so schnell wie möglich zum Feuer reif. Haltet mich jedoch nicht für euren Feind, weil ich euch die Wahr- heit sage, denn Gott ist mein Zeuge, daß ich eure Seelen zu sehr liebe, als ich euch eine Wahrheit vorenthalten sollte, wie hart sie auch scheinen mag. Die Wunden eines Freundes sind besser als die Küsse eines Feindes. Was nun die Zeichen der Zeit betrifft, so entsteht oft die Frage, wann sollen diese Dinge eintreten, und welche Zeichen sollen geschehen, wann diese Dinge sich ereignen werden? Oft wurde ich gefragt, ob die Zeit nahe wäre; ich will euch daher alles sagen, damit ihr selbst wissen mögt, daß sie nahe, ja sogar schon vor der Tür ist, und euch nicht darauf zu verlassen braucht, was andere wissen. |
46 Zeichen der Wiederkunft Christi. Seht zum Beispiel den Apfelbaum und alle Bäume an: sobald sie ausschlagen, so wißt ihr selbst, daß der Sommer nahe ist; also auch, wenn ihr große Erdbeben, Kriege, Hungersnot, Pest und böse Krankheiten aller Art sehen werdet; wann die Seen aus ihren Grenzen treten und alles in Aufruhr sein wird; wann die Menschen vor Furcht und vor Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, auf Erden schmachten und verzagen werden, wann ihr Zeichen sehen werdet am Himmel und auf Erden, Blut, Feuer und Rauch; wann die Sonne verdunkelt, der Mond blutrot werden wird und die Sterne aus ihren Bahnen werden geschleudert werden wenn ihr sehen werdet, wie die Juden nach Jerusalem heimgeführt und die Heere der Völker sich gegen sie sammeln werden zum Streit dann könnt ihr vollkommen wissen, daß seine Wieder- kunft nahe ist, sogar vor der Türe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen, aber nicht ein Wort von allem, was der Herr durch den Mund aller seiner heiligen Propheten und Apostel gesprochen hat, wird unerfüllt bleiben. Wer nachsehen will, was die Propheten und selbst Jesus Christus hierüber gesagt haben, der wird sich überzeugen, daß alle die Zeichen, von denen ich gesprochen habe, deutlich als die Zeichen seiner Wiederkunft angegeben sind. Aber trotz aller dieser geschriebenen Dinge wird seine Wiederkunft, wie zu Noahs Zeiten die Sintflut, die Welt überraschen. Der Grund ist der: sie wollen die Propheten nicht verstehen. Sie wollen keine ver- nünftigen Lehren leiden; ihre Ohren haben sich von der Wahr- heit abgewandt und den Fabeln zugekehrt wegen der falschen Lehren und Vorschriften der Menschen; und was noch schlimmer ist: wann Gott Männer mit dem neuen und ewigen Bunde aussendet und ihnen Kraft verleiht, die Wahrheit zu bezeugen, so werden sie behandelt wie die Diener Gottes vor ihnen von den gefallenen Kirchen behandelt worden sind; jede Kirche wird ihren eigenen Weg gehen, und sie werden einstimmig sagen: Wir bedürfen dieser neuen Dinge nicht, der gute alte Weg ist der beste; indessen sie zu derselben Zeit aber so viele verschiedene Wege gehen, als es Sekten gibt, und sie nur einig sind, wenn sie die Fischer und Jäger, die Gott senden wird, verfolgen und gegen sie alle nur möglichen Verleumdungen aufbringen. Aber dem |
47 Himmel sei Dank, es gibt in jeder Sekte Leute, die demütig die Wahrheit suchen, die Stimme der Wahrheit erkennen und in den neuen und ewigen Bund werden gesammelt und gepflegt werden; und sie werden in die Familie Israel aufgenommen und mit ihnen versammelt werden und an demselben Bunde der Ver- heißung teilhaben. Ja, wie Jeremia im 16. Kapitel seiner Prophezeiungen sagt: Die Heiden werden zu dir kommen von der Welt Ende und sagen: Unsere Väter haben falsche und nichtige Götter gehabt, die nichts nützen können. So wie aber die Juden sein erstes Kommen übersahen, indem sie die Propheten nicht verstanden und alle ihre Hoffnungen auf sein glorreiches Kommen in den letzten Tagen setzen, um ihr Reich wieder auf- zurichten und sie an ihren Feinden zu rächen und wegen dieses Irrtums abgebrochen und zerstreut wurden so werden auch viele die Prophezeiungen hinsichtlich seines zweiten Kommens dadurch übersehen, daß sie dieselben mit dem Jüngsten Gerichte verwechseln, welches tausend Jahre später kommen wird. Aber sie werden durch diesen unglücklichen Irrtum nicht abgebrochen und zerstreut, sondern zermalmt werden. O, meine Brüder nach dem Fleische! meine Seele trauert über euch, und hätte ich eine Stimme wie eine Trompete, so würde ich rufen: Erwachet, erwachet aus eurem Schlafe, denn die Zeit ist erfüllt, euer Verderben ist nahe. Denn ich habe vom Herrn der Heerscharen gehört, daß eine Verwüstung über die ganze Erde kommen wird. Macht euch bereit, vor eurem Gott zu stehen! Erwache, o Haus Israel, erhebe dein Haupt, denn deine Erlösung ist nahe; ja, gehet, gehet von hier und ver- sammelt euch in der Heimat, nachdem ihr lange zerstreut gewesen seid; baut eure Städte auf; ja, kommt heraus aus den Völkern, von einem Ende des Himmels zum andern; aber flüchtet nicht eilig; denn der Herr wird vor euch hergehen, und der Gott Israel wird hinter euch sein. Und endlich sage ich allen Juden und Heiden: tut Buße, tut Buße, denn der große Tag des Herrn ist nahe; denn wenn ich, der ich ein Mensch bin, meine Stimme er- hebe und euch zur Buße rufe, und ihr haßt mich, was werdet ihr sagen, wann der Tag kommt, an dem die Donner ihre Stimme bis zu den Enden der Erde senden und zu den Ohren der Leben- den sprechen werden: Tut Buße und bereitet euch zu dem großen Tage des Herrn. Ja, ferner, wenn der Blitz ausgehen wird vom Osten bis zum Westen, und seine Stimme zu allen Lebenden |
48 ertönen lassen, und die Ohren aller, die hören, zittern machen wird wegen der Worte: Tut Buße, denn der große Tag des Herrn ist gekommen. Und wiederum wird der Herr seine Stimme vom Himmel ertönen lassen und sagen: hört, o ihr Völker der Erde, hört die Worte jenes Gottes, der euch schuf: O ihr Völker der Erde, wie oft habe ich euch versammeln wollen wie eine Henne ihre Küchlein unter ihren Flügeln, und ihr habt nicht ge- wollt? Wie oft habe ich euch gewarnt durch den Mund meiner Diener, durch dienende Engel, und mit meiner eigenen Stimme, durch Donner, Blitz, Stürme, große Hagelschauer, Hungersnot und böse Krankheiten aller Art, mit dem lauten Schall einer Trompete, durch Gerichte und durch die Stimme der Barmherzig- keit, in ganzen Tag lang, durch Preis und Ehre und den Reich- tum des ewigen Lebens; und habe euch zu einer ewigen Selig- keit erretten wollen, und ihr habt nicht gewollt. Siehe, der Tag ist gekommen, an denen der Kelch des Zornes meiner Ent- rüstung voll ist. ____________ Kapitel 3. Das Reich Gottes. Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes. So heißt das Gebot, das der Heiland auf Erden den Menschenkindern lehrte. Da wir jetzt im allgemeinen sowohl die erfüllten wie auch die nicht erfüllten Prophezeiungen durchgegangen haben, so wollen wir nun weitergehen, dieses Gebot erfüllen und das Reich Gottes suchen. Doch möchte ich vorher dem Leser noch einmal raten, mich bei diesen Nachforschungen zu begleiten, wenn er nicht bereit ist, für die Wahrheit alles zu opfern, sogar seinen guten Namen, ja nötigenfalls sein Leben; denn sollte er einmal eine Einsicht von dem Reiche Gottes bekommen, so wird er ein solches Entzücken empfinden, daß er nicht eher zufrieden sein wird, als bis er ein Bürger desselben ist. Doch wird es von einem jeden, jetzt auf der Erde existierenden Religionssysteme so verschieden sein, daß er sich wundert, wie eine bibellesende Person die Gebilde der Menschen für das Reich Gottes halten konnte. Es gibt ge- wisse Kräfte, Vorrechte und Segnungen in dem Reiche Gottes, |
49 die man in keinem andern Reiche findet und die kein anderes Volk hat. Dadurch unterschied es sich von allen andern Reichen und Systemen, so daß der forschende Geist, der nach dem Reiche Gottes trachtet und einmal mit seinen Merkmalen bekannt ist, sich niemals irren, sondern immer wissen kann, wenn er es ge- funden hat. Ehe wir jedoch unsere Nachforschungen fortsetzen, wollen wir uns über die Bedeutung des Ausdruckes Reich Gottes oder über den Sinn, in dem wir es brauchen, ver- ständigen; denn einige beziehen diesen Ausdruck auf die Herrlich- keit im Himmel und andere auf die persönlichen Genüsse ihrer eigenen Seelen, indes andere ihn auf seine auf Erden eingesetzte Regierung beziehen. Wenn wir nun vom Reiche Gottes sprechen, so wünschen wir dem Leser zu erklären, daß wir damit die auf Erden eingesetzte Regierung Gottes meinen. Leser, wir betreten jetzt ein weites Feld, um ein Königreich zu suchen. Doch halt, wir wollen fragen: Was ist ein Königreich? Darauf antworte ich: Zur Bildung eines Königreiches im Himmel oder auf Erden gehören vier Dinge, nämlich:
nung und regelmäßigen Vollmacht vorhanden sind, besteht ein Reich oder ein Staat; wo aber eins von diesen fehlt, da löst sich das Reich auf; es besteht also nicht mehr, bis es wieder auf dieselbe Weise ge- bildet wird. In dieser Beziehung ist das Reich Gottes wie alle übrigen Reiche; überall, wo wir finden, daß die Beamten von dem Herrn Jesu gehörige Vollmacht und Eigenschaften erhalten haben und daß seine Gebote und Gesetze rein, unverfälscht von den Vorschriften und Verordnungen der Menschen sind, da besteht das Reich Gottes, da ist seine Macht offenbar und seine Seg- nungen werden genossen wie vorzeiten. Das Reich Christi in der Mitte der Zeiten. Die erste Ankündung der Geburt Christi wurde dem Zacharias von einem Engel gegeben, der ihm einen Sohn verhieß, welcher dem König vorangehen werde, um seinen Weg zu bereiten. |
50 Die nächste Offenbarung wurde Maria und endlich Joseph von einem heiligen Engel gemacht, der die Geburt des Messias ver- hieß, während zu gleicher Zeit der Heilige Geist dem Simon im Tempel offenbarte, daß er nicht dem eher sterben werde, ist der den Heiland gesehen habe. Alle diese, zusammen mit den Hirten und den weisen Männern aus dem Morgenlande, jauchzten über die unaussprechliche Freude und Herrlichkeit, während die Welt die Ursache ihrer Freude nicht kannte. Darauf schien alles in stummer Erwartung zu bleiben, bis Johannes, jetzt ein erwachsener Mann, mit einer seltsamen und neuen Botschaft aus der Wüste eilte und rief: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Er taufte zur Buße und sagte zu ihnen deutlich, daß ihr König schon unter ihnen und im Begriffe wäre, sein Reich zu errichten. Und während er noch taufte und predigte, kam der Messias und wurde getauft und mit dem Geiste Gottes gesiegelt, welcher auf ihm ruhte in der Gestalt einer Taube; und bald darauf brachte er dieselbe Botschaft wie Johannes und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Darauf wählte er zwölf Jünger und sandte sie aus in alle Städte des jüdischen Landes mit derselben Botschaft: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen; und nach ihnen sandte er siebenzig, und darauf noch siebenzig, mit derselben Botschaft, um alle gehörig zu warnen und für das Königreich vorzubereiten, welches bald unter ihnen errichtet werden sollte. Als aber diese Dinge die gewünschte Wirkung hervorgebracht hatten, indem sie in allen, besonders in den Herzen seiner Jünger, große Hoffnungen hervorriefen, die täglich durch die Krönung dieser glorreichen Person über ihre Verfolger zu triumphieren erwarteten, indes sie selbst für alle ihre Mühe und Opfer um seinetwegen dadurch belohnt zu werden hofften, zu irgendeiner, seiner Person nahestehenden Würde erhoben zu werden, wie groß muß ihre Täuschung gewesen sein, als sie sahen, daß ihr König überantwortet und gekreuzigt wurde, nachdem ihn Juden und Heiden verspottet, verhöhnt, verlacht und zuletzt über ihn triumphiert hatten? Sie würden für ihn gern in der Schlacht gestorben sein, um ihn auf den Thron zu bringen; aber so gutwillig ohne Kampf zu unterliegen, alle ihrer Erwartungen aufzugeben und von der höchsten Begeisterung bis zur tiefsten Erniedrigung und Verzweif- lung zu sinken, war mehr, als sie ertragen konnten. Voller Kum- |
51 mer zog sich ein jeder zu seinem Netze oder zu andern Beschäf- tigungen zurück, in der Meinung, alles sei verloren; wahrschein- lich hegten sie Gedanken wie diese: Ist dies das Resultat unserer ganzen Arbeit? Haben wir deshalb alle unserer weltlichen Ge- schäfte, unsere Freunde, unsere Häuser und Länder aufgegeben, Verfolgungen, Hunger, Mühsale und Schande erlitten? und wir hofften mit Zuversicht, er würde Israel befreien; aber ach, sie haben ihn getötet, und alles ist vorbei. Drei Jahre lang haben wir das ganze jüdische Land voller Erwartung gemacht, indem wir ihnen sagten, das Himmelreich sei nahe herbeigekom- men, nun aber ist unser König tot; wie sollen wir dem Volke in das Gesicht sehen? Unter diesen Betrachtungen ging jeder seines Weges, alles wurde wieder still und man hörte nicht mehr die Stimme im jüdischen Lande rufen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Jesus schlief in den Armen des Todes; ein großer Stein mit dem Siegel des Staates sicherte sein Grab, während die römische Schildwache im wachsamen Schweigen darauf sah, daß alles wohl verwahrt bliebe. Plötzlich kam aus den Regionen der Herrlichkeit ein mächtiger Engel herab, bei dessen Erscheinen die Soldaten wie tot zurückfuhren, während er den Stein von der Öffnung des Grabes wälzte. Der Sohn Gottes erwachte aus seinem Schlafe, zerbrach die Fesseln des Todes und erschien bald darauf Maria, die er zu seinen Jüngern sandte mit der frohen Nachricht seiner Auferstehung, und einen Ort bestimmte, wo er sie sehen werde. Nach seiner Erscheinung verwandelte sich ihr ganzer Kummer in Freude, und alle ihre früheren Hoffnungen lebten wieder auf. Sie brauchten nicht mehr länger zu rufen: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen, sondern sie mußten zu Jerusalem ver- weilen, bis das Reich errichtet war; und sie bereiteten sich vor, die Türe des Reiches zu öffnen und Fremde als gesetzliche Bürger aufzunehmen, indem sie in gewissen Gesetzen und Verordnungen amtierten, welche die unveränderlichen Gesetze waren, unter denen die Aufnahme stattfand und ohne die niemand Bürger werden konnte. Nachdem er aufgefahren zur Höhe und mit aller Macht des Himmels und der Erde gekrönt worden, kommt er wieder zu seinen Jüngern und gibt ihnen ihre Vollmacht, indem er ihnen sagt: Gehet den in alle Welt und prediget das Evangelium jeder Kreatur: |
52 Wer da glaubt und getaufet wird, der wird selig werden. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. (Mark. 16, 1518.) Ich wünsche nun, daß der Leser über diesen Auftrag nicht eher weggeht, als bis er ihn verstanden hat, weil, wenn einmal verstanden, er sich nicht mehr im Reiche Gottes irren, sondern sogleich jene Merkmale entdecken kann, welche es immer von allen andern Reichen oder religiösen Systemen auf Erden unter- scheiden sollten; und damit wir nicht mißverstanden werden, so wollen wir ihn erläutern und jeden Teil sorgfältig in seinem passenden Lichte betrachten; erstens: Sie sollten das Evangelium oder, mit andern Worten, die frohe Botschaft eines gekreuzigten und auferstandenen Heilandes in aller Welt predigen; zweitens: Wer da glaubte und getauft würde, sollte selig werden; drittens: Wer ihren Worten nicht glaubte, würde verdammt werden; viertens: Folgende Zeichen sollten den Gläubigen folgen, erstens würden sie Teufel austreiben; zweitens mit neuen Zungen reden; drittens Schlangen vertreiben; viertens, so sie etwas Tödliches tränken, würde es ihnen nicht schaden; fünftens, auf die Kranken sollten sie die Hände legen und es würde besser mit ihnen werden. Es ist nun eine absichtliche Blindheit oder Unwissenheit in der Sprache, die immer hier jenes Mißverständnis verursacht hat. Denn einige sagen uns, daß jene Zeichen nur den Aposteln oder den zu ihrer Zeit lebenden Gläubigen folgen sollten. Doch Christus stellt das Predigen, den Glauben, die Seligkeit und die Zeichen, die folgen sollten, alles auf einen gleichen Fuß; wo das eine beschränkt war, muß es auch das andere sein; wo das eine auf- hörte, hörte auch das andere auf. Wenn die Sprache diese Zeichen auf die Apostel beschränkt, so beschränkt sie auch Glauben und Seligkeit auf sie. Wenn allen andern diese Zeichen nicht folgen würden, so würden auch alle andern weder glauben noch selig werden. Wenn ferner die Sprache diese Zeichen auf die ersten Zeiten des Christentums beschränkt, alsdann beschränkt sie auch die Seligkeit auf die ersten Zeiten des Christentums; denn das eine wird ebensosehr beschränkt wie das andere; und wo das eine in Kraft ist, ist es das andere auch; und wo das eine aufhört, |
53 muß es das andere auch. Ebensogut könnten wir sagen: das Predigen des Evangeliums ist nicht mehr länger nötig; auch brauchen wir weder Glauben noch Seligkeit; dies wurde nur zuerst gegeben, um das Evangelium einzusetzen; das heißt, die Zeichen sind länger nicht mehr nötig, sie wurden nur zuerst gegeben, um das Evangelium einzusetzen. Aber, sagt der erstaunte Leser, haben nicht diese Zeichen unter den Menschen aufgehört? Ich erwidere: Beweise mir, daß sie aufgehört haben, und es wird ein Beweis sein, daß das Evangelium nicht mehr gepredigt wird, und daß die Menschen nicht mehr glauben und selig werden, und daß die Welt ohne das Reich Gottes ist; oder es wird dadurch bewiesen, daß Jesus Christus ein Betrüger war und seine Verheißungen nicht erfüllt wurden. Nachdem wir nun diesen Auftrag erläutert und verstanden haben, wollen wir die Organisation des Reiches Gottes in den Tagen der Apostel weiter verfolgen. Nachdem ihnen der Heiland ihre Vollmacht gegeben, befiehlt er ihnen zu warten und nicht eher auf Missionen zu gehen, als bis sie von oben die Kraft dazu erhalten haben werden. Warum jedoch dieses Warten? Weil kein Mensch jemals geeignet war oder jemals sein wird, jenes Evan- gelium zu predigen, wenn er nicht den Heiligen Geist empfangen hat; und dieser Heilige Geist ist sehr verschieden von dem, den die Menschen jetzt haben, die ohne göttliche Eingebung sind; denn der Heilige Geist, von dem Jesus sprach, sollte zu aller Wahrheit führen, auch alles das erinnern, was er ihnen gesagt hatte, und ihnen die zukünftigen Dinge zeigen abgesehen davon, daß er sie befähigen würde, alle Sprachen der Erde zu sprechen. Es hat also jeder Prediger den Heiligen Geist sehr nötig; erstens, um zu aller Wahrheit zu kommen, damit er wisse, was zu lehren; zweitens, um sein Gedächtnis zu stärken, damit er nicht vergesse, die Dinge zu lehren, die ihm befohlen waren; und drittens muß er die zukünftigen Dinge wissen, um seine Zuhörer vor der nahenden Gefahr zu warnen, und dieses würde ihn als Prophet erweisen. Aus diesem wird der Leser ersehen, welche Sorge Jesus trug, daß niemand predigen sollte, ohne den Heiligen Geist empfangen zu haben. Er wird auch sehen, wie verschieden der Geist der Wahr- heit von den Geistern ist, die jetzt auf Erden sind und die Welt unter dem Namen des Heiligen Geistes verführen. Wenn die jetzigen Kirchen den Heiligen Geist haben, warum können sie dann nicht die Wahrheit verstehen? |
54 Warum gehen sie so verschiedene Wege und haben so viele voneinander abweichende Lehren? Warum brauchen Sie ganze Bibliotheken von Predigten Traktaten, Streitschriften, Beweisen und Mei- nungen, die alle von der Weisheit der Menschen geschrieben sind, und die nicht einmal beanspruchen, göttliche Eingebung zu haben? Deshalb klagt der Herr und spricht: Ihre Furcht vor mir wird ihnen von den Vor- schriften der Menschen gelehrt. Aber, um wieder zurückzukommen, die Apostel verweilten in Jerusalem, bis sie die Kraft empfangen hatten, und dann fingen sie an, das Evangelium zu verkünden. Nun haben wir verschiedenes in betreff eines Königreiches entdeckt; erstens: Wir haben einen König gefunden, gekrönt zur rechten Hand Gottes, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist; zweitens: Beauftragte, gesetzmäßig ernannte Beamte, und die Regierungsangelegenheiten zu leiten; drittens: Die Ge- setze, nach welchen sie regiert werden sollten. Dies war alles, was Jesus seinen Jüngern befohlen hatte, den Menschen zu lehren. Und wenn wir nun gefunden haben, wie die Menschen Bürger jenes Königreichs wurden, ich meine nach den Vorschriften der Aufnahme, dann haben wir das Reich Gottes in jener Zeit gefunden, und wir werden sehr unzufrieden sein mit allem in unserer Zeit, was das Reich Gottes zu sein vorgibt, das aber nicht nach diesem Vorbilde ist. Wie wird man Bürger des Reiches Gottes? Zufällig gab es in jenem Reiche keine geborenen Untertanen, denn sowohl Juden als auch Heiden waren in Sünden und Un- glauben; und niemand konnte Bürger werden, ohne dem Gesetze der Aufnahme nachgekommen zu sein, und alle, die an den Namen des Königs glaubten, hatten die Macht, aufgenommen zu werden; es gab jedoch nur eine unveränderliche Vorschrift oder nur einen Plan, nach welchem sie aufgenommen wurden, und alle, die das Bürgerrecht auf irgendeine andere Weise erlangen wollten, wurden für Diebe und Räuber gehalten und konnte niemals das Siegel der Aufnahme erhalten. Diese Vorschrift war auch in der Leere, die der Heiland im Nikodemus gab: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser (das heißt getauft werde |
55 in dem Wasser) und Geiste (das heißt getauft werde mit dem Geiste), so kann er nicht in das Reich kommen. Petrus er- hielt die Schlüssel des Himmelreichs; daher war es seine Pflicht, das Reich den Juden und auch den Heiden zu öffnen. Wir wollen deshalb sorgfältig untersuchen, auf welche Weise er die Juden am Pfingstfeste in das Reich aufnahm. Als nun die Menge am Pfingstfeste zusammenkam, da trat Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und sprach mit ihnen über die Schrift, gab Zeugnis von Jesu Christo, seine Auf- erstehung und Himmelfahrt, so daß viele von der Wahrheit über- zeugt wurden und fragten, was sie tun sollten. Diese waren nicht Christen, sondern es waren Leute, die in jenem Augenblick die Überzeugung erlangt hatten, daß Jesus der Christus war; und weil sie von dieser Tatsache überzeugt waren, so fragten sie: Was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist die Verheißung, und aller, die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen wird. (Apost. 2:3839.) Lieber Leser, verstehst du diese Botschaft? Wenn es der Fall ist, so wirst du sehen, daß dieses Evangelium in unserer Zeit gewöhnlich nicht gepredigt wird. Wir wollen es daher Wort für Wort durchgehen und untersuchen. Wie du weißt, glaubten sie schon, und das nächste für sie war, Buße zu tun; zuerst: Glauben; zweitens: Buße; drittens: Taufe; viertens: Vergebung der Sün- den; und fünftens: der Heilige Geist. So war die Ordnung des Evangeliums. Der Glaube gab die Macht, Kinder oder Bürger zu werden; Buße und Taufe in seinem Namen war der Gehorsam, durch den sie aufgenommen wurden; der Heilige Geist der Ver- heißung war das Siegel ihrer Aufnahme, und sie empfingen ihn gewiß, wenn sie gehorchten? Nun, Leser, wo hörst du dies heut- zutage predigen? Wer lehrt, daß die, welche glauben und Buße tun, getauft werden sollen und keine andern? Vielleicht wird der Leser sagen, die Baptisten lehren es; fordern Sie jedoch die Menschen auf, sich taufen zu lassen, sobald als sie glauben und Buße tun? Und noch mehr, versprechen sie die Vergebung der Sünden mit der Gabe des Heiligen Geistes? Bedenke nun, welche Wirkung der Heilige Geist auf Leute hat, die ihn empfangen. Er wird sie zu aller Wahrheit führen, das Gedächtnis stärken und ihnen zu- |
56 künftige Dinge zeigen. Und Joel hat gesagt, daß sie durch den Heiligen Geist Träume und Gesichte haben und prophezeien werden. O, lieber Leser, wo findest du, daß dieses Evangelium unter den Menschen gepredigt wird? Würden die Menschen wochenlang trauern, ohne die Vergebung der Sünden oder den Trost des Heiligen Geistes, wenn Petrus unter uns wäre und uns genau sagte, wie wir solche Segnungen bekommen könnten? Was würdest du sagen, wenn auf freiem Felde eine Ver- sammlung von dreitausend Menschen stattfände, die deshalb zusam- menkamen, um für sich beten zu lassen, und einer von den Geist- lichen (wie Petrus) ihnen allen befehlen würde, Buße zu tun und sich taufen zu lassen zur Vergebung der Sünden, indem er den Ge- horsamen die Vergebung der Sünden und die Gaben des Heiligen Geistes verhieß, und sie durch denselben Träume haben und pro- phezeien würden; und dann mit seinen Brüdern desselben Amtes aufstehen und zu derselben Stunde anfangen würden zu taufen und so fortfahren, bis sie alle getauft wären; und der Heilige Geist auf sie kommen und sie anfangen würden, Gesichte zu sehen, mit andern Zungen zu reden und zu prophezeien? Würde nicht weit und breit die Nachricht verbreitet werden, daß eine neue Lehre ge- kommen sein, ganz verschieden von allem, was jetzt unter den Menschen besteht? O ja, sagt der Leser, dies würde sicherlich für uns etwas ganz Neues und Unbekanntes sein. Wohlan, so unbekannt es auch zu sein scheint, es ist das Evangelium, welches Petrus am Pfingst- feste predigte; und es heißt auch: Wenn wir oder ein Engel vom Himmel ein anderes Evangelium predigen, dies seien verflucht. Der Leser braucht sich jetzt nicht länger zu wundern, wenn er sieht, daß diese Zeichen denen nicht folgen, die an ein anderes Evangelium oder an eine andere Lehre glauben, als die von den Aposteln gepredigte. Wir wollen jedoch zum Reiche Gottes zurückkehren, das in den Tagen der Apostel gegründet wurde. Wir finden, daß drei- tausend Personen am ersten Tage, an welchem die Türe geöffnet wurde, in das Reich aufgenommen wurden. Diese, nebst den vielen, welche später hinzukamen, wurden die Untertanen dieses Reiches, welches, da es vollkommen organisiert war, dem Herrn ein heiliger Tempel wurde. So haben wir den Schutt der sektierischen Überlieferungen und des Aberglaubens, der sich um uns auf- häufte, weggeräumt; und da wir sorgfältig gesucht, so haben wir zuletzt das Reich Gottes gefunden, so wie es mit seiner ersten Gründung in den Tagen der Apostel bestand; und wir haben |
57 gesehen, daß es sich sehr von allen andern neuern Religions- systemen, sowohl in seinen Ämtern, Verordnungen, in seiner Macht, als auch in seinen Vorrechten unterscheidet, so daß niemand das eine mit dem andern verwechseln kann. Nachdem wir diese Entdeckung gemacht haben, so wollen wir weiter das Wachstum jenes Königreichs unter den Juden und Heiden untersuchen und sehen, welches seine Früchte, Gaben und Segnungen waren, die seine Bürger genossen. Bald nach der Gründung des Reiches Gottes zu Jerusalem kam Philippus nach Samarien und predigte das Evangelium; und als sie Philippus glaubten, so wurden sowohl Männer als auch Frauen getauft und hatten große Freude. Und nachher kamen Petrus und Johannes von Jerusalem, beteten, legten ihre Hände auf sie, und sie emp- fingen den Heiligen Geist. Merkt wohl, zuerst glaubten sie und dann wurden sie getauft, indem sie große Freude empfanden und doch noch nicht den Heiligen Geist empfangen hatten. Aber dieser wurden später durch das Auflegen der Hände und durch Gebet im Namen Jesu gegeben. O, wie verschieden ist dies von den Systemen der Menschen! Denket daran, was dem Paulus auf seiner Reise nach Damas- kus geschah: Der Herr Jesus erschien ihm auf dem Wege, jedoch anstatt ihm zu sagen, seinen Sünden wären vergeben, und den Heiligen Geist auf ihn auszugießen, sandte er ihn nach Damaskus mit den Worten, daß er dort erfahren würde, was er tun sollte. Und als er nach Damaskus kam, befahl ihm Ananias, nicht zu verweilen, sondern den Namen des Herrn anzurufen, sich auf- zumachen und taufen zu lassen; dann stand er auf und wurde getauft und mit dem Heiligen Geist erfüllt und predigte so- gleich, daß Jesus der Christus sei. Wiederum sieh, wie Petrus zu Kornelius ging, einem Heiden von großer Frömmigkeit, dessen Gebete erhört und dessen Almosen gedacht wurden, und dem sogar Engel gedient hatten; doch mit seiner Frömmigkeit und dem Heiligen Geiste, der auf ihn und seine Freunde ausgegossen war, ehe er getauft wurde, mußten sie doch getauft werden, oder sie konnten nicht selig werden. Warum? Weil der Herr den Aposteln befohlen hatte, aller Kreatur zu pre- digen, und jede Kreatur, die nicht glauben und sich taufen lassen wollte, sollte ohne Ausnahme verdammt werden. Denke an die Worte, die der Engel zu Kornelius sprach: Er (Petrus) wird dir Worte sagen, durch welche du und dein ganzes Haus selig |
58 werden wirst. Nun entsteht die Frage, konnte Kornelius selig werden, ohne den Worten Petri zu gehorchen? Wenn dies der Fall ist, dann war der Auftrag des Engels umsonst. Wenn nun ein Prediger einen Menschen finden sollte, der ebenso gut wäre wie Kornelius, so würde er vielleicht zu ihm sagen: Gehe vorwärts, Bruder, du kannst selig werden, du hast Religion geübt, du kannst dich ja taufen lassen, um dein gutes Ge- wissen zu befriedigen, wenn du es für deine Pflicht hältst; oder, wenn es nicht der Fall ist, so hat es auch nichts zu bedeuten, ein neues Herz ist alles, was wirklich für die Seligkeit notwendig ist. Das heißt, die Gebote Jesu sind nicht durchaus nötig zur Selig- keit; es kann ihn jemand anrufen, Herr, Herr und ebensogut selig werden, als wenn er seine Gebote hielte. O, nichtige und törichte Lehre! O, ihr Menschenkinder, wie habt ihr das Evangelium verkehrt! Vergebens ruft ihr ihn an mit Herr, Herr, und gehorchet nicht seinen Geboten. Weiter erinnern wir an den Kerkermeister und alle, die bei ihm waren, welche zu derselben Stunde, in welcher sie glaubten, getauft wurden und nicht erst den andern Tag abwarteten. Auch an Lydia und alle, die mit ihr waren, die das Gebot der ersten Predigt befolgten, die sie über diesen Gegenstand hörten. Auch an Philippus und an den Kämmerer, die den Wagen bei dem ersten Wasser halten ließen, zu dem sie kamen, um sich taufen zu lassen, obgleich er vor wenigen Minuten zum ersten Male von Jesu gehört hatte. Ich entnehme nun aus allen diesen Beispielen alter Zeiten und aus den darin enthaltenen Lehren, daß die Taufe das erste Gebot war, durch welches alle, welche glaubten und Buße taten, in die Kirche oder das Reich Gottes aufgenommen wurden, so daß sie ein Recht hatten, Vergebung der Sünden und die Seg- nungen des Heiligen Geistes zu erhalten; es war in der Tat das Gebot, durch welches sie Söhne und Töchter wurden; und weil sie Kinder waren, goß der Herr den Geist seines Sohnes in ihre Herzen, rufend Abba, Vater. Zwar goß der Herr den Heiligen Geist auf Kornelius und seine Freunde, ehe sie getauft wurden; jedoch schien es nötig, um die gläubigen Juden zu überzeugen, daß die Heiden auch an dieser Seligkeit teilhatten. Und ich glaube, daß dies das einzige Beispiel in der ganzen Urkunde ist, wo das Volk den Heiligen Geist empfing, ohne den Gesetzen der Aufnahme zu gehorchen. Doch höre! Wenn auch jemand den Gesetzen der Aufnahme gehorcht, so wird er doch nicht ein Erbe |
59 des Königreiches oder ein Bürger werden, der Ansprüche auf die Segnungen und Gaben des Geistes hat, insofern diese Gesetze und Gebote nicht von einem vollzogen werden, der die gehörige Vollmacht und den Auftrag von dem Könige hatte, und die Voll- macht, die einer Person gegeben war, konnte niemals eine andere bevollmächtigen, an seiner Statt zu handeln. Dies ist einer der wichtigsten Punkte, der wohl verstanden werden muß, da er für jeden Prediger der Christenheit ein Prüfstein ist und die Voll- macht jeder auf Erden existierenden und gewesenen Kirche, seitdem göttliche Verbindung aufhörte, in Frage stellt. Vollmacht zum Amt. Um diesen Gegenstand deutlich zu machen, wollen wir die Verfassung irdischer Regierungen in bezug auf die Vollmacht und Gesetze der Aufnahme untersuchen. Wir wollen z. B. sagen, der Präsident der Vereinigten Staaten gibt A. B. einen Auftrag versieht ihn mit gehöriger Vollmacht, ein gewisses Amt in der Regierung zu bekleiden. Während seiner Amtszeit kommen zwei Herren aus Europa, um in diesem Lande sich ansässig zu machen, und da sie Fremde sind und den Wunsch hegen, Bürger zu werden, begeben Sie sich zu A. B., der ihnen in gehöriger Form den Bürgereid abnimmt und denselben bescheinigt. Dadurch wer- den sie gesetzmäßige Bürger und haben ganz gleiche Rechte mit in geborenen Bürgern oder Untertanen. Darauf stirbt A. B., und C. D., der seine Papiere durchsucht, findet zufällig die Voll- macht des A. B. und wendet dieselbe zu seinem Besten an, indem er die leere Stelle einnimmt; unterdessen kommen zwei Fremde, die Bürger werden wollen, und da sie von Leuten, die die Re- gierungs-Angelegenheiten nicht kennen, gehört haben, daß C. D. in den Gesetzen der Aufnahme amtieren könne, schwören sie ihm den Eid, ohne erst seine Vollmacht zu prüfen; C. D. bescheinigt ihr Bürgerrecht, und sie glauben, nun ebenso gesetzmäßig wie die andern aufgenommen zu sein und alle Vorrechte der Bürger ge- nießen zu können. Doch allmählich wird ihr Bürgerrecht angefoch- ten, und sie zeigen die Bescheinigung des C. D. Der Präsident fragt: Wer ist C. D.? Ich gab ihm niemals den Auftrag, irgend- ein Amt zu bekleiden, ich kenne ihn nicht und Sie gehören nicht zum Staate und sind Fremde, bis Sie zu einem gesetzmäßig ernannten Nachfolger des A. B. oder zu irgendeinem andern mit gleicher |
60 Vollmacht versehenen Beamten gehen, der die Autorität vom Prä- sidenten hat, und zwar unmittelbar auf seinen eigenen Namen. Mittlerweile wird C. D. verhaftet und nach den Gesetzen bestraft, weil er Betrug verübt und sich unrechtmäßig ein Amt angemaßt hat, das ihm niemals übertragen worden war. Genau so verhält es sich mit dem Reiche Gottes. Der Herr bevollmächtigte die Apostel und andere durch unmittelbare Offen- barungen und durch den Geist der Prophezeiung, zu predigen und zu taufen, und seine Kirche und sein Reich aufzubauen; doch nach einer Weile starben sie und eine lange Zeit verging, und die Männer, die ihre Berufung durchlasen, worin zu den elf Aposteln gesagt wird: Gehet in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur, haben in ihrer Vermessenheit diese Worte als ihre Autorität betrachtet, und ohne irgendeine andere Vollmacht sind sie aufgetreten, um das Evangelium zu predigen, zu taufen und die Kirche und das Reich Gottes aufzubauen; doch die, welche sich so taufen lassen, empfangen niemals dieselben Segnungen und Gaben, die einen Heiligen oder Bürger des Königreiches zu den Zeiten der Apostel auszeichneten. Warum? Weil sie noch Fremde sind, denn die den Aposteln gegebene Autorität bevoll- mächtigte keine andere Persönlichkeit, in ihrer Stelle zu amtieren. Dieses ist ein Vorrecht, das sich der Herr allein vorbehält. Nie- mand hat ein Recht, dieses Amt zu übernehmen, es sei denn, daß er durch Offenbarung dazu berufen, befähigt und durch den Heiligen Geist inspiriert sei, seinem Berufe vorzustehen. Andersgläubige Prediger und Pastoren ohne Vollmacht. Doch erstaunt fragt der Leser: Wie! ist keiner von allen den jetzigen Predigern zum Amte berufen und gesetzmäßig beauf- tragt? Wohlan, lieber Leser, ich werde dir sagen, wie du dies aus ihrem eigenen Munde erfahren kannst, und das wird weit besser sein als eine Antwort von mir; erkundige dich bei den Geistlichen, ob Gott seit der Vollendung des Neuen Testaments direkte Offenbarung gegeben hat, frage sie, ob die Gabe der Prophezeiung mit den früheren Zeiten der Kirche aufhörte, kurz, ob Offenbarungen, Propheten, dienende Engel usw. noch jetzt nötig oder zu erwarten seien, oder ob sie glauben, diese Dinge seinen von der Erde verschwunden, um nie wieder hergestellt zu werden. Du wirst die Antwort erhalten, daß die Bibel genug |
61 enthält und daß, seitdem die Heilige Schrift vollendet ist, Offen- barungen, der Geist der Prophezeiungen und dienende Engel aufgehört haben, weil sie nicht mehr notwendig sind. Kurz, sie werden jeden für einen Betrüger erklären, der so etwas be- hauptet. Und wann du diese Antwort erhalten hast, so frage sie, wie sie selbst berufen und beauftragt wurden, das Evangelium zu predigen, und sie werden nicht imstande sein, dir zu antworten, und zuletzt erwidern, daß die Bibel sie durch die Worte: Gehet hin in alle Welt usw., beauftrage. Du siehst, daß alle, welche nicht direkte Offenbarung vom König des Himmels empfingen, sei es durch Engel, der Stimme Gottes, den Geist der Prophezeiung, mit angemaßter Vollmacht amtieren, die einst von verstorbenen Männern entwendet und ermächtigt wurde; darum wird der König sagen: Petrus kenne ich und Paulus kenne ich, ich beauf- tragte sie, wer aber seid ihr? Ich kenne euch nicht, ich redete nie in meinem Leben zu euch; in Wirklichkeit habt ihr meine Stimme in euren Tagen verleugnet. Daher habt ihr nie im Glauben nach Offenbarung getrachtet und ich gab sie euch nicht, und wenn ich zu den andern sprach, so verspottetet ihr sie und nanntet sie Betrüger und verfolgtet sie, weil sie Dinge bezeugten, die ich zu ihnen geredet hatte. Deshalb gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht ge- speiset. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beher- bergt. Ich bin nackend gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besuchet. Ach, Herr, wann haben wir nicht diese Dinge getan? Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten (indem ihr sie für Betrüger hieltet, weil sie von den Dingen zeugten, die ich ihnen geoffenbaret hatte), das habt ihr mir auch nicht getan. Doch wieder zur Sache; nachdem wir das Reich Gottes in bezug auf seine Ämter und Gebote untersucht und das einzige Mittel entdeckt haben, durch welches man hineinkommen kann, so wollen wir noch genauer untersuchen, welches seine Segnungen, Vorrechte und Genüsse sind. Wie schon bemerkt, sollten sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Kranke durch das Auflegen der Hände im Namen Jesu gesund machen, Gesichte sehen, Träume haben, prophezeien usw. |
62 Gaben und Ämter des Reiches. Wir wollen jedoch das Reich in seinem organisierten Zu- stande betrachten und sehen, ob diese Verheißungen an den Juden und Heiden, wo auch immer das Reich Gottes bestand, in Erfüllung gingen. Paulus schreibt zuerst der Gemeinde Gottes zu Korinth, zweitens den Geheiligten in Christo Jesu, drittens den berufenen Heiligen, viertens, die den Namen unseres Herrn Jesu Christo anrufen, und sagt ihnen allen im 1. Korinther 12, 1: Von den geistlichen Gaben aber will ich euch, lieben Brüder, nicht verhalten. Und dann fährt er einige Verse weiter mit seinen Lehren also fort: In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Einen wird gegeben durch den Geist zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben zu reden von der Erkenntnis, nach dem- selben Geiste; einem andern der Glaube, in demselbigen Geiste; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in demselbigen Geiste; einem andern Wunder zu tun; einem andern Weissagung; einem andern Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Sprachen; einem andern die Sprachen auszulegen. Dies aber alles wirkt derselbige einige Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nachdem er (Christus) will. Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder; aller Glieder aber eines Leibes, wiewohl ihrer viele sind, sind sie doch ein Leib, also auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geiste getränket. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. So aber der Fuß spräche: Ich in keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht. Sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und so das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht des Leibes Glied. Sollte es um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? So er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches sonderlich am Leibe, wie er gewollt hat. So aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Ich erwidere, es würde gar keinen geben. Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf deiner nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht. Sondern vielmehr die Glieder |
63 des Leibes, die uns dünken die schwächtsten zu sein, sind die nötigsten; und die uns dünken am wenigsten ehrbar zu sein, den- selbigen legen wir am meisten Ehre an; und die uns übel anstehen, die schmückt man am meisten; denn die uns wohl anstehen, die bedürfen es nicht. Aber Gott hat den Leib also vermenget und im dürftigen Gliede am meisten Ehre gegeben, auf daß nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen. Und so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und so ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder ein jeglicher nach seinem Teile. Und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste die Apostel, aufs andere die Propheten, aufs dritte die Lehrer, darnach die Wundertäter, darnach die Gaben, gesund zu machen, Helfer, Re- gierer, mancherlei Sprachen. Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wunder- täter? Haben Sie alle Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle mit mancherlei Sprachen? Können sie alle auslegen? Strebt aber nach den besten Gaben. Und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen. Aus dem 13. Verse des obigen Kapitels ersehen wir, daß der Apostel noch zur ganzen Kirche aller Zeiten spricht, sie seien Juden oder Heiden, Knechte oder Freie, sogar zu allen, die je den Leib Christi ausmachen sollten, und indem er zeigt, daß Christi Leib aus vielen Gliedern bestand, die durch einen Geist zu einem Leibe getauft wurden, die alle diese verschiedenen Gaben besaßen; das eine diese und jenes eine andere, sagt er ausdrücklich, daß ein Glied mit einer Gabe nicht zum Nebenglied mit einer andern Gabe sagen kann, wir bedürfen deiner nicht. Nachdem gezeigt worden ist, daß Apostel, Propheten, Evan- gelisten, Priester und Lehrer, ferner die Gaben zu prophezeien, Wunder zu tun, gesund zu machen und alle übrigen Gaben erfor- derlich sind, um zu irgendeiner Zeit die Kirche oder den Leib Christi zu bilden, es seien Juden oder Heiden, Knechte oder Freie; und nachdem er allen Gliedern gänzlich verboten hat, von irgend- einer von diesen Gaben zu sagen, wir bedürfen deiner nicht, so erklärt er, daß der Leib niemals vollkommen sein könnte, wenn nicht alle Glieder denselben bilden, und daß, wenn sie weggetan sind, kein Leib, das heißt keine Kirche Christi, bestehen würde. Nachdem er alles dieses deutlich bewiesen, so ermahnt er sie, nach |
64 den besten Gaben zu streben. Im 13. Kapitel ermahnt er sie zum Glauben, zur Hoffnung und Liebe, ohne welche alle diese Gaben nichts sein würden; und dem 14. Kapitel wiederholt er die Er- mahnung: Strebet nach der Liebe. Fleißiget euch der geistigen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget. Ferner in den Ephesern 1, 17 bittet Paulus, daß der Herr der Kirche gebe den Geist der Weisheit und der Offen- barung zu Gottes selbst Erkenntnis. Ferner: Epheser 4 sagt der ihnen: Es ist ein Leib und ein Geist, ein Herr, ein Glaube und eine Taufe; und Christus ist aufgefahren zur Höhe und hat das Gefängnis gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben. Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern. Und wenn der Leser fragt, warum diese Gaben und Ämter bestanden, so kann er den 12. Vers lesen: Daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werke des Amts, dadurch der Leib Christi erbaut werde. Wenn wir fragen, wie lange diese bestehen sollten, so sagt der 13. Vers: Bis daß wir alle hinan- kommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi. Fragen wir noch, welche weitere Absicht Christus hatte, als er uns diese Gaben verlieh, so wollen wir den 14. Vers lesen, worin es heißt: Auf daß wir nicht mehr Kinder seien und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erchleichen und verführen. Ohne diese Gaben und Ämter können erstens die Heiligen nicht vollkommen werden; zweitens das Werk des Amtes kann keinen Fortgang haben; drittens kann der Leib Christi nicht erbaut werden; und viertens werden sie sich von allerlei Wind der Lehre wiegen lassen. Ich erkläre nun frei, daß die Ursache aller Spal- tungen, Verwirrungen, Mißhelligkeiten und Feindseligkeiten und der ergiebigen Quelle so vieler Glaubensmeinungen, Herren, Taufen und Geister und des verdunkelten Verstandes und der Grund, weshalb sie von den Wegen Gottes durch die innewohnende Unwissenheit, wegen der Blindheit ihres Herzens, abgewichen sind, die ist, daß sie weder inspirierte Apostel, Propheten noch Gaben von oben haben; denn würden sie solche Gaben besitzen und dieselben beachten, so würden sie zu einem Leib in der wahren Lehre Christi aufgebaut sein und einen Herrn, einen Glauben, |
65 eine Taufe und eine Hoffnung ihres Berufes haben; ja, sie würden erbaut sein zu Christum in allen Dingen, in welchen der ganze Leib passend zusammengefügt, ein heiliger Tempel Gottes werden würde. Doch solange die Schalkheit der Menschen sie überreden kann, daß sie dieser Dinge nicht bedürfen, so lange können sie sie wiegen mit jedem Wind der Lehre, gerade wie es ihnen gefällt. Nun, Leser, bin ich mit der Untersuchung des Reiches Gottes, wie es in den Tagen der Apostel bestand, fertig; und wir finden es in keiner andern Zeit, bis es wieder in den letzten Tagen erneuert wurde, denn es bestand niemals, noch wird es jemals bestehen ohne Apostel und Propheten und alle die andern Gaben des Geistes. Würden wir die Kirchen seit den Tagen, wo jene göttlichen Eingebungen aufhörten, bis jetzt durchgehen, so würden wir nichts von den Königreiche sehen, das wir mit so vieler Verwunderung und Freude betrachtet haben. Sondern statt der Apostel und Propheten würden wir falsche Lehrer sehen, welche die Menschen sich aufgeladen haben, und anstatt der Gaben des Geistes würden wir die Weisheit der Menschen sehen; anstatt des Heiligen Geistes, viele falsche Geister; anstatt der Gebote Gottes, Verordnungen der Menschen; anstatt der Erkenntnis, Meinungen; Vermutungen, anstatt Offenbarungen; Zwiespalt, anstatt Einigkeit; Zweifel, anstatt Glauben; Verzweiflung, statt Hoffnung; Haß, statt Liebe; einen Arzt, anstatt daß Hände aufgelegt werden sollten, um die Kranken gesund zu machen; Fabeln, anstatt der Wahrheit; Böses für Gutes, Gutes für Böses; Dunkelheit für Licht, Licht für Dunkelheit; mit einem Worte, einen Antichristen anstatt Christus; die Mächte der Erde, wie sie mit den Heiligen kriegen und sie überwältigen, bis die Worte Gottes erfüllt sein würden. O, mein Gott, laß das Gesicht verschwinden! Ich kann nicht mehr länger hinsehen; und lasse den Tag hereineilen, an welchem die Erde durch Feuer von solcher Besudelung gereinigt werden wird; doch erfülle zuerst deine Verheißung, die du durch den Mund deines Dieners Johannes gemacht hast, daß du dein Volk von ihr rufen und sprechen würdest: Gehe heraus, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget von ihren Plagen. Und dann, o Herr, wann du dein Volk aus ihrer Mitte durch Fischer und Jäger, welche du zu senden versprochen, um Israel in den letzten Tagen zu sammeln, gerufen hast, ja, |
66 wann dein ewiger Bund erneuert und das Volk dadurch eingesetzt worden ist; dann laß ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Trauer und Hungersnot; laß sie durch Feuer verbrennen, damit deine heiligen Apostel und Propheten und alle, die deinen Namen fürchten, klein und groß sich freuen mögen, daß du das Blut deiner Heiligen auf ihr gerächt hast. Ich bitte dich um diese Dinge in dem Namen Jesu Christi. Amen. _____________ Kapitel 4. Das Buch Mormon, Ursprung der amerikanischen Indianer usw. Ihr düstern Bilder, schnell hinweg, entflieht! Erhabeneres die Muse jetzt ersieht, Indessen Szenen, herrlich, groß und neu, Das Aug' entzück'n, den Geist erfüll'n mit Scheu. Sieh! aus dem offnen Himmel in Herrlichkeit Ein Engel kommt zur Erd' in dieser Zeit; Gesandt mit Macht wie einst, macht Menschen offenbar Des Evangeliums Füll', die lang nicht war. Die Erd' aus ihrem Schoße offenbart, Was sie getreu so lange aufbewahrt; Es sehen es die Gelehrten mit Erstaun', Indes der Stolze fühlt ein sonder Graun. Der Söldlingspriester ist der Wahrheit Feind, Indes die Höll' vor Wut zu zittern scheint; Ihr Hoffen und ihr Kämpfen ist um nichts, Sie fallen jetzt, denn sie entbehrn des Lichts; Der Taube hört, der Sanfte freut sich sehr; Der Arme wird nun froh, kein Joch ist mehr. Während Finsternis die Erde bedeckte und Dunkelheit die Völker, jedes seinen eigenen Weg ging und von seinem Stand- punkte aus nach Gewinn trachtete, und der Herr lange in Schwei- gen verharrt hatte während das Volk sich schmeichelte, daß die Stimme der göttlichen Eingebung nie mehr in die Ohren der Sterblichen tönen würde, um sie in ihrer sündhaften Laufbahn zu stören oder zu beunruhigen indes einige Trost von Israel erwarteten und Gott anriefen, jenen langersehnten Tag zu senden, an welchem ein Engel mitten durch den Himmel fliegen und ein ewiges Evangelium allen, die auf Erden wohnen, verkündigen würde, da erschallte plötzlich eine Stimme aus der Wüste, ein Ruf begrüßt die Sterblichen, ein Zeugnis, welches bis zum |
67 Innersten des Herzens dringt, ist unter ihnen hörbar. Als plötz- lich die Heiden zu wüten und sich ein nichtiges Ding einzubilden anfangen, erhebt die Geistlichkeit ihre warnende Stimme und ruft: Betrüger, falsche Propheten, hütet euch vor Betrügerei usw.; indes werden Bekenner der Religion, Trunkenbolde, Flucher, Gelehrte und Ungelehrte die Stimme bald entdecken und sie immer aufs neue wiederholen. So ertönt sie lange Zeit von einem Ende unseres Landes zum andern, und wenn jemand glücklicherweise seine gesunden Sinne behalten und aufrichtig fragen sollte: Was meint dieses? So ist die Antwort: wir wissen kaum etwas davon, doch mag es genügen zu sagen, es sind einige Menschen wie Paulus aufgetreten, die etwas von dienenden Engeln oder von irgendeiner Offenbarung oder göttlichen Ein- gebung bezeugen, gerade als ob die Religion der alten Zeiten und der Glaube, der einst den Heiligen gegeben wurde, auf die Erde in dieser aufgeklärten Zeit zurückgekehrt wäre, so daß nicht nur unser Handwerk gefährdet, sondern auch unsere neueren, auf die Weisheit und Gelehrsamkeit der Menschen gegründeten Religions- systeme, die der unmittelbaren göttlichen Eingebung entbehren, wahrscheinlich Widerspruch, und ihre große Pracht, obgleich von aller Welt geehrt, Verachtung erleiden werden. Dann rufen sie wieder alle mit lauter Stimme und sagen: Groß ist die Weisheit der Menschen; groß sind diese Systeme neuerer Gottesgelehrsamkeit; groß ist die Weisheit der Pastoren, die keine göttliche Eingebung haben, die zu uns kommen, vor- treffliche Reden führen und die Weisheit der Menschen besitzen, und die nur ihre eigenen Meinungen und Glaubensbekenntnisse unter uns haben wollen, und ihre Reden und Predigten werden mit den verlockenden Worten menschlicher Weisheit gehalten, nicht um den Geist und die Macht zu beweisen, denn die hat man ver- worfen, damit unser Glaube nicht auf der Macht Gottes, sondern auf der Weisheit der Menschen beruhe. Mitten in dem Lärm, Geschrei und den Vorurteilen einer streitenden Welt ist es schwierig, die Leute mit den Tatsachen einer der wichtigsten Dinge, die jemals der Erwägung der Menschen überlassen wurden, bekannt zu machen. Das Buch Mormon ist vielleicht von der Welt im all- gemeinen weniger verstanden und falscher dargestellt worden als irgendeine andere bisher erschienene Schrift. Amerika und Eng- land sind mit Schriften gegen das erwähnte Buch gleichsam über- |
68 flutet worden; und zwar sind viele derselben aus der Feder derer gekommen, die das Buch entweder niemals gesehen oder darin nur eine oder zwei Seiten gelesen oder es oberflächlich mit Partei- lichkeit und dem Entschlusse zu tadeln durchgegangen haben. Einige haben es als einen Roman, andere wieder als eine neue Bibel dargestellt, die gekommen sei, um die Bibel zu beseitigen oder zu verwerfen. Einige haben es für etwas ganz Abgeschmacktes, Albernes, erklärt, das nicht wert wäre, gelesen zu werden; andere für das geistreichste literarische Werk, das jemals erschien. Einige haben es getadelt, weil es der Bibel so ähnlich ist und mit ihr übereinstimmt; andere wieder haben es verdammt, weil es der Bibel nicht ähnlich genug sei und von ihr abweiche. Einige haben gesagt, daß seine Grundsätze Verdorbenheit, Sittenlosigkeit und Gotteslästerungen enthielten; andere haben es wieder verdammt wegen seiner außerordentlich reinen und moralischen Grundsätze, weil es gerade recht geeignet wäre, andere zu verführen. Ein Geistlicher besonders, in einer 60 Seiten starken Abhandlung dieses Werkes, verdammt es als eine seltsame Mischung des Glaubens und der Werke, der Barmherzigkeit Gottes und des Gehorsams der Kreatur. Einige Gelehrte haben es in seinem Stil, Sprache und Gegenständen für etwas ganz Altes gehalten, das schon in sich den ganzen Beweis seines Alters trage, indes haben es andere, weil es alle Zeichen eines neueren Ergebnisses an sich habe, verdammt. Einige behaupteten, keine bestimmte Weissagungen in bezug auf die Zukunft darin zu finden, durch der Erfüllung seine prophetischen Verdienste erprobt werden könnten; andere haben wieder die deutlichsten und bestimmtesten Prophezeiungen angeführt, die auf Ereignisse Bezug haben, die noch in Erfüllung gehen sollen, und haben es wegen seiner Deut- lichkeit verdammt. Mitten unter diesen sich widersprechenden Berichten ist es jetzt unsere Pflicht, soweit wie möglich zu zeigen, was eigentlich das Buch Mormon ist. Als der Herr die Sprachen zu Babel verwirrte, führte er von da eine Kolonie nach dem westlichen Festlande, das jetzt Amerika heißt. Nachdem diese Kolonie auf acht Schiffen über in Ozean gefahren und in jenem Lande gelandet war, wurde sie im Laufe der Zeit ein großes Volk es bewohnte Amerika ungefähr 1500 Jahre lang. Zuletzt wurden sie wegen ihrer Gottlosigkeit ungefähr 600 Jahre vor Christi vernichtet. Ein |
69 Prophet, namens Ether, schrieb ihre Geschichte und einen Bericht ihres Unterganges. Ether war Zeuge ihres gänzlichen Unterganges und hob seine Urkunde da auf, wo sie später von einer Kolonie Israeliten, die 600 Jahre v. Chr. von Jerusalem kamen und Amerika wieder bevölkerten, gefunden wurde. Die letzte Kolonie sind Nachkommen vom Stamme Joseph; sie nahmen zu und vermehrten sich, bis aus ihnen endlich zwei mächtige Völker wurden. Das eine hieß die Nephiten da Nephi ihr Gründer war , daß andere hieß die Lamaniten, nach ihrem ersten Führer namens Laman. Die Lamaniten wurden ein dunkles und umnachtetes Volk, von dem die amerikanischen Indianer noch ein Überrest sind. Die Nephiten waren ein aufgeklärtes und gesittetes Volk, sie wurden vom Herrn hoch begünstigt, sie hatten Gesichte, Engel und die Gabe der Weissagung unter sich, von einem Jahrhundert zum andern; und endlich wurden sie mit dem persönlichen Erscheinen Jesu Christi nach seiner Auferstehung gesegnet, aus dessen Munde sie die Lehre des Evangeliums und eine Erkenntnis der Zukunft bis auf alle folgenden Zeiten herab erhielten. Aber nach den Segnungen und Vorrechten, die ihnen geworden waren, verfielen sie im dritten und vierten Jahrhundert der christlichen Zeit- rechnung in große Gottlosigkeit und wurden zuletzt von den Lamaniten ungefähr vierhundert Jahre n. Chr. vernichtet. Mormon lebte zu jener Zeit und war ein Nephite und ein Prophet des Herrn. Er machte auf Befehl des Herrn einen ab- gekürzten Bericht von den heiligen Urkunden, welche die Geschichte seiner Vorfahren, die Weissagungen und das Evangelium ent- hielten, das ihnen offenbart worden war, und fügte noch einen Umriß der Geschichte seiner Zeit und des Unterganges seines Volkes hinzu. Vor seinem Tode fielen die abgekürzten Urkunden in die Hände des Sohnes Moroni, der sie bis zum Jahre des Herrn 420 fortsetzte; um diese Zeit verbarg er sie sorgfältig in die Erde, auf einem Hügel, der damals Cumorah hieß und in der Township Manchester, Grafschaft Ontario, Staat New York in Nordamerika, gelegen ist. Dies tat er, um sie vor den Lamaniten zu bewahren, die das Land überschwemmten und sie und alle auf die Nephiten bezüglichen Urkunden zu vernichten suchten. Diese Urkunden blieben versiegelt und verborgen, vom Jahre 420 bis |
70 auf den 22. September 1823, wo Joseph Smith, von einem Ende des Herrn geleitet, sie auffand. Der folgende Bericht von der Entdeckung und Übersetzung dieser Urkunde ist aus einer 1840 zu Edinburg erschienenen Schrift des Ältesten Orson Pratt entnommen und heißt: Merkwürdige Gesichte usw., worauf wir unsere Leser wegen des Näheren verweisen: Wie tief die so Uhrkunden vor alten Zeiten in die Erde gelegt worden waren, kann ich nicht sagen; doch aus dem Um- stande, daß sie ungefähr 1400 Jahre vergraben gewesen sind, und noch dazu auf der Seite eines so steilen Hügels, kann man wohl schließen, daß sie einige Fuß tief lagen, da sich natürlich die Erde mehr oder weniger während jener langen Zeit nach und nach ver- lieren würde, aber indem sie nahe am Gipfel des Hügels ver- borgen wurden, konnte nicht mehr wie etwa zwei Drittel der zu- deckenden Erde verloren gehen. Ein Umstand konnte verhindern, daß sich die Erde um viel verminderte; aller Wahrscheinlichkeit nach war der Hügel, sobald als das Holz Zeit hatte zu wachsen, mit Gebüsch und Bäumen bedeckt, und die Wurzeln derselben würden die Erddecke zusammenhalten; doch über diesen Punkt will ich jeden seine eigenen Schlüsse und Betrachtungen machen lassen. Es mag genügen zu sagen: Ein Loch von gehöriger Tiefe war gegraben, auf dessen Boden ein Stein von passender Größe lag und dessen obere Seite glatt war; auf jeder Kante war eine große Menge Zement, und in diesem Zement, an den vier Kanten dieses Steines waren vier andere senkrecht aufgestellt; die Bodenkanten dieser ruhten in dem Zement auf den Außen- kanten des ersten Steines. Die vier zuletzt genannten bildeten einen Kasten; die Ecken, oder wo die Kanten der vier Steine zu- sammenstießen, waren auch so fest mit Zement bestrichen, daß die äußere Feuchtigkeit nicht eindringen konnte. Es ist auch zu bemerken, daß die inneren Seiten der vier gerade aufgestellten oder Seitensteine glatt waren. Der Kasten war groß genug, um eine Brustplatte hineinzutun, so wie sie von den Alten gebraucht wurde, um die Brust vor den Pistolen und Waffen ihres Feindes zu schützen. Von dem Boden des Kastens oder von der Brustplatte erhoben sich drei kleine Säulen, die aus demselben Zement bestanden, den man bei den Kanten brauchte; und auf diesen drei Säulen lagen die Urkunden. Dieser Kasten enthielt die Ur- kunden, die mit einem andern Stein bedeckt waren, dessen Boden |
71 flach und die obere Seite erhaben war. Als er zuerst von Joseph Smith, am Morgen des 22. Septembers 1823, besucht wurde, war ein Teil des Decksteins über der Erde sichtbar, indes die Kanten mit Erde und Gras bedeckt waren. Aus diesem Umstande geht hervor, daß sich durch die Zeit und den Regen, wie tief auch zuerst dieser Kasten gelegen haben mag, ein Teil der Erde verlor, so daß er, wenn darauf hingewiesen, leicht zu entdecken war, jedoch nicht genug, um den Vorübergehenden aufmerksam zu machen. Nachdem Joseph an diesem Verwahrungsorte ange- kommen war, entfernte er mit geringer Mühe die Erde oben von den Kanten des Kastens, und nach kurzem Suchen fand er seinen Inhalt. Während er diesen heiligen Schatz mit Erstaunen betrachtete, stand der Engel Gottes, der ihn zuvor besucht hatte, wieder bei ihm, und seine Seele wurde wieder erleuchtet wie in der vorigen Nacht, und er war des Heiligen Geistes voll, die Himmel waren offen und die Herrlichkeit des Herrn umgab ihn und ruhte auf ihm. Während er so im Anschauen und Bewundern begriffen war, sagte der Engel: Sieh! und alsbald sah er den Fürsten der Finsternis, umgeben von der zahllosen Schar seiner Anhänger. Wie diese an ihm vorüberzogen, sagte der himm- lische Bote: Alles dieses ist dir gezeigt worden, das Gute und das Böse, das Heilige und das Unreine, die Herrlichkeit Gottes und die Macht der Finsternis, damit du in der Zukunft beide Gewalten kennest und von Bösen niemals verleitet oder überwunden werdest. Siehe, alles, was uns anzieht und zum Guten führt und uns an- leitet, Gutes zu tun, kommt von Gott, und alles, was diesem entgegenstrebt, kommt von dem Bösen. Dieser ist es, der die Herzen der Menschen mit Bösem erfüllt, sie verleitet, in Finsternis zu wandeln und Gott zu lästern, und du wirst von nun an wissen, daß seine Wege zum Verderben führen, aber der Weg der Heilig- keit ist Frieden und Ruhe. Du siehst nun, warum du diese Ur- kunden nicht erhalten konntest, denn Gottes Befehle sind streng, und wenn jemals diese heiligen Dinge erlangt werden, so muß es durch Gebet, Treue und Gehorsam gegen den Herrn sein. Sie sind nicht hier niedergelegt worden, um Gewinn und Reichtum für diese Welt zu erwerben. Sie sind durch das Gebet des Glaubens und wegen der Erkenntnis, die in demselben enthalten sind, versiegelt und haben keinen andern Wert für die Menschen- |
72 kinder, als dieser Erkenntnis wegen. In ihnen ist die Fülle des Evangeliums Jesu Christi enthalten, wie es dem Volke in diesem Lande gegeben wurde, und wenn es durch die Macht Gottes ans Licht gebracht ist, wird es zu den Heiden gelangen, von denen es viele annehmen werden; dann werden die Abkömmlinge Israels, durch den Gehorsam zu seinen Geboten, wieder zur Herde des Heilands zurückgeführt werden. Diejenigen, welche die Gebote des Herrn in diesem Lande hielten, haben dieses von Gott gewünscht und durch das Gebet des Glaubens diese Verheißung erhalten, das, im Falle ihre Nachkommen sündigen und sich von den Wegen Gottes entfernen, diese Urkunden doch erhalten und in den letzten Tagen zu ihren Kindern gelangen würden. Diese Sachen sind heilig und müssen so gehalten werden, denn die Verheißung des Herrn in betreff derselben muß in Erfüllung gehen. Kein Mensch kann sie erlangen, dessen Herz unrein ist, weil sie nur das Heilige enthalten. Durch sie wird der Herr ein großes und wunder- bares Werk tun; die Weisheit der Weisen wird zunichte und der Verstand der Klugen verblendet werden, und weil sich die Macht Gottes zeigen wird, so werden die, die die Wahrheit zu wissen behaupten, aber in Betrug einherwandeln, vor Ärger zittern; doch die Herzen der Treuen werden durch Zeichen, Wunder, Gaben, durch das Heilen der Kranken, durch die Offenbarungen der Macht Gottes und durch den Heiligen Geist gestärkt werden. Du hast jetzt gesehen, wie sich die Macht Gottes und die Macht des Satans offenbarten; du siehst, daß die Werke der Finsternis nichts Wünschenswertes enthalten; sie können kein Glück bringen; die- jenigen, die von diesen überwältigt sind, sind elend; wohingegen die Gerechten mit einem Platze im Reiche Gottes gesegnet sind, wo sie unaussprechliche Freude umgibt, dort ruhen sie aus, außer- halb der Macht des Feindes der Wahrheit, wo kein Übel sie stört; die Herrlichkeit Gottes krönt sie, sie weiden sich beständig an seiner Güte und erfreuen sich seiner Gnade. Siehe, dessenungeachtet, daß du gesehen, wie sich diese Macht entfaltete, durch welche du immer fähig sein wirst, diese Macht zu erkennen, gebe ich dir noch ein anderes Zeichen, und wenn es geschieht, dann wisse, daß der Herr Gott ist, und daß er seine Pläne erfüllen, und daß die Er- kenntnis, welche in dieser Urkunde enthalten ist, zu allen Nationen, Geschlechtern, Zungen und Völkern unter dem ganzen Himmel kommen wird. Das Zeichen ist folgendes: Wann diese Dinge anfangen bekannt zu werden, das heißt, wann es bekannt wird, |
73 daß dir der Herr diese Dinge gezeigt hat, so werden die Gottlosen dich zu vernichten suchen; sie werden Lügen in Umlauf bringen, um deinen Ruf zu untergraben; und werden auch nach deinem Leben trachten; aber denke immer daran, daß, wenn du treu bist und künftig die Gebote des Herrn halten wirst, so wirst du er- halten werden, um diese Dinge bekannt zu machen; denn zu gehöriger Zeit wird er dir einen Befehl geben, zu kommen und sie zu nehmen. Wann sie übersetzt sind, wird der Herr einigen das heilige Priestertum geben, und sie werden anfangen, dieses Evan- gelium zu verkündigen und mit Wasser zu taufen, und nachher werden Sie die Macht haben, den Heiligen Geist zu geben durch das Auflegen ihrer Hände. Dann wird die Verfolgung immer mehr wüten; denn die Sünden der Menschen werden offenbar werden, und die, welche nicht auf den Felsen gebaut sind, werden die Kirche zu vernichten suchen; aber je größer der Widerstand wird, desto mehr wird sie wachsen und sich immer weiter aus- dehnen und an Kenntnis zunehmen, bis sie geheiligt sein und eine Erbschaft empfangen wird, wo die Herrlichkeit Gottes auf ihr ruhen wird; und wenn dieses geschieht und alle Dinge vor- bereitet sind, werden die zehn Stämme Israels offenbar gemacht werden, welche im Norden sich befinden, wo sie lange Zeit ge- wesen; und nach diesem werden die Worte des Propheten in Erfüllung gehen: Und der Erlöser wird nach Zion kommen, und zu denen, die sich von den Sünden zu Jakob wenden, sagt der Herr. Und obgleich die Gottlosen dich zu vernichten trachten werden, wird doch der Herr seinen Arm ausstrecken und dir den Sieg verleihen, wenn du alle seine Gebote hältst. Dein Name wird unter den Völkern bekannt werden, denn das Werk, das der Herr durch deine Hände ausführen wird, wird die Gerechten freudig und die Gottlosen wütend machen; von dem einen wird er in Ehren gehalten und vom andern getadelt werden; doch wird der diesen ein Schrecken sein wegen des großen und wunderbaren Werkes, welches dem Erscheinen der Fülle des Evangeliums folgen wird. Gehe jetzt deines Weges und erinnere dich, was der Herr für dich getan hat, und halte fleißig seine Gebote, und er wird dich von den Versuchungen und allen Fallstricken und Verlockungen der Gottlosen erretten. Vergiß nicht zu beten, und deinen Geist zu stärken, auf daß, wann er sich dir offenbaren wird, du die Macht haben mögest, dem Übel zu entgehen und die köstlichsten Dinge zu erlangen. |
74 Wir bemerken hier, daß die obige angeführte Stelle ein Auszug aus einem Briefe des Ältesten Oliver Cowdery ist, welcher in einer Nummer des Boten und Verteidiger der Heiligen der letzten Tage veröffentlicht wurde. Obgleich der Engel den Joseph Smith noch über vieles andere belehrte, was wir hier nicht anführen, so sind doch in dem vorhergehenden Berichte die wichtigsten Punkte enthalten. Während der vier folgenden Jahre wurde er häufig von dem himmlischen Boten belehrt, und am Morgen des 22. September, im Jahre 1827, übergab der Engel des Herrn die Urkunden in seine Hände. Auf diesen Tafeln, welche das Ansehen von Goldplatten hatten, waren die Urkunden eingraviert. Jede Platte war ungefähr sieben bis acht Zoll lang und breit, etwas dünner als gewöhnliche Blech- platten. Auf beiden Seiten der Platten waren Gravierungen in der ägyptischen Hieroglyphen-Schrift; sie waren aneinander ge- heftet wie die Blätter eines Buches und an einer Seite mit drei Ringen aneinander befestigt, die durch alle Platten gingen. Diese Platten hatten im ganzen eine Dicke von sechs Zoll. Ein Teil von ihnen war versiegelt. Die Charaktere oder Buchstaben auf dem unversiegelten Teile waren klein und ausgezeichnet schön graviert. Das ganze Buch trug die Zeichen seines großen Alters, sowohl in seiner Zusammensetzung als auch in der Gravierung. Bei diesen Urkunden befand sich ein ganz merkwürdiges Instrument, das von den Alten Urim und Thummim genannt wurde. Dieses bestand aus durchsichtigen Steinen, klar wie Kristall, welche in zwei Rahmen eines kleinen Bogens eingefaßt waren. Dieses wurde in alten Zeiten von Männern, welche Seher genannt wurden, ge- braucht; mittels dieses Instruments erhielten sie Offenbarung über entfernte, vergangene oder zukünftige Dinge. Mittlerweile begannen die Nachbarn, welche vernommen hatten, daß Herr Smith himmlische Gesichte gesehen und die heiligen Urkunden entdeckt hätte, die Sache lächerlich zu machen und zu verspotten. Und nachdem er diese heiligen Dinge erhalten hatte, wurde er, als er durch die Wildnis und Felder nach Hause ging, von zwei Meuchelmördern angefallen, die sich versteckt hatten, um sich der Urkunden zu bemächtigen. Einer von diesen schlug ihn mit einem Knüttel, ehe er ihrer ansichtig wurde; da er aber ein starker Mann und von großer Statur war, vermochte er sich durch große Anstrengung von ihnen zu befreien und floh, immer hart verfolgt, bis er der Behausung seines Vaters nahe kam, wo |
75 seine Verfolger, aus Furcht, entdeckt zu werden, umkehrten und entflohen. Bald verbreitete sich die Nachricht von seinen Entdeckungen in jener Gegend. Falsche Gerüchte und Darstellungen und die niedrigsten Verleumdungen wurden wie auf Flügeln des Windes nach allen Seiten hingetragen. Das Haus wurde oft vom Pöbel und übelgesinnten Menschen umlagert. Mehrmals wurde nach ihm geschossen und er entkam nur mit knapper Not. Jede List wurde angewandt, um sich der Platten zu bemächtigen, und da sein Leben beständig von einer Bande nichtswürdiger Menschen gefährdet war, so beschloß er zuletzt, den Ort zu verlassen und nach Pennsylvanien überzusiedeln; er packte seine Sachen zusam- men, verbarg die Platten in ein Faß Bohnen und machte sich auf die Reise. Bevor er eine weite Strecke zurückgelegt hatte, wurde er bald von einem Beamten, der im Besitze eines Untersuchungs- befehls war und die größten Hoffnungen hegte, die Platten sicher zu erlangen, eingeholt; dieser war jedoch nach einer genauen Untersuchung wegen seines Mißerfolges sehr enttäuscht. Joseph Smith setzte dann seine Reise fort, aber ehe er noch am Ende derselben anlangte, wurde er nochmals von einem Beamten in derselben Angelegenheit eingeholt. Nach genauer Untersuchung ging auch dieser verdrossen seines Weges, denn er hatte, wie der erste, den gesuchten Gegenstand nicht entdeckt. Ohne weiter beun- ruhigt zu werden, setzte Joseph seine Reise fort, bis er in den nörd- lichen Teil von Pennsylvanien in der Nähe des Susquehanna- flusses kam, wo sein Schwiegervater wohnte. Nachdem er eine Heimat hatte, fing er an, die Urkunde durch die Gabe und Macht Gottes und vermittelst des Urim und Thummim zu übersetzen; da er aber ein schlechter Schreiber war, war er zu der Einstellung eines Schreibers gezwungen, der die Übersetzung, wie er sie ihm diktierte, niederschrieb. Mittlerweile wurden einige von den Original-Charakteren sorgfältig von Joseph Smith abgeschrieben und übersetzt. Ein Mann namens Martin Harris ging mit denselben nach New York, um sie dort einem Gelehrten mit Namen Anthon zu zeigen, einem Professor, der eine weitumfassende Kenntnis vieler Sprachen, sowohl alter als auch neuer, zu haben vorgab. Er untersuchte sie, erklärte sie für echt und deren Übersetzung, soweit er im- stande sei zu entscheiden, als richtig. |
76 Doch wieder zur Sache, Joseph Smith setzte die Übersetzung fort, soweit als es seine Vermögensumstände erlaubten, bis er die Übersetzung des unversiegelten Teiles der Urkunden vollendet hatte. Der übersetzte Teil heißt: Das Buch Mormon, welches beinahe ebenso viel enthält wie das Alte Testament. Wohlan, sagt der Gegner, wenn nicht Wunder damit ver- bunden wären, würde das Buch für eine der größten Entdeckungen in der Welt gelten. Wenn du beim Pflügen oder beim Graben eines Brunnens oder Kellers zufällig eine Urkunde, einen Bericht der alten Geschichte des amerikanischen Kontinents mit seinen Urbewohnern und den Ursprung der heute lebenden Indianer ent- haltend, gefunden hättest; und diese Urkunde mit Gott, Engeln oder göttlicher Inspiration nichts zu tun hätte, so würde es von allen Gelehrten Amerikas und Europas als eine der größten und wichtigsten Entdeckungen der neueren Zeit begrüßt worden sein, weil es ein Geheimnis enthüllte, das bis dahin allen Nachfor- schungen der gelehrten Welt Trotz geboten hatte. Alle Zeitungen würden der erfreulichen Nachricht voll gewesen sein, während sein Inhalt auf die Welt und auf Gegenstände, die vorher in einem Labyrinth von Ungewißheit und Zweifel waren, ein helles Licht geworfen haben würde. Doch wer kann sich in dieser aufgeklärten und durch seine Religion und Gelehrsamkeit berühmten Zeit so weit herablassen und erniedrigen, etwas von dienenden Engeln und göttliche Eingebung anzunehmen? Das ist zu viel; fort mit solchen Sachen, sie berühren die heutige Weisheit und Popularität. Darauf erwidere ich: Der Herr wußte das, ehe er es offen- barte; dies war ein Hauptzweck, den er im Auge hatte; so ver- fährt er gerade mit den Menschenkindern, er schlägt immer einen Weg ein, der von dem verschieden ist, den ihm die Weisheit der Welt vorgeschrieben hat, auf daß die Weisheit der Weisen ver- nichtet und der Verstand der Klugen verblendet werde; er wählt Menschen aus dem niedrigen Stande, ja sogar die Einfältigen und Ungelehrten aus, und diejenigen, die verachtet sind, um seine Werke zu tun und seine Pläne auszuführen, auf daß sich in seiner Gegenwart kein Fleisch rühme! O, ihr Weisen und Gelehrten, die ihr die Weisheit von oben verachtet, wißt ihr nicht, daß es für die Welt unmöglich war, durch ihre Weisheit Gott zu finden? Wißt ihr nicht, daß alle eure Weisheit bei Gott Torheit ist? Wißt ihr nicht, daß ihr wie ein kleines Kind werden und willig sein |
77 müßt, von dem Geringsten seiner Diener Weisheit zu lernen, oder ihr werdet in eurer Unwissenheit umkommen? Doch welche Beweise haben wir in der Schrift für das Hervor- kommen dieses glorreichen Werkes? Wir wollen zuerst versuchen zu beweisen, daß Amerika das Land ist, welches den Nachkommen Josephs verheißen wurde! zweitens, daß der Herr sowohl ihnen als auch den Juden die Wahrheit offenbaren würde; und drittens, daß ihrer Urkunden zum Vorschein kommen und ihr Zeugnis mit der Urkunde der Juden vereinigen würde, zur Zeit der Wieder- herstellung Israels in den letzten Tagen. Zuerst aus dem 1. Buch Moses, 48. Kapitel, wo Jakob die beiden Söhne Josephs segnet und sagt: Mögen sie wachsen und viel werden auf Erden. In demselben Segen heißt es von Ephraim: Sein Same wird ein groß Volk werden. Stellt man nun den Sinn dieser Worte zusammen, so wird Ephraim ein großes Volk auf Erden. Im 49. Kapitel des 1. Buches Moses ist von Joseph prophezeit, während Jakob ihn segnet: Joseph wird wachsen, er wird wachsen wie ein Baum an der Quelle, daß die Zweige emporsteigen über die Mauer. Und ob- gleich ihn die Schützen erzürnen und wider ihn kriegen und ihn verfolgen, so bleibt doch sein Bogen fest. Ferner sagt er: Du bist gesegnet mit Segen von der Tiefe, die unten liegt; die Segen deines Vaters gehen stärker denn die Segen meiner Voreltern, nach Wunsch der Hohen in der Welt; und sollen kommen auf das Haupt Joseph und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern. Nun frage ich, wer waren Jakobs Voreltern und welcher Segen wurde ihm gegeben? Abraham und Isaak waren seine Voreltern und das Land Kanaan der ihm erteilte Segen, oder das Land, welches Gott ihnen als Erbteil verhieß. Erinnere, daß Jakob dem Josef ein viel größeres Land erteilt als Kanaan; noch ein größeres als seine Voreltern ihm gegeben hatten, denn Josephs Segen sollte sich bis auf die Tiefe, die unten liegt, er- strecken. Nun, Leser, sei in Ägypten, wo Jakob damals war, und messe bis zur Tiefe, die unten liegt, und du wirst irgendwo in Mittelamerika landen. Ferner sagt einer von den Propheten von Ephraim: Und wenn der Herr wird brüllen, so werden die Kinder Ephraims erzittern im Westen. Wenn wir nun diese Worte zusammenfassen, was haben wir dann: Erstens wird Ephraim ein großes Volk werden; zweitens sollte Joseph mit einer großen Erbschaft gesegnet werden, die so |
78 entfernt wie Amerika liegt; drittens sollte dies westlich von Ägypten oder Jerusalem sein. Wenn nun die Welt von einem Pole bis zum andern sucht, so wird er nirgends ein so großes Volk auf Erden finden, das möglicherweise von Ephraim abstammen kann, außer in Amerika; denn alle übrigen Teile der Erde werden von gemischten Rassen verschiedener Abkunft bewohnt; indes hier ein beinahe unermeßliches Land von der übrigen Welt abgesondert und von einer Menschenrasse bewohnt war, die offenbar dieselbe Abkunft hatte, obgleich sie augenscheinlich in viele Völker geteilt war. Die Schrift kann nicht verworfen werden; folglich muß sich diese Schriftstelle auf Amerika beziehen, aus dem einfachsten Grunde, weil sie sich auf keinen andern Ort beziehen kann. Zweitens müssen wir beweisen, daß Gott sich den Nachkommen Josephs oder Ephraims, die, wie wir schon bewiesen haben, in Amerika sind, offenbarte. Deshalb führen wir das 8. Kapitel, 12. Vers aus Hosea an, der von Ephraim durch den Geist der Prophezeiung dieses sagt: Wenn ich ihm gleich viel tausend Gebote meines Gesetzes schreibe, so wird's geachtet wie eine fremde Lehre. Dies ist ein positiver Beweis und bedarf keiner weitern Erörterung, daß die großen Wahrheiten des Himmels zu Ephraim geoffenbart und wie eine fremde Lehre geachtet wurden. Drittens sollten diese Schriften kurz vor der Versammlung Israels zum Vorschein kommen? Antwort: Ja, denn im 37. Ka- pitel Hesekiel heißt es: Des Herrn Wort geschah zu mir, und sprach: Du Menschenkind, nimm dir ein Holz und schreib darauf: des Juda und der Kinder Israel, samt seiner Zugetanen, und nimm noch ein Holz und schreib darauf: des Joseph, nämlich das Holz Ephraim, und des ganzen Hauses Israel, samt seiner Zu- getanen. Und tue eines zum andern zusammen, daß ein Holz werde in deiner Hand. So nun dein Volk zu dir wird sagen und sprechen: Willst du uns nicht zeigen, was du damit meinst: So sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Siehe, ich will das Holz Joseph, welches ist in Ephraims Hand, nehmen, samt seinen Zu- getanen, den Stämmen Israel; und will sie zu dem Holz Juda tun, und ein Holz daraus machen, und sollen eines in meiner Hand sein. Und sollst also die Hölzer, darauf du geschrieben hast, in deiner Hand halten vor ihren Augen. Und sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr: Siehe, ich will die Kinder Israel holen aus den Heiden, dahin sie gezogen sind; und will sie allent- halben sammeln, und will sie wieder in ihr Land bringen. Und |
79 will ein einig Volk aus ihnen machen im Lande auf dem Gebirge Israel, und sie sollen allesamt einen einigen König haben; und sollen nicht mehr in zwei Völker, noch in zwei Königreiche geteilt werden. Es kann nun nichts Deutlicheres geben als die obige Prophe- zeiung; es sind hier zwei Schriften aufgestellt, die eine für Ephraim, die andere für Juda; die Ephraims wird der Herr selbst offen- baren und zu der Judas tun, und sie werden in ihrem Zeugnisse eins sein und so zusammenwachsen, um die Versammlung Israels zustande zu bringen. Der 85. Psalm ist darüber sehr klar, indem er von der Wiederbringung Israels in ihr eigenes Land spricht, es heißt darin: Doch die Hilfe des Herrn ist nahe denen, die ihn fürchten; das in unserem Lande Ehre wohne; daß Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; daß Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; daß uns auch der Herr Gutes tue; damit unser Land sein Gewächs gebe; daß Gerechtigkeit fürder für ihn bleibe und im Schwange gehe. Der Heiland sagte, während er für seine Jünger betete: Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Aus diesen Stellen ersehen wir, daß sein Wort auf der Erde wachsen soll, während Gerechtigkeit vom Himmel schaut. Und das nächste, was folgt, ist dies: Israel geht im Schwange und genießt die Früchte seines eigenen Landes. Jeremias im 33. Kapitel, 6. Verse, spricht von der endlichen Erlösung Judas und Israels aus der Gefangenschaft und sagt: Siehe, ich will sie heilen und gesund machen; und will ihnen Friede und Treue in Fülle gewähren. Jesaja, der von dem ewigen Bunde spricht, der sie versammeln würde, bricht in die folgenden außerordentlichen und sehr merk- würdigen Worte aus: Und man soll ihren Samen kennen unter den Heiden und ihren Nachkommen unter den Völkern. Nun, lieber Leser, erlaube mir die Frage, kann man ohne Offenbarungen von Gott sagen, ob die Indianer Amerikas von Israel sind? Dies war mithin ein Geheimnis, daß zur Zeit ihrer Versammlung offenbar gemacht werden mußte. So viel haben wir aus der Schrift angeführt, um zu be- weisen, daß eine Urkunde, wie das Buch Mormon, in diesen Tagen erscheinen wird; wir wollen noch gar nicht vom 29. Kapitel des Jesaias sprechen. Aber, fragt man, welchen Nutzen hat denn das Buch Mormon, auch wenn es wahr ist? Ich antworte: zu- erst bringt es eine wichtige Geschichte an das Licht, die den |
80 Menschen vorher unbekannt war. Zweitens enthüllt es die Ab- stammung der amerikanischen Indianer, was vorher ein Geheim- nis war. Drittens enthält es wichtige Prophezeiungen, die noch erfüllt werden sollen und die unmittelbar das jetzige Geschlecht betreffen. Viertens gibt es manchen Aufschluß über die Lehren, so daß es alle verstehen und mit eigenen Augen sehen können, wenn sie sich die Mühe geben, darin zu lesen. Doch wo sind die Zeugen, die durch ihre Aussage beweisen, daß das Buch durch göttliche Eingebung übersetzt wurde? Wegen dieses Zeugnisses verweise ich den Leser auf das Zeugnis der Zeugen auf der ersten Seite des Buches Mormon; dort wird er ein ebenso bestimmtes Zeugnis finden, wie man es nur in der Schrift von einer Wahrheit haben kann, welche Gott jemals offenbarte. Männer bezeugen dort, nicht nur die Platten gesehen und mit den Händen angefaßt zu haben, sondern auch, daß ein Engel Gottes vom Himmel kam und ihnen die Platten zeigte, indes die Herrlichkeit Gottes sie umgab: daß die Stimme Gottes vom Himmel ertönte und ihnen sagte, daß diese Dinge wahr und durch die Gabe und Macht Gottes übersetzt seien und ihnen befahl, allen Völkern Zeugnis davon zu geben. Geheiligt sei der Herr, der Gott unserer Väter, er hat sein Volk besucht, und noch einmal hat der Himmel über unsere in Finsternis schmachtende Welt das Morgenrot der göttlichen Wahr- heit aufgehen lassen; denn sobald als das Buch übersetzt war und die Menschen anfingen, davon Zeugnis zu geben, kam der Engel des Herrn wieder vom Himmel herab und gab ihnen den Auf- trag, das Evangelium zu predigen aller Kreatur, und mit Wasser zu taufen zur Vergebung der Sünden. Sobald als das Volk anfing, ihr Zeugnis zu glauben und sich taufen zu lassen, fiel der Heilige Geist auf sie, durch das Auflegen der Hände im Namen Jesu, und die Himmel öffneten sich, während einige die Be- dienungen der Engel empfingen, andere in neuen Zungen sprachen und prophezeiten; von dieser Zeit an wurden viele durch das Auf- legen der Hände geheilt, und so wurde das Wort Gottes mächtig und stark; und so sind Tausende aufgetreten, um zu bezeugen, daß sie nicht das Zeugnis eines Menschen brauchen, sondern selbst wissen, daß diese Dinge wahr sind, denn diese Zeichen folgen denen, die da glauben; und wenn jemand der Wahrheit glaubt, durch das Zeugnis der Zeugen Gottes, dann werden diese Zeichen nicht nur denen, sondern auch ihm folgen; wenn ihm Engel dienen, |
81 wenn er gesund gemacht worden ist oder andere gesund gemacht hat, durch das Auflegen der Hände in Namen Jesu, oder wenn er in andern Zungen redet oder weissagt, so weiß er es selbst, und so sind die Worte der Schrift erfüllt: So jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selbst rede. So entsteht der Glaube durch das Wort, Erkenntnis durch Gehorsam; doch kann man nur hören, wenn ge- predigt wird, und nur predigen, wenn man gesandt ist; wie es ge- schrieben steht: Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden? Doch gibt es viele, die da sagen: zeige uns ein Zeichen, und wir werden glauben. Vergiß nicht, daß der Glaube nicht durch Zeichen kommt, sondern Zeichen geschehen durch den Glauben. Gaben wurden nicht verliehen, um den Menschen Glauben zu geben; sondern es sagt die Schrift: Gaben sind da zur Er- bauung der Kirche. Wenn dies nicht der Fall ist, warum steht da nicht geschrieben: Glauben kommt durch Wunder; anstatt Der Glaube entsteht durch das Wort. Ich halte es immer für ausgemacht: daß ein Mann oder eine Frau, die ein Zeichen ver- langt, um zu glauben, zu einer bösen und ehebrecherischen Gene- ration, wenn nicht zu einer schlimmeren gehört; denn allen, die zu Jesum gehen mit reinem Herzen und im Glauben hoffen und beten, in betreff dieser Dinge die Wahrheit zu wissen, wird der Herr es ihnen offenbaren, und sie werden es wissen und Zeugnis geben; denn durch den Geist Gottes werden sie die Wahrheit vom Irrtum unterscheiden können; wie geschrieben es steht: Meine Schafe hören meine Stimme. Und wer nicht zu Jesum im Glauben kommen will, wird niemals die Wahrheit kennen, bis es zu spät, die Ernte und der Sommer vorbei und seine Seele nicht gerettet ist. So hat die Religion Jesu, ganz verschieden von den andern Religionssystemen, ihren eigenen Eindruck, bringt Gewißheit und Erkenntnis und läßt keinen Raum für den Betrug. Und nun sage ich ferner zu allem Volke: Kommt zum Vater im Namen Jesu; zweifelt nicht, sondern glaubet, wie vor Zeiten, und bittet im Glauben um alles, dessen ihr bedürft; bittet nicht, um euren Lüsten zu fröhnen, sondern bittet mit unerschütterlicher Festigkeit, allen Versuchungen zu widerstehen und alle seine Gebote zu halten, so schnell als er sie euch offenbart; und wenn ihr dieses tut und er euch offenbart, daß er uns mit einem neuen und ewigen Bunde gesandt hat, und uns befahl zu predigen und zu taufen, |
82 und seine Kirche wie vor Zeiten aufzubauen, dann tretet hervor und gehorchet der Wahrheit; doch wenn ihr nicht wißt oder unzufrieden seid, daß er uns gesandt hat, dann nehmet die Lehre, die wir predigen, nicht an. So sollt ihr für euren eigenen Herrn stehen oder fallen; und eines Tages werdet ihr wissen, ja, an jenem großen Tage, wenn jedes Knie sich beugen wird, dann sollt ihr wissen, daß Gott uns mit der Wahrheit gesandt hat, um seinen Weinberg zum letzten Male zu beschneiden. Wir werden jetzt aus den amerikanischen Altertümern und aus den Überlieferungen der Eingeborenen viele ausführliche Beweise anführen: Zuerst sagt Herr Boudinot: Unter ihren Häuptlingen oder geliebten Männern geht die Sage, daß ihnen von ihren Vor- fahren überliefert wurde, daß das Buch, welches die Weißen haben, einst das ihrige war; daß, solange sie es hatten, es ihnen außer- ordentlich gut ging usw. Sie sagten auch, daß ihre Väter einen außerordentlichen göttlichen Geist besaßen, mit dessen Hilfe sie künftige Dinge vorhersagten und den gewöhnlichen Lauf der Natur beherrschen; und dieses überlieferten sie an ihre Nachkommen unter der Bedingung, daß sie den heiligen Gesetzen gehorchen würden; daß sie dadurch ungemein viele Segnungen auf ihr geliebtes Volk brachten; daß jedoch diese Macht schon seit langer Zeit aufgehört hätte. Oberst James Smith sagt in seinem Tagebuche während seiner Gefangenschaft unter den Eingeborenen: Sie haben eine Überlieferung, wonach beim Beginn der Besiedlung dieses Fest- landes die Engel oder himmlischen Bewohner, wie sie sie nennen, das Volk häufig besuchten und mit ihren Vorfahren sprachen und Belehrung gaben, wie sie beten sollten. Herr Boudinot bemerkt in seinem vortrefflichen Werke über ihre Sprache: Ihre Sprache, besonders in ihren Wurzeln, Mund- arten und deren Satzverbindung, scheint ganz das Gepräge des hebräischen Geistes an sich zu tragen, und was uns noch merk- würdiger und beachtenswerter dünkt, daß sie den größten Teil der Eigentümlichkeiten dieser Sprache, und zwar insbesondre die sie von allen übrigen Sprachen unterscheidenden Kennzeichen wirklich besitzt. Es gibt eine Überlieferung, die von einem alten Indianer von dem Stamme der Stockbridge herrührt, daß ihre Väter einst im Besitz eines heiligen Buches waren, das von Geschlecht zu Geschlecht überliefert und zuletzt in der Erde verborgen wurde, |
83 seit welcher Zeit sie unter den Füßen ihrer Feinde gewesen seien. Doch würden ihnen diese Orakel wiedergegeben werden; und dann würden sie über ihre Feinde triumphieren und ihre Rechte und Privilegien wieder erlangen. Nachdem Herr Boudinot viele Überlieferungen, ähnlich der obigen, angeführt hat, macht er zuletzt diese Bemerkung: Kann man diese kurze Erzählung indianischer Überlieferungen lesen, die von den Stämmen ver- schiedener, über Ost und West, Süd und Nord zerstreut und gänz- lich voneinander getrennt lebender Völker herrühren und die von verschiedenen, sehr achtbaren Gelehrten, die alle Mittel, sich über diese Sache aufzuklären, in der Hand hatten, in verschiedenen Zeit- perioden verfaßt sind, ohne daß denselben eine Gelegenheit zum gegenseitigen Umgange geboten war kann man, frage ich, einen solchen Bericht lesen und annehmen, daß alles dies nur Spiel und Werk des Zufalls oder ein im voraus berechneter und durch die Liebe zum Wunderbaren veranlaßter Betrug sei, dessen Entdeckung doch den wohlbegründeten Ruf der Berichterstatter wenn nicht zer- stören, doch gefährden müßte? Wenn man diese Überlieferungen und Völker genau betrachtet und sie mit der Lage und den Um- ständen der längst verlorenen zehn Stämme Israels vergleicht, so wird man gewiß zur Annahme kommen, daß diese wandernden Eingeborenen von den zehn Stämmen Israels herrühren. Joseph Merrick, ein höchst achtbarer Einwohner von Pittsfield in Massachusetts, gab folgenden Bericht: Im Jahre 1815 hatte ich mich angeschickt, die Erde unter und neben einem alten Block- hause in der Gegend eines Hügels, Indian Hill genannt, auf- zugraben. Ich pflügte und räumte alte Späne und Erde bis zu einer ziemlichen Tiefe hinweg. Nach dieser Arbeit ging ich dar- über und fand nahe an der Stelle, wo die Erde am tiefsten auf- gegraben worden war, etwas, das den Anschein eines Stückes Leder hatte, schwarz, sechs Zoll lang, anderthalb Zoll breit, etwa wie ein Pferdestrang. Ich bemerkte, daß an jedem Ende ein Öhr war, das aus einer harten Masse bestand, wahrscheinlich um ihn so leichter zu tragen. Ich trug ihn nach Hause und legte ihn in ein Kasten, in dem sich alte Gerätschaften befanden. Später fand ich, daß er vor das Haus geworfen worden war, und legte ihn wieder in den Kasten. Als er nach einiger Zeit den Fund untersuchen und durch- schneiden wollte, so fand er ihn so hart wie Bein; jedoch gelang es ihm, den Gegenstand zu öffnen, und er entdeckte, daß dieser |
84 aus zwei sehr dicken Riemenstücken verfertigt und mittels Sehnen eines Tieres wie mit Gummi verschlossen und undurchdringlich war. Inwendig befanden sich vier Stücke zusammengefalteten Pergaments. Diese waren von dunkelbrauner Farbe und mit einer Art Schrift überlegt. Seine Nachbarn, die ihn besuchten, um die Pergamente zu sehen, zerrissen eines davon in kleine Stücke. Merrick hob die drei übriggebliebenen Stücke auf und schickte sie nach Cambridge, wo man darüber Nachforschungen anstellte. Man entdeckte, daß die Schriftzüge deutlich und leserlich hebräische waren. Es waren angeführte Stellen aus dem Alten Testamente, 5. Buch Mose 6:49; 11:1421; 2. Buch Mose 13:1116, worauf wir den Leser verweisen, wenn er diese äußerst interessante Entdeckung lesen will. An den Ufern des Weißen Flusses, im Staate Arkansas, sind Ruinen gefunden worden, die ohne Zweifel von einem äußerst kultivierten Volke herrühren, worauf ihre große Ausdehnung und ihr Baumaterial hindeuten. Eines von diesen Werken ist ein Erdwall, der eine Fläche von 640 Acres oder ungefähr 2,6 qkm einschließt, und in dessen Mitte sich der Grund zu einem großen kreisförmigen Gebäude oder Tempel befindet. Ein anderes, noch merkwürdigeres und bedeutenderes Werk ist der Grund zu einer großen Stadt, deren Straßen, die einander in rechten Winkeln schneiden, man leicht durch den Urwald hinweg verfolgen kann. Außerdem findet man noch den Grund zu Häusern aus gebrannten Ziegeln, wie die heutigen, welcher bis zur Ausdehnung von 1600 Metern verfolgt wurde. Obiges ist aus Priest: Amerikanische Altertümer entnommen, und demselben Werke, Seite 246, entnehmen wir das Folgende: Ruinen der Stadt Otolum, die in Nordamerika entdeckt worden sind. In einem Briefe des C. S. Rafinesque, den wir vorher angeführt haben, an einen Korrespondenten in Europa, finden wir die folgende Stelle: . . . Vor einigen Jahren setzte die Geographische Gesellschaft zu Paris eine große Prämie aus für eine neue Vermessung der Altertümer von Jucatan und Chiapa, vorzüglich derer, die 24 km von Palanque entfernt liegen. Ich habe, sagt der Schriftsteller, ihnen den wahren Namen Otolum wiedergegeben, welches auch noch der Name des Flusses ist, der durch die Ruine fließt. Sie wurden von Kapitän Del Rio im Jahre 1787 besichtigt, wovon ein Bericht im Englischen 1822 er- schien. Dieser Bericht beschreibt teilweise die Ruinen einer aus |
85 Stein gebauten Stadt, die 120 km im Umfang hat, 51 km lang und 19 km breit ist, voller Paläste, Denkmäler, Bildsäulen und In- schriften; sie war einer der frühesten Sitze amerikanischer Zivilisa- tion und kam ungefähr dem Theben des alten Ägyptens gleich. In dem Family Magazine, Nummer 34, Seite 266 des Jahres 1833 heißt es: Die Ruinen einer alten Stadt, die in Guatemala auf- gefunden worden sind, haben kürzlich die Aufmerksamkeit des Publikums in hohem Grade auf sich gezogen. Wie es scheint werden jetzt diese Ruinen untersucht, und man erwartet für die Wissenschaften, besonders für die Geschichte, viele seltene und schätz- bare Beiträge. Wir halten die Gegenwart für den günstigsten Zeitpunkt, da jetzt die Aufmerksamkeit des Publikums dem Gegen- stande zugewandt ist, um seinen Inhalt unsern Lesern als eine Einleitung zu künftigen Entdeckungen vorzuführen, während jetzt die Nachforschungen ihren Fortgang nehmen. Kapitän Del Rio, der die Ruinen, wie oben erwähnt, 1787 teilweise untersuchte, erzählt folgende Einzelheiten: Wenn man von Palanque, der letzten Stadt im Norden der Provinz Ciudad Real de Chiapa, in südwestlicher Richtung geht und einen kleinen Bergrücken hinansteigt, der den Staat Guatemala von Jucatan in einer Entfernung von 10 km trennt, so kommt man an den kleinen Fluß Micol, der in westlicher Richtung fließt und sich mit dem großen Flusse Tulijah vereinigt, der seinen Lauf nach der Provinz Tobasco nimmt. Wenn man jenseits des Micol ist, geht es bergan, und 2½ km weiter kommt der Reisende über einen kleinen Strom, der Otolum heißt; von diesem Punkte aus sieht man Trümmerhaufen, welche die Straße noch 2½ km weit sehr schlecht machen, alsdann erreicht man die Höhe, auf der die steinernen Häuser stehen, deren sich noch 14 an der Zahl an einem Platz befinden, die mehr oder weniger zerstört sind, in denen man aber noch viele ihrer Gemächer vollkommen erkennen kann. Sie stehen auf einer rechtwinkeligen Fläche, die 280 m breit und 420 m lang ist und deren ganzer Umfang 280 Ruten oder etwas mehr als 1200 m beträgt. Diese Fläche ist eine Ebene, die auf der Basis des höchsten Berges einen Rücken bildet. Mitten auf dieser Ebene befindet sich das größte dieser Gebäude, die man bis jetzt unter diesen Ruinen aufgefunden hat. Es steht auf einem 18 m hohen Hügel oder Pyramide, deren senkrechte Höhe mithin 60 Fuß oder beinahe 4 Ruten beträgt, was dem Gebäude ein erhabenes, schönes, majestätisches Ansehen gibt, als wenn es ein in den |
86 Wolken schwebender Tempel wäre. Es ist von andern Gebäuden umgeben, nämlich: von fünf nach Norden, vieren nach Süden, einem nach Südwesten und dreien nach Osten im ganzen von dreizehn. Nach allen Richtungen ziehen sich die Ruinen andrer verfallener Gebäude längs des Berges hin, der sich westlich und östlich von diesen Häusern weiter erstreckt, als wenn es der große Tempel Gottes oder ihr Regierungsgebäude wäre, um welches sie ihre Stadt bauten und worin ihre Könige und Staatsbeamten wohnten. Auf dieser Stelle wurde eine sehr feste und dauerhafte unterirdische, steinerne Wasserleitung gefunden, die unter dem größten Gebäude hindurch geht. Wohlgemerkt, diese Stadt Otolum, deren Ruinen so ungeheuer groß sind, ist in Nord- und nicht in Südamerika, unter derselben Breite wie die Insel Jamaica, die ungefähr 18 Grad nördlich vom Äquator liegt und das höchste Land zwischen dem nördlichen Ende des Caraibischen und des Stillen Meeres ist, wo der Kontinent gegen die Landenge von Darien hin schmäler wird und ungefähr 1280 km von New Orleans entfernt ist. Die Entdeckung dieser und auch noch vieler andrer ebenso wunderbarer Ruinen in demselben Lande fangen gerade an, die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt Europas auf sich zu ziehen, die bisher Amerika nicht einräumen wollte, daß es auf seine Altertümer stolz sein könnte. Doch, da jetzt die unermeßlichen Ruinen unter der Leitung sachkundiger Gelehrten untersucht wer- den, so ist ohne Zweifel deren ausführliche Geschichte zu gehöriger Zeit zu erwarten, von der schon, wie wir gehört haben, zwei Bände im Manuskript geschrieben sind und die von den Amerikanern nur mit dem größten Enthusiasmus aufgenommen werden können. Ein Herr, der im Jahre 1826 in der Nähe der Stadt Cin- cinnati auf deren höhergelegenem Teile wohnte, wollte zu seiner Bequemlichkeit einen Brunnen anlegen und grub bis zu einer Tiefe von 28 m, ohne Wasser zu finden; als jedoch die Arbeit wieder fortgesetzt wurde, stießen seine Arbeiter auf etwas, so daß sie nicht tiefer graben konnten, obgleich es offenbar kein Stein war. Als sie von allen Seiten die Erde wegmachten, fand es sich, daß es ein Baumstumpf war, der 92 cm im Durchmesser und eine Höhe von 62 cm hatte und der mit einer Axt niedergehauen worden war. Die Schläge der Axt konnte man noch sehen. Äußerlich sah er beinahe wie eine Kohle aus, konnte jedoch nicht wie jene Substanz zerrieben werden. Zehn Fuß tiefer spru- |
87 delte das Wasser auf und die Quelle hat jetzt einen beständigen Vorrat und ist sehr berühmt. In Morses allgemeiner Geographie, im ersten Bande, Seite 142, wird die Entdeckung des Baum- stumpfes bestätigt: Beim Graben eines Brunnens in Cincinnati wurde 29 m unter der Erde ein Baumstumpf gefunden, der noch ganz gut erhalten war; und beim Graben eines andern Brunnens wurde auf derselben Stelle 30 m unter der Erde noch ein Stumpf gefunden, der unverkennbare Spuren von Axtschlägen an sich trug. Auf diesem erschienen die Zeichen eines scheinbaren, von Rost zerfressenen Handwerkzeuges. Wir könnten ein Buch füllen mit Berichten über amerika- nische Altertümer, die alle beweisen, daß dieses Land von einem Volke bewohnt war, das Künste und Wissenschaften verstand, Städte anlegte, den Boden bebaute und eine Schriftsprache hatte. Doch das hier Angeführte genügt völlig unserm Zwecke. Wenn einige auf Pergament geschriebene hebräische Buchstaben in Amerika in der Erde gefunden worden sind, so kann man wohl ebenso zugeben, daß ein ganzes Buch in Amerika entdeckt wurde, das in ägyptischen Buchstaben auf Platten eingraviert war. Die erstaunliche Tatsache, daß Baumstämme 25 oder 30 m tief unter der Erde zu Cincinnati gefunden und ähnliche Entdeckungen an vielen andern Orten Nord- und Südamerikas gemacht worden sind, so wie man z. B. vergrabene Städte und andre Altertümer entdeckt hat, alles beweist, daß eine großartige Erschütterung und Umwälzung nicht nur der Völker, sondern auch der Natur statt- gefunden hat, und zwar ein Erschütterung, die wir nirgends so gründlich erklärt finden wie in dem folgenden außerordentlichen und erstaunlichen Berichte von Ereignissen, die sich in diesem Lande während der Kreuzigung des Messias zutrugen und die wir dem Buche Mormon (III. Nephi, 8.10. Kap.) entnehmen: Es begab sich im vierunddreißigsten Jahre, im ersten Monat, am vierten Tage des Monats, daß ein großer Sturm sich erhob, so wie nie einer im ganzen Lande stattgefunden hatte; es erhob sich auch ein großer, schrecklicher Sturmwind und der Donner war fürchterlich, so daß die ganze Erde erschüttert wurde, als ob sie von- einanderspalten würde; und das Leuchten der Blitze war überaus stark, so wie man nie zuvor im Lande erlebt hatte. Und die Stadt Zarahemla geriet in Brand und die Stadt Moroni versank in die Tiefen des Meeres, und ihre Einwohner ertranken, und die Erde erhob sich über die Stadt Moronihah, daß an der Stelle |
88 der Stadt ein großer Berg aufgeworfen wurde, und im südlichen Lande fand eine große und schreckliche Verwüstung statt. Aber im nördlichen Lande war die Verwüstung noch weit größer und schrecklicher; denn die ganze Oberfläche des Landes war verändert durch Sturm, Wirbelwinde, Donner und Blitz und schreckliche Erdbeben auf dem ganzen Lande; die Landstraßen wurden zerstört, und die ebenen Wege wurden aufgerissen, und viele glatte Plätze wurden rauh, viele große und bemerkenswerte Städte versanken, viele gingen in Feuer auf und viele wurden erschüttert, daß Ge- bäude zusammenfielen, und die Einwohner wurden erschlagen, und die Örter blieben öde und verlassen. Einige Städte blieben; allein die Zerstörungen in denselben waren ungemein groß, und viele ihrer Einwohner wurden getötet; einige wurden vom Wirbelwinde hinweggeführt, und niemand weiß, wohin, man weiß nur, daß sie hinweggeführt wurden, und so nahm die ganze Oberfläche der Erde eine andre Gestalt an durch die Sturmwinde, Donner, Blitze und Erdbeben. Und die Felsen spalteten sich, sie wurden in dem ganzen Lande voneinandergerissen, so daß sie in abge- brochenen Stücken und Massen im ganzen Lande zerstreut waren. Und als Donner, Blitz, Sturm, Gewitter und Erdbeben aufhörten denn siehe, dies währte ungefähr drei Stunden lang; und einige wollen behaupten, es habe länger gewährt; dennoch geschahen alle diese großen und schrecklichen Dinge innerhalb dreier Stunden , dann lag Finsternis auf dem Lande. Und es begab sich, daß eine dicke Finsternis über die ganze Oberfläche des Landes verbreitet war, so daß die Einwohner, welche nicht gefallen waren, den Dunst der Finsternis fühlen konnten; und man konnte kein Licht haben wegen der Finsternis, weder Lampen noch Fackeln, und es war auch unmöglich, ein Feuer mit ihrem kleinen und überaus trockenen Holze anzuzünden, so daß gar kein Licht zu haben war; und man sah weder Licht noch Feuer, noch Funken, weder Sonne, Mond noch Sterne, so groß waren die Nebel der Finsternis, welche auf dem Lande lagen. Diese Finsternis währte drei Tage lang, so daß man kein Licht sehen konnte; da war fortwährend großes Trauern und Wehklagen und Weinen unter dem ganzen Volke; wegen der Finsternis und des großen Verderbens, das über dasselbe ge- kommen war. An einem Orte hörte man sie seufzen und sagen: O, hätten wir uns doch vor diesem großen und schrecklichen Tage bekehrt, dann würden unsre Brüder verschont geblieben und nicht |
89 in der großen Stadt Zarahemla verbrannt sein. An einem andern Orte hörte man sie rufen, wehklagen und sagen: O, hätten wir uns doch vor diesem großen und schrecklichen Tage bekehrt und nicht die Propheten getötet, gesteinigt und hinaus- geworfen, dann würden unsre Mütter und unsre schönen Töchter und unsre Kinder verschont und nicht in jener großen Stadt Moronihah begraben worden sein; so war das Geschrei und Wehklagen des Volkes groß und schrecklich. Und es geschah, daß eine Stimme unter allen Einwohnern dieses Landes sich hören ließ, die rief: Wehe, Wehe, Wehe diesem Volke; Wehe den Einwohnern der ganzen Erde, wenn sie sich nicht bekehren, denn der Teufel lacht und seine Engel freuen sich über die Erschlagenen der schönen Söhne und Töchter meines Volkes, und es ist ihrer Sünden und Greuel wegen, daß sie gefallen sind. Seht, diese große Stadt Zarahemla und deren Einwohner habe ich durch Feuer vernichtet. Und die große Stadt Moroni habe ich in die Tiefen des Meeres versenkt, und die Einwohner sind ertrunken. Und seht, die große Stadt Moronihah habe ich mit Erde bedeckt und ihrer Einwohner auch, um ihre Sünden und Greuel vor meinem Angesicht zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zum Himmel schreie. Und die Stadt Gilgal habe ich versenkt und ihre Einwohner in die Tiefen der Erde begraben; ja auch die Stadt Onihah und ihre Einwohner, und die Stadt Mokum mit ihren Einwohnern, und die Stadt Jerusalem und ihre Einwohner, und ich habe die Ge- wässer an ihre Stelle kommen lassen, um ihre Bosheiten und Greuel vor meinem Angesicht zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir empor- steige. Und die Stadt Gadiandi und die Stadt Gadiomnah und die Stadt Jakob und die Stadt Gimgimno, alle diese habe ich versinken lassen und Hügel und Täler an ihre Stelle gesetzt, und ihre Einwohner habe ich in die Tiefen der Erde begraben, um ihre Bosheiten und Greuel vor meinem Angesichte zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir emporsteige. Und seht, jene große Stadt Jakobugath, die von den Untertanen des Königs Jakob bewohnt war, habe ich durch Feuer verbrennen lassen wegen ihrer Sünden und Gottlosigkeiten, welche alle Greuel der ganzen Erde übertrafen, wegen ihrer geheimen Mordtaten und Verschwörungen; denn es waren diese, welche den Frieden meines Volkes und die Regierung |
90 des Landes untergruben; deshalb ließ ich sie verbrennen, um sie vor meinem Angesicht zu vernichten, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir emporsteige. Und die Stadt Laman, die Stadt Josch und die Stadt Gad und die Stadt Kischkumen und ihre Einwohner habe ich mit Feuer verbrennen lassen wegen ihrer Bosheit, weil sie die Propheten hinausgestoßen und diejenigen gesteinigt haben, welche ich gesandt habe, um sie wegen ihrer Bosheiten und Greuel zu ermahnen; und weil sie alle ausgestoßen haben, so daß keine Rechtschaffene mehr unter ihnen waren, habe ich Feuer hinabgeschickt und sie vernichtet, damit ihrer Bosheiten und Greuel vor meinem Angesicht verborgen wären, auf daß das Blut der Propheten und der Hei- ligen, die ich unter sie gesandt habe, nicht zu mir von der Erde heraufschalle wider sie; und viele große Verheerungen habe ich über das Land und dieses Volk ergehen lassen wegen ihrer Bosheiten und Greuel. O, ihr alle, die ich euch verschont habe, weil ihr rechtschaffener als sie gewesen seid, wollt ihr nicht zu mir zurückkehren und eure Sünden bereuen und euch bekehren, damit ich euch heilen kann? Ja, wahrlich, ich sage zu euch, wenn ihr zu mir kommen wollt, dann sollt ihr ewiges Leben haben. Seht, mein Arm der Barm- herzigkeit ist gegen euch ausgestreckt, und wer da kommen will, den will ich aufnehmen, und gesegnet sind diejenigen, welche zu mir kommen. Sehet, ich bin Jesus Christus, der Sohn Gottes, ich erschuf den Himmel und die Erde und alle Dinge, die darin enthalten sind. Ich war bei dem Vater von Anfang an. Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir; und in mir hat der Vater seinen Namen verherrlicht. Ich kam zu den Meinigen, und die Meinigen nahmen mich nicht auf. Und die Schriften in betreff meiner Zukunft sind erfüllt. Und alle, die mich aufnahmen, denen habe ich es gegeben, Kinder Gottes zu werden; und so werde ich mit allen tun, die an meinen Namen glauben, denn seht, durch mich kommt die Erlösung, und in mir ist das Gesetz Moses er- füllt. Ich bin das Licht und das Leben der Welt. Ich bin Alpha und Omega, der Anfang und das Ende. Und ihr sollt mir nicht mehr vergossenes Blut opfern; eurer Opfer und eure Brandopfer sollen abgeschafft werden; denn ich will nicht mehr eure Opfer und Brandopfer annehmen, und ihr sollt mir als Opfer ein zer- knirschtes Herz und ein reuiges Gemüt darbieten. Und jeder, der mit zerknirschtem Herzen und reuigem Gemüt zu mir kommt, |
91 den will ich mit Feuer und dem Heiligen Geist taufen, ebenso wie die Lamaniten wegen ihres Glaubens an mich zur Zeit ihrer Bekehrung mit Feuer und mit dem Heiligen Geist getauft wurden und es nicht wußten. Seht, ich bin in die Welt gekom- men, um der Welt Erlösung zu bringen, um die Welt von Sünden zur erretten; daher, wer sich bekehrt und wie ein kleines Kind zu mir kommt, den will ich aufnehmen, denn solcher ist das Reich Gottes. Seht, für solche habe ich mein Leben nieder- gelegt und wieder aufgenommen; darum bekehret euch und kommt zu mir, ihr Enden der Erde, und werdet selig. Nun begab es sich, daß alle Einwohner des Landes diese Reden hörten und Zeugen davon waren. Nachdem diese Worte gehört waren, herrschte eine große Stille im Lande, viele Stunden lang; denn das Erstaunen des Volkes war so groß, daß sie auf- hörten wegen des Verlustes ihrer erschlagenen Verwandten und Freunde zu klagen; deshalb herrschte eine Stille im ganzen Lande, mehrere Stunden lang. Und wiederum kam eine Stimme zum Volke, die von allen gehört wurde und von der sie zeugten, und die Stimme begann folgendermaßen: O, ihr Völker dieser großen Städte, die gefallen sind, die ihr Abkömmlinge Jakobs seid, ihr, die ihr zum Hause Israel gehört, wie oft habe ich euch versammelt und genährt, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt. Und noch einmal, wie oft würde ich euch versammelt haben, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; ja, ihr vom Hause Israel, welches zu Jerusalem wohnt, sowohl als die, welche gefallen sind; ja, wie oft würde ich euch versammelt haben, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt, und ihr wolltet nicht. O, du Haus von Israel, welches ich verschont habe, wie oft werde ich dich sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, wenn du dich bekehren und von ganzem Herzen zu mir zurückkehren willst. Aber wenn du nicht willst, o Haus Israel, dann sollen deine Wohnplätze öde werden, bis die Zeit der Er- füllung des Bündnisses mit deinen Vätern gekommen ist. Nachdem das Volk diese Worte gehört hatte, fing es wieder an, über den Verlust seiner Verwandten und Freunde zu weinen und zu heulen. Und auf diese Weise vergingen die drei Tage. Und es war Morgen, und die Finsternis verzog sich aus dem Lande, und die Erde hörte auf zu zittern, und die Felsen spalteten sich nicht mehr, und das schreckliche Stöhnen nahm ein Ende, |
92 und alles verwirrte Lärmen verging, und die Erde hielt wieder zusammen, daß sie fest stand, und das Trauern und Weinen und Wehklagen des Volkes, welches vom Tode verschont war, hörte auf, und seine Trauer verwandelte sich in Freude und sein Weh- klagen in Lob- und Dankgesänge zu dem Herrn Jesum Christum, seinem Erlöser. Nun waren die Schriften, welche von den Pro- pheten geredet worden, soweit erfüllt. Hier ist nun ein Bericht, der klar und bestimmt angibt, wie und wann die amerikanischen Altertümer begraben wurden; wie die Baumstämme 25 bis 30 m unter die Erde kamen; wie ganze Städte versanken und verschüttet wurden; wie Berge verschwanden und Täler entstanden; wie die Felsen sich spalteten und wie die ganze Oberfläche des Festlandes eine Veränderung und Umge- staltung erlitt. Wir schließen, indem wir zu allen Völkern sagen: Wenn ihr über die Altertümer Amerikas, über geschichtliche Punkte, Weissagen oder Lehren von der höchsten Wichtigkeit Belehrung haben wollt, so leset sorgfältig das Buch Mormon. ____________ Kapitel 5. Die Auferstehung der Heiligen und die Wiederherstellung aller Dinge, von denen die Propheten gesprochen haben. Dies ist einer der wichtigsten Gegenstände, worüber der menschliche Geist Betrachtungen anstellen kann, der jedoch vielleicht gegenwärtig so wenig verstanden wird, wie irgendeine andre der verschleierten Prophezeiungen. Doch, wie vernachlässigt er auch jetzt sein mag, einst war er das Fundament des Glaubens, der Hoffnung und Freude der Heiligen. Alle ihre Bewegungen wurden von einer richtigen Kenntnis dieses Gegenstandes und von einem starken Glauben daran beeinflußt. Ihrem Geiste einmal eingeprägt, konnten sie nicht von ihren Plänen abwendig gemacht werden; ihr Glaube war fest, ihre Freude war beständig und ihre Hoffnung wie ein Anker für die Seele, sicher und fest, der bis hinter den Schleier der Zukunft ging. Dadurch konnten sie mitten in Trübsal, Verfolgung, Schwert und Flammen freudig sein; und wenn sie dieses vor Augen hatten, so ließen sie sich |
93 freudig ihrer Habe berauben und wanderten fröhlich als Fremde und Pilgrime auf der Erde. Denn sie suchten ein Land, eine Stadt und eine Erbschaft, an die nur ein Heiliger jemals dachte, sie verstand oder auch auf sie hoffte. Wir können niemals genau verstehen, was eine Wieder- bringung bedeutet, wenn wir darunter nicht etwas Verlorenes oder Weggenommenes verstehen; wenn wir uns zum Beispiel er- bieten, jemand etwas wiederzubringen, so hat er dasselbe einst besessen, dann verloren, und wir beabsichtigen, es wieder zu ersetzen oder ihn wieder in Besitz dessen zu setzen, was er einst besaß. Wenn daher ein Prophet von der Wiederbringung aller Dinge spricht, so meint er, daß alle Dinge eine Veränderung erlitten haben und wieder zu ihrer ursprünglichen Ordnung, wie sie zuerst bestand, gebracht werden sollen. Alsdann müssen wir zuerst die Schöpfung betrachten, wie sie in Reinheit aus der Hand ihres Schöpfers hervorging; und wenn wir den wahren Zustand, in dem sie damals hervorging, entdecken, und wissen, welche Veränderungen seitdem stattgefunden haben, alsdann werden wir auch verstehen können, was wieder- gebracht werden soll; und auf diese Weise werden wir vorbereitet sein, gerade das zu erwarten, was kommen wird, und nicht Gefahr laufen, unsern schwachen Arm aus Unwissenheit gegen die Dinge Gottes zu erheben. Wir wollen zuerst die Erde in bezug auf ihre Oberfläche, örtliche Lage und Erzeugnisse betrachten. Als Gott Himmel und Erde erschaffen und das Licht von der Finsternis geschieden hatte, so gebot er zunächst dem Wasser (1. Buch Mose 1, 9): Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondre Örter, daß man das Trockene sehe. Und es geschah also; oder, wie es nach dem Englischen heißt: Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem Orte, daß man das Trockene sehe. Und es geschah also. Daraus erfahren wir eine wunderbare Tatsache, an die sehr wenige in dieser finstern Zeit jemals gedacht oder geglaubt haben; wir erfahren, daß das Wasser, das jetzt in Meere und Seen geteilt ist, damals in ein großes Meer ge- sammelt war; und folglich, daß das Land, das jetzt auseinander- gerissen und in Kontinente und in fast unzählige Inseln geteilt ist, damals ein großes Festland bildete; und nicht, wie jetzt, getrennt war. |
94 Zweitens hören wir, daß Gott, der Herr, die Erde, so wie alles übrige, für gut hält. Daraus erfahren wir, daß es weder Wüsten, unfruchtbare stellen, stehende Sümpfe, rauhe, holperige Hügel noch hohe, mit ewigem Schnee bedeckte Berge gab; und kein Teil derselben lag in der kalten Zone, so daß sein Klima traurig und unfruchtbar oder unaufhörlicher Kälte und ewigen Eisfeldern unterworfen war. Wo keine Blume ziert das öde Land, Noch reiche Ernten Gott hat hingesandt. Doch war wahrscheinlich die ganze Erde eine ungeheuere Ebene oder hatte hie und da sanft auf steigende Hügel oder Täler, die sich allmählich abdachten und gut zum Anbau waren; indes ihr Klima eine angenehme Abwechslung von mäßiger Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit hatte, die nur dazu diente, die ver- schiedenen Jahreszeiten mit einer größern Mannigfaltigkeit von Erzeugnissen, alle zum Besten der Menschen, Tiere, Vögel oder des Gewürms zu krönen; während jedes Lüftchen süße Gerüche aus der mit Blumen angefüllten Ebene oder dem gewürzreichen Haine brachte; und die ganze weite Schöpfung atmete nichts als Gesundheit, Frieden und Freude. Dann lesen wir im 1. Buche Moses 1, 29, 30: Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamet auf der ganzen Erde; und allerlei fruchtbare Bäume, und Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise; und allem Tier auf Erden, und allen Vögeln unter dem Himmel, und allem Gewürme das da lebet auf Erden, daß sie allerlei grün Kraut essen; und es geschah also. Aus diesen Versen geht hervor, daß die Erde weder ekelhafte Gräser oder giftige Pflanzen noch unnütze Dornen und Disteln hervorbrachte; in der Tat alles, was wuchs, war bestimmt zum Besten der Menschen, der Tiere, der Vögel und Gewürme; und ihre ganze Nahrung bestand in Pflan- zen; Fleisch und Blut wurden niemals geopfert, um ihre Seelen zu sättigen oder ihren Appetit zu befriedigen; die Tiere der Erde lebten in vollkommener Eintracht miteinander; der Löwe aß Stroh wie der Ochse der Wolf wohnte bei dem Lamme der Pardel lag bei dem Böcklein die Kuh und der Bär weideten zusammen von derselben Weide, während ihre Jungen in vollkommener Sicherheit unter dem Schatten eines Baumes beieinander lagen; überall war Friede und Eintracht, und nichts schadete noch verdarb auf dem heiligen Berge. |
95 Um das Ganze zu krönen, sehen wir, wie der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen und zu Würde und Macht erhoben wurde und über die weite Schöpfung lebender Wesen herrschte, von denen die Erde wimmelte, indes er zu gleicher Zeit einen schönen und gut bewässerten Garten bewohnte, in dessen Mitte sich der Baum des Lebens befand, zu dem er freien Zugang hatte; während er vor seinem Schöpfer stand, mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprach und auf seine Herrlichkeit blickte, ohne daß ein verdunkelnder Schleier dazwischen lag. O Leser, betrachte nur einen Augenblick diese schöne Schöpfung, in der Frieden und Fülle herrschen; die Erde, die von unschädlichen Tieren wimmelte, die fröhlich waren über die ganze Ebene; die Luft, in der sich un- zählige Schwärme reizender Vögel wiegten, wurde durch deren unaufhörlichen Gesang mit den mannigfaltigsten Melodien ange- füllt; wie alles seinen rechtmäßigen Herrscher, der Freude dar- über empfand, untertan war; während in einem reizenden Garten dem Kapitol der Schöpfung der Mensch auf dem Throne dieses ungeheueren Reiches saß und sein Zepter mit unbestrittenem Rechte über die ganze Erde schwang; während sich Legionen von Engeln rund um ihn lagerten und mit ihren fröhlichen Stimmen in Dank- und Lobgesänge und Freudengeschrei einstimmten: weder Ächzen noch Seufzen wurde in dem unermeßlichen Raume ge- hört; weder gab es Tränen, Schmerz, Weinen, Krankheit oder Tod; noch Streit, Kriege und Blutvergießen; sondern Friede krönte die Jahreszeiten, wie sie kamen und gingen, und Leben, Freude und Liebe herrschten über alle seine Werke. Doch, ach! wie hat sich alles verändert. Es ist meine schmerzliche Pflicht, einige der wichtigen Ver- änderungen, die stattgefunden haben, in Erwägung zu ziehen und auch die Ursachen anzugeben, durch welche die Erde und ihre Bewohner in ihre gegenwärtige Lage gekommen sind. Zuerst fiel der Mensch von Gott ab, weil er auf die Ver- suchung achtete. Dieser Fall äußerte seine Wirkung sowohl auf die ganze Schöpfung als auch auf den Menschen, so daß verschiedene Veränderungen eintraten. Der Mensch wurde aus der Gegenwart seines Schöpfers verbannt, und ein Schleier wurde zwischen ihnen gezogen. Er wurde aus dem Garten Eden getrieben, um so das Land zu bebauen, welches um seinetwillen verflucht wurde, Dornen und Disteln zu tragen: im Schweiß seines Angesichts sollte er sein Brot essen, mit Kummer sollte er sich darauf nähren sein |
96 Leben lang und endlich wieder zu Erde werden. Was aber Eva anbetrifft, so sollte der Fluch ihr viel Sorgen verursachen, mit Schmerzen sollte sie ihre Kinder gebären, und zwischen ihrem Samen und dem Samen der Schlange sollte eine beständige Feindschaft bestehen; er sollte den Kopf der Schlange zertreten und die Schlange ihn in die Fersen stechen. Nun, Leser, betrachte die Veränderung. Die kurz vorher so herzliche Szene war jetzt die Wohnung der Sorge, Mühe, des Todes und der Trauer geworden; die Erde ächzt unter der Last des Fluches und der Dornen und Disteln; Menschen und Tiere leben in Feindschaft; listig kriecht die Schlange auf der Seite, weil sie fürchtet, ihr Kopf möchte zertreten werden; der Mensch erschrickt auf dem dornigen Pfade, aus Furcht, von den Zähnen der Schlange in seine Ferse gebissen zu werden, während das Lamm sein Blut auf dem Rauchaltar hingibt. Bald fangen die Menschen an, ein- ander zu verfolgen, zu hassen und zu morden, bis zuletzt die Erde voll Frevels wurde und alles Fleisch verdirbt. Die Mächte der Finsternis beherrschen alles; und es reuete Noah, daß Gott den Menschen erschaffen hatte, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, daß er kommen sollte, zu richten und die Erde mit Wasser zu reinigen. Wieviel nun die Sintflut zu den verschiedenen Veränderungen, welche die Erde in einzelne Stücke, Inseln, Kon- tinente, Berge und Täler teilte, beigetragen hat, können wir nicht sagen; die Veränderung muß beträchtlich gewesen sein. Bald nach der Sintflut, in den Tagen Pelegs, wurde die Erde geteilt. Siehe das 1. Buch Moses 10, 25, worin freilich nur eine kurze Geschichte von einem so großartigen Ereignisse enthalten ist, die aber doch die großartige Umwälzung erklären wird, wodurch das Meer aus seinem Bette im Norden trat und sich zwischen ver- schiedene Teile der Erde legte, dies so auseinandergerissen wurde und so eine Gestalt bekam, die der jetzigen ähnlich war. Dies und die Erdbeben, Umwälzungen, Erschütterungen, die seitdem stattgefunden, haben der Erde ihre jetzige Gestalt gegeben; indes der große Fluch, der wegen der Gottlosigkeit der Menschen auf verschiedene Teile der Erde gefallen, die Ursache der verschiedenen Sümpfe, Seen, toten Meere und großen Wüsten ist. Siehe, was die Propheten über Babylon weissagten, es sollte ewig wüste sein, ein Aufenthaltsort wilder Tiere, unreiner und häßlicher Vögel, ein Ort für Eulen werden; nie sollten Menschen da wohnen, sondern es sollte wüste liegen von Geschlecht zu Geschlecht. Siehe |
97 auch, wie die Ebenen von Sodom voller Städte und blühender, gut bewässerter Gärten waren, und welche Veränderung jetzt mit ihnen vorgegangen ist; ein ungeheures Meer stehenden Wassers bezeichnet allein noch die Stelle. Blicke auf das Land Palästina; zur Zeit Salomons konnte es Millionen Menschen ernähren und außerdem wurde noch viel Getreide und andre Erzeugnisse in die benachbarten Länder ausgeführt; wogegen es jetzt eine Wüste ist; so daß kaum einige elende Bewohner darauf leben können. Und wenn ich einen Blick auf unser eigenes Land werfe und die zahllosen Sümpfe, Seen und stehenden Gewässer und die ungeheuren Berge und unzähligen rauhen Plätze sehe, und wie Felsen mitten auseinandergespalten und -gerissen worden sind, so rufe ich aus: Wodurch geschah dieses? Im Buche Mormon lese ich, daß, als Christus von den Juden gekreuzigt wurde, dieses ganze amerikanische Festland in seinen Grundfesten bebte, so daß viele Städte versanken und Wasser an ihre Stelle trat; daß Felsen gespalten und Berge bis zu einer außerordentlichen Höhe auseinandergerissen wurden; aus andern Bergen bildeten sich Täler; ebene Straßen wurden verdorben; so daß die ganze Oberfläche des Landes eine andere Gestalt erhielt. Dann rufe ich aus: Diese Sachen sind nicht länger mehr ein Geheimnis; ich kann mir jetzt die vielen Wunder erklären, die ich überall in unserm Lande erblicke; wenn ich am Rande der Felsen hingehe und sehe, wie sie alle auseinandergespalten und zerrissen worden sind, während noch ungeheure Stücke tief in der Erde wenige Fuß von der Stelle gefunden werden, von wo sie los- gerissen wurden; dann rufe ich vor Erstaunen aus: Dies waren die Seufzer, die zuckenden Schmerzen der mit dem Tod ringenden Natur, als der Sohn Gottes am Kreuze litt! Doch die Menschen sind entartet und haben sich ebensosehr verändert wie die Erde. Die Sünden, Greuel und vielen schlechten Sitten der spätern Zeitalter haben das Elend, die Mühseligkeiten und Leiden des menschlichen Lebens noch vermehrt. Trägheit, Ausschweifungen, Stolz, Geiz, Trunkenheit und andre Greuel, welche die letzten Zeiten kennzeichnen, haben die Menschen in das tiefste Elend und die tiefste Erniedrigung gebracht; indes Pfaffentum und falsche Lehren sehr dazu beigetragen haben, die Menschen einzuschläfern, in welchem Zustande sie niemals im- stande sein werden, die Kenntnisse und Errungenschaften, derer sich die Alten erfreuten, zu erreichen, und die allein imstande |
98 sind, die geistigen Kräfte des Menschen zu heben, schöne und edle Gefühle einzupflanzen und den Geist bis zu der äußersten Grenze seiner Fassungskraft mit Kenntnissen zu bereichern. Siehe, wie die Alten mit dem großen Jehova redeten, von Engeln und durch den Heiligen Geist belehrt wurden, indem sie Träume in der Nacht und Gesichte am Tage hatten, bis zuletzt der Schleier von ihren Augen gefallen war und sie mit Verwunderung auf die ganze Vergangenheit und Zukunft blickten; ja, wie sie sich im Geiste sogar bis zu den unzähligen Welten erhoben, während der ungeheure Raum der Ewigkeit offen vor ihnen lag und sie die wunderbaren Werke des großen Schöpfers betrachten konnten, bis sie erkannten, wie sie erkannt wurden. Vergleiche diese Intelligenz mit der geringen, oberflächlichen Kenntnis der jetzigen Erziehung und Weltklugheit, die dem be- schränkten menschlichen Geiste unsrer Zeit zu genügen scheint; ja, betrachte den engherzigen, berechnenden, wuchernden, übervor- teilenden, geizigen, falschen Schmeichler des neunzehnten Jahr- hunderts, der nur auf die Vermehrung seiner irdischen Güter oder seinen Nachbar zu übervorteilen bedacht ist, dessen ganzer Gottes- dienst und religiöse Pflichten darin bestehen, die Kirche zu be- suchen, den Pastor zu besolden und seinen Gott anzurufen, ohne zu erwarten, erhört zu werden, denn seinem Glauben gemäß ist Gott seit vielen Jahrhunderten taub oder, wie er selbst, völlig stumpfsinnig und gleichgültig. Nachdem nun dieser Gegensatz erkannt worden ist, wirst du dir vorstellen können, von welcher hohen Stufe der Erhabenheit und Würde der Mensch gefallen ist, und wie unendlich tief er jetzt unter seiner früheren Herrlichkeit und Würde lebt. Dein Herz wird bluten und sich grämen, ihn in seinem elenden Zustande zu sehen und zu denken, daß er dein Bruder ist; und voller Er- staunen wirst du ausrufen: O Mensch! wie bist du gefallen! einst warst du der Liebling des Himmels; dein Schöpfer hatte Freude daran, mit dir zu reden, Engel und die Geister ge- rechter, vollkommener Menschen waren deine Gefährten; aber jetzt bist du gesunken und stehst auf einer Stufe mit den Tieren; ja, noch weit unter ihnen, denn sie blicken mit Schrecken und Ent- setzen auf deine nichtigen Vergnügungen, Spiele und deine Trunkenheit und geben oft ein würdiges Beispiel zur Nach- ahmung. Deshalb sagte der Apostel Paulus zu dir: Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren |
99 sind, daß sie gefangen und geschlachtet werden. Und so kommst du um, von einem Geschlecht zum andern; indes die ganze Schöp- fung unter ihrer Besudelung seufzt und Sorge und Tod, Trauer und Seufzer das Maß der Tage des Menschen voll machen. Doch, o meine Seele, verweile nicht länger bei diesem fürchterlichen Schauspiel; es genüge, einigermaßen das Verlorene entdeckt zu haben. Wir wollen jetzt unsre Aufmerksamkeit auf das richten, was nach den Worten des Propheten wiedergebracht werden wird. Als der Apostel Petrus zu den Juden predigte, sprach er: Und er wird senden den, der euch zuvor gepredigt wurde, Jesum Christum, welchen die Himmel einnehmen müssen, bis auf die Zeit, da wiedergebracht werde alles, was Gott geredet durch den Mund aller seiner heiligen Propheten, von der Welt an. Aus dem Obigen geht hervor, daß die Augen aller heiligen Propheten von Adam an auf einen gewissen Zeitpunkt gerichtet waren, wo alle Dinge ihre ursprüngliche Schönheit und Vortreff- lichkeit erlangen werden. Wir erfahren auch, daß die Wieder- bringung bei der zweiten Zukunft Christi oder wenigstens nahe dieser Zeit stattfinden wird; denn er muß den Himmel bis zur Wiederherstellung aller Dinge einnehmen, alsdann wird ihn der Vater wieder auf die Erde senden. Wir wollen jetzt weiter gehen und sehen, was Jesaias sagt in 40. Kapitel, vom 1. bis 5. Vers: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Ritterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat Zweifältiges empfangen von der Hand des Herrn um alle ihre Sünde. Es ist eine Stimme des Pre- digers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, machet auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott. Alle Täler sollen erhöht werden und alle Hügel sollen geniedrigt werden; und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden; und alles Fleisch miteinander wird es sehen, denn des Herrn Mund hat es geredet. Aus diesen Versen ersehen wir, daß eine Stimme in der Wüste gehört werden wird, um dem Herrn den Weg zu bereiten, zur Zeit, wann Jerusalem von den Heiden lange genug unter die Füße getreten sein wird, um Zweifältiges zu empfangen von der Hand des Herrn, um alle ihre Sünde, ja, wenn die Ritterschaft |
100 von Jerusalem ein Ende hat, und ihre Missetat vergeben ist; dann soll dies verkündigt werden, wie es vorher von Johannes geschah, ja, eine zweite Verkündigung; um dem Herrn den Weg zu bereiten für seine zweite Zukunft, und zu jener Zeit sollen alle Täler erhöhet und alle Hügel und Berge geniedriget werden; und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbar werden; und alles Fleisch miteinander wird es sehen, denn der Mund des Herrn hat es gesprochen. So sehen wir, daß, nachdem alle Berge erniedrigt und alle Täler erhöhet sein werden, und was ungleich war, eben, und was höckericht war, schlicht sein wird, diese großartigen Umwälzungen anfangen werden, der Erde ihre frühere Schönheit wiederzugeben. Nach allen diesen Ereignissen hat doch noch nicht unsre Wieder- bringung stattgefunden; um alle Dinge wiederzubringen, müssen noch weit größere Dinge geschehen. Zunächst wenden wir uns zu dem 35. Kapitel des Jesaia, wo wir wieder von der zweiten Zukunft des Herrn lesen, und von den großen wundern, die dabei geschehen werden. Das dürre Land wird an Teichen und Quellen reich sein, und es wird Gras wachsen und blühen wie die Lilien, und dies alles wird geschehen, wann Gott kommt zur Rache und zur Vergeltung, was auf seine zweite Zukunft hindeutet; und zu derselben Zeit wird Israel nach Zion kommen mit Jauchzen, ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, und Schmerz und Seufzen wird weichen müssen. Hier sehen wir nun, wie der Fluch von der Wüste genommen ist, und sie ein fruchtbares, gutbewässertes Land wird. Wir wollen jetzt untersuchen, ob die Inseln wieder zu den Festlanden kommen werden, von denen sie einst geschieden wurden. Wegen dieser Sache verweisen wir auf die Offenbarung 6, 14: Und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus ihren Örtern. Daraus ersehen wir, daß sie irgendwohin bewegt wurden; und da es Zeit ist, wiederzubringen, was verloren gewesen ist, so werden sie folglich wiederkommen und sich mit dem Lande vereinigen, von dem sie gekommen sind. Dann Jesaia 13, 1314: Die Erde soll beben von ihrer Stätte, und sie soll sein wie ein verscheuchtes Reh und wie eine Herde ohne Hirten. Auch Jesaia 62, 4: Man soll dich nicht mehr die Verlassene noch dein Land eine Verwüstung heißen; son- dern du sollst Meine Luft an ihr und dein Land Lieber Buhle |
101 heißen; denn der Herr hat Luft an dir, und dein Land hat einen lieben Buhlen. Zuerst sehen wir, daß die Erde zittert wie ein verscheucht Reh; und dann, daß sie einen lieben Buhlen hat. Und aus allen den verschiedenen Schriftstellen erfahren wir, daß die Festlande und Inseln eins werden sollen, wie es am Morgen der Schöpfung war, und das Meer wird zurückgehen und sich an seinen Ort sammeln, wo es vorher war; und alles dies wird geschehen während der großartigen Erschütterung der Natur, zur Zeit der Zukunft des Herrn. Nun sieh! der Ölberg auseinandergeht; Indessen er, der Herr, hoch oben steht Die Inseln fliehn gehorsam auf sein Wort, Indes das große Meer er drängt nach Nord! Die Erde wie zuerst er stellt nun her, Er gibt ihr jeden Segen, kein Fluch ist mehr. Sobald die Erde wieder zu ihrem früheren heiligen Zustande sein wird, die Berge geebnet, die Täler erhöhet und die ungleichen Stellen eben, die Wüsten fruchtbar gemacht, und alle Festlande und Inseln beisammen sein werden, und der Fluch weggenommen sein wird, so daß sie nicht mehr schädliche Kräuter, Dornen und Disteln hervorbringen kann, dann muß zunächst die Tierwelt ge- ordnet und wieder in ihren früheren Zustand des Friedens und der Herrlichkeit gebracht werden, so daß alle Feindschaft von der Erde verschwindet. Doch dieses kann nicht eher geschehen, bis eine allgemeine Zerstörung die Menschen heimsucht, welche die Erde ganz reinigen und alles Gottlose von ihr entfernen wird. Dies wird durch den Stab seines Mundes und durch den Odem seiner Lippen geschehen; oder mit andern Worten durch Feuer, das sich ebenso über die ganze Erde ausdehnen wird wie die Sintflut. Jesaia 11, 3. 4. 69: Er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen; noch strafen, nach dem seine Ohren hören. Sondern mit Gerechtigkeit richten die Armen, und mit Gericht strafen die Elenden im Lande; und wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, daß ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die |
102 Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. Man wird nirgend Schaden tun noch verderben auf meinem heiligen Berg; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt. Nachdem nun die Erde so gereinigt, mit der Erkenntnis Gottes verherrlicht, wie Wasser das Meer bedeckt, und sein Geist auf alles Fleisch ausgegossen ist, so daß Menschen und Tiere voll- kommen harmlos sind, so wie sie es im Anfange waren, und nur von Pflanzen leben, während nichts in der ganzen ungeheuren Schöpfung schadet, noch verdirbt, dann geben uns die Propheten noch viele andre herrliche Beschreibungen von den Genüssen ihrer Bewohner. Sie werden Häuser bauen und bewohnen; sie werden Wein- berge pflanzen und derselbigen Früchte essen. Sie sollen nicht bauen, das ein andrer bewohne; und nicht pflanzen, das ein andrer esse. Denn die Tage meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes; und das Werk ihrer Hände wird alt werden bei meinen Auserwählten. Sie sollen nicht umsonst arbeiten, noch unzeitige Geburt gebären; denn sie sind der Same der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen mit ihnen. Und soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. In diesem glücklichen Zustande werden, wie es scheint, alle bis zum vollen Alter eines Baumes leben, und das dazu noch ohne Schmerz oder Sorge, und auf alle ihre Fragen wird sogleich geantwortet werden, ja, noch ehe sie sprechen, wird er ihnen antworten. Natürlich wird dann niemand im Staube schlafen, denn sie werden es vorziehen, verwandelt, das heißt in einem Augenblick aus einem sterblichen Wesen ein un- sterbliches zu werden; darauf werden sie mit Jesu beständig auf der Erde regieren. So sind wir nun den Propheten durch die verschiedenen Szenen gefolgt, die zusammen die Erde und ihre Bewohner wieder in jenen Zustand der Vollkommenheit bringen werden, in dem sie sich früher befanden; und in dem sie während des großen Sabbats der Schöpfung sein werden. Nachdem wir alles gesehen haben, was den Lebendigen wiedergegeben wird, wollen wir jetzt nach denen fragen, die im Staube schlafen; um jedoch genau zu wissen, wie ihre Auferstehung sein wird, müssen wir zunächst die Einzel- heiten in betreff der Auferstehung Jesu kennen, denn er war ein |
103 genaues Vorbild, nach welchem alle seine Heiligen auferstehen werden. Zuerst erinnern wir uns, daß er Fleisch, Blut, Knochen hatte, wie jeder andre Mensch, und auch ebenso dem Hunger, Durst, Schmerz, der Müdigkeit, Krankheit und dem Tode ausgesetzt war, wie jeder andre Mensch; nur mit dem Unterschiede, daß er mehr ertragen konnte als irgendein andrer menschlicher Körper. Zwei- tens, daß derselbe Leib am Kreuze hing, durch Nägel zerrissen, die durch seine Hände und Füße hindurchgeschlagen waren, und daß man mit einem Speer in seine Seite gestoßen hatte, woraus Wasser und Blut floß. Drittens, daß derselbe Körper, der ganz leblos war und sorgfältig wie jeder andre Leichnam herabgenom- men wurde, ohne daß ein Knochen gebrochen war, und sorgfältig in Leinen gehüllt und ihn ein Grab gelegt wurde, wo er bis zum dritten Tage blieb; als sehr frühe die Frauen zum Grabe kamen und auch seine Hühner, sahen sie die leinenen Tücher allein liegen, und das Schweißtuch, das Jesu sorgfältig um das Haupt gebunden war, beiseits eingewickelt, an einem besonderen Ort; doch der Leich- nam, der da gelegen hatte, war verschwunden. Aus allen diesen Umständen ersehen wir, daß dasselbe Fleisch und Bein, das in das Grab gelegt wurde, sein Leben wirklich wieder erhielt, auf- erstand und die Leinentücher, die nicht mehr nötig waren, beiseite lagen. Jesus Christus kam als Sieger hervor aus den Woh- nungen der Toten und hatte denselben Leib, der von einem Weibe geboren und von den Juden gekreuzigt worden war; doch kein Blut floß in seinen Adern, denn Blut war das natürliche Leben, welches dem Tode unterworfen worden war, und ein Mensch, der wieder Fleisch und Blut bekommen hätte, würde sterblich und mit- hin wieder dem Tod unterworfen sein, was aber mit unserm Heiland nicht der Fall war; obgleich er Fleisch und Bein hatte nach seiner Auferstehung, denn als er seinen Jüngern erschien und sie sich fürchteten, weil sie ihn für einen Geist hielten, so sagte er, um ihnen ihren Irrtum zu beweisen: Fühlet mich an und sehet! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, das ich habe. Und als er etwas zu essen verlangte, so gaben sie ihm ein Stück gebratenen Fisches und Honigseim, und er aß es. Thomas wurde sogar nachher aufgefordert, seinen Finger in die Nägelmale an seinen Händen und Füßen und seine Hand in seine Seite zu legen, woraus offenbar hervorging, daß er nicht nur denselben Leib besaß, sondern daß auch dieselben |
104 Male blieben, um sie zu zeigen als ein Zeugnis, und auch bleiben werden, bis er wiederkommt, wo alsdann die Juden ihn, den sie durchstochen haben, ansehen und fragen werden: Was bedeuten diese Male an deinen Händen und Füßen? O ihr hartherzigen, gottlosen Menschenkinder; eure Augen werden bald den schauen, der wegen eurer Sünden gekreuzigt wurde! dann werdet ihr sehen, daß die Auferstehung der Toten eine Wirklichkeit ist; ja, daß man sie mit den Händen anrühren kann und daß die Ewigkeit weder ein Reich der Schatten noch eine Welt der Hirngespinste ist, wie einige der Meinung sind. Unter andern Dingen, die Jesus nach seiner Auferstehung verrichtete, finden wir ihn bei der niedrigen Verrichtung, Fische zu braten und seinen Jüngern sagen: Kommet und haltet das Mahl. O, welche Einfachheit, welche Liebe, welche Herablassung! Wundere dich, o Himmel! und erstaune, o Erde! Sieh, der Erlöser, ob- gleich mit Unsterblichkeit bekleidet, sitzt mit seinen Brüdern an einem Kohlenfeuer unter freiem Himmel und nimmt bescheiden an einem Mahle von Fischen teil, das von seinen Händen bereitet ist. O ihr Großen der Erde, die ihr im Überflusse schwelgt! O ihr Priester, die ihrer mit Ehren, Titeln, Würden, Reichtümern und mit dem Glanze der Welt beladen seid, hier ist eine Lehre für euch, die euch erröten machen wird; rühmt euch nicht mehr, daß ihr Nachfolger des sanftmütigen und demütigen Jesu seid! Doch wir kehren zur Auferstehung zurück. Nachdem nun bewiesen worden ist, daß unser Heiland mit demselben gekreu- zigten Körper von den Toten auferstand, Fleisch und Bein hatte und mit seinen Jüngern aß und trank, so ist damit der Gegen- stand der Auferstehung der Heiligen für immer zum Abschluß gebracht. Wenn jedoch noch ein andrer Beweis nötig wäre, so finden wir in einer schon angeführten Prophezeiung Hiobs, daß, obschon Würmer seinen Leib zerstören würden, sein Erlöser in den letzten Tagen auf der Erde sein und er ihn im Fleische sehen würde. Sehnen und Haut wie jetzt haben werde, der ganze Körper unsterblich, um nie mehr Verderbnisse zu sehen, bekleidet mit einem für die Unsterblichkeit passenden weißen Gewand aus schöner Leinwand. Deshalb sagte der Apostel: Im Himmel haben wir eine dauerhaftere Substanz (keinen Schatten). Um jedoch diesen Gegenstand noch weiter zu erörtern, wollen wir genau Hesekiel, Kapitel 37, untersuchen, auf den wir uns früher bezogen haben. In diesem Gesichte wurde der Prophet im |
105 Geiste des Herrn hinausgeführt auf ein Tal verdorrter Beine, und derer waren sehr viele und sehr verdorret; und während er noch im Anschauen dieser schrecklichen Szenen versunken war, wurde eine sehr wunderbare Frage an ihn gerichtet: Du Menschen- kind, meinest du auch, daß diese Beine wieder lebendig werden? Und er antwortete: Herr, Herr, das weißest du wohl. Und der Herr sprach zu ihm: Weissage von diesen Beinen und sprich zu ihnen: Ihr verdorreten Beine, höret des Herrn Wort. Und er weissagte, wie ihm befohlen war: und siehe, da rauschete es, als er weissagete; und siehe, es regete sich; und die Gebeine kamen wieder zusammen, ein jegliches zu seinem Gebeine, und es wuchsen Adern und Fleisch darauf, und er überzog sie mit Haut. Und er weis- sagte zum Winde und sprach: Wind, komm herzu von den vier Winden und blase die Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden. Da kam Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein sehr groß Heer. Wir haben viele Auslegungen über dieses Gesicht gehört; einige vergleichen es mit Sündern und andre mit dem Leib Christi und den geistigen Gaben; doch kann eine abgestorbene Kirche nicht mehr als der Leib Christi benannt werden, denn wäh- rend sie im wahren Weinstock verbleibt, ist sie lebendig, stirbt nicht und trägt Früchte, wo sie aber sonst, anstatt sich wieder zu erheben, als ein verdorrter und verbrannter Zweig abgeschnitten wird. Doch habt ihr jemals gehört, wie der Herr selber dieses Gesicht in demselben Kapitel auslegt? Es übertrifft bei weitem alle übrigen Auslegungen, und ich glaube daran; ich will deshalb lieber diese Ausdeutung aufzeichnen, als irgendeine andere, und mich so der Gefahr aussetzen, bei den Leuten unbeliebt zu werden. Der Herr spricht: Du Menschenkind, diese Beine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsre Beine sind verdorrt und unsre Hoffnung ist verloren und ist aus mit uns. Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Siehe, ich will eure Gräber auftun und will euch, mein Volk, aus denselben herausholen und euch ins Land Israel bringen; und sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber geöffnet und euch, mein Volk, aus denselben gebracht habe. Und ich will meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt; und ich will euch in euer Land setzen; und sollt erfahren, daß ich der Herr bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr. So ist nun das ganze Gesicht deutlich erklärt; wenn man |
106 überhaupt das Wort des Herrn für wahr annehmen darf, was in dieser Zeit der Weisheit und Gelehrsamkeit sehr selten der Fall ist. Alle Nachkommen Israels sollen aus den Gräbern heraus- geholt und in das Land Israel gebracht werden, das ihnen als ein ewiges Erbteil gegeben worden war. Damit nun dieses geschehe, müssen ihrer alten, verdorrten Gebeine, ein jegliches zu seinem Gebein, wieder zusammenkommen. Alle Teile ihrer Körper müssen wiederhergestellt werden, es wird sehr rauschen und sich wunderbar regen. Wahrhaftig auf ihre Füße gerichtet, werden sie ein sehr groß Heer sein. Dies erklärt eben die in der Schrift so oft wiederholte Ver- heißung: Mein Knecht David soll ewiglich ihr Fürst sein; in der Tat gibt dasselbe Kapitel ihnen die Verheißung, daß sein Knecht David auferstehen und ihr Fürst und der Herr ihr König sein wird, während alle Lebendigen und Toten wiederhergestellt und ein Volk im Lande und auf den Bergen Israels sein werden; indes David als ihr ewig herrschender Fürst und Herrscher hervor- kommen und Jesus, der Herr, als König der Könige und Herr der Herren in Herrlichkeit auf dem Berge Zion, in Jerusalem und vor seinen Alten regieren wird. O Tag des Ruhms! O Hoffnung! Was freudig mich bewegt, ist dies: Wann wir in jenem schönen Land Die Alten nehmen bei der Hand, In Liebe unsre Freunde grüßen, Und Tod und Sorge enden müssen. Ich wundere mich nicht länger, wenn ich daran denke, daß Abraham sich für einen Fremdling und Pilger hielt, auf ein besseres Land und eine Stadt hoffte, deren Baumeister und Schöpfer Gott sei. Es scheint, daß nach dieser Wiederherstellung nur noch eine Veränderung nötig sein wird, um die Erde zur ewigen Erbschaft des Menschen passend zu machen; und daß jene Veränderung am letzten Tage stattfinden wird, nachdem der Mensch tausend Jahre in Frieden gelebt hat. Wir haben jetzt das große Geheimnis entdeckt, welches nur die Heiligen verstanden haben; und das von ihnen zu allen Zeiten der Welt verstanden wurde; welches darin besteht, daß der Mensch im Fleische auf Erden mit dem Messias, dem ganzen Hause Israel und allen Heiligen des Allerhöchsten nicht nur für tausend Jahre, sondern für immer |
107 und ewig wohnen und regieren wird. Alsdann wird unser Vater Adam, sein Haar weiß wie die reine Wolle, in Würde, als der Alte der Tage, der große Patriarch und mächtige Fürst auf dem Throne sitzen; während Tausende und abermals Tausende vor ihm stehen und Zehntausend mal Zehntausend ihm dienen werden, da wird er alle seine Kinder begrüßen, die im Glauben an den Messias starben; indes Abel, Enoch, Noah, Abraham, Hiob und Daniel, und alle Propheten und Apostel, und alle Heiligen Gottes aller Zeiten einander im Fleische begrüßen werden; Jesus, der große Messias, wird unter ihnen sein und, um das Ganze zu krönen, sich selbst gürten, Brot und Wein unter die Menge aus- teilen und selbst mit denen auf Erden, alle in schöne, reine und weiße Gewänder gekleidet, davon essen. Dies ist das Hochzeits- mahl des Lammes. Selig sind, die daran teilnehmen. Nachdem wir nun der großen Wiederherstellung der Erde und ihrer Bewohner gefolgt sind, bis wir sie im vollen Genusse der ihren Vätern gemachten Verheißungen finden, und wir er- fahren haben, daß dieser zukünftige Zustand nicht in das Reich der Schatten und Fabeln gehört, sondern etwas Fühlbares ist, das sogar eine noch dauerhaftere Substanz hat, wollen wir jetzt die Verteilung ihres Landes und die Anlage ihrer Stadt, ja der heiligen Stadt durchgehen, wo die Hütte Gottes und sein Heiligtum für immer und ewig sein sollen, denn dies war natürlich die Stadt, die von Abraham und andern gesucht, aber nicht gefunden wurde. In dem letzten Kapitel Hesekiels sehen wir, wie er das Land durch das Los unter die zwölf Stämme austeilt und die viereckig angelegte Stadt mit ihrem Heiligtum und ihren zwölf (auf jeder Seite drei) Toren baut. Aber in seinem 47. Kapitel haben wir folgende Beschreibung: Ein schöner Strom wird unter der Türe des Tempels gegen Morgen herausfließen in das Tote Meer, und die Wasser sollen gesund werden und sehr viele Fische haben, so daß von Engeddi bis En-Eglaim die Fischer ihr Fischgarn aufspannen werden; aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern gesalzen bleiben. Und an demselben Strome am Ufer auf beiden Seiten werden allerlei fruchtbare Bäume wachsen, und ihre Blätter werden nicht verwelken, noch ihre Früchte verfaulen; und werden alle Monden neue Früchte bringen, denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Frucht wird zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei. Um jedoch den Bau der Stadt und die Baumaterialien noch |
108 genauer zu beschreiben, führen wir aus Jesaias das 54. Kapitel vom 11. Verse bis zu Ende an: Du Elende, über die alle Wetter gehen, und du Trostlose! Siehe, Ich will deine Steine wie einen Schmuck legen und will deinen Grund mit Saphiren legen; und deine Zinnen aus Kristallen machen, und deine Tore von Rubinen, und alle deine Grenzen von erwählten Steinen; und alle deine Kinder gelehret von Herrn, und großer Friede deinen Kindern. Du sollst durch Gerechtigkeit bereitet werden. Du wirst ferne sein von Gewalt und Unrecht, daß du dich davor nicht darfst fürchten; und von Schrecken, denn es soll nicht zu dir nahen. Siehe, wer will sich wider dich rotten und dich über- fallen, so sie sich ohne mich rotten? Siehe, Ich schaffe es, daß der Schmied, so die Kohlen im Feuer aufbläset, eine Waffe daraus mache nach seinem Handwerk; denn ich schaffe es, daß der Ver- derber sie zunichte mache. Eine jegliche Waffe, die wider dich zu- bereitet wird, der soll nicht gelingen. Und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht verdammen. Das ist der Erbe der Knechte des Herrn und ihre Gerechtigkeit von mir, spricht der Herr. Aus diesen Versen erfahren wir etwas von der Schönheit ihrer Stadt, und aus welchem Material sie bestehen wird; ihre Steine, ihr Schmuck, ihr Grund, ihre Saphire, ihre Zinnen von Kristallen, ihre Tore von Rubinen und alle ihre Grenzen von erwählten Steinen sind bestimmt, den Ort seines Heiligtums zu verschönern, die Stätte seiner Füße herrlich zu machen, so wie auch der ganzen Stadt einen Glanz und eine Pracht zu verleihen, von der sich die Heiden mit allen ihren gerühmten Schätzen und Herr- lichkeit nur eine schwache Vorstellung machen können; und dann ist noch in derselben Beschreibung zu bemerken, daß alle Ein- wohner Erkenntnis, Frieden und Freude haben werden, indessen die, welche sich gegen sie zum Streite versammeln, gewiß zunichte gemacht werden sollen; dieses ist wahrlich das Erbe der Knechte des Herrn; das ist wahrlich eine reizende Stadt und wohl einer solchen Pilgerschaft wie der Abrahams würdig. Um jedoch eine noch bessere Vorstellung des Reichtums, Wohlstands, der Schönheit und Pracht der Städte Zions und Jerusalems zu haben, wollen wir das 60. Kapitel des Jesaias anführen: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir. |
109 Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln; und die Könige im Glanz, der über dir aufgehet. Hebe deine Augen auf und siehe umher, diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten; wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehret und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen. Alle Herden in Kedar sollen zu dir versammelt werden und die Böcke Nebajoths sollen dir dienen. Sie sollen als ein angenehm Opfer auf meinen Alter kommen; denn ich will das Haus meiner Herrlichkeit zieren. Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Fenstern? Die Inseln harren auf mich, und die Schiffe im Meere vorlängst her, daß sie deine Kinder von ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Golde; dem Namen des Herrn, deines Gottes, und dem Heiligen in Israel, der dich herrlich gemacht hat. Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen und in meiner Gnade erbarme ich mich über dich. Und deine Tore sollen stets offen stehen, weder Tag noch Nacht zugeschlossen wer- den; daß der Heiden Macht zu dir gebracht und ihre Könige her- zugeführt werden. Denn welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen, und die Heiden verwüstet werden. Die Herrlichkeit des Libanons soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, zu schmücken den Ort meines Heiligtums; denn ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen. Es werden auch gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben; und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen; und werden dich nennen eine Stadt des Herrn, ein Zion des Heiligen in Israel. Denn darum, daß du bist der Verlassene und Gehassete gewesen, da niemand ging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für; daß du sollst Milch von den Heiden saugen, und der Könige Brüste sollen dich säugen; auf daß du erfahrest, das Ich, der Herr, bin dein Heiland, und Ich, der Mächtige in Jakob, bin dein Erlöser. Ich will Gold anstatt des Erzes, und Silber anstatt des Eisens bringen, und Erz anstatt |
110 des Holzes, und Eisen anstatt der Steine; und will machen, daß deine Vorsteher Friede lehren sollen und deine Pfleger Gerechtig- keit predigen. Man soll keine Frevel mehr hören in deinem Lande, noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen; sondern deine Mauern sollen Heil und deine Tore Lob heißen. Die Sonne soll nicht mehr des Tags dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten; sondern der Herr wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein. Deine Sonne wird nicht mehr untergehen noch dein Mond den Schein verlieren; denn der Herr wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben. Und dein Volk sollen eitel Gerechte sein und werden das Erdreich ewiglich besitzen; als die der Zweig meiner Pflanzung und das Werk meiner Hände sind, zum Preise. Aus dem Kleinsten sollen Tausend werden und aus dem Ge- ringsten ein mächtiges Volk. Ich, der Herr, will solches zu seiner Zeit eilends ausrichten. Von diesem Kapitel lernen wir: Zuerst, daß in den letzten Tagen eine Stadt gebaut werden soll, zu der nicht nur Israel, sondern alle Völker der Heiden kommen werden; welche Heiden oder Königreiche jener Stadt nicht dienen wollen, dieselben sollen umkommen und die Heiden verwüstet werden; zweitens erfahren wir, daß jene Stadt Zion eine Stadt des Herrn heißen soll; drittens, daß sie der Ort seines Heiligtums, die Stätte seiner Füße genannt werden wird; viertens, daß das beste Bauholz, als: Tannen, Buchen und Buchsbaum, in großer Masse herzukommen soll, um den Ort seines Heiligtums zu schmücken und die Stätte seiner Füße herrlich zu machen; fünftens, daß die kostbarsten Metalle in solchem Überflusse vorhanden sein werden, daß Gold anstatt des Erzes, Silber anstatt des Eisens, Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine sein wird; während ihre Beamte Frieden lehren und ihre Pfleger Gerechtigkeit predigen sollen. Frevel soll nicht mehr im Lande gehört werden, noch Schaden oder Verderben in seinen Grenzen. Ihre Mauern sollen Heil und ihre Tore Lob heißen; während die Herrlichkeit des Herrn mitten in der Stadt an Glanz die Sonne übertreffen wird; die Tage ihres Leidens sollen ein Ende haben, ihr Volk eitel Gerechte sein und das Erdreich ewiglich besitzen, als die der Zweig der Pflanzung des Herrn sind, zum Preise. Aus dem Geringsten soll ein mächtiges Volk werden, und der Herr wird solches zu seiner Zeit eilend ausrichten. |
111 Der Psalmist David spricht von der Zeit, wo diese Stadt aufgebaut werden wird, in seinem 102. Psalm, vom 14. bis 22. Vers: Du wolltest dich aufmachen und über Zion erbarmen: denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen. Denn deine Knechte wollten gerne, daß sie gebaut würde, und sähen gerne, daß ihre Steine und Kalk zugerichtet würden; daß die Heiden den Namen des Herrn fürchten und alle Könige auf Erden deine Ehre; daß der Herr Zion bauet und erscheint in seiner Ehre. Er wendet sich zum Gebet der Ver- lassenen und verschmähet ihr Gebet nicht. Das werde geschrieben auf die Nachkommen; und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den Herrn loben. Denn er schauet von seiner heiligen Höhe, und der Herr siehet von Himmel auf Erden; daß er das Seufzen des Gefangenen höre und los mache die Kinder des Todes; auf daß sie zu Zion predigen den Namen des Herrn und sein Lob zu Jerusalem; wenn die Völker zusammenkommen und die König- reiche dem Herrn zu dienen. Aus dieser Schriftstelle erfahren wir: Zuerst, daß eine Zeit bestimmt ist, um Zion oder die Stadt, von der Jesaias spricht, aufzubauen, nämlich gerade vor dem zweiten Kommen Christi; und daß, wenn die Stadt erbauet ist, der Herr in seiner Herrlichkeit, und nicht vorher, erscheinen wird. Deshalb behaupten wir, daß, wenn eine solche Stadt nie gebaut wird, der Herr nie kommen wird. Zweitens erfahren wir, daß die Völker zusammenkommen und die Königreiche sowohl in Zion wie in Jerusalem dem Herrn dienen werden; drittens, daß dieser Psalm ausdrücklich für die Nachkommen geschrieben wurde, und das Volk, das geschaffen werden soll, es lesen, erfüllt sehen und den Herrn ewiglich loben wird. Ich will jetzt die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen Teil des 13. Kapitels der Urkunde Ethers lenken, die im Buche Mormon, Seite 600, enthalten ist. Denn Ether sagte ihnen wahrlich von allen Dingen, von der Erschaffung des Menschen an, daß dieses Land, nachdem die Gewässer an dessen Oberfläche verlaufen wären, ein vor allen andern Ländern ausgewähltes Land wurde, ein vom Herrn erwähltes Land; weshalb der Herr haben wollte, daß alle Menschen, die es bewohnten, ihm dienen sollten, und daß es der Ort des neuen Jerusalems wäre, das vom Himmel herabkommen und das Heiligtum des Herrn sein würde. Seht, Ether sah die Tage Christi und sprach von einem neuen Jerusalem auf diesem Lande; und er sprach auch |
112 von dem Hause Israel und Jerusalem, von welchem Lehi kommen würde: nachdem es zerstört wäre, sollte es wieder dem Herrn als eine heilige Stadt erbaut werden; deshalb konnte es nicht ein neues Jerusalem sein, denn es war vor alten Zeiten ge- wesen, aber es sollte wieder aufgebaut und eine heilige Stadt des Herrn werden; und es sollte dem Hause Israel gebaut werden; daß ein neues Jerusalem in diesem Hause aufgebaut werden sollte für die Überbleibsel der Nachkommen Josephs, für welches es ein Sinnbild gewesen ist; denn als Joseph seinen Vater ins Ägypten- land hinabbrachte, so starb er da; weshalb der Herr einen Über- bleibsel der Nachkommen Josephs aus dem Lande brachte, damit er den Nachkommen Josephs gnädig sein könne, daß sie nicht umkämen, ebenso war er den Vater Josephs gnädig, daß er nicht umkommen sollte; deshalb sollen die Überbleibsel des Hauses Josephs auf dieses Land gebaut werden; und es soll ein Land ihres Eigentums sein; und sie sollen dem Herrn eine heilige Stadt bauen, ebenso wie das heilige Jerusalem; und sie sollen nicht mehr verwirrt werden, bis das Ende kommt, wo die Erde vergehen wird. Und es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein, und diese werden den alten gleich sein, nur daß die alten ver- gangen und alle Dinge neu geworden sind. Und dann kommt das neue Jerusalem, und gesegnet sind diejenigen, welche darin wohnen, denn diese sind diejenigen, deren Gewänder durch das Blut des Lammes weiß sind; und diese sind die, welche unter die Überbleibsel der Nachkommen Josephs gezählt werden, die vom Hause Israel waren. Und dann kommt auch das alte Jerusalem und dessen Einwohner, gesegnet sind sie, denn sie sind im Blute des Lammes gewaschen worden; und diese sind diejenigen, die zerstreut waren und von den vier Enden der Erde heimgeführt wurden und von den nördlichen Ländern, und Teilnehmer an der Erfüllung des Bundes sind, welchen Gott mit ihrem Vater Abra- ham machte. Und wann diese Dinge kommen, dann geht die Schrift in Erfüllung, welche sagt: Die, welche die Ersten waren, sollen die Letzten sein, und die Letzten sollen die Ersten sein. Diese Prophezeiung sagt uns: Erstens, daß Amerika ein vor allen Ländern auserwähltes Land des Herrn ist. Zweitens, daß es der Ort des neuen Jerusalems ist, welches von Gott aus dem Himmel auf die erneuerte Erde herabfahren wird. Drittens, daß in Amerika dem übriggebliebenen Teile Josephs, ähnlich dem |
113 Muster des alten Jerusalems im Lande Kanaan, ein neues Jerusalem gebaut und zu gleicher Zeit auch das alte Jerusalem wieder aufgebaut werden soll. Nach diesem werden beide Städte auf Erden in Wohlstand bleiben, bis die große und letzte Ver- änderung eintritt, wann ein neuer Himmel und eine neue Erde sein wird. Viertens erfahren wir, daß, wann diese Veränderung stattfindet, die zwei Städte und deren Einwohner in den Himmel genommen, verändert und neu gemacht werden, und daß die eine auf Amerika und die andre auf ihren alten, früheren Ort herab- fährt, und fünftens erfahren wir, daß die Einwohner dieser beiden Städte dieselben sind, die sich wieder sammelten und sie zuerst aufbauten. Der übriggebliebene Teil Josephs und diejenigen, die mit ihnen sich sammelten, erben das neue Jerusalem. Und die Stämme Israels, die von den nördlichen Ländern und von den vier Enden der Erde versammelt wurden, bewohnen das andre; und nachdem nun so alle Dinge neu geworden, finden wir, daß diejenigen, die einst Fremdlinge und Pilger auf Erden waren, im Besitz jenes von ihnen erhofften bessern Landes und Stadt sind. Wir wollen nun zur Offenbarung Johannes zurückkehren und die neue Stadt untersuchen und sehen, ob sie dem Muster gleicht, das sie vor ihrer letzten Veränderung darbot. Offenbarung 21: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne. Und hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen: und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Stuhle saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer über- windet, der wird alles ererben; und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Der Verzagten aber und Ungläubigen, und Greulichen, und Totschläger, und Hurer, und Zauberer, und |
114 Abgöttischen, und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet; welches ist der andre Tod. Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll hatten der letzten sieben Plagen; und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes. Und führte mich hin im Geiste auf einen großen und hohen Berg; und zeigete mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniederfahren aus dem Himmel von Gott; die hatte die Herrlichkeit Gottes; und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem hellen Jaspis; und hatte eine große und hohe Mauer, und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Ge- schlechter der Kinder Israels. Vom Morgen drei Tore, von Mitter- nacht drei Tore, vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Gründe und auf den- selbigen die Namen der zwölf Apostel des Lammes; und der mit mir redete, hatte ein gülden Rohr, daß er die Stadt messen sollte, und ihre Tore und Mauern. Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß als die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Feldweges. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Ihre Mauern, hundertundvierundvierzig Ellen nach dem Maße eines Menschen, das der Engel hat. Und der Bau ihrer Mauern war von Jaspis und die Stadt von lauterem Golde, gleich dem reinen Glase. Und die Gründe der Mauern und der Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelgesteine. Der erste Grund war ein Jaspis, der andere ein Saphir, der dritte ein Chalzedonier, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonix, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Berill, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer Perle; und die Gassen der Stadt waren lauter Gold, als ein durchscheinend Glas. Und ich sah keinen Tempel darinnen, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in demselbigen Licht. Und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbige bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages, denn da wird keine Nacht |
115 sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen. Und wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Greuel tut und Lüge; sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes. Auch in dem 22. Kapitel sagt er: Und er zeigte mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall, der ging von dem Stuhl Gottes und des Lammes. Mitten auf ihrer Gasse und auf beiden Seiten des Stromes stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dieneten zu der Gesundheit der Heiden. Und wird kein Verbanntes mehr sein; und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darinnen sein; und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein An- gesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und wird keine Nacht da sein; und werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie er- leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig. Und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buche. Aus dieser schönen Beschreibung erfahren wir: daß die neue Erde nicht durch Gewässer getrennt sein wird, folglich der heutige östliche und westliche Kontinent ein Land bilden werden. Der Herr wird nicht nur Himmel und Erde, sondern alle Dinge neu machen (natürlich mit Einschluß der Städte Jerusalem und Zion, wo seine Hütte mehr als tausend Jahre gewesen war). Die Stadt wird viereckig und mit zwölf Toren, mit den Namen der zwölf Stämme Israels eingefügt, versehen sein; vom Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore, vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore; genau nach derselben Weise, wie es während der tausend Jahre nach der Beschreibung Hesekiels bestehen wird. Sie wird aus kostbaren Steinen und feinem Golde, gleichwie die temporäre Stadt nach der Beschreibung Jesajas, bestehen. Ein lauterer Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall, wird von dem Stuhle Gottes und des Lammes ausgehen und durch die neue Stadt, gleich, wie nach der Beschreibung Hesekiels, dem lebendigen Wasser aus dem Heiligtum der temporären Stadt, aus- fließen. Das Holz des Lebens wird auf beiden Seiten des Flusses stehen; das selbige Holz, welches einst die zwölferlei Früchte ge- |
116 tragen haben wird und seine Blätter für die Gesundheit der Nationen waren. Doch jetzt, wann Johannes sie sieht, bedürfen die Völker keiner Heilung mehr, denn der Tod ist nicht mehr, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen, denn das Erste ist ver- gangen und alles neu geworden, folglich spricht er in der Ver- gangenheit und sagt, sie dieneten zur Gesundheit der Heiden; er weist natürlich auf die Zeiten zurück, in welchen sie sich nach der Beschreibung Hesekiels in dem temporären Zustand befanden, vor ihrer letzten Veränderung. Von den Dingen, von denen wir gesprochen, ist folgendes der Inhalt: Hesekiel und die andern Propheten haben uns eine Ansicht der Städte Zion und Jerusalem gegeben, wie sie während der Ruhe des tausendjährigen Reiches, des sogenannten Millenniums, sein werden; und Johannes hat uns eine Ansicht derselben Städte nach ihrer letzten Veränderung gegeben, wenn sie von Gott aus dem Himmel herabfahren und auf der Erde ruhen wird. Aber Ether hat uns einen kurzen Abriß von demselben gegeben, wie sie sein werden, sowohl in ihrem zeitlichen, als auch in ihrem ewigen Zustande; und er hat uns genau von ihrer ersten und letzten Lage erzählt; nämlich des neuen Jerusalems in Amerika, von dem übriggebliebenen Teil Josephs und von denen bewohnt, die sich mit ihnen versammeln, ihre Kleider gewaschen und sie weiß gemacht haben im Blute des Lammes: und des andern Jerusalems, auf seiner früheren Stelle vom Hause Israel bewohnt, die von den nördlichen Ländern und von den vier Enden der Erde, wo sie zerstreut waren, gesammelt wurden und ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht haben im Blute des Lammes. Und somit ist nun die Sache beendigt. Ich will nur noch sagen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mehr als 9 Jahre beschäftigt gewesen ist, den übrig- gebliebenen Teil Josephs gerade auf denselben Ort zu versammeln, wo sie endlich mit Hilfe der Heiden, die sie von allen Teilen des Landes sammeln, ein neues Jerusalem, eine Stadt Zions, auf- bauen werden; und dieses Sammeln wird endlich im Buch Mormon und in andern Offenbarungen geweissagt, sowie auch der vorher- bestimmte Ort und die genaue Zeit ihrer Erfüllung; und wenn nicht die Heiden wegen all ihrer Greuel Buße tun und den- selben und annehmen, so werden sie von diesem Lande gänzlich vertilgt werden, wie es im Jesaias geschrieben steht: Denn welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen um- kommen, und die Heiden verwüstet werden. |
117 So wie auch der Apostel Nephi in dem 21. Kapitel seiner Urkunde geschrieben hat: Und wahrlich ich sage euch, ich gebe euch ein Zeichen, daß ihr die Zeit kennen mögt, wann diese Dinge stattfinden sollen, daß ich von seiner langen Zerstreuung mein Volk, o Haus Israel, heimführen und unter ihnen mein Zion wieder errichten werde. Und seht, dieses ist es, was ich euch als ein Zeichen geben werde, denn wahrlich, ich sage euch, daß, wenn diese Dinge, welche ich euch verkünde, und welche ich euch späterhin von mir selbst und durch die Macht des Heiligen Geistes, welche euch vom Vater gegeben werden soll, verkündigen werde, zu den Heiden ge- langt sind, daß sie in betreff des Volkes wissen mögen, welches ein Überbleibsel vom Hause Jakob ist, und in betreff dieses meines Volkes, welches von ihnen zerstreut werden soll; wahrlich, wahr- lich, ich sage euch, wenn diese Dinge ihnen vom Vater bekannt- gemacht und durch den Vater von ihnen zu euch gelangen werden; denn es ist der Weisheit des Vaters gemäß, daß sie in diesem Lande sich ansiedeln und durch die Macht des Vaters als ein freies Volk bestehen sollten, damit diese Dinge von ihnen zu einem Überbleibsel eurer Nachkommen gelangen möchten, um den Bund des Vaters zu erfüllen, welchen er mit seinem Volke, dem Hause Israel, gemacht hat; daher, wenn diese Werke und die Werke, die unter euch nach diesem geschehen werden, von den Heiden auf eure Nachkommen gelangen und die der Sünden halber in Un- glauben fallen werden; denn so geziemt es dem Vater, daß es von den Heiden hervorgehen sollte, damit er seine Macht den Heiden zeige, damit die Heiden, wenn sie nicht ihre Herzen ver- stocken wollen, sich bekehren und zu mir kommen mögen und in meinem Namen getauft werden, und die wahren Grundsätze meiner Lehre erkennen, damit sie zu meinem Volke, dem Hause Israel, gerechnet werden können; und wenn diese Dinge geschehen, daß deine Nachkommen anfangen, dieselben zu kennen, so soll es ihnen ein Zeichen sein, daß sie wissen mögen, daß das Werk des Vaters für die Erfüllung des Bundes, welchen er mit dem Hause Israel gemacht, schon angefangen hat. Und wenn dieser Tag kommen wird, dann wird es geschehen, daß Könige ihren Mund halten werden; denn was ihnen nicht gesagt worden ist, sollen sie sehen; und das, was sie nicht gehört haben, sollen sie bedenken. Denn an dem Tage wird der Vater um meinetwillen ein Werk tun, welches ein großes und wunder- bares Werk unter ihnen sein wird; und es werden welche unter |
118 ihnen sein, die es nicht glauben wollen, obgleich jemand es ihnen verkünden wird. Aber seht, das Leben meines Dieners soll in meiner Hand sein; deshalb sollen sie ihm keinen Schaden zufügen; obwohl er um ihretwillen entstellt wird. Doch werde ich ihn heilen, denn ich will ihnen zeigen, daß meine Weisheit größer als die List des Teufels ist. Daher wird es geschehen, daß alle, die meinen Worten nicht glauben wollen, der ich Jesus Christus bin, Worte, welche der Vater durch ihn an die Heiden gelangen lassen und ihm Macht geben wird, sie zu den Heiden zu bringen (es wird geschehen, eben wie Moses sagte), diese sollen aus meinem Bundesvolke vertilgt werden. Und mein Volk, welches ein Über- bleibsel Jakobs ist, soll unter den Heiden sein; ja mitten unter ihnen, wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Löwe unter den Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, alles zertritt und in Stücke zerreißt, dem niemand widerstehen kann. Ihrer Hand soll sich über ihre Gegner erheben, und alle ihre Feinde sollen vertilgt werden. Ja, wehe den Heiden, wenn sie sich nicht bekehren, denn es wird sich an dem Tage begeben, sagt der Vater, daß ich deine Pferde aus deiner Mitte vertilgen und deine Wagen verderben werde und die Städte deines Landes, und alle deine Festungen zerstören; ich werde die Zauberei aus deiner Hand nehmen und du sollst keine Wahrsager mehr haben. Deine gehauenen Bilder werde ich auch zerstören und deine Bildsäulen aus deiner Mitte reißen, und du sollst nicht länger die Werke deiner Hände anbeten; deine Haine werde ich aus deiner Mitte pflücken, so will ich deine Städte zerstören. Alle Lügen, Be- trügereien, Neid und Streit und Pfaffentrug und Hurerei sollen abgeschafft werden. Denn es wird geschehen, sagt der Vater, daß alle, die an dem Tage sich nicht bekehren und zu meinem ge- liebten Sohn kommen wollen, die will ich aus meinem Volke, o Haus Israel, vertilgen; und ich will Rache und Wut, so wie sie nie zuvor empfunden haben, an ihnen ebenso wie an den Heiden ausüben. Aber wenn sie sich bekehren und auf meine Worte hören und ihre Herzen nicht verstocken wollen, dann will ich meine Kirche unter ihnen gründen, und sie sollen in den Bund aufgenommen und unter diese die Überbleibsel Jakobs gerechnet werden, denen ich dieses Land als Erbteil gegeben habe, und sie sollen meinem Volke, dem Überbleibsel Jakobs, und auch allen, die vom Hause Israel kommen werden, helfen, eine Stadt bauen, welche das neue |
119 Jerusalem genannt werden soll; und dann sollen sie meinem Volke, welches im ganzen Land zerstreut ist, helfen, sich in dem neuen Jerusalem zu versammeln, und dann wird die Macht des Himmels unter sie herabkommen, und ich werde auch in ihrer Mitte sein. An dem Tage, wenn dieses Evangelium unter dem Überbleibsel dieses Volks gepredigt werden wird, soll das Werk des Vaters beginnen. Wahrlich, ich sage euch, an jenem Tage wird das Werk unter allen Zerstreuten meines Volkes anfangen, ja selbst unter den verlorenen Stämmen, welche der Vater aus Jerusalem hinweggeführt hat. Ja, das Werk des Vaters wird unter allen Zerstreuten meines Volkes anfangen, um den Weg zu bereiten, auf welchem sie zu mir gelangen, und damit sie den Vater in meinem Namen anrufen können; ja, und dann mit dem Vater soll das Werk unter allen Völkern anfangen, um den Weg zu bereiten, wodurch sein Volk zum Lande seines Erbteils heim- geführt werden soll. Und sie sollen von allen Völkern ausgehen, und sie sollen nicht die Eile ausgehen noch auf der Flucht, denn ich will vor ihnen hergehen, sagt der Vater, und ihr Schild im Rücken sein (3. Nephi 21). O, du übriggebliebener Teil Josephs, dein Geheimnis ist offenbar, du, der du von den Heiden verachtet, geschlagen, zer- streut und vertrieben warest von Ort zu Ort, bis deiner nur wenig waren! Du Elende, über die alle Wetter gehen, und du Trostlose, erhebe dein Haupt und freue dich, denn deine Errettung ist nahe; ja, wir haben deine Urkunde gefunden, die Orakel Gottes, die einst deine Vorfahren erhalten hatten, die lange vor dir wegen des Unglaubens verborgen gewesen waren. Siehe, sie sollen dir wiedergegeben werden; dann sollst du Freude empfinden; denn du wirst wissen, daß es ein Segen aus der Hand Gottes ist; und die Schuppen der Finsternis werden von deinen Augen fallen; und die Heiden werden keine Macht mehr über dich haben; sondern du wirst von ihnen gesammelt, aufgebaut und ein angenehmes Volk werden; die Zeit ist gekommen; ja, das Werk hat schon angefangen; denn wir haben dich gesammelt aus allen Teilen des Landes an den Ort, wo, nach Gottes Bestimmung, die Heiden dich sammeln sollten; deshalb lege deine Waffen nieder, höre auf, mit den Heiden zu streiten bei dem Sammeln deiner verschiedenen Stämme, denn die Hand deines großen Gottes ist in allem diesem; es wurde alles von deinen Vorfahren vor zehntausend Monden geweissagt. Laßt sie daher ruhig diese letzte Handlung der Güte |
120 erfüllen, als eine Art Vergeltung für die Beleidigungen, die du von ihnen erfahren hast. Mit den gemischten Gefühlen der Freude und des Schmerzes denke ich an diese Dinge. Mit Schmerz, wann ich denke, wie du geschlagen worden bist; mit Freude, wann ich bedenke, welche glückliche Veränderung dich erwartet; und wiederum mit Schmerz, wenn ich meine Gedanken auf die fürchterliche Vernichtung richte, welche die Heiden erwartet, wenn sie nicht Buße tun. Doch die ewigen Pläne Jehovas müssen ihren Fortgang nehmen, bis alle ihre Verheißungen erfüllt sind, und niemand kann es verhindern; daher, o Gott, dein Wille geschehe. Doch während ich noch bei diesem Gegenstand verweile mit Empfindungen, die sich leichter fühlen als beschreiben lassen, dünkt es mir, als höre ich das Klage- lied des Indianers in seinen heimatlichen Wäldern widerhallen: O großer Geist der Väter! Hör' das Rufen Der roten Männer, die sich flehend suchen. Schwer war dein Geißeln, matt ist unser Sinn, Wann bannest du den Zorn, wann deinen Grimm? Wann wird der Weißen Gier erschlaffen Und unsern Überrest in Frieden lassen? Treibt uns das Schicksal nach dem fernen Strand, Dort zu erlöschen, aller Hoffnung fremd? Erbarmen! Großer Geist, wir bitten Gnade, Die längst verborg'ne Wahrheit offenbare, Erhör' dein Volk, laß es nicht ganz verderben, Das Reich des Friedens sende bald auf Erden! _____________ Kapitel 6. Wie verfährt Gott mit allen Völkern in bezug auf Offenbarungen? Und er hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechte auf dem ganzen Erdboden wohnen; und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und weit sie wohnen sollen; daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie doch ihn finden und fühlen möchten. Und zwar ist er nicht ferne von einem jeglichen unter uns; denn in ihm leben, weben und sind wir. Apostelgeschichte 17:2628. Dieser Text lehrt uns: Erstens, daß alle Völker von einem Blute gemacht sind; zweitens, daß sie auf dem ganzen Erdboden |
121 wohnen sollen (Amerika nicht ausgenommen); drittens, daß der Herr das Ziel gesetzt, wie sie wohnen sollen, das heißt, er hat die Erde unter seine Kinder verteilt, indem er jedem Volke den Teil gab, der ihm dünkte; zum Beispiel das Land Kanaan an Israel; den Berg Seir an Esau; Arabien an Ismael; Amerika an den übriggebliebenen Teil Josephs usw., wie ein Vater ein großes Stück Land an seine verschiedenen Kinder austeilt; und viertens, daß er allen Völkern der Erde das Vorrecht gegeben hat, ihn zu fühlen und zu finden, da er nicht so sehr weit von allen ist, sie mögen in Asien, Afrika, Europa oder Amerika oder auch auf den Inseln des Meeres sein. Wenn nun ein Volk in irgendeinem Zeitalter der Welt oder in irgendeinem Teile der Erde zufällig sein Vorrecht benutzen würde, was würde es dann erhalten? Ich antworte: Offenbarung; aus dem einfachen Grunde, weil kein Volk Gott jemals auf eine andre Weise fand noch jemals finden wird; wenn sie also Gott fanden, so fanden sie ihn durch Offenbarung, die unmittelbar von ihm kam, indem er ihnen seinen Willen offenbarte; und wenn sie ihn nicht auf diese Weise fanden, so kannten sie ihn niemals; und wenn sie Offenbarungen erhielten, so hatten sie das Vorrecht, sie aufzuschreiben, Urkunden von denselben anzulegen und sie ihren Kindern zu lehren; und diese Urkunde war heilig, weil sie das Wort Gottes enthielt; und so war es eine heilige Bibel, gleichviel, ob sie von den Juden, den zehn Stämmen, den Nephiten oder den Heiden ge- schrieben war. Mir ist das Evangelium von Nephi, Mormon, Moroni oder Alma so lieb wie das Evangelium von Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes. Ferner würde ich ebenso gern an eine in Amerika wie an eine in Asien gegebene Offenbarung glauben; denn wenn ein Volk keine Offenbarungen erhielt, so geschah es, weil sie niemals ihr Vorrecht benutzten. Warum wurde nun aber irgendein Volk von Zeit zu Zeit in Finsternis gelassen, ohne das Licht der Offenbarung zu haben? Ich antworte: Weil ihre Vorfahren zu irgendeiner Zeit der Welt Offenbarungen verwarfen, die Propheten ausstießen und töteten und gegen die Dinge Gottes taub wurden, bis Gott das, was sie besaßen, von ihnen nahm, es einem andern Volk gab und sie von Geschlecht zu Geschlecht in Unwissenheit zunehmen ließ, bis er es für passend hielt, wieder sein Licht und seine Wahrheit jenem Volke zu senden; doch die, welche das Licht nicht verwerfen, sind unter keiner Verdammnis; und die Barmherzigkeit |
122 Gottes hat Anspruch auf sie, durch das Blut Christi, das die Sünden der Welt versöhnt. Die Heiden, die niemals das Licht einer Offenbarung gehabt haben, werden durch das Blut Christi selig werden; indes ihre Vorfahren, die das Licht verwarfen, ver- dammt sind; denn ihre Verdammung geschah, weil sie das Licht, sobald es erschien, verwarfen. In bezug auf diesen Gegenstand wollen wir nun die Ge- schichte der verschiedenen Zeitalter untersuchen. Am Morgen der Schöpfung hatten die Menschen Licht durch unmittelbare Offen- barungen, denn Adam, Kain und Abel sprachen mit Gott. In dem folgenden Zeitalter hatten die Menschen Licht durch Offen- barungen, denn Enoch wandelte mit Gott und sah nicht nur das Kommen Christi, sondern auch seine zweite Zukunft und rief aus: Siehe, der Herr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle, und zu strafen alle ihre Gottlosen, wie es in der Epistel Judä heißt. Daraus gehet hervor, daß Enoch wußte und in betreff des Messias mit der ganzen Deutlichkeit eines Apostels prophezeite. Ferner gab es zu Noahs Zeit positive Offenbarung; und doch waren alle diese Heiden, oder vielmehr, Jakob war noch nicht von dem Engel mit dem Namen Israel belegt worden. Wenn nun so viele Heiden das Vorrecht hatten, das Wort des Herrn zu erhalten und durch Offenbarungen Er- kenntnis des wahren Gottes zu haben, so haben auch alle übrigen dasselbe Vorrecht; und wenn sie nun so in Finsternis gerieten und Götzen anbeteten, bis Gott sie alles Unreine mit Gier tun ließ und ihnen endlich die Orakel Gottes nahm und sie Abraham gab, so geschah es, weil sie dieselben lange verworfen und sich ihrer unwürdig gemacht hatten; so daß von den Tagen Israels an die Orakel Gottes mehr ausschließlich dem auserwählten Samen anzugehören schienen, der eben zu jenem Zwecke aus- erwählt war, namentlich, damit ihnen die Orakel Gottes, das Priestertum, der Gottesdienst und die Verheißungen anvertraut werden könnten, die von Anfang an unter den Heiden, die sich solcher Segnungen unwürdig gemacht hatten, gewesen waren. Aber im Laufe der Zeit hatte sich Israel solcher fortdauernder Segnungen dadurch unwürdig gemacht, daß sie die Propheten steinigten und töteten und den Messias und alle die, welche Gott ihnen sandte, verwarfen, bis zuletzt der Herr ihnen, als ein Volk, das Reich nahm und es wieder den Heiden gab; indem er nun mittlerweile die Unwissenheit gänzlich unbeachtet ließ, in der die |
123 Heiden gewesen waren von der Zeit an, da das Königreich ihnen genommen ward, bis er es ihnen wieder zurückerstattete. Sobald aber das Reich Gottes den Heiden wiedergegeben war, befahl er ihnen allen, Buße zu tun, wenn nicht, würden sie unter der Ver- dammung stehen, doch nicht vorher. Doch sobald das Reich von den Juden genommen war, verschwanden auch die Früchte unter ihnen, und sie wurden unter alle Völker der Erde zerstreut, wo sie nicht wieder die Stimme der göttlichen Eingebung hörten, die ihnen befahl, Buße zu tun. Wenn irgendein Heide ihnen befahl, Buße zu tun und sich taufen zu lassen (im Namen des Herrn), ohne eine göttliche Eingebung und den Befehl dazu zu haben, so war es ein an ihnen verübter Betrug. Nicht etwa, weil die Buße unrecht war, sondern der Betrug bestand darin, daß jene vorgaben, mit einer Botschaft gesandt zu sein, trotzdem es nicht der Fall war. Denn sobald Gott den Menschen befiehlt, Buße zu tun, so sendet er jemand mit dem Befehle aus, um die zu lehren, für die er bestimmt ist; und wenn er ihnen so etwas nicht befiehlt, so verlangt er es nicht von ihnen. Jeder, der da sagt, daß den Juden, als einem Volke, befohlen worden ist, Buße zu tun und sich taufen zu lassen, während der letzten siebenzehnhundert Jahre, sagt etwas, was er nicht beweisen kann, außer er beweist, daß inner- halb jener Zeit eine neue Offenbarung gewesen ist, durch welche einige einen solchen Auftrag erhielten; auch wird kein Geschlecht der Juden, das seit der Zeit war, in welcher die göttlichen Ein- gebungen aufhörten, verdammt werden, weil sie irgendeine Bot- schaft von Gott verworfen haben, denn er hat keinen Boten zu ihnen gesandt, folglich haben sie keinen verworfen; doch ihre Vor- fahren, die das Göttliche verwarfen, sind verdammt. Wann ferner Menschen mit dem Evangelium an die Heiden gesandt wurden, so ward ihnen befohlen, Buße zu tun; und dieser Befehl war immer in Kraft, wenn Menschen predigten, die von der richtigen Autorität gesandt und vom Heiligen Geist inspiriert wurden; als sie aber die Apostel und die inspirierten Männer getötet und ihre Vorrechte mißbraucht hatten, bis Gott sie ihnen wegnahm und sie ohne göttliche Eingebung ließ, dann wurde jenes Geschlecht der Sünde überantwortet; und denen, welche seitdem die Bühne des Lebens betreten haben, ist niemals befohlen worden, Buße zu tun und sich taufen zu lassen (außer es geschah durch eine Offenbarung), und jeder, der da sagt, daß Gott einem |
124 Heiden befohlen hat, Buße zu tun und das Evangelium zu be- folgen, seit den Tagen, wo die göttliche Eingebung aufhörte, oder seit der Zeit, wo die Apostel und Propheten nicht mehr unter den Menschen waren, sagt etwas, was er nicht beweisen kann, außer er beweist, daß eine spätere Offenbarung seit jener Zeit gegeben worden ist, durch welche die Menschen mit einer Botschaft zu den Heiden gesandt wurden. Gott verlangt nämlich nur das von einem Geschlecht, was er ihm befiehlt, und ein Geschlecht, dem nichts offenbart oder an das er nicht Männer mit einer Botschaft (von sich) sendet, braucht keine Botschaft zu befolgen und keine zu verwerfen; und mithin sind nur die moralischen Grundsätze von Recht und Unrecht für sie bindend, die auf gleiche Weise zu allen Zeiten der Welt bindend waren, nach der Erkenntnis, welche ein Volk von der Rechtschaffenheit hat. Aber in diesen letzten Tagen hat Gott wieder- um vom Himmel gesprochen und Männer beauf- tragt, zuerst zu den Heiden zu gehen und sie alle zur Buße aufzufordern und das Evangelium zu befolgen; und dann hat er ihnen auch befohlen, zu den Juden zu gehen und sie aufzufordern, Buße zu tun und das Evangelium zu befolgen, auf diese Weise wiederbringend, was so lange von der Erde ver- schwunden war; und überall, wo man diese Botschaft verkündigen hört, muß das Volk Buße tun und sich taufen lassen; denn wer Buße tut und sich taufen läßt, wird selig werden; und wer nicht an ihr Zeugnis glaubt und Buße tut und sich taufen läßt, wird ver- dammt werden, aus dem einfachen Grund, weil Gott sie durch Offenbarung mit eben dieser Botschaft zu eben diesem Geschlecht gesandt hat, und wer den Geringsten von Gottes Abgeordneten ver- wirft, verwirft auch den, der ihn gesandt, und deshalb sind sie von jener Zeit an verdammt. Doch die Botschaft, mit der Gott diese Männer ausgesandt hat, ist nur für das Geschlecht, zu dem sie ge- bracht ist, bindend, und ganz und gar nicht für die Toten und für die, welche ins Jenseits gerufen wurden, ehe sie erschien; noch ist sie für ein späteres Geschlecht bindend, es sei denn, daß Gott Männer erweckt und sie zu ihnen mit demselben Evangelium sendet, dann wird jenes Geschlecht, zu dem er sie sendet, selig oder verdammt werden, je nachdem sie ihr Zeugnis annehmen oder verwerfen. Häufig wird die Frage gestellt: Wenn Gott Menschen mit |
125 gewissen Wahrheiten gesandt hat, welche für das Volk bindend sind und ohne welche es nicht selig werden kann, was wird mit den guten Menschen geschehen, die gestorben sind, ehe diese Bot- schaft kam? Ich antworte: Wenn sie die Botschaft befolgten, die Gott ihrem Geschlecht gesandt hat, so werden sie selig werden; wo nicht, so werden sie verdammet werden; wenn aber Gott keine Botschaft an jenes Geschlecht gesandt hat, dann haben sie keine ver- worfen und werden folglich auch nicht verdammt werden; und sie werden sich erheben, um dieses Geschlecht zu richten und es zu verdammen; denn wenn sie dieselben Segnungen empfangen hätten, die uns jetzt angeboten werden, so hätten sie sie ohne Zweifel freudig aufgenommen. Das Prinzip der Verdam- mung ist in allen Zeiten der Welt nichts andres, als eben die Botschaft zu verwerfen, die Gott ihnen sendet, während sie vorgeben, fest an dem zu hal- ten, was er ihnen in früheren Zeiten gesandt hat. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr schmückt die Gräber der Propheten und sagt: Wenn wir zu den Zeiten unsrer Väter gelebt hätten, so würden wir nicht, wie sie, die Propheten gesteinigt und getötet haben. Doch ihr selbst seid Zeugen, daß ihr die Taten eurer Väter billigt; denn sie töteten die Propheten und ihr bauet ihre Gräber auf. So lautete das Zeugnis, das der Heiland den Juden gab, die fest an ihren früheren Propheten zu halten vorgaben und zugleich Christum und seine Apostel verwarfen. Und so ist es jetzt in unserem Jahrhundert. Ihr sogenannten Christen schmückt die Gräber des Messias und seiner früheren Apostel, ihr bauet auch ihrem Andenken schöne Kapellen und nennt sie: St. Pauls Kirche, St. Peters Kirche, St. Johannis Kirche usw., wobei ihr sagt: Wenn wir in den Tagen der Apostel gelebt hätten, so würden wir sie nicht gesteinigt und getötet haben. Doch ihr selbst seid Zeugen, daß ihr die Taten eurer Väter billigt, denn sie töteten die Apostel, und ihr baut ihnen zu Ehren Kapellen auf; indes ihr zugleich, wenn ein Prophet oder ein Apostel unter euch kommt, eure Häuser vor ihm verschließt, sobald er bezeugt, was Gott ihm zu zeugen gesandt hat; denn ihr sagt: Es kommen keine Propheten oder Apostel mehr auf Erden, und ihr erklärt ihn sogleich für einen falschen Propheten; und wenn sich Pöbelhaufen gegen ihn erheben und ihn töten oder sein Haus niederbrennen oder sein Hab und Gut vernichten, so werdet ihr euch entweder freuen oder schweigen |
126 und der Tat Vorschub leisten und vielleicht schreien: Falsche Pro- pheten; während von eurer Presse und euren Kanzeln alle nur erdenklichen Lügen über uns ausgesprengt werden. Wehe euch, ihr Priester, Pharisäer und Heuchler; doch füllt das Maß eurer Väter voll, denn wie sie handelten, so handelt ihr auch. Rache kommt Gott zu. Er wird schnell seine Auserwählten rächen, die Tag und Nacht zu ihm schreien. Doch wir kehren wieder zurück zu dem Gegenstand der Offen- barungen. Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. Dies war ein Grundsatz des Heilandes. Und ferner: Die Erde wird voll sein von der Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt. Ich frage nun, wie dieser große Umsturz vor sich gehen soll? Ich weiß diese Frage nicht besser zu beantworten, als daß ich die Prophezeiung Nephis aus dem Buche Mormon (II. Nephi 29:1114) anführe: Denn ich befehle allen Menschen, sowohl im Osten als im Westen, und im Norden und im Süden und auf den Inseln des Meeres, daß sie die Worte schreiben sollen, welche ich zu ihnen rede, denn aus den Büchern, die geschrieben werden sollen, will ich die Welt richten, einen jeden nach seinen Werken, nach dem, was geschrieben ist; denn sehet, ich werde zu den Juden reden, und sie werden es schreiben; und ich werde auch zu den Nephiten sprechen, und sie werden auch schreiben; und ich werde auch zu den andern Stämmen des Hauses Israel, die ich hinweg- geführt habe, reden, und sie werden es schreiben; und ich werde zu allen Völkern der Erde reden, und sie werden es schreiben. und es wird geschehen, daß die Juden die Worte der Nephiten haben werden, und die Nephiten werden die Worte der Juden haben; und die Nephiten und die Juden werden die Worte der verlornen Stämme Israels haben, und die verlornen Stämme Israels werden die Worte der Nephiten und der Juden haben. Und es wird geschehen, daß mein Volk, das vom Hause Israel ist, zu den Ländern seines Eigentums heimgeführt werden soll, und mein Wort soll auch in eins zusammengebracht werden, und die, welche gegen mein Wort und gegen mein Volk, das vom Hause Israel ist, kämpfen, denen will ich zeigen, daß ich Gott bin und mit Abraham ein Bündnis gemacht habe, seiner Nach- kommen immer und ewig zu gedenken. ____________ |
127 Kapitel 7. Der Unterschied zwischen der Lehre Christi und den falschen Lehren unsres Jahrhunderts. Wer übertritt, bleibet nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott; wer in der Lehre Christi bleibet, der hat beide, den Vater und den Sohn. 2. Johannes, 9.
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