92 und alles verwirrte Lärmen verging, und die Erde hielt wieder zusammen, daß sie fest stand, und das Trauern und Weinen und Wehklagen des Volkes, welches vom Tode verschont war, hörte auf, und seine Trauer verwandelte sich in Freude und sein Weh- klagen in Lob- und Dankgesänge zu dem Herrn Jesum Christum, seinem Erlöser. Nun waren die Schriften, welche von den Pro- pheten geredet worden, soweit erfüllt. Hier ist nun ein Bericht, der klar und bestimmt angibt, wie und wann die amerikanischen Altertümer begraben wurden; wie die Baumstämme 25 bis 30 m unter die Erde kamen; wie ganze Städte versanken und verschüttet wurden; wie Berge verschwanden und Täler entstanden; wie die Felsen sich spalteten und wie die ganze Oberfläche des Festlandes eine Veränderung und Umge- staltung erlitt. Wir schließen, indem wir zu allen Völkern sagen: Wenn ihr über die Altertümer Amerikas, über geschichtliche Punkte, Weissagen oder Lehren von der höchsten Wichtigkeit Belehrung haben wollt, so leset sorgfältig das Buch Mormon. ____________ Kapitel 5. Die Auferstehung der Heiligen und die Wiederherstellung aller Dinge, von denen die Propheten gesprochen haben. Dies ist einer der wichtigsten Gegenstände, worüber der menschliche Geist Betrachtungen anstellen kann, der jedoch vielleicht gegenwärtig so wenig verstanden wird, wie irgendeine andre der verschleierten Prophezeiungen. Doch, wie vernachlässigt er auch jetzt sein mag, einst war er das Fundament des Glaubens, der Hoffnung und Freude der Heiligen. Alle ihre Bewegungen wurden von einer richtigen Kenntnis dieses Gegenstandes und von einem starken Glauben daran beeinflußt. Ihrem Geiste einmal eingeprägt, konnten sie nicht von ihren Plänen abwendig gemacht werden; ihr Glaube war fest, ihre Freude war beständig und ihre Hoffnung wie ein Anker für die Seele, sicher und fest, der bis hinter den Schleier der Zukunft ging. Dadurch konnten sie mitten in Trübsal, Verfolgung, Schwert und Flammen freudig sein; und wenn sie dieses vor Augen hatten, so ließen sie sich |
93 freudig ihrer Habe berauben und wanderten fröhlich als Fremde und Pilgrime auf der Erde. Denn sie suchten ein Land, eine Stadt und eine Erbschaft, an die nur ein Heiliger jemals dachte, sie verstand oder auch auf sie hoffte. Wir können niemals genau verstehen, was eine Wieder- bringung bedeutet, wenn wir darunter nicht etwas Verlorenes oder Weggenommenes verstehen; wenn wir uns zum Beispiel er- bieten, jemand etwas wiederzubringen, so hat er dasselbe einst besessen, dann verloren, und wir beabsichtigen, es wieder zu ersetzen oder ihn wieder in Besitz dessen zu setzen, was er einst besaß. Wenn daher ein Prophet von der Wiederbringung aller Dinge spricht, so meint er, daß alle Dinge eine Veränderung erlitten haben und wieder zu ihrer ursprünglichen Ordnung, wie sie zuerst bestand, gebracht werden sollen. Alsdann müssen wir zuerst die Schöpfung betrachten, wie sie in Reinheit aus der Hand ihres Schöpfers hervorging; und wenn wir den wahren Zustand, in dem sie damals hervorging, entdecken, und wissen, welche Veränderungen seitdem stattgefunden haben, alsdann werden wir auch verstehen können, was wieder- gebracht werden soll; und auf diese Weise werden wir vorbereitet sein, gerade das zu erwarten, was kommen wird, und nicht Gefahr laufen, unsern schwachen Arm aus Unwissenheit gegen die Dinge Gottes zu erheben. Wir wollen zuerst die Erde in bezug auf ihre Oberfläche, örtliche Lage und Erzeugnisse betrachten. Als Gott Himmel und Erde erschaffen und das Licht von der Finsternis geschieden hatte, so gebot er zunächst dem Wasser (1. Buch Mose 1, 9): Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondre Örter, daß man das Trockene sehe. Und es geschah also; oder, wie es nach dem Englischen heißt: Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem Orte, daß man das Trockene sehe. Und es geschah also. Daraus erfahren wir eine wunderbare Tatsache, an die sehr wenige in dieser finstern Zeit jemals gedacht oder geglaubt haben; wir erfahren, daß das Wasser, das jetzt in Meere und Seen geteilt ist, damals in ein großes Meer ge- sammelt war; und folglich, daß das Land, das jetzt auseinander- gerissen und in Kontinente und in fast unzählige Inseln geteilt ist, damals ein großes Festland bildete; und nicht, wie jetzt, getrennt war. |
94 Zweitens hören wir, daß Gott, der Herr, die Erde, so wie alles übrige, für gut hält. Daraus erfahren wir, daß es weder Wüsten, unfruchtbare stellen, stehende Sümpfe, rauhe, holperige Hügel noch hohe, mit ewigem Schnee bedeckte Berge gab; und kein Teil derselben lag in der kalten Zone, so daß sein Klima traurig und unfruchtbar oder unaufhörlicher Kälte und ewigen Eisfeldern unterworfen war. Wo keine Blume ziert das öde Land, Noch reiche Ernten Gott hat hingesandt. Doch war wahrscheinlich die ganze Erde eine ungeheuere Ebene oder hatte hie und da sanft auf steigende Hügel oder Täler, die sich allmählich abdachten und gut zum Anbau waren; indes ihr Klima eine angenehme Abwechslung von mäßiger Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit hatte, die nur dazu diente, die ver- schiedenen Jahreszeiten mit einer größern Mannigfaltigkeit von Erzeugnissen, alle zum Besten der Menschen, Tiere, Vögel oder des Gewürms zu krönen; während jedes Lüftchen süße Gerüche aus der mit Blumen angefüllten Ebene oder dem gewürzreichen Haine brachte; und die ganze weite Schöpfung atmete nichts als Gesundheit, Frieden und Freude. Dann lesen wir im 1. Buche Moses 1, 29, 30: Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamet auf der ganzen Erde; und allerlei fruchtbare Bäume, und Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise; und allem Tier auf Erden, und allen Vögeln unter dem Himmel, und allem Gewürme das da lebet auf Erden, daß sie allerlei grün Kraut essen; und es geschah also. Aus diesen Versen geht hervor, daß die Erde weder ekelhafte Gräser oder giftige Pflanzen noch unnütze Dornen und Disteln hervorbrachte; in der Tat alles, was wuchs, war bestimmt zum Besten der Menschen, der Tiere, der Vögel und Gewürme; und ihre ganze Nahrung bestand in Pflan- zen; Fleisch und Blut wurden niemals geopfert, um ihre Seelen zu sättigen oder ihren Appetit zu befriedigen; die Tiere der Erde lebten in vollkommener Eintracht miteinander; der Löwe aß Stroh wie der Ochse der Wolf wohnte bei dem Lamme der Pardel lag bei dem Böcklein die Kuh und der Bär weideten zusammen von derselben Weide, während ihre Jungen in vollkommener Sicherheit unter dem Schatten eines Baumes beieinander lagen; überall war Friede und Eintracht, und nichts schadete noch verdarb auf dem heiligen Berge. |
95 Um das Ganze zu krönen, sehen wir, wie der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen und zu Würde und Macht erhoben wurde und über die weite Schöpfung lebender Wesen herrschte, von denen die Erde wimmelte, indes er zu gleicher Zeit einen schönen und gut bewässerten Garten bewohnte, in dessen Mitte sich der Baum des Lebens befand, zu dem er freien Zugang hatte; während er vor seinem Schöpfer stand, mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprach und auf seine Herrlichkeit blickte, ohne daß ein verdunkelnder Schleier dazwischen lag. O Leser, betrachte nur einen Augenblick diese schöne Schöpfung, in der Frieden und Fülle herrschen; die Erde, die von unschädlichen Tieren wimmelte, die fröhlich waren über die ganze Ebene; die Luft, in der sich un- zählige Schwärme reizender Vögel wiegten, wurde durch deren unaufhörlichen Gesang mit den mannigfaltigsten Melodien ange- füllt; wie alles seinen rechtmäßigen Herrscher, der Freude dar- über empfand, untertan war; während in einem reizenden Garten dem Kapitol der Schöpfung der Mensch auf dem Throne dieses ungeheueren Reiches saß und sein Zepter mit unbestrittenem Rechte über die ganze Erde schwang; während sich Legionen von Engeln rund um ihn lagerten und mit ihren fröhlichen Stimmen in Dank- und Lobgesänge und Freudengeschrei einstimmten: weder Ächzen noch Seufzen wurde in dem unermeßlichen Raume ge- hört; weder gab es Tränen, Schmerz, Weinen, Krankheit oder Tod; noch Streit, Kriege und Blutvergießen; sondern Friede krönte die Jahreszeiten, wie sie kamen und gingen, und Leben, Freude und Liebe herrschten über alle seine Werke. Doch, ach! wie hat sich alles verändert. Es ist meine schmerzliche Pflicht, einige der wichtigen Ver- änderungen, die stattgefunden haben, in Erwägung zu ziehen und auch die Ursachen anzugeben, durch welche die Erde und ihre Bewohner in ihre gegenwärtige Lage gekommen sind. Zuerst fiel der Mensch von Gott ab, weil er auf die Ver- suchung achtete. Dieser Fall äußerte seine Wirkung sowohl auf die ganze Schöpfung als auch auf den Menschen, so daß verschiedene Veränderungen eintraten. Der Mensch wurde aus der Gegenwart seines Schöpfers verbannt, und ein Schleier wurde zwischen ihnen gezogen. Er wurde aus dem Garten Eden getrieben, um so das Land zu bebauen, welches um seinetwillen verflucht wurde, Dornen und Disteln zu tragen: im Schweiß seines Angesichts sollte er sein Brot essen, mit Kummer sollte er sich darauf nähren sein |
96 Leben lang und endlich wieder zu Erde werden. Was aber Eva anbetrifft, so sollte der Fluch ihr viel Sorgen verursachen, mit Schmerzen sollte sie ihre Kinder gebären, und zwischen ihrem Samen und dem Samen der Schlange sollte eine beständige Feindschaft bestehen; er sollte den Kopf der Schlange zertreten und die Schlange ihn in die Fersen stechen. Nun, Leser, betrachte die Veränderung. Die kurz vorher so herzliche Szene war jetzt die Wohnung der Sorge, Mühe, des Todes und der Trauer geworden; die Erde ächzt unter der Last des Fluches und der Dornen und Disteln; Menschen und Tiere leben in Feindschaft; listig kriecht die Schlange auf der Seite, weil sie fürchtet, ihr Kopf möchte zertreten werden; der Mensch erschrickt auf dem dornigen Pfade, aus Furcht, von den Zähnen der Schlange in seine Ferse gebissen zu werden, während das Lamm sein Blut auf dem Rauchaltar hingibt. Bald fangen die Menschen an, ein- ander zu verfolgen, zu hassen und zu morden, bis zuletzt die Erde voll Frevels wurde und alles Fleisch verdirbt. Die Mächte der Finsternis beherrschen alles; und es reuete Noah, daß Gott den Menschen erschaffen hatte, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, daß er kommen sollte, zu richten und die Erde mit Wasser zu reinigen. Wieviel nun die Sintflut zu den verschiedenen Veränderungen, welche die Erde in einzelne Stücke, Inseln, Kon- tinente, Berge und Täler teilte, beigetragen hat, können wir nicht sagen; die Veränderung muß beträchtlich gewesen sein. Bald nach der Sintflut, in den Tagen Pelegs, wurde die Erde geteilt. Siehe das 1. Buch Moses 10, 25, worin freilich nur eine kurze Geschichte von einem so großartigen Ereignisse enthalten ist, die aber doch die großartige Umwälzung erklären wird, wodurch das Meer aus seinem Bette im Norden trat und sich zwischen ver- schiedene Teile der Erde legte, dies so auseinandergerissen wurde und so eine Gestalt bekam, die der jetzigen ähnlich war. Dies und die Erdbeben, Umwälzungen, Erschütterungen, die seitdem stattgefunden, haben der Erde ihre jetzige Gestalt gegeben; indes der große Fluch, der wegen der Gottlosigkeit der Menschen auf verschiedene Teile der Erde gefallen, die Ursache der verschiedenen Sümpfe, Seen, toten Meere und großen Wüsten ist. Siehe, was die Propheten über Babylon weissagten, es sollte ewig wüste sein, ein Aufenthaltsort wilder Tiere, unreiner und häßlicher Vögel, ein Ort für Eulen werden; nie sollten Menschen da wohnen, sondern es sollte wüste liegen von Geschlecht zu Geschlecht. Siehe |
97 auch, wie die Ebenen von Sodom voller Städte und blühender, gut bewässerter Gärten waren, und welche Veränderung jetzt mit ihnen vorgegangen ist; ein ungeheures Meer stehenden Wassers bezeichnet allein noch die Stelle. Blicke auf das Land Palästina; zur Zeit Salomons konnte es Millionen Menschen ernähren und außerdem wurde noch viel Getreide und andre Erzeugnisse in die benachbarten Länder ausgeführt; wogegen es jetzt eine Wüste ist; so daß kaum einige elende Bewohner darauf leben können. Und wenn ich einen Blick auf unser eigenes Land werfe und die zahllosen Sümpfe, Seen und stehenden Gewässer und die ungeheuren Berge und unzähligen rauhen Plätze sehe, und wie Felsen mitten auseinandergespalten und -gerissen worden sind, so rufe ich aus: Wodurch geschah dieses? Im Buche Mormon lese ich, daß, als Christus von den Juden gekreuzigt wurde, dieses ganze amerikanische Festland in seinen Grundfesten bebte, so daß viele Städte versanken und Wasser an ihre Stelle trat; daß Felsen gespalten und Berge bis zu einer außerordentlichen Höhe auseinandergerissen wurden; aus andern Bergen bildeten sich Täler; ebene Straßen wurden verdorben; so daß die ganze Oberfläche des Landes eine andere Gestalt erhielt. Dann rufe ich aus: Diese Sachen sind nicht länger mehr ein Geheimnis; ich kann mir jetzt die vielen Wunder erklären, die ich überall in unserm Lande erblicke; wenn ich am Rande der Felsen hingehe und sehe, wie sie alle auseinandergespalten und zerrissen worden sind, während noch ungeheure Stücke tief in der Erde wenige Fuß von der Stelle gefunden werden, von wo sie los- gerissen wurden; dann rufe ich vor Erstaunen aus: Dies waren die Seufzer, die zuckenden Schmerzen der mit dem Tod ringenden Natur, als der Sohn Gottes am Kreuze litt! Doch die Menschen sind entartet und haben sich ebensosehr verändert wie die Erde. Die Sünden, Greuel und vielen schlechten Sitten der spätern Zeitalter haben das Elend, die Mühseligkeiten und Leiden des menschlichen Lebens noch vermehrt. Trägheit, Ausschweifungen, Stolz, Geiz, Trunkenheit und andre Greuel, welche die letzten Zeiten kennzeichnen, haben die Menschen in das tiefste Elend und die tiefste Erniedrigung gebracht; indes Pfaffentum und falsche Lehren sehr dazu beigetragen haben, die Menschen einzuschläfern, in welchem Zustande sie niemals im- stande sein werden, die Kenntnisse und Errungenschaften, derer sich die Alten erfreuten, zu erreichen, und die allein imstande |
98 sind, die geistigen Kräfte des Menschen zu heben, schöne und edle Gefühle einzupflanzen und den Geist bis zu der äußersten Grenze seiner Fassungskraft mit Kenntnissen zu bereichern. Siehe, wie die Alten mit dem großen Jehova redeten, von Engeln und durch den Heiligen Geist belehrt wurden, indem sie Träume in der Nacht und Gesichte am Tage hatten, bis zuletzt der Schleier von ihren Augen gefallen war und sie mit Verwunderung auf die ganze Vergangenheit und Zukunft blickten; ja, wie sie sich im Geiste sogar bis zu den unzähligen Welten erhoben, während der ungeheure Raum der Ewigkeit offen vor ihnen lag und sie die wunderbaren Werke des großen Schöpfers betrachten konnten, bis sie erkannten, wie sie erkannt wurden. Vergleiche diese Intelligenz mit der geringen, oberflächlichen Kenntnis der jetzigen Erziehung und Weltklugheit, die dem be- schränkten menschlichen Geiste unsrer Zeit zu genügen scheint; ja, betrachte den engherzigen, berechnenden, wuchernden, übervor- teilenden, geizigen, falschen Schmeichler des neunzehnten Jahr- hunderts, der nur auf die Vermehrung seiner irdischen Güter oder seinen Nachbar zu übervorteilen bedacht ist, dessen ganzer Gottes- dienst und religiöse Pflichten darin bestehen, die Kirche zu be- suchen, den Pastor zu besolden und seinen Gott anzurufen, ohne zu erwarten, erhört zu werden, denn seinem Glauben gemäß ist Gott seit vielen Jahrhunderten taub oder, wie er selbst, völlig stumpfsinnig und gleichgültig. Nachdem nun dieser Gegensatz erkannt worden ist, wirst du dir vorstellen können, von welcher hohen Stufe der Erhabenheit und Würde der Mensch gefallen ist, und wie unendlich tief er jetzt unter seiner früheren Herrlichkeit und Würde lebt. Dein Herz wird bluten und sich grämen, ihn in seinem elenden Zustande zu sehen und zu denken, daß er dein Bruder ist; und voller Er- staunen wirst du ausrufen: O Mensch! wie bist du gefallen! einst warst du der Liebling des Himmels; dein Schöpfer hatte Freude daran, mit dir zu reden, Engel und die Geister ge- rechter, vollkommener Menschen waren deine Gefährten; aber jetzt bist du gesunken und stehst auf einer Stufe mit den Tieren; ja, noch weit unter ihnen, denn sie blicken mit Schrecken und Ent- setzen auf deine nichtigen Vergnügungen, Spiele und deine Trunkenheit und geben oft ein würdiges Beispiel zur Nach- ahmung. Deshalb sagte der Apostel Paulus zu dir: Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren |
99 sind, daß sie gefangen und geschlachtet werden. Und so kommst du um, von einem Geschlecht zum andern; indes die ganze Schöp- fung unter ihrer Besudelung seufzt und Sorge und Tod, Trauer und Seufzer das Maß der Tage des Menschen voll machen. Doch, o meine Seele, verweile nicht länger bei diesem fürchterlichen Schauspiel; es genüge, einigermaßen das Verlorene entdeckt zu haben. Wir wollen jetzt unsre Aufmerksamkeit auf das richten, was nach den Worten des Propheten wiedergebracht werden wird. Als der Apostel Petrus zu den Juden predigte, sprach er: Und er wird senden den, der euch zuvor gepredigt wurde, Jesum Christum, welchen die Himmel einnehmen müssen, bis auf die Zeit, da wiedergebracht werde alles, was Gott geredet durch den Mund aller seiner heiligen Propheten, von der Welt an. Aus dem Obigen geht hervor, daß die Augen aller heiligen Propheten von Adam an auf einen gewissen Zeitpunkt gerichtet waren, wo alle Dinge ihre ursprüngliche Schönheit und Vortreff- lichkeit erlangen werden. Wir erfahren auch, daß die Wieder- bringung bei der zweiten Zukunft Christi oder wenigstens nahe dieser Zeit stattfinden wird; denn er muß den Himmel bis zur Wiederherstellung aller Dinge einnehmen, alsdann wird ihn der Vater wieder auf die Erde senden. Wir wollen jetzt weiter gehen und sehen, was Jesaias sagt in 40. Kapitel, vom 1. bis 5. Vers: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Ritterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat Zweifältiges empfangen von der Hand des Herrn um alle ihre Sünde. Es ist eine Stimme des Pre- digers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, machet auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott. Alle Täler sollen erhöht werden und alle Hügel sollen geniedrigt werden; und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden; und alles Fleisch miteinander wird es sehen, denn des Herrn Mund hat es geredet. Aus diesen Versen ersehen wir, daß eine Stimme in der Wüste gehört werden wird, um dem Herrn den Weg zu bereiten, zur Zeit, wann Jerusalem von den Heiden lange genug unter die Füße getreten sein wird, um Zweifältiges zu empfangen von der Hand des Herrn, um alle ihre Sünde, ja, wenn die Ritterschaft |
100 von Jerusalem ein Ende hat, und ihre Missetat vergeben ist; dann soll dies verkündigt werden, wie es vorher von Johannes geschah, ja, eine zweite Verkündigung; um dem Herrn den Weg zu bereiten für seine zweite Zukunft, und zu jener Zeit sollen alle Täler erhöhet und alle Hügel und Berge geniedriget werden; und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbar werden; und alles Fleisch miteinander wird es sehen, denn der Mund des Herrn hat es gesprochen. So sehen wir, daß, nachdem alle Berge erniedrigt und alle Täler erhöhet sein werden, und was ungleich war, eben, und was höckericht war, schlicht sein wird, diese großartigen Umwälzungen anfangen werden, der Erde ihre frühere Schönheit wiederzugeben. Nach allen diesen Ereignissen hat doch noch nicht unsre Wieder- bringung stattgefunden; um alle Dinge wiederzubringen, müssen noch weit größere Dinge geschehen. Zunächst wenden wir uns zu dem 35. Kapitel des Jesaia, wo wir wieder von der zweiten Zukunft des Herrn lesen, und von den großen wundern, die dabei geschehen werden. Das dürre Land wird an Teichen und Quellen reich sein, und es wird Gras wachsen und blühen wie die Lilien, und dies alles wird geschehen, wann Gott kommt zur Rache und zur Vergeltung, was auf seine zweite Zukunft hindeutet; und zu derselben Zeit wird Israel nach Zion kommen mit Jauchzen, ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, und Schmerz und Seufzen wird weichen müssen. Hier sehen wir nun, wie der Fluch von der Wüste genommen ist, und sie ein fruchtbares, gutbewässertes Land wird. Wir wollen jetzt untersuchen, ob die Inseln wieder zu den Festlanden kommen werden, von denen sie einst geschieden wurden. Wegen dieser Sache verweisen wir auf die Offenbarung 6, 14: Und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus ihren Örtern. Daraus ersehen wir, daß sie irgendwohin bewegt wurden; und da es Zeit ist, wiederzubringen, was verloren gewesen ist, so werden sie folglich wiederkommen und sich mit dem Lande vereinigen, von dem sie gekommen sind. Dann Jesaia 13, 1314: Die Erde soll beben von ihrer Stätte, und sie soll sein wie ein verscheuchtes Reh und wie eine Herde ohne Hirten. Auch Jesaia 62, 4: Man soll dich nicht mehr die Verlassene noch dein Land eine Verwüstung heißen; son- dern du sollst Meine Luft an ihr und dein Land Lieber Buhle |
101 heißen; denn der Herr hat Luft an dir, und dein Land hat einen lieben Buhlen. Zuerst sehen wir, daß die Erde zittert wie ein verscheucht Reh; und dann, daß sie einen lieben Buhlen hat. Und aus allen den verschiedenen Schriftstellen erfahren wir, daß die Festlande und Inseln eins werden sollen, wie es am Morgen der Schöpfung war, und das Meer wird zurückgehen und sich an seinen Ort sammeln, wo es vorher war; und alles dies wird geschehen während der großartigen Erschütterung der Natur, zur Zeit der Zukunft des Herrn. Nun sieh! der Ölberg auseinandergeht; Indessen er, der Herr, hoch oben steht Die Inseln fliehn gehorsam auf sein Wort, Indes das große Meer er drängt nach Nord! Die Erde wie zuerst er stellt nun her, Er gibt ihr jeden Segen, kein Fluch ist mehr. Sobald die Erde wieder zu ihrem früheren heiligen Zustande sein wird, die Berge geebnet, die Täler erhöhet und die ungleichen Stellen eben, die Wüsten fruchtbar gemacht, und alle Festlande und Inseln beisammen sein werden, und der Fluch weggenommen sein wird, so daß sie nicht mehr schädliche Kräuter, Dornen und Disteln hervorbringen kann, dann muß zunächst die Tierwelt ge- ordnet und wieder in ihren früheren Zustand des Friedens und der Herrlichkeit gebracht werden, so daß alle Feindschaft von der Erde verschwindet. Doch dieses kann nicht eher geschehen, bis eine allgemeine Zerstörung die Menschen heimsucht, welche die Erde ganz reinigen und alles Gottlose von ihr entfernen wird. Dies wird durch den Stab seines Mundes und durch den Odem seiner Lippen geschehen; oder mit andern Worten durch Feuer, das sich ebenso über die ganze Erde ausdehnen wird wie die Sintflut. Jesaia 11, 3. 4. 69: Er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen; noch strafen, nach dem seine Ohren hören. Sondern mit Gerechtigkeit richten die Armen, und mit Gericht strafen die Elenden im Lande; und wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, daß ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die |
102 Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. Man wird nirgend Schaden tun noch verderben auf meinem heiligen Berg; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt. Nachdem nun die Erde so gereinigt, mit der Erkenntnis Gottes verherrlicht, wie Wasser das Meer bedeckt, und sein Geist auf alles Fleisch ausgegossen ist, so daß Menschen und Tiere voll- kommen harmlos sind, so wie sie es im Anfange waren, und nur von Pflanzen leben, während nichts in der ganzen ungeheuren Schöpfung schadet, noch verdirbt, dann geben uns die Propheten noch viele andre herrliche Beschreibungen von den Genüssen ihrer Bewohner. Sie werden Häuser bauen und bewohnen; sie werden Wein- berge pflanzen und derselbigen Früchte essen. Sie sollen nicht bauen, das ein andrer bewohne; und nicht pflanzen, das ein andrer esse. Denn die Tage meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes; und das Werk ihrer Hände wird alt werden bei meinen Auserwählten. Sie sollen nicht umsonst arbeiten, noch unzeitige Geburt gebären; denn sie sind der Same der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen mit ihnen. Und soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. In diesem glücklichen Zustande werden, wie es scheint, alle bis zum vollen Alter eines Baumes leben, und das dazu noch ohne Schmerz oder Sorge, und auf alle ihre Fragen wird sogleich geantwortet werden, ja, noch ehe sie sprechen, wird er ihnen antworten. Natürlich wird dann niemand im Staube schlafen, denn sie werden es vorziehen, verwandelt, das heißt in einem Augenblick aus einem sterblichen Wesen ein un- sterbliches zu werden; darauf werden sie mit Jesu beständig auf der Erde regieren. So sind wir nun den Propheten durch die verschiedenen Szenen gefolgt, die zusammen die Erde und ihre Bewohner wieder in jenen Zustand der Vollkommenheit bringen werden, in dem sie sich früher befanden; und in dem sie während des großen Sabbats der Schöpfung sein werden. Nachdem wir alles gesehen haben, was den Lebendigen wiedergegeben wird, wollen wir jetzt nach denen fragen, die im Staube schlafen; um jedoch genau zu wissen, wie ihre Auferstehung sein wird, müssen wir zunächst die Einzel- heiten in betreff der Auferstehung Jesu kennen, denn er war ein |
103 genaues Vorbild, nach welchem alle seine Heiligen auferstehen werden. Zuerst erinnern wir uns, daß er Fleisch, Blut, Knochen hatte, wie jeder andre Mensch, und auch ebenso dem Hunger, Durst, Schmerz, der Müdigkeit, Krankheit und dem Tode ausgesetzt war, wie jeder andre Mensch; nur mit dem Unterschiede, daß er mehr ertragen konnte als irgendein andrer menschlicher Körper. Zwei- tens, daß derselbe Leib am Kreuze hing, durch Nägel zerrissen, die durch seine Hände und Füße hindurchgeschlagen waren, und daß man mit einem Speer in seine Seite gestoßen hatte, woraus Wasser und Blut floß. Drittens, daß derselbe Körper, der ganz leblos war und sorgfältig wie jeder andre Leichnam herabgenom- men wurde, ohne daß ein Knochen gebrochen war, und sorgfältig in Leinen gehüllt und ihn ein Grab gelegt wurde, wo er bis zum dritten Tage blieb; als sehr frühe die Frauen zum Grabe kamen und auch seine Hühner, sahen sie die leinenen Tücher allein liegen, und das Schweißtuch, das Jesu sorgfältig um das Haupt gebunden war, beiseits eingewickelt, an einem besonderen Ort; doch der Leich- nam, der da gelegen hatte, war verschwunden. Aus allen diesen Umständen ersehen wir, daß dasselbe Fleisch und Bein, das in das Grab gelegt wurde, sein Leben wirklich wieder erhielt, auf- erstand und die Leinentücher, die nicht mehr nötig waren, beiseite lagen. Jesus Christus kam als Sieger hervor aus den Woh- nungen der Toten und hatte denselben Leib, der von einem Weibe geboren und von den Juden gekreuzigt worden war; doch kein Blut floß in seinen Adern, denn Blut war das natürliche Leben, welches dem Tode unterworfen worden war, und ein Mensch, der wieder Fleisch und Blut bekommen hätte, würde sterblich und mit- hin wieder dem Tod unterworfen sein, was aber mit unserm Heiland nicht der Fall war; obgleich er Fleisch und Bein hatte nach seiner Auferstehung, denn als er seinen Jüngern erschien und sie sich fürchteten, weil sie ihn für einen Geist hielten, so sagte er, um ihnen ihren Irrtum zu beweisen: Fühlet mich an und sehet! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, das ich habe. Und als er etwas zu essen verlangte, so gaben sie ihm ein Stück gebratenen Fisches und Honigseim, und er aß es. Thomas wurde sogar nachher aufgefordert, seinen Finger in die Nägelmale an seinen Händen und Füßen und seine Hand in seine Seite zu legen, woraus offenbar hervorging, daß er nicht nur denselben Leib besaß, sondern daß auch dieselben |
104 Male blieben, um sie zu zeigen als ein Zeugnis, und auch bleiben werden, bis er wiederkommt, wo alsdann die Juden ihn, den sie durchstochen haben, ansehen und fragen werden: Was bedeuten diese Male an deinen Händen und Füßen? O ihr hartherzigen, gottlosen Menschenkinder; eure Augen werden bald den schauen, der wegen eurer Sünden gekreuzigt wurde! dann werdet ihr sehen, daß die Auferstehung der Toten eine Wirklichkeit ist; ja, daß man sie mit den Händen anrühren kann und daß die Ewigkeit weder ein Reich der Schatten noch eine Welt der Hirngespinste ist, wie einige der Meinung sind. Unter andern Dingen, die Jesus nach seiner Auferstehung verrichtete, finden wir ihn bei der niedrigen Verrichtung, Fische zu braten und seinen Jüngern sagen: Kommet und haltet das Mahl. O, welche Einfachheit, welche Liebe, welche Herablassung! Wundere dich, o Himmel! und erstaune, o Erde! Sieh, der Erlöser, ob- gleich mit Unsterblichkeit bekleidet, sitzt mit seinen Brüdern an einem Kohlenfeuer unter freiem Himmel und nimmt bescheiden an einem Mahle von Fischen teil, das von seinen Händen bereitet ist. O ihr Großen der Erde, die ihr im Überflusse schwelgt! O ihr Priester, die ihrer mit Ehren, Titeln, Würden, Reichtümern und mit dem Glanze der Welt beladen seid, hier ist eine Lehre für euch, die euch erröten machen wird; rühmt euch nicht mehr, daß ihr Nachfolger des sanftmütigen und demütigen Jesu seid! Doch wir kehren zur Auferstehung zurück. Nachdem nun bewiesen worden ist, daß unser Heiland mit demselben gekreu- zigten Körper von den Toten auferstand, Fleisch und Bein hatte und mit seinen Jüngern aß und trank, so ist damit der Gegen- stand der Auferstehung der Heiligen für immer zum Abschluß gebracht. Wenn jedoch noch ein andrer Beweis nötig wäre, so finden wir in einer schon angeführten Prophezeiung Hiobs, daß, obschon Würmer seinen Leib zerstören würden, sein Erlöser in den letzten Tagen auf der Erde sein und er ihn im Fleische sehen würde. Sehnen und Haut wie jetzt haben werde, der ganze Körper unsterblich, um nie mehr Verderbnisse zu sehen, bekleidet mit einem für die Unsterblichkeit passenden weißen Gewand aus schöner Leinwand. Deshalb sagte der Apostel: Im Himmel haben wir eine dauerhaftere Substanz (keinen Schatten). Um jedoch diesen Gegenstand noch weiter zu erörtern, wollen wir genau Hesekiel, Kapitel 37, untersuchen, auf den wir uns früher bezogen haben. In diesem Gesichte wurde der Prophet im |
105 Geiste des Herrn hinausgeführt auf ein Tal verdorrter Beine, und derer waren sehr viele und sehr verdorret; und während er noch im Anschauen dieser schrecklichen Szenen versunken war, wurde eine sehr wunderbare Frage an ihn gerichtet: Du Menschen- kind, meinest du auch, daß diese Beine wieder lebendig werden? Und er antwortete: Herr, Herr, das weißest du wohl. Und der Herr sprach zu ihm: Weissage von diesen Beinen und sprich zu ihnen: Ihr verdorreten Beine, höret des Herrn Wort. Und er weissagte, wie ihm befohlen war: und siehe, da rauschete es, als er weissagete; und siehe, es regete sich; und die Gebeine kamen wieder zusammen, ein jegliches zu seinem Gebeine, und es wuchsen Adern und Fleisch darauf, und er überzog sie mit Haut. Und er weis- sagte zum Winde und sprach: Wind, komm herzu von den vier Winden und blase die Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden. Da kam Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein sehr groß Heer. Wir haben viele Auslegungen über dieses Gesicht gehört; einige vergleichen es mit Sündern und andre mit dem Leib Christi und den geistigen Gaben; doch kann eine abgestorbene Kirche nicht mehr als der Leib Christi benannt werden, denn wäh- rend sie im wahren Weinstock verbleibt, ist sie lebendig, stirbt nicht und trägt Früchte, wo sie aber sonst, anstatt sich wieder zu erheben, als ein verdorrter und verbrannter Zweig abgeschnitten wird. Doch habt ihr jemals gehört, wie der Herr selber dieses Gesicht in demselben Kapitel auslegt? Es übertrifft bei weitem alle übrigen Auslegungen, und ich glaube daran; ich will deshalb lieber diese Ausdeutung aufzeichnen, als irgendeine andere, und mich so der Gefahr aussetzen, bei den Leuten unbeliebt zu werden. Der Herr spricht: Du Menschenkind, diese Beine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsre Beine sind verdorrt und unsre Hoffnung ist verloren und ist aus mit uns. Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Siehe, ich will eure Gräber auftun und will euch, mein Volk, aus denselben herausholen und euch ins Land Israel bringen; und sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber geöffnet und euch, mein Volk, aus denselben gebracht habe. Und ich will meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt; und ich will euch in euer Land setzen; und sollt erfahren, daß ich der Herr bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr. So ist nun das ganze Gesicht deutlich erklärt; wenn man |
106 überhaupt das Wort des Herrn für wahr annehmen darf, was in dieser Zeit der Weisheit und Gelehrsamkeit sehr selten der Fall ist. Alle Nachkommen Israels sollen aus den Gräbern heraus- geholt und in das Land Israel gebracht werden, das ihnen als ein ewiges Erbteil gegeben worden war. Damit nun dieses geschehe, müssen ihrer alten, verdorrten Gebeine, ein jegliches zu seinem Gebein, wieder zusammenkommen. Alle Teile ihrer Körper müssen wiederhergestellt werden, es wird sehr rauschen und sich wunderbar regen. Wahrhaftig auf ihre Füße gerichtet, werden sie ein sehr groß Heer sein. Dies erklärt eben die in der Schrift so oft wiederholte Ver- heißung: Mein Knecht David soll ewiglich ihr Fürst sein; in der Tat gibt dasselbe Kapitel ihnen die Verheißung, daß sein Knecht David auferstehen und ihr Fürst und der Herr ihr König sein wird, während alle Lebendigen und Toten wiederhergestellt und ein Volk im Lande und auf den Bergen Israels sein werden; indes David als ihr ewig herrschender Fürst und Herrscher hervor- kommen und Jesus, der Herr, als König der Könige und Herr der Herren in Herrlichkeit auf dem Berge Zion, in Jerusalem und vor seinen Alten regieren wird. O Tag des Ruhms! O Hoffnung! Was freudig mich bewegt, ist dies: Wann wir in jenem schönen Land Die Alten nehmen bei der Hand, In Liebe unsre Freunde grüßen, Und Tod und Sorge enden müssen. Ich wundere mich nicht länger, wenn ich daran denke, daß Abraham sich für einen Fremdling und Pilger hielt, auf ein besseres Land und eine Stadt hoffte, deren Baumeister und Schöpfer Gott sei. Es scheint, daß nach dieser Wiederherstellung nur noch eine Veränderung nötig sein wird, um die Erde zur ewigen Erbschaft des Menschen passend zu machen; und daß jene Veränderung am letzten Tage stattfinden wird, nachdem der Mensch tausend Jahre in Frieden gelebt hat. Wir haben jetzt das große Geheimnis entdeckt, welches nur die Heiligen verstanden haben; und das von ihnen zu allen Zeiten der Welt verstanden wurde; welches darin besteht, daß der Mensch im Fleische auf Erden mit dem Messias, dem ganzen Hause Israel und allen Heiligen des Allerhöchsten nicht nur für tausend Jahre, sondern für immer |
107 und ewig wohnen und regieren wird. Alsdann wird unser Vater Adam, sein Haar weiß wie die reine Wolle, in Würde, als der Alte der Tage, der große Patriarch und mächtige Fürst auf dem Throne sitzen; während Tausende und abermals Tausende vor ihm stehen und Zehntausend mal Zehntausend ihm dienen werden, da wird er alle seine Kinder begrüßen, die im Glauben an den Messias starben; indes Abel, Enoch, Noah, Abraham, Hiob und Daniel, und alle Propheten und Apostel, und alle Heiligen Gottes aller Zeiten einander im Fleische begrüßen werden; Jesus, der große Messias, wird unter ihnen sein und, um das Ganze zu krönen, sich selbst gürten, Brot und Wein unter die Menge aus- teilen und selbst mit denen auf Erden, alle in schöne, reine und weiße Gewänder gekleidet, davon essen. Dies ist das Hochzeits- mahl des Lammes. Selig sind, die daran teilnehmen. Nachdem wir nun der großen Wiederherstellung der Erde und ihrer Bewohner gefolgt sind, bis wir sie im vollen Genusse der ihren Vätern gemachten Verheißungen finden, und wir er- fahren haben, daß dieser zukünftige Zustand nicht in das Reich der Schatten und Fabeln gehört, sondern etwas Fühlbares ist, das sogar eine noch dauerhaftere Substanz hat, wollen wir jetzt die Verteilung ihres Landes und die Anlage ihrer Stadt, ja der heiligen Stadt durchgehen, wo die Hütte Gottes und sein Heiligtum für immer und ewig sein sollen, denn dies war natürlich die Stadt, die von Abraham und andern gesucht, aber nicht gefunden wurde. In dem letzten Kapitel Hesekiels sehen wir, wie er das Land durch das Los unter die zwölf Stämme austeilt und die viereckig angelegte Stadt mit ihrem Heiligtum und ihren zwölf (auf jeder Seite drei) Toren baut. Aber in seinem 47. Kapitel haben wir folgende Beschreibung: Ein schöner Strom wird unter der Türe des Tempels gegen Morgen herausfließen in das Tote Meer, und die Wasser sollen gesund werden und sehr viele Fische haben, so daß von Engeddi bis En-Eglaim die Fischer ihr Fischgarn aufspannen werden; aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern gesalzen bleiben. Und an demselben Strome am Ufer auf beiden Seiten werden allerlei fruchtbare Bäume wachsen, und ihre Blätter werden nicht verwelken, noch ihre Früchte verfaulen; und werden alle Monden neue Früchte bringen, denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Frucht wird zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei. Um jedoch den Bau der Stadt und die Baumaterialien noch |
108 genauer zu beschreiben, führen wir aus Jesaias das 54. Kapitel vom 11. Verse bis zu Ende an: Du Elende, über die alle Wetter gehen, und du Trostlose! Siehe, Ich will deine Steine wie einen Schmuck legen und will deinen Grund mit Saphiren legen; und deine Zinnen aus Kristallen machen, und deine Tore von Rubinen, und alle deine Grenzen von erwählten Steinen; und alle deine Kinder gelehret von Herrn, und großer Friede deinen Kindern. Du sollst durch Gerechtigkeit bereitet werden. Du wirst ferne sein von Gewalt und Unrecht, daß du dich davor nicht darfst fürchten; und von Schrecken, denn es soll nicht zu dir nahen. Siehe, wer will sich wider dich rotten und dich über- fallen, so sie sich ohne mich rotten? Siehe, Ich schaffe es, daß der Schmied, so die Kohlen im Feuer aufbläset, eine Waffe daraus mache nach seinem Handwerk; denn ich schaffe es, daß der Ver- derber sie zunichte mache. Eine jegliche Waffe, die wider dich zu- bereitet wird, der soll nicht gelingen. Und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht verdammen. Das ist der Erbe der Knechte des Herrn und ihre Gerechtigkeit von mir, spricht der Herr. Aus diesen Versen erfahren wir etwas von der Schönheit ihrer Stadt, und aus welchem Material sie bestehen wird; ihre Steine, ihr Schmuck, ihr Grund, ihre Saphire, ihre Zinnen von Kristallen, ihre Tore von Rubinen und alle ihre Grenzen von erwählten Steinen sind bestimmt, den Ort seines Heiligtums zu verschönern, die Stätte seiner Füße herrlich zu machen, so wie auch der ganzen Stadt einen Glanz und eine Pracht zu verleihen, von der sich die Heiden mit allen ihren gerühmten Schätzen und Herr- lichkeit nur eine schwache Vorstellung machen können; und dann ist noch in derselben Beschreibung zu bemerken, daß alle Ein- wohner Erkenntnis, Frieden und Freude haben werden, indessen die, welche sich gegen sie zum Streite versammeln, gewiß zunichte gemacht werden sollen; dieses ist wahrlich das Erbe der Knechte des Herrn; das ist wahrlich eine reizende Stadt und wohl einer solchen Pilgerschaft wie der Abrahams würdig. Um jedoch eine noch bessere Vorstellung des Reichtums, Wohlstands, der Schönheit und Pracht der Städte Zions und Jerusalems zu haben, wollen wir das 60. Kapitel des Jesaias anführen: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir. |
109 Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln; und die Könige im Glanz, der über dir aufgehet. Hebe deine Augen auf und siehe umher, diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten; wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehret und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen. Alle Herden in Kedar sollen zu dir versammelt werden und die Böcke Nebajoths sollen dir dienen. Sie sollen als ein angenehm Opfer auf meinen Alter kommen; denn ich will das Haus meiner Herrlichkeit zieren. Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Fenstern? Die Inseln harren auf mich, und die Schiffe im Meere vorlängst her, daß sie deine Kinder von ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Golde; dem Namen des Herrn, deines Gottes, und dem Heiligen in Israel, der dich herrlich gemacht hat. Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen und in meiner Gnade erbarme ich mich über dich. Und deine Tore sollen stets offen stehen, weder Tag noch Nacht zugeschlossen wer- den; daß der Heiden Macht zu dir gebracht und ihre Könige her- zugeführt werden. Denn welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen, und die Heiden verwüstet werden. Die Herrlichkeit des Libanons soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, zu schmücken den Ort meines Heiligtums; denn ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen. Es werden auch gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben; und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen; und werden dich nennen eine Stadt des Herrn, ein Zion des Heiligen in Israel. Denn darum, daß du bist der Verlassene und Gehassete gewesen, da niemand ging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für; daß du sollst Milch von den Heiden saugen, und der Könige Brüste sollen dich säugen; auf daß du erfahrest, das Ich, der Herr, bin dein Heiland, und Ich, der Mächtige in Jakob, bin dein Erlöser. Ich will Gold anstatt des Erzes, und Silber anstatt des Eisens bringen, und Erz anstatt |
110 des Holzes, und Eisen anstatt der Steine; und will machen, daß deine Vorsteher Friede lehren sollen und deine Pfleger Gerechtig- keit predigen. Man soll keine Frevel mehr hören in deinem Lande, noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen; sondern deine Mauern sollen Heil und deine Tore Lob heißen. Die Sonne soll nicht mehr des Tags dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten; sondern der Herr wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein. Deine Sonne wird nicht mehr untergehen noch dein Mond den Schein verlieren; denn der Herr wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben. Und dein Volk sollen eitel Gerechte sein und werden das Erdreich ewiglich besitzen; als die der Zweig meiner Pflanzung und das Werk meiner Hände sind, zum Preise. Aus dem Kleinsten sollen Tausend werden und aus dem Ge- ringsten ein mächtiges Volk. Ich, der Herr, will solches zu seiner Zeit eilends ausrichten. Von diesem Kapitel lernen wir: Zuerst, daß in den letzten Tagen eine Stadt gebaut werden soll, zu der nicht nur Israel, sondern alle Völker der Heiden kommen werden; welche Heiden oder Königreiche jener Stadt nicht dienen wollen, dieselben sollen umkommen und die Heiden verwüstet werden; zweitens erfahren wir, daß jene Stadt Zion eine Stadt des Herrn heißen soll; drittens, daß sie der Ort seines Heiligtums, die Stätte seiner Füße genannt werden wird; viertens, daß das beste Bauholz, als: Tannen, Buchen und Buchsbaum, in großer Masse herzukommen soll, um den Ort seines Heiligtums zu schmücken und die Stätte seiner Füße herrlich zu machen; fünftens, daß die kostbarsten Metalle in solchem Überflusse vorhanden sein werden, daß Gold anstatt des Erzes, Silber anstatt des Eisens, Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine sein wird; während ihre Beamte Frieden lehren und ihre Pfleger Gerechtigkeit predigen sollen. Frevel soll nicht mehr im Lande gehört werden, noch Schaden oder Verderben in seinen Grenzen. Ihre Mauern sollen Heil und ihre Tore Lob heißen; während die Herrlichkeit des Herrn mitten in der Stadt an Glanz die Sonne übertreffen wird; die Tage ihres Leidens sollen ein Ende haben, ihr Volk eitel Gerechte sein und das Erdreich ewiglich besitzen, als die der Zweig der Pflanzung des Herrn sind, zum Preise. Aus dem Geringsten soll ein mächtiges Volk werden, und der Herr wird solches zu seiner Zeit eilend ausrichten. |
111 Der Psalmist David spricht von der Zeit, wo diese Stadt aufgebaut werden wird, in seinem 102. Psalm, vom 14. bis 22. Vers: Du wolltest dich aufmachen und über Zion erbarmen: denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen. Denn deine Knechte wollten gerne, daß sie gebaut würde, und sähen gerne, daß ihre Steine und Kalk zugerichtet würden; daß die Heiden den Namen des Herrn fürchten und alle Könige auf Erden deine Ehre; daß der Herr Zion bauet und erscheint in seiner Ehre. Er wendet sich zum Gebet der Ver- lassenen und verschmähet ihr Gebet nicht. Das werde geschrieben auf die Nachkommen; und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den Herrn loben. Denn er schauet von seiner heiligen Höhe, und der Herr siehet von Himmel auf Erden; daß er das Seufzen des Gefangenen höre und los mache die Kinder des Todes; auf daß sie zu Zion predigen den Namen des Herrn und sein Lob zu Jerusalem; wenn die Völker zusammenkommen und die König- reiche dem Herrn zu dienen. Aus dieser Schriftstelle erfahren wir: Zuerst, daß eine Zeit bestimmt ist, um Zion oder die Stadt, von der Jesaias spricht, aufzubauen, nämlich gerade vor dem zweiten Kommen Christi; und daß, wenn die Stadt erbauet ist, der Herr in seiner Herrlichkeit, und nicht vorher, erscheinen wird. Deshalb behaupten wir, daß, wenn eine solche Stadt nie gebaut wird, der Herr nie kommen wird. Zweitens erfahren wir, daß die Völker zusammenkommen und die Königreiche sowohl in Zion wie in Jerusalem dem Herrn dienen werden; drittens, daß dieser Psalm ausdrücklich für die Nachkommen geschrieben wurde, und das Volk, das geschaffen werden soll, es lesen, erfüllt sehen und den Herrn ewiglich loben wird. Ich will jetzt die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen Teil des 13. Kapitels der Urkunde Ethers lenken, die im Buche Mormon, Seite 600, enthalten ist. Denn Ether sagte ihnen wahrlich von allen Dingen, von der Erschaffung des Menschen an, daß dieses Land, nachdem die Gewässer an dessen Oberfläche verlaufen wären, ein vor allen andern Ländern ausgewähltes Land wurde, ein vom Herrn erwähltes Land; weshalb der Herr haben wollte, daß alle Menschen, die es bewohnten, ihm dienen sollten, und daß es der Ort des neuen Jerusalems wäre, das vom Himmel herabkommen und das Heiligtum des Herrn sein würde. Seht, Ether sah die Tage Christi und sprach von einem neuen Jerusalem auf diesem Lande; und er sprach auch |
112 von dem Hause Israel und Jerusalem, von welchem Lehi kommen würde: nachdem es zerstört wäre, sollte es wieder dem Herrn als eine heilige Stadt erbaut werden; deshalb konnte es nicht ein neues Jerusalem sein, denn es war vor alten Zeiten ge- wesen, aber es sollte wieder aufgebaut und eine heilige Stadt des Herrn werden; und es sollte dem Hause Israel gebaut werden; daß ein neues Jerusalem in diesem Hause aufgebaut werden sollte für die Überbleibsel der Nachkommen Josephs, für welches es ein Sinnbild gewesen ist; denn als Joseph seinen Vater ins Ägypten- land hinabbrachte, so starb er da; weshalb der Herr einen Über- bleibsel der Nachkommen Josephs aus dem Lande brachte, damit er den Nachkommen Josephs gnädig sein könne, daß sie nicht umkämen, ebenso war er den Vater Josephs gnädig, daß er nicht umkommen sollte; deshalb sollen die Überbleibsel des Hauses Josephs auf dieses Land gebaut werden; und es soll ein Land ihres Eigentums sein; und sie sollen dem Herrn eine heilige Stadt bauen, ebenso wie das heilige Jerusalem; und sie sollen nicht mehr verwirrt werden, bis das Ende kommt, wo die Erde vergehen wird. Und es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein, und diese werden den alten gleich sein, nur daß die alten ver- gangen und alle Dinge neu geworden sind. Und dann kommt das neue Jerusalem, und gesegnet sind diejenigen, welche darin wohnen, denn diese sind diejenigen, deren Gewänder durch das Blut des Lammes weiß sind; und diese sind die, welche unter die Überbleibsel der Nachkommen Josephs gezählt werden, die vom Hause Israel waren. Und dann kommt auch das alte Jerusalem und dessen Einwohner, gesegnet sind sie, denn sie sind im Blute des Lammes gewaschen worden; und diese sind diejenigen, die zerstreut waren und von den vier Enden der Erde heimgeführt wurden und von den nördlichen Ländern, und Teilnehmer an der Erfüllung des Bundes sind, welchen Gott mit ihrem Vater Abra- ham machte. Und wann diese Dinge kommen, dann geht die Schrift in Erfüllung, welche sagt: Die, welche die Ersten waren, sollen die Letzten sein, und die Letzten sollen die Ersten sein. Diese Prophezeiung sagt uns: Erstens, daß Amerika ein vor allen Ländern auserwähltes Land des Herrn ist. Zweitens, daß es der Ort des neuen Jerusalems ist, welches von Gott aus dem Himmel auf die erneuerte Erde herabfahren wird. Drittens, daß in Amerika dem übriggebliebenen Teile Josephs, ähnlich dem |
113 Muster des alten Jerusalems im Lande Kanaan, ein neues Jerusalem gebaut und zu gleicher Zeit auch das alte Jerusalem wieder aufgebaut werden soll. Nach diesem werden beide Städte auf Erden in Wohlstand bleiben, bis die große und letzte Ver- änderung eintritt, wann ein neuer Himmel und eine neue Erde sein wird. Viertens erfahren wir, daß, wann diese Veränderung stattfindet, die zwei Städte und deren Einwohner in den Himmel genommen, verändert und neu gemacht werden, und daß die eine auf Amerika und die andre auf ihren alten, früheren Ort herab- fährt, und fünftens erfahren wir, daß die Einwohner dieser beiden Städte dieselben sind, die sich wieder sammelten und sie zuerst aufbauten. Der übriggebliebene Teil Josephs und diejenigen, die mit ihnen sich sammelten, erben das neue Jerusalem. Und die Stämme Israels, die von den nördlichen Ländern und von den vier Enden der Erde versammelt wurden, bewohnen das andre; und nachdem nun so alle Dinge neu geworden, finden wir, daß diejenigen, die einst Fremdlinge und Pilger auf Erden waren, im Besitz jenes von ihnen erhofften bessern Landes und Stadt sind. Wir wollen nun zur Offenbarung Johannes zurückkehren und die neue Stadt untersuchen und sehen, ob sie dem Muster gleicht, das sie vor ihrer letzten Veränderung darbot. Offenbarung 21: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne. Und hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen: und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Stuhle saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer über- windet, der wird alles ererben; und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Der Verzagten aber und Ungläubigen, und Greulichen, und Totschläger, und Hurer, und Zauberer, und |
114 Abgöttischen, und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet; welches ist der andre Tod. Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll hatten der letzten sieben Plagen; und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes. Und führte mich hin im Geiste auf einen großen und hohen Berg; und zeigete mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniederfahren aus dem Himmel von Gott; die hatte die Herrlichkeit Gottes; und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem hellen Jaspis; und hatte eine große und hohe Mauer, und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Ge- schlechter der Kinder Israels. Vom Morgen drei Tore, von Mitter- nacht drei Tore, vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Gründe und auf den- selbigen die Namen der zwölf Apostel des Lammes; und der mit mir redete, hatte ein gülden Rohr, daß er die Stadt messen sollte, und ihre Tore und Mauern. Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß als die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Feldweges. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Ihre Mauern, hundertundvierundvierzig Ellen nach dem Maße eines Menschen, das der Engel hat. Und der Bau ihrer Mauern war von Jaspis und die Stadt von lauterem Golde, gleich dem reinen Glase. Und die Gründe der Mauern und der Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelgesteine. Der erste Grund war ein Jaspis, der andere ein Saphir, der dritte ein Chalzedonier, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonix, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Berill, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer Perle; und die Gassen der Stadt waren lauter Gold, als ein durchscheinend Glas. Und ich sah keinen Tempel darinnen, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in demselbigen Licht. Und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbige bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages, denn da wird keine Nacht |
115 sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen. Und wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Greuel tut und Lüge; sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes. Auch in dem 22. Kapitel sagt er: Und er zeigte mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall, der ging von dem Stuhl Gottes und des Lammes. Mitten auf ihrer Gasse und auf beiden Seiten des Stromes stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dieneten zu der Gesundheit der Heiden. Und wird kein Verbanntes mehr sein; und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darinnen sein; und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein An- gesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und wird keine Nacht da sein; und werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie er- leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig. Und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buche. Aus dieser schönen Beschreibung erfahren wir: daß die neue Erde nicht durch Gewässer getrennt sein wird, folglich der heutige östliche und westliche Kontinent ein Land bilden werden. Der Herr wird nicht nur Himmel und Erde, sondern alle Dinge neu machen (natürlich mit Einschluß der Städte Jerusalem und Zion, wo seine Hütte mehr als tausend Jahre gewesen war). Die Stadt wird viereckig und mit zwölf Toren, mit den Namen der zwölf Stämme Israels eingefügt, versehen sein; vom Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore, vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore; genau nach derselben Weise, wie es während der tausend Jahre nach der Beschreibung Hesekiels bestehen wird. Sie wird aus kostbaren Steinen und feinem Golde, gleichwie die temporäre Stadt nach der Beschreibung Jesajas, bestehen. Ein lauterer Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall, wird von dem Stuhle Gottes und des Lammes ausgehen und durch die neue Stadt, gleich, wie nach der Beschreibung Hesekiels, dem lebendigen Wasser aus dem Heiligtum der temporären Stadt, aus- fließen. Das Holz des Lebens wird auf beiden Seiten des Flusses stehen; das selbige Holz, welches einst die zwölferlei Früchte ge- |
116 tragen haben wird und seine Blätter für die Gesundheit der Nationen waren. Doch jetzt, wann Johannes sie sieht, bedürfen die Völker keiner Heilung mehr, denn der Tod ist nicht mehr, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen, denn das Erste ist ver- gangen und alles neu geworden, folglich spricht er in der Ver- gangenheit und sagt, sie dieneten zur Gesundheit der Heiden; er weist natürlich auf die Zeiten zurück, in welchen sie sich nach der Beschreibung Hesekiels in dem temporären Zustand befanden, vor ihrer letzten Veränderung. Von den Dingen, von denen wir gesprochen, ist folgendes der Inhalt: Hesekiel und die andern Propheten haben uns eine Ansicht der Städte Zion und Jerusalem gegeben, wie sie während der Ruhe des tausendjährigen Reiches, des sogenannten Millenniums, sein werden; und Johannes hat uns eine Ansicht derselben Städte nach ihrer letzten Veränderung gegeben, wenn sie von Gott aus dem Himmel herabfahren und auf der Erde ruhen wird. Aber Ether hat uns einen kurzen Abriß von demselben gegeben, wie sie sein werden, sowohl in ihrem zeitlichen, als auch in ihrem ewigen Zustande; und er hat uns genau von ihrer ersten und letzten Lage erzählt; nämlich des neuen Jerusalems in Amerika, von dem übriggebliebenen Teil Josephs und von denen bewohnt, die sich mit ihnen versammeln, ihre Kleider gewaschen und sie weiß gemacht haben im Blute des Lammes: und des andern Jerusalems, auf seiner früheren Stelle vom Hause Israel bewohnt, die von den nördlichen Ländern und von den vier Enden der Erde, wo sie zerstreut waren, gesammelt wurden und ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht haben im Blute des Lammes. Und somit ist nun die Sache beendigt. Ich will nur noch sagen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mehr als 9 Jahre beschäftigt gewesen ist, den übrig- gebliebenen Teil Josephs gerade auf denselben Ort zu versammeln, wo sie endlich mit Hilfe der Heiden, die sie von allen Teilen des Landes sammeln, ein neues Jerusalem, eine Stadt Zions, auf- bauen werden; und dieses Sammeln wird endlich im Buch Mormon und in andern Offenbarungen geweissagt, sowie auch der vorher- bestimmte Ort und die genaue Zeit ihrer Erfüllung; und wenn nicht die Heiden wegen all ihrer Greuel Buße tun und den- selben und annehmen, so werden sie von diesem Lande gänzlich vertilgt werden, wie es im Jesaias geschrieben steht: Denn welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen um- kommen, und die Heiden verwüstet werden. |
117 So wie auch der Apostel Nephi in dem 21. Kapitel seiner Urkunde geschrieben hat: Und wahrlich ich sage euch, ich gebe euch ein Zeichen, daß ihr die Zeit kennen mögt, wann diese Dinge stattfinden sollen, daß ich von seiner langen Zerstreuung mein Volk, o Haus Israel, heimführen und unter ihnen mein Zion wieder errichten werde. Und seht, dieses ist es, was ich euch als ein Zeichen geben werde, denn wahrlich, ich sage euch, daß, wenn diese Dinge, welche ich euch verkünde, und welche ich euch späterhin von mir selbst und durch die Macht des Heiligen Geistes, welche euch vom Vater gegeben werden soll, verkündigen werde, zu den Heiden ge- langt sind, daß sie in betreff des Volkes wissen mögen, welches ein Überbleibsel vom Hause Jakob ist, und in betreff dieses meines Volkes, welches von ihnen zerstreut werden soll; wahrlich, wahr- lich, ich sage euch, wenn diese Dinge ihnen vom Vater bekannt- gemacht und durch den Vater von ihnen zu euch gelangen werden; denn es ist der Weisheit des Vaters gemäß, daß sie in diesem Lande sich ansiedeln und durch die Macht des Vaters als ein freies Volk bestehen sollten, damit diese Dinge von ihnen zu einem Überbleibsel eurer Nachkommen gelangen möchten, um den Bund des Vaters zu erfüllen, welchen er mit seinem Volke, dem Hause Israel, gemacht hat; daher, wenn diese Werke und die Werke, die unter euch nach diesem geschehen werden, von den Heiden auf eure Nachkommen gelangen und die der Sünden halber in Un- glauben fallen werden; denn so geziemt es dem Vater, daß es von den Heiden hervorgehen sollte, damit er seine Macht den Heiden zeige, damit die Heiden, wenn sie nicht ihre Herzen ver- stocken wollen, sich bekehren und zu mir kommen mögen und in meinem Namen getauft werden, und die wahren Grundsätze meiner Lehre erkennen, damit sie zu meinem Volke, dem Hause Israel, gerechnet werden können; und wenn diese Dinge geschehen, daß deine Nachkommen anfangen, dieselben zu kennen, so soll es ihnen ein Zeichen sein, daß sie wissen mögen, daß das Werk des Vaters für die Erfüllung des Bundes, welchen er mit dem Hause Israel gemacht, schon angefangen hat. Und wenn dieser Tag kommen wird, dann wird es geschehen, daß Könige ihren Mund halten werden; denn was ihnen nicht gesagt worden ist, sollen sie sehen; und das, was sie nicht gehört haben, sollen sie bedenken. Denn an dem Tage wird der Vater um meinetwillen ein Werk tun, welches ein großes und wunder- bares Werk unter ihnen sein wird; und es werden welche unter |
118 ihnen sein, die es nicht glauben wollen, obgleich jemand es ihnen verkünden wird. Aber seht, das Leben meines Dieners soll in meiner Hand sein; deshalb sollen sie ihm keinen Schaden zufügen; obwohl er um ihretwillen entstellt wird. Doch werde ich ihn heilen, denn ich will ihnen zeigen, daß meine Weisheit größer als die List des Teufels ist. Daher wird es geschehen, daß alle, die meinen Worten nicht glauben wollen, der ich Jesus Christus bin, Worte, welche der Vater durch ihn an die Heiden gelangen lassen und ihm Macht geben wird, sie zu den Heiden zu bringen (es wird geschehen, eben wie Moses sagte), diese sollen aus meinem Bundesvolke vertilgt werden. Und mein Volk, welches ein Über- bleibsel Jakobs ist, soll unter den Heiden sein; ja mitten unter ihnen, wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Löwe unter den Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, alles zertritt und in Stücke zerreißt, dem niemand widerstehen kann. Ihrer Hand soll sich über ihre Gegner erheben, und alle ihre Feinde sollen vertilgt werden. Ja, wehe den Heiden, wenn sie sich nicht bekehren, denn es wird sich an dem Tage begeben, sagt der Vater, daß ich deine Pferde aus deiner Mitte vertilgen und deine Wagen verderben werde und die Städte deines Landes, und alle deine Festungen zerstören; ich werde die Zauberei aus deiner Hand nehmen und du sollst keine Wahrsager mehr haben. Deine gehauenen Bilder werde ich auch zerstören und deine Bildsäulen aus deiner Mitte reißen, und du sollst nicht länger die Werke deiner Hände anbeten; deine Haine werde ich aus deiner Mitte pflücken, so will ich deine Städte zerstören. Alle Lügen, Be- trügereien, Neid und Streit und Pfaffentrug und Hurerei sollen abgeschafft werden. Denn es wird geschehen, sagt der Vater, daß alle, die an dem Tage sich nicht bekehren und zu meinem ge- liebten Sohn kommen wollen, die will ich aus meinem Volke, o Haus Israel, vertilgen; und ich will Rache und Wut, so wie sie nie zuvor empfunden haben, an ihnen ebenso wie an den Heiden ausüben. Aber wenn sie sich bekehren und auf meine Worte hören und ihre Herzen nicht verstocken wollen, dann will ich meine Kirche unter ihnen gründen, und sie sollen in den Bund aufgenommen und unter diese die Überbleibsel Jakobs gerechnet werden, denen ich dieses Land als Erbteil gegeben habe, und sie sollen meinem Volke, dem Überbleibsel Jakobs, und auch allen, die vom Hause Israel kommen werden, helfen, eine Stadt bauen, welche das neue |
119 Jerusalem genannt werden soll; und dann sollen sie meinem Volke, welches im ganzen Land zerstreut ist, helfen, sich in dem neuen Jerusalem zu versammeln, und dann wird die Macht des Himmels unter sie herabkommen, und ich werde auch in ihrer Mitte sein. An dem Tage, wenn dieses Evangelium unter dem Überbleibsel dieses Volks gepredigt werden wird, soll das Werk des Vaters beginnen. Wahrlich, ich sage euch, an jenem Tage wird das Werk unter allen Zerstreuten meines Volkes anfangen, ja selbst unter den verlorenen Stämmen, welche der Vater aus Jerusalem hinweggeführt hat. Ja, das Werk des Vaters wird unter allen Zerstreuten meines Volkes anfangen, um den Weg zu bereiten, auf welchem sie zu mir gelangen, und damit sie den Vater in meinem Namen anrufen können; ja, und dann mit dem Vater soll das Werk unter allen Völkern anfangen, um den Weg zu bereiten, wodurch sein Volk zum Lande seines Erbteils heim- geführt werden soll. Und sie sollen von allen Völkern ausgehen, und sie sollen nicht die Eile ausgehen noch auf der Flucht, denn ich will vor ihnen hergehen, sagt der Vater, und ihr Schild im Rücken sein (3. Nephi 21). O, du übriggebliebener Teil Josephs, dein Geheimnis ist offenbar, du, der du von den Heiden verachtet, geschlagen, zer- streut und vertrieben warest von Ort zu Ort, bis deiner nur wenig waren! Du Elende, über die alle Wetter gehen, und du Trostlose, erhebe dein Haupt und freue dich, denn deine Errettung ist nahe; ja, wir haben deine Urkunde gefunden, die Orakel Gottes, die einst deine Vorfahren erhalten hatten, die lange vor dir wegen des Unglaubens verborgen gewesen waren. Siehe, sie sollen dir wiedergegeben werden; dann sollst du Freude empfinden; denn du wirst wissen, daß es ein Segen aus der Hand Gottes ist; und die Schuppen der Finsternis werden von deinen Augen fallen; und die Heiden werden keine Macht mehr über dich haben; sondern du wirst von ihnen gesammelt, aufgebaut und ein angenehmes Volk werden; die Zeit ist gekommen; ja, das Werk hat schon angefangen; denn wir haben dich gesammelt aus allen Teilen des Landes an den Ort, wo, nach Gottes Bestimmung, die Heiden dich sammeln sollten; deshalb lege deine Waffen nieder, höre auf, mit den Heiden zu streiten bei dem Sammeln deiner verschiedenen Stämme, denn die Hand deines großen Gottes ist in allem diesem; es wurde alles von deinen Vorfahren vor zehntausend Monden geweissagt. Laßt sie daher ruhig diese letzte Handlung der Güte |
120 erfüllen, als eine Art Vergeltung für die Beleidigungen, die du von ihnen erfahren hast. Mit den gemischten Gefühlen der Freude und des Schmerzes denke ich an diese Dinge. Mit Schmerz, wann ich denke, wie du geschlagen worden bist; mit Freude, wann ich bedenke, welche glückliche Veränderung dich erwartet; und wiederum mit Schmerz, wenn ich meine Gedanken auf die fürchterliche Vernichtung richte, welche die Heiden erwartet, wenn sie nicht Buße tun. Doch die ewigen Pläne Jehovas müssen ihren Fortgang nehmen, bis alle ihre Verheißungen erfüllt sind, und niemand kann es verhindern; daher, o Gott, dein Wille geschehe. Doch während ich noch bei diesem Gegenstand verweile mit Empfindungen, die sich leichter fühlen als beschreiben lassen, dünkt es mir, als höre ich das Klage- lied des Indianers in seinen heimatlichen Wäldern widerhallen: O großer Geist der Väter! Hör' das Rufen Der roten Männer, die sich flehend suchen. Schwer war dein Geißeln, matt ist unser Sinn, Wann bannest du den Zorn, wann deinen Grimm? Wann wird der Weißen Gier erschlaffen Und unsern Überrest in Frieden lassen? Treibt uns das Schicksal nach dem fernen Strand, Dort zu erlöschen, aller Hoffnung fremd? Erbarmen! Großer Geist, wir bitten Gnade, Die längst verborg'ne Wahrheit offenbare, Erhör' dein Volk, laß es nicht ganz verderben, Das Reich des Friedens sende bald auf Erden! _____________ Kapitel 6. Wie verfährt Gott mit allen Völkern in bezug auf Offenbarungen? Und er hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechte auf dem ganzen Erdboden wohnen; und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und weit sie wohnen sollen; daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie doch ihn finden und fühlen möchten. Und zwar ist er nicht ferne von einem jeglichen unter uns; denn in ihm leben, weben und sind wir. Apostelgeschichte 17:2628. Dieser Text lehrt uns: Erstens, daß alle Völker von einem Blute gemacht sind; zweitens, daß sie auf dem ganzen Erdboden |