66 wann dein ewiger Bund erneuert und das Volk dadurch eingesetzt worden ist; dann laß ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Trauer und Hungersnot; laß sie durch Feuer verbrennen, damit deine heiligen Apostel und Propheten und alle, die deinen Namen fürchten, klein und groß sich freuen mögen, daß du das Blut deiner Heiligen auf ihr gerächt hast. Ich bitte dich um diese Dinge in dem Namen Jesu Christi. Amen. _____________ Kapitel 4. Das Buch Mormon, Ursprung der amerikanischen Indianer usw. Ihr düstern Bilder, schnell hinweg, entflieht! Erhabeneres die Muse jetzt ersieht, Indessen Szenen, herrlich, groß und neu, Das Aug' entzück'n, den Geist erfüll'n mit Scheu. Sieh! aus dem offnen Himmel in Herrlichkeit Ein Engel kommt zur Erd' in dieser Zeit; Gesandt mit Macht wie einst, macht Menschen offenbar Des Evangeliums Füll', die lang nicht war. Die Erd' aus ihrem Schoße offenbart, Was sie getreu so lange aufbewahrt; Es sehen es die Gelehrten mit Erstaun', Indes der Stolze fühlt ein sonder Graun. Der Söldlingspriester ist der Wahrheit Feind, Indes die Höll' vor Wut zu zittern scheint; Ihr Hoffen und ihr Kämpfen ist um nichts, Sie fallen jetzt, denn sie entbehrn des Lichts; Der Taube hört, der Sanfte freut sich sehr; Der Arme wird nun froh, kein Joch ist mehr. Während Finsternis die Erde bedeckte und Dunkelheit die Völker, jedes seinen eigenen Weg ging und von seinem Stand- punkte aus nach Gewinn trachtete, und der Herr lange in Schwei- gen verharrt hatte während das Volk sich schmeichelte, daß die Stimme der göttlichen Eingebung nie mehr in die Ohren der Sterblichen tönen würde, um sie in ihrer sündhaften Laufbahn zu stören oder zu beunruhigen indes einige Trost von Israel erwarteten und Gott anriefen, jenen langersehnten Tag zu senden, an welchem ein Engel mitten durch den Himmel fliegen und ein ewiges Evangelium allen, die auf Erden wohnen, verkündigen würde, da erschallte plötzlich eine Stimme aus der Wüste, ein Ruf begrüßt die Sterblichen, ein Zeugnis, welches bis zum |
67 Innersten des Herzens dringt, ist unter ihnen hörbar. Als plötz- lich die Heiden zu wüten und sich ein nichtiges Ding einzubilden anfangen, erhebt die Geistlichkeit ihre warnende Stimme und ruft: Betrüger, falsche Propheten, hütet euch vor Betrügerei usw.; indes werden Bekenner der Religion, Trunkenbolde, Flucher, Gelehrte und Ungelehrte die Stimme bald entdecken und sie immer aufs neue wiederholen. So ertönt sie lange Zeit von einem Ende unseres Landes zum andern, und wenn jemand glücklicherweise seine gesunden Sinne behalten und aufrichtig fragen sollte: Was meint dieses? So ist die Antwort: wir wissen kaum etwas davon, doch mag es genügen zu sagen, es sind einige Menschen wie Paulus aufgetreten, die etwas von dienenden Engeln oder von irgendeiner Offenbarung oder göttlichen Ein- gebung bezeugen, gerade als ob die Religion der alten Zeiten und der Glaube, der einst den Heiligen gegeben wurde, auf die Erde in dieser aufgeklärten Zeit zurückgekehrt wäre, so daß nicht nur unser Handwerk gefährdet, sondern auch unsere neueren, auf die Weisheit und Gelehrsamkeit der Menschen gegründeten Religions- systeme, die der unmittelbaren göttlichen Eingebung entbehren, wahrscheinlich Widerspruch, und ihre große Pracht, obgleich von aller Welt geehrt, Verachtung erleiden werden. Dann rufen sie wieder alle mit lauter Stimme und sagen: Groß ist die Weisheit der Menschen; groß sind diese Systeme neuerer Gottesgelehrsamkeit; groß ist die Weisheit der Pastoren, die keine göttliche Eingebung haben, die zu uns kommen, vor- treffliche Reden führen und die Weisheit der Menschen besitzen, und die nur ihre eigenen Meinungen und Glaubensbekenntnisse unter uns haben wollen, und ihre Reden und Predigten werden mit den verlockenden Worten menschlicher Weisheit gehalten, nicht um den Geist und die Macht zu beweisen, denn die hat man ver- worfen, damit unser Glaube nicht auf der Macht Gottes, sondern auf der Weisheit der Menschen beruhe. Mitten in dem Lärm, Geschrei und den Vorurteilen einer streitenden Welt ist es schwierig, die Leute mit den Tatsachen einer der wichtigsten Dinge, die jemals der Erwägung der Menschen überlassen wurden, bekannt zu machen. Das Buch Mormon ist vielleicht von der Welt im all- gemeinen weniger verstanden und falscher dargestellt worden als irgendeine andere bisher erschienene Schrift. Amerika und Eng- land sind mit Schriften gegen das erwähnte Buch gleichsam über- |
68 flutet worden; und zwar sind viele derselben aus der Feder derer gekommen, die das Buch entweder niemals gesehen oder darin nur eine oder zwei Seiten gelesen oder es oberflächlich mit Partei- lichkeit und dem Entschlusse zu tadeln durchgegangen haben. Einige haben es als einen Roman, andere wieder als eine neue Bibel dargestellt, die gekommen sei, um die Bibel zu beseitigen oder zu verwerfen. Einige haben es für etwas ganz Abgeschmacktes, Albernes, erklärt, das nicht wert wäre, gelesen zu werden; andere für das geistreichste literarische Werk, das jemals erschien. Einige haben es getadelt, weil es der Bibel so ähnlich ist und mit ihr übereinstimmt; andere wieder haben es verdammt, weil es der Bibel nicht ähnlich genug sei und von ihr abweiche. Einige haben gesagt, daß seine Grundsätze Verdorbenheit, Sittenlosigkeit und Gotteslästerungen enthielten; andere haben es wieder verdammt wegen seiner außerordentlich reinen und moralischen Grundsätze, weil es gerade recht geeignet wäre, andere zu verführen. Ein Geistlicher besonders, in einer 60 Seiten starken Abhandlung dieses Werkes, verdammt es als eine seltsame Mischung des Glaubens und der Werke, der Barmherzigkeit Gottes und des Gehorsams der Kreatur. Einige Gelehrte haben es in seinem Stil, Sprache und Gegenständen für etwas ganz Altes gehalten, das schon in sich den ganzen Beweis seines Alters trage, indes haben es andere, weil es alle Zeichen eines neueren Ergebnisses an sich habe, verdammt. Einige behaupteten, keine bestimmte Weissagungen in bezug auf die Zukunft darin zu finden, durch der Erfüllung seine prophetischen Verdienste erprobt werden könnten; andere haben wieder die deutlichsten und bestimmtesten Prophezeiungen angeführt, die auf Ereignisse Bezug haben, die noch in Erfüllung gehen sollen, und haben es wegen seiner Deut- lichkeit verdammt. Mitten unter diesen sich widersprechenden Berichten ist es jetzt unsere Pflicht, soweit wie möglich zu zeigen, was eigentlich das Buch Mormon ist. Als der Herr die Sprachen zu Babel verwirrte, führte er von da eine Kolonie nach dem westlichen Festlande, das jetzt Amerika heißt. Nachdem diese Kolonie auf acht Schiffen über in Ozean gefahren und in jenem Lande gelandet war, wurde sie im Laufe der Zeit ein großes Volk es bewohnte Amerika ungefähr 1500 Jahre lang. Zuletzt wurden sie wegen ihrer Gottlosigkeit ungefähr 600 Jahre vor Christi vernichtet. Ein |
69 Prophet, namens Ether, schrieb ihre Geschichte und einen Bericht ihres Unterganges. Ether war Zeuge ihres gänzlichen Unterganges und hob seine Urkunde da auf, wo sie später von einer Kolonie Israeliten, die 600 Jahre v. Chr. von Jerusalem kamen und Amerika wieder bevölkerten, gefunden wurde. Die letzte Kolonie sind Nachkommen vom Stamme Joseph; sie nahmen zu und vermehrten sich, bis aus ihnen endlich zwei mächtige Völker wurden. Das eine hieß die Nephiten da Nephi ihr Gründer war , daß andere hieß die Lamaniten, nach ihrem ersten Führer namens Laman. Die Lamaniten wurden ein dunkles und umnachtetes Volk, von dem die amerikanischen Indianer noch ein Überrest sind. Die Nephiten waren ein aufgeklärtes und gesittetes Volk, sie wurden vom Herrn hoch begünstigt, sie hatten Gesichte, Engel und die Gabe der Weissagung unter sich, von einem Jahrhundert zum andern; und endlich wurden sie mit dem persönlichen Erscheinen Jesu Christi nach seiner Auferstehung gesegnet, aus dessen Munde sie die Lehre des Evangeliums und eine Erkenntnis der Zukunft bis auf alle folgenden Zeiten herab erhielten. Aber nach den Segnungen und Vorrechten, die ihnen geworden waren, verfielen sie im dritten und vierten Jahrhundert der christlichen Zeit- rechnung in große Gottlosigkeit und wurden zuletzt von den Lamaniten ungefähr vierhundert Jahre n. Chr. vernichtet. Mormon lebte zu jener Zeit und war ein Nephite und ein Prophet des Herrn. Er machte auf Befehl des Herrn einen ab- gekürzten Bericht von den heiligen Urkunden, welche die Geschichte seiner Vorfahren, die Weissagungen und das Evangelium ent- hielten, das ihnen offenbart worden war, und fügte noch einen Umriß der Geschichte seiner Zeit und des Unterganges seines Volkes hinzu. Vor seinem Tode fielen die abgekürzten Urkunden in die Hände des Sohnes Moroni, der sie bis zum Jahre des Herrn 420 fortsetzte; um diese Zeit verbarg er sie sorgfältig in die Erde, auf einem Hügel, der damals Cumorah hieß und in der Township Manchester, Grafschaft Ontario, Staat New York in Nordamerika, gelegen ist. Dies tat er, um sie vor den Lamaniten zu bewahren, die das Land überschwemmten und sie und alle auf die Nephiten bezüglichen Urkunden zu vernichten suchten. Diese Urkunden blieben versiegelt und verborgen, vom Jahre 420 bis |
70 auf den 22. September 1823, wo Joseph Smith, von einem Ende des Herrn geleitet, sie auffand. Der folgende Bericht von der Entdeckung und Übersetzung dieser Urkunde ist aus einer 1840 zu Edinburg erschienenen Schrift des Ältesten Orson Pratt entnommen und heißt: Merkwürdige Gesichte usw., worauf wir unsere Leser wegen des Näheren verweisen: Wie tief die so Uhrkunden vor alten Zeiten in die Erde gelegt worden waren, kann ich nicht sagen; doch aus dem Um- stande, daß sie ungefähr 1400 Jahre vergraben gewesen sind, und noch dazu auf der Seite eines so steilen Hügels, kann man wohl schließen, daß sie einige Fuß tief lagen, da sich natürlich die Erde mehr oder weniger während jener langen Zeit nach und nach ver- lieren würde, aber indem sie nahe am Gipfel des Hügels ver- borgen wurden, konnte nicht mehr wie etwa zwei Drittel der zu- deckenden Erde verloren gehen. Ein Umstand konnte verhindern, daß sich die Erde um viel verminderte; aller Wahrscheinlichkeit nach war der Hügel, sobald als das Holz Zeit hatte zu wachsen, mit Gebüsch und Bäumen bedeckt, und die Wurzeln derselben würden die Erddecke zusammenhalten; doch über diesen Punkt will ich jeden seine eigenen Schlüsse und Betrachtungen machen lassen. Es mag genügen zu sagen: Ein Loch von gehöriger Tiefe war gegraben, auf dessen Boden ein Stein von passender Größe lag und dessen obere Seite glatt war; auf jeder Kante war eine große Menge Zement, und in diesem Zement, an den vier Kanten dieses Steines waren vier andere senkrecht aufgestellt; die Bodenkanten dieser ruhten in dem Zement auf den Außen- kanten des ersten Steines. Die vier zuletzt genannten bildeten einen Kasten; die Ecken, oder wo die Kanten der vier Steine zu- sammenstießen, waren auch so fest mit Zement bestrichen, daß die äußere Feuchtigkeit nicht eindringen konnte. Es ist auch zu bemerken, daß die inneren Seiten der vier gerade aufgestellten oder Seitensteine glatt waren. Der Kasten war groß genug, um eine Brustplatte hineinzutun, so wie sie von den Alten gebraucht wurde, um die Brust vor den Pistolen und Waffen ihres Feindes zu schützen. Von dem Boden des Kastens oder von der Brustplatte erhoben sich drei kleine Säulen, die aus demselben Zement bestanden, den man bei den Kanten brauchte; und auf diesen drei Säulen lagen die Urkunden. Dieser Kasten enthielt die Ur- kunden, die mit einem andern Stein bedeckt waren, dessen Boden |
71 flach und die obere Seite erhaben war. Als er zuerst von Joseph Smith, am Morgen des 22. Septembers 1823, besucht wurde, war ein Teil des Decksteins über der Erde sichtbar, indes die Kanten mit Erde und Gras bedeckt waren. Aus diesem Umstande geht hervor, daß sich durch die Zeit und den Regen, wie tief auch zuerst dieser Kasten gelegen haben mag, ein Teil der Erde verlor, so daß er, wenn darauf hingewiesen, leicht zu entdecken war, jedoch nicht genug, um den Vorübergehenden aufmerksam zu machen. Nachdem Joseph an diesem Verwahrungsorte ange- kommen war, entfernte er mit geringer Mühe die Erde oben von den Kanten des Kastens, und nach kurzem Suchen fand er seinen Inhalt. Während er diesen heiligen Schatz mit Erstaunen betrachtete, stand der Engel Gottes, der ihn zuvor besucht hatte, wieder bei ihm, und seine Seele wurde wieder erleuchtet wie in der vorigen Nacht, und er war des Heiligen Geistes voll, die Himmel waren offen und die Herrlichkeit des Herrn umgab ihn und ruhte auf ihm. Während er so im Anschauen und Bewundern begriffen war, sagte der Engel: Sieh! und alsbald sah er den Fürsten der Finsternis, umgeben von der zahllosen Schar seiner Anhänger. Wie diese an ihm vorüberzogen, sagte der himm- lische Bote: Alles dieses ist dir gezeigt worden, das Gute und das Böse, das Heilige und das Unreine, die Herrlichkeit Gottes und die Macht der Finsternis, damit du in der Zukunft beide Gewalten kennest und von Bösen niemals verleitet oder überwunden werdest. Siehe, alles, was uns anzieht und zum Guten führt und uns an- leitet, Gutes zu tun, kommt von Gott, und alles, was diesem entgegenstrebt, kommt von dem Bösen. Dieser ist es, der die Herzen der Menschen mit Bösem erfüllt, sie verleitet, in Finsternis zu wandeln und Gott zu lästern, und du wirst von nun an wissen, daß seine Wege zum Verderben führen, aber der Weg der Heilig- keit ist Frieden und Ruhe. Du siehst nun, warum du diese Ur- kunden nicht erhalten konntest, denn Gottes Befehle sind streng, und wenn jemals diese heiligen Dinge erlangt werden, so muß es durch Gebet, Treue und Gehorsam gegen den Herrn sein. Sie sind nicht hier niedergelegt worden, um Gewinn und Reichtum für diese Welt zu erwerben. Sie sind durch das Gebet des Glaubens und wegen der Erkenntnis, die in demselben enthalten sind, versiegelt und haben keinen andern Wert für die Menschen- |
72 kinder, als dieser Erkenntnis wegen. In ihnen ist die Fülle des Evangeliums Jesu Christi enthalten, wie es dem Volke in diesem Lande gegeben wurde, und wenn es durch die Macht Gottes ans Licht gebracht ist, wird es zu den Heiden gelangen, von denen es viele annehmen werden; dann werden die Abkömmlinge Israels, durch den Gehorsam zu seinen Geboten, wieder zur Herde des Heilands zurückgeführt werden. Diejenigen, welche die Gebote des Herrn in diesem Lande hielten, haben dieses von Gott gewünscht und durch das Gebet des Glaubens diese Verheißung erhalten, das, im Falle ihre Nachkommen sündigen und sich von den Wegen Gottes entfernen, diese Urkunden doch erhalten und in den letzten Tagen zu ihren Kindern gelangen würden. Diese Sachen sind heilig und müssen so gehalten werden, denn die Verheißung des Herrn in betreff derselben muß in Erfüllung gehen. Kein Mensch kann sie erlangen, dessen Herz unrein ist, weil sie nur das Heilige enthalten. Durch sie wird der Herr ein großes und wunder- bares Werk tun; die Weisheit der Weisen wird zunichte und der Verstand der Klugen verblendet werden, und weil sich die Macht Gottes zeigen wird, so werden die, die die Wahrheit zu wissen behaupten, aber in Betrug einherwandeln, vor Ärger zittern; doch die Herzen der Treuen werden durch Zeichen, Wunder, Gaben, durch das Heilen der Kranken, durch die Offenbarungen der Macht Gottes und durch den Heiligen Geist gestärkt werden. Du hast jetzt gesehen, wie sich die Macht Gottes und die Macht des Satans offenbarten; du siehst, daß die Werke der Finsternis nichts Wünschenswertes enthalten; sie können kein Glück bringen; die- jenigen, die von diesen überwältigt sind, sind elend; wohingegen die Gerechten mit einem Platze im Reiche Gottes gesegnet sind, wo sie unaussprechliche Freude umgibt, dort ruhen sie aus, außer- halb der Macht des Feindes der Wahrheit, wo kein Übel sie stört; die Herrlichkeit Gottes krönt sie, sie weiden sich beständig an seiner Güte und erfreuen sich seiner Gnade. Siehe, dessenungeachtet, daß du gesehen, wie sich diese Macht entfaltete, durch welche du immer fähig sein wirst, diese Macht zu erkennen, gebe ich dir noch ein anderes Zeichen, und wenn es geschieht, dann wisse, daß der Herr Gott ist, und daß er seine Pläne erfüllen, und daß die Er- kenntnis, welche in dieser Urkunde enthalten ist, zu allen Nationen, Geschlechtern, Zungen und Völkern unter dem ganzen Himmel kommen wird. Das Zeichen ist folgendes: Wann diese Dinge anfangen bekannt zu werden, das heißt, wann es bekannt wird, |
73 daß dir der Herr diese Dinge gezeigt hat, so werden die Gottlosen dich zu vernichten suchen; sie werden Lügen in Umlauf bringen, um deinen Ruf zu untergraben; und werden auch nach deinem Leben trachten; aber denke immer daran, daß, wenn du treu bist und künftig die Gebote des Herrn halten wirst, so wirst du er- halten werden, um diese Dinge bekannt zu machen; denn zu gehöriger Zeit wird er dir einen Befehl geben, zu kommen und sie zu nehmen. Wann sie übersetzt sind, wird der Herr einigen das heilige Priestertum geben, und sie werden anfangen, dieses Evan- gelium zu verkündigen und mit Wasser zu taufen, und nachher werden Sie die Macht haben, den Heiligen Geist zu geben durch das Auflegen ihrer Hände. Dann wird die Verfolgung immer mehr wüten; denn die Sünden der Menschen werden offenbar werden, und die, welche nicht auf den Felsen gebaut sind, werden die Kirche zu vernichten suchen; aber je größer der Widerstand wird, desto mehr wird sie wachsen und sich immer weiter aus- dehnen und an Kenntnis zunehmen, bis sie geheiligt sein und eine Erbschaft empfangen wird, wo die Herrlichkeit Gottes auf ihr ruhen wird; und wenn dieses geschieht und alle Dinge vor- bereitet sind, werden die zehn Stämme Israels offenbar gemacht werden, welche im Norden sich befinden, wo sie lange Zeit ge- wesen; und nach diesem werden die Worte des Propheten in Erfüllung gehen: Und der Erlöser wird nach Zion kommen, und zu denen, die sich von den Sünden zu Jakob wenden, sagt der Herr. Und obgleich die Gottlosen dich zu vernichten trachten werden, wird doch der Herr seinen Arm ausstrecken und dir den Sieg verleihen, wenn du alle seine Gebote hältst. Dein Name wird unter den Völkern bekannt werden, denn das Werk, das der Herr durch deine Hände ausführen wird, wird die Gerechten freudig und die Gottlosen wütend machen; von dem einen wird er in Ehren gehalten und vom andern getadelt werden; doch wird der diesen ein Schrecken sein wegen des großen und wunderbaren Werkes, welches dem Erscheinen der Fülle des Evangeliums folgen wird. Gehe jetzt deines Weges und erinnere dich, was der Herr für dich getan hat, und halte fleißig seine Gebote, und er wird dich von den Versuchungen und allen Fallstricken und Verlockungen der Gottlosen erretten. Vergiß nicht zu beten, und deinen Geist zu stärken, auf daß, wann er sich dir offenbaren wird, du die Macht haben mögest, dem Übel zu entgehen und die köstlichsten Dinge zu erlangen. |
74 Wir bemerken hier, daß die obige angeführte Stelle ein Auszug aus einem Briefe des Ältesten Oliver Cowdery ist, welcher in einer Nummer des Boten und Verteidiger der Heiligen der letzten Tage veröffentlicht wurde. Obgleich der Engel den Joseph Smith noch über vieles andere belehrte, was wir hier nicht anführen, so sind doch in dem vorhergehenden Berichte die wichtigsten Punkte enthalten. Während der vier folgenden Jahre wurde er häufig von dem himmlischen Boten belehrt, und am Morgen des 22. September, im Jahre 1827, übergab der Engel des Herrn die Urkunden in seine Hände. Auf diesen Tafeln, welche das Ansehen von Goldplatten hatten, waren die Urkunden eingraviert. Jede Platte war ungefähr sieben bis acht Zoll lang und breit, etwas dünner als gewöhnliche Blech- platten. Auf beiden Seiten der Platten waren Gravierungen in der ägyptischen Hieroglyphen-Schrift; sie waren aneinander ge- heftet wie die Blätter eines Buches und an einer Seite mit drei Ringen aneinander befestigt, die durch alle Platten gingen. Diese Platten hatten im ganzen eine Dicke von sechs Zoll. Ein Teil von ihnen war versiegelt. Die Charaktere oder Buchstaben auf dem unversiegelten Teile waren klein und ausgezeichnet schön graviert. Das ganze Buch trug die Zeichen seines großen Alters, sowohl in seiner Zusammensetzung als auch in der Gravierung. Bei diesen Urkunden befand sich ein ganz merkwürdiges Instrument, das von den Alten Urim und Thummim genannt wurde. Dieses bestand aus durchsichtigen Steinen, klar wie Kristall, welche in zwei Rahmen eines kleinen Bogens eingefaßt waren. Dieses wurde in alten Zeiten von Männern, welche Seher genannt wurden, ge- braucht; mittels dieses Instruments erhielten sie Offenbarung über entfernte, vergangene oder zukünftige Dinge. Mittlerweile begannen die Nachbarn, welche vernommen hatten, daß Herr Smith himmlische Gesichte gesehen und die heiligen Urkunden entdeckt hätte, die Sache lächerlich zu machen und zu verspotten. Und nachdem er diese heiligen Dinge erhalten hatte, wurde er, als er durch die Wildnis und Felder nach Hause ging, von zwei Meuchelmördern angefallen, die sich versteckt hatten, um sich der Urkunden zu bemächtigen. Einer von diesen schlug ihn mit einem Knüttel, ehe er ihrer ansichtig wurde; da er aber ein starker Mann und von großer Statur war, vermochte er sich durch große Anstrengung von ihnen zu befreien und floh, immer hart verfolgt, bis er der Behausung seines Vaters nahe kam, wo |
75 seine Verfolger, aus Furcht, entdeckt zu werden, umkehrten und entflohen. Bald verbreitete sich die Nachricht von seinen Entdeckungen in jener Gegend. Falsche Gerüchte und Darstellungen und die niedrigsten Verleumdungen wurden wie auf Flügeln des Windes nach allen Seiten hingetragen. Das Haus wurde oft vom Pöbel und übelgesinnten Menschen umlagert. Mehrmals wurde nach ihm geschossen und er entkam nur mit knapper Not. Jede List wurde angewandt, um sich der Platten zu bemächtigen, und da sein Leben beständig von einer Bande nichtswürdiger Menschen gefährdet war, so beschloß er zuletzt, den Ort zu verlassen und nach Pennsylvanien überzusiedeln; er packte seine Sachen zusam- men, verbarg die Platten in ein Faß Bohnen und machte sich auf die Reise. Bevor er eine weite Strecke zurückgelegt hatte, wurde er bald von einem Beamten, der im Besitze eines Untersuchungs- befehls war und die größten Hoffnungen hegte, die Platten sicher zu erlangen, eingeholt; dieser war jedoch nach einer genauen Untersuchung wegen seines Mißerfolges sehr enttäuscht. Joseph Smith setzte dann seine Reise fort, aber ehe er noch am Ende derselben anlangte, wurde er nochmals von einem Beamten in derselben Angelegenheit eingeholt. Nach genauer Untersuchung ging auch dieser verdrossen seines Weges, denn er hatte, wie der erste, den gesuchten Gegenstand nicht entdeckt. Ohne weiter beun- ruhigt zu werden, setzte Joseph seine Reise fort, bis er in den nörd- lichen Teil von Pennsylvanien in der Nähe des Susquehanna- flusses kam, wo sein Schwiegervater wohnte. Nachdem er eine Heimat hatte, fing er an, die Urkunde durch die Gabe und Macht Gottes und vermittelst des Urim und Thummim zu übersetzen; da er aber ein schlechter Schreiber war, war er zu der Einstellung eines Schreibers gezwungen, der die Übersetzung, wie er sie ihm diktierte, niederschrieb. Mittlerweile wurden einige von den Original-Charakteren sorgfältig von Joseph Smith abgeschrieben und übersetzt. Ein Mann namens Martin Harris ging mit denselben nach New York, um sie dort einem Gelehrten mit Namen Anthon zu zeigen, einem Professor, der eine weitumfassende Kenntnis vieler Sprachen, sowohl alter als auch neuer, zu haben vorgab. Er untersuchte sie, erklärte sie für echt und deren Übersetzung, soweit er im- stande sei zu entscheiden, als richtig. |
76 Doch wieder zur Sache, Joseph Smith setzte die Übersetzung fort, soweit als es seine Vermögensumstände erlaubten, bis er die Übersetzung des unversiegelten Teiles der Urkunden vollendet hatte. Der übersetzte Teil heißt: Das Buch Mormon, welches beinahe ebenso viel enthält wie das Alte Testament. Wohlan, sagt der Gegner, wenn nicht Wunder damit ver- bunden wären, würde das Buch für eine der größten Entdeckungen in der Welt gelten. Wenn du beim Pflügen oder beim Graben eines Brunnens oder Kellers zufällig eine Urkunde, einen Bericht der alten Geschichte des amerikanischen Kontinents mit seinen Urbewohnern und den Ursprung der heute lebenden Indianer ent- haltend, gefunden hättest; und diese Urkunde mit Gott, Engeln oder göttlicher Inspiration nichts zu tun hätte, so würde es von allen Gelehrten Amerikas und Europas als eine der größten und wichtigsten Entdeckungen der neueren Zeit begrüßt worden sein, weil es ein Geheimnis enthüllte, das bis dahin allen Nachfor- schungen der gelehrten Welt Trotz geboten hatte. Alle Zeitungen würden der erfreulichen Nachricht voll gewesen sein, während sein Inhalt auf die Welt und auf Gegenstände, die vorher in einem Labyrinth von Ungewißheit und Zweifel waren, ein helles Licht geworfen haben würde. Doch wer kann sich in dieser aufgeklärten und durch seine Religion und Gelehrsamkeit berühmten Zeit so weit herablassen und erniedrigen, etwas von dienenden Engeln und göttliche Eingebung anzunehmen? Das ist zu viel; fort mit solchen Sachen, sie berühren die heutige Weisheit und Popularität. Darauf erwidere ich: Der Herr wußte das, ehe er es offen- barte; dies war ein Hauptzweck, den er im Auge hatte; so ver- fährt er gerade mit den Menschenkindern, er schlägt immer einen Weg ein, der von dem verschieden ist, den ihm die Weisheit der Welt vorgeschrieben hat, auf daß die Weisheit der Weisen ver- nichtet und der Verstand der Klugen verblendet werde; er wählt Menschen aus dem niedrigen Stande, ja sogar die Einfältigen und Ungelehrten aus, und diejenigen, die verachtet sind, um seine Werke zu tun und seine Pläne auszuführen, auf daß sich in seiner Gegenwart kein Fleisch rühme! O, ihr Weisen und Gelehrten, die ihr die Weisheit von oben verachtet, wißt ihr nicht, daß es für die Welt unmöglich war, durch ihre Weisheit Gott zu finden? Wißt ihr nicht, daß alle eure Weisheit bei Gott Torheit ist? Wißt ihr nicht, daß ihr wie ein kleines Kind werden und willig sein |
77 müßt, von dem Geringsten seiner Diener Weisheit zu lernen, oder ihr werdet in eurer Unwissenheit umkommen? Doch welche Beweise haben wir in der Schrift für das Hervor- kommen dieses glorreichen Werkes? Wir wollen zuerst versuchen zu beweisen, daß Amerika das Land ist, welches den Nachkommen Josephs verheißen wurde! zweitens, daß der Herr sowohl ihnen als auch den Juden die Wahrheit offenbaren würde; und drittens, daß ihrer Urkunden zum Vorschein kommen und ihr Zeugnis mit der Urkunde der Juden vereinigen würde, zur Zeit der Wieder- herstellung Israels in den letzten Tagen. Zuerst aus dem 1. Buch Moses, 48. Kapitel, wo Jakob die beiden Söhne Josephs segnet und sagt: Mögen sie wachsen und viel werden auf Erden. In demselben Segen heißt es von Ephraim: Sein Same wird ein groß Volk werden. Stellt man nun den Sinn dieser Worte zusammen, so wird Ephraim ein großes Volk auf Erden. Im 49. Kapitel des 1. Buches Moses ist von Joseph prophezeit, während Jakob ihn segnet: Joseph wird wachsen, er wird wachsen wie ein Baum an der Quelle, daß die Zweige emporsteigen über die Mauer. Und ob- gleich ihn die Schützen erzürnen und wider ihn kriegen und ihn verfolgen, so bleibt doch sein Bogen fest. Ferner sagt er: Du bist gesegnet mit Segen von der Tiefe, die unten liegt; die Segen deines Vaters gehen stärker denn die Segen meiner Voreltern, nach Wunsch der Hohen in der Welt; und sollen kommen auf das Haupt Joseph und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern. Nun frage ich, wer waren Jakobs Voreltern und welcher Segen wurde ihm gegeben? Abraham und Isaak waren seine Voreltern und das Land Kanaan der ihm erteilte Segen, oder das Land, welches Gott ihnen als Erbteil verhieß. Erinnere, daß Jakob dem Josef ein viel größeres Land erteilt als Kanaan; noch ein größeres als seine Voreltern ihm gegeben hatten, denn Josephs Segen sollte sich bis auf die Tiefe, die unten liegt, er- strecken. Nun, Leser, sei in Ägypten, wo Jakob damals war, und messe bis zur Tiefe, die unten liegt, und du wirst irgendwo in Mittelamerika landen. Ferner sagt einer von den Propheten von Ephraim: Und wenn der Herr wird brüllen, so werden die Kinder Ephraims erzittern im Westen. Wenn wir nun diese Worte zusammenfassen, was haben wir dann: Erstens wird Ephraim ein großes Volk werden; zweitens sollte Joseph mit einer großen Erbschaft gesegnet werden, die so |
78 entfernt wie Amerika liegt; drittens sollte dies westlich von Ägypten oder Jerusalem sein. Wenn nun die Welt von einem Pole bis zum andern sucht, so wird er nirgends ein so großes Volk auf Erden finden, das möglicherweise von Ephraim abstammen kann, außer in Amerika; denn alle übrigen Teile der Erde werden von gemischten Rassen verschiedener Abkunft bewohnt; indes hier ein beinahe unermeßliches Land von der übrigen Welt abgesondert und von einer Menschenrasse bewohnt war, die offenbar dieselbe Abkunft hatte, obgleich sie augenscheinlich in viele Völker geteilt war. Die Schrift kann nicht verworfen werden; folglich muß sich diese Schriftstelle auf Amerika beziehen, aus dem einfachsten Grunde, weil sie sich auf keinen andern Ort beziehen kann. Zweitens müssen wir beweisen, daß Gott sich den Nachkommen Josephs oder Ephraims, die, wie wir schon bewiesen haben, in Amerika sind, offenbarte. Deshalb führen wir das 8. Kapitel, 12. Vers aus Hosea an, der von Ephraim durch den Geist der Prophezeiung dieses sagt: Wenn ich ihm gleich viel tausend Gebote meines Gesetzes schreibe, so wird's geachtet wie eine fremde Lehre. Dies ist ein positiver Beweis und bedarf keiner weitern Erörterung, daß die großen Wahrheiten des Himmels zu Ephraim geoffenbart und wie eine fremde Lehre geachtet wurden. Drittens sollten diese Schriften kurz vor der Versammlung Israels zum Vorschein kommen? Antwort: Ja, denn im 37. Ka- pitel Hesekiel heißt es: Des Herrn Wort geschah zu mir, und sprach: Du Menschenkind, nimm dir ein Holz und schreib darauf: des Juda und der Kinder Israel, samt seiner Zugetanen, und nimm noch ein Holz und schreib darauf: des Joseph, nämlich das Holz Ephraim, und des ganzen Hauses Israel, samt seiner Zu- getanen. Und tue eines zum andern zusammen, daß ein Holz werde in deiner Hand. So nun dein Volk zu dir wird sagen und sprechen: Willst du uns nicht zeigen, was du damit meinst: So sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Siehe, ich will das Holz Joseph, welches ist in Ephraims Hand, nehmen, samt seinen Zu- getanen, den Stämmen Israel; und will sie zu dem Holz Juda tun, und ein Holz daraus machen, und sollen eines in meiner Hand sein. Und sollst also die Hölzer, darauf du geschrieben hast, in deiner Hand halten vor ihren Augen. Und sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr: Siehe, ich will die Kinder Israel holen aus den Heiden, dahin sie gezogen sind; und will sie allent- halben sammeln, und will sie wieder in ihr Land bringen. Und |
79 will ein einig Volk aus ihnen machen im Lande auf dem Gebirge Israel, und sie sollen allesamt einen einigen König haben; und sollen nicht mehr in zwei Völker, noch in zwei Königreiche geteilt werden. Es kann nun nichts Deutlicheres geben als die obige Prophe- zeiung; es sind hier zwei Schriften aufgestellt, die eine für Ephraim, die andere für Juda; die Ephraims wird der Herr selbst offen- baren und zu der Judas tun, und sie werden in ihrem Zeugnisse eins sein und so zusammenwachsen, um die Versammlung Israels zustande zu bringen. Der 85. Psalm ist darüber sehr klar, indem er von der Wiederbringung Israels in ihr eigenes Land spricht, es heißt darin: Doch die Hilfe des Herrn ist nahe denen, die ihn fürchten; das in unserem Lande Ehre wohne; daß Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; daß Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; daß uns auch der Herr Gutes tue; damit unser Land sein Gewächs gebe; daß Gerechtigkeit fürder für ihn bleibe und im Schwange gehe. Der Heiland sagte, während er für seine Jünger betete: Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Aus diesen Stellen ersehen wir, daß sein Wort auf der Erde wachsen soll, während Gerechtigkeit vom Himmel schaut. Und das nächste, was folgt, ist dies: Israel geht im Schwange und genießt die Früchte seines eigenen Landes. Jeremias im 33. Kapitel, 6. Verse, spricht von der endlichen Erlösung Judas und Israels aus der Gefangenschaft und sagt: Siehe, ich will sie heilen und gesund machen; und will ihnen Friede und Treue in Fülle gewähren. Jesaja, der von dem ewigen Bunde spricht, der sie versammeln würde, bricht in die folgenden außerordentlichen und sehr merk- würdigen Worte aus: Und man soll ihren Samen kennen unter den Heiden und ihren Nachkommen unter den Völkern. Nun, lieber Leser, erlaube mir die Frage, kann man ohne Offenbarungen von Gott sagen, ob die Indianer Amerikas von Israel sind? Dies war mithin ein Geheimnis, daß zur Zeit ihrer Versammlung offenbar gemacht werden mußte. So viel haben wir aus der Schrift angeführt, um zu be- weisen, daß eine Urkunde, wie das Buch Mormon, in diesen Tagen erscheinen wird; wir wollen noch gar nicht vom 29. Kapitel des Jesaias sprechen. Aber, fragt man, welchen Nutzen hat denn das Buch Mormon, auch wenn es wahr ist? Ich antworte: zu- erst bringt es eine wichtige Geschichte an das Licht, die den |
80 Menschen vorher unbekannt war. Zweitens enthüllt es die Ab- stammung der amerikanischen Indianer, was vorher ein Geheim- nis war. Drittens enthält es wichtige Prophezeiungen, die noch erfüllt werden sollen und die unmittelbar das jetzige Geschlecht betreffen. Viertens gibt es manchen Aufschluß über die Lehren, so daß es alle verstehen und mit eigenen Augen sehen können, wenn sie sich die Mühe geben, darin zu lesen. Doch wo sind die Zeugen, die durch ihre Aussage beweisen, daß das Buch durch göttliche Eingebung übersetzt wurde? Wegen dieses Zeugnisses verweise ich den Leser auf das Zeugnis der Zeugen auf der ersten Seite des Buches Mormon; dort wird er ein ebenso bestimmtes Zeugnis finden, wie man es nur in der Schrift von einer Wahrheit haben kann, welche Gott jemals offenbarte. Männer bezeugen dort, nicht nur die Platten gesehen und mit den Händen angefaßt zu haben, sondern auch, daß ein Engel Gottes vom Himmel kam und ihnen die Platten zeigte, indes die Herrlichkeit Gottes sie umgab: daß die Stimme Gottes vom Himmel ertönte und ihnen sagte, daß diese Dinge wahr und durch die Gabe und Macht Gottes übersetzt seien und ihnen befahl, allen Völkern Zeugnis davon zu geben. Geheiligt sei der Herr, der Gott unserer Väter, er hat sein Volk besucht, und noch einmal hat der Himmel über unsere in Finsternis schmachtende Welt das Morgenrot der göttlichen Wahr- heit aufgehen lassen; denn sobald als das Buch übersetzt war und die Menschen anfingen, davon Zeugnis zu geben, kam der Engel des Herrn wieder vom Himmel herab und gab ihnen den Auf- trag, das Evangelium zu predigen aller Kreatur, und mit Wasser zu taufen zur Vergebung der Sünden. Sobald als das Volk anfing, ihr Zeugnis zu glauben und sich taufen zu lassen, fiel der Heilige Geist auf sie, durch das Auflegen der Hände im Namen Jesu, und die Himmel öffneten sich, während einige die Be- dienungen der Engel empfingen, andere in neuen Zungen sprachen und prophezeiten; von dieser Zeit an wurden viele durch das Auf- legen der Hände geheilt, und so wurde das Wort Gottes mächtig und stark; und so sind Tausende aufgetreten, um zu bezeugen, daß sie nicht das Zeugnis eines Menschen brauchen, sondern selbst wissen, daß diese Dinge wahr sind, denn diese Zeichen folgen denen, die da glauben; und wenn jemand der Wahrheit glaubt, durch das Zeugnis der Zeugen Gottes, dann werden diese Zeichen nicht nur denen, sondern auch ihm folgen; wenn ihm Engel dienen, |
81 wenn er gesund gemacht worden ist oder andere gesund gemacht hat, durch das Auflegen der Hände in Namen Jesu, oder wenn er in andern Zungen redet oder weissagt, so weiß er es selbst, und so sind die Worte der Schrift erfüllt: So jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selbst rede. So entsteht der Glaube durch das Wort, Erkenntnis durch Gehorsam; doch kann man nur hören, wenn ge- predigt wird, und nur predigen, wenn man gesandt ist; wie es ge- schrieben steht: Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden? Doch gibt es viele, die da sagen: zeige uns ein Zeichen, und wir werden glauben. Vergiß nicht, daß der Glaube nicht durch Zeichen kommt, sondern Zeichen geschehen durch den Glauben. Gaben wurden nicht verliehen, um den Menschen Glauben zu geben; sondern es sagt die Schrift: Gaben sind da zur Er- bauung der Kirche. Wenn dies nicht der Fall ist, warum steht da nicht geschrieben: Glauben kommt durch Wunder; anstatt Der Glaube entsteht durch das Wort. Ich halte es immer für ausgemacht: daß ein Mann oder eine Frau, die ein Zeichen ver- langt, um zu glauben, zu einer bösen und ehebrecherischen Gene- ration, wenn nicht zu einer schlimmeren gehört; denn allen, die zu Jesum gehen mit reinem Herzen und im Glauben hoffen und beten, in betreff dieser Dinge die Wahrheit zu wissen, wird der Herr es ihnen offenbaren, und sie werden es wissen und Zeugnis geben; denn durch den Geist Gottes werden sie die Wahrheit vom Irrtum unterscheiden können; wie geschrieben es steht: Meine Schafe hören meine Stimme. Und wer nicht zu Jesum im Glauben kommen will, wird niemals die Wahrheit kennen, bis es zu spät, die Ernte und der Sommer vorbei und seine Seele nicht gerettet ist. So hat die Religion Jesu, ganz verschieden von den andern Religionssystemen, ihren eigenen Eindruck, bringt Gewißheit und Erkenntnis und läßt keinen Raum für den Betrug. Und nun sage ich ferner zu allem Volke: Kommt zum Vater im Namen Jesu; zweifelt nicht, sondern glaubet, wie vor Zeiten, und bittet im Glauben um alles, dessen ihr bedürft; bittet nicht, um euren Lüsten zu fröhnen, sondern bittet mit unerschütterlicher Festigkeit, allen Versuchungen zu widerstehen und alle seine Gebote zu halten, so schnell als er sie euch offenbart; und wenn ihr dieses tut und er euch offenbart, daß er uns mit einem neuen und ewigen Bunde gesandt hat, und uns befahl zu predigen und zu taufen, |
82 und seine Kirche wie vor Zeiten aufzubauen, dann tretet hervor und gehorchet der Wahrheit; doch wenn ihr nicht wißt oder unzufrieden seid, daß er uns gesandt hat, dann nehmet die Lehre, die wir predigen, nicht an. So sollt ihr für euren eigenen Herrn stehen oder fallen; und eines Tages werdet ihr wissen, ja, an jenem großen Tage, wenn jedes Knie sich beugen wird, dann sollt ihr wissen, daß Gott uns mit der Wahrheit gesandt hat, um seinen Weinberg zum letzten Male zu beschneiden. Wir werden jetzt aus den amerikanischen Altertümern und aus den Überlieferungen der Eingeborenen viele ausführliche Beweise anführen: Zuerst sagt Herr Boudinot: Unter ihren Häuptlingen oder geliebten Männern geht die Sage, daß ihnen von ihren Vor- fahren überliefert wurde, daß das Buch, welches die Weißen haben, einst das ihrige war; daß, solange sie es hatten, es ihnen außer- ordentlich gut ging usw. Sie sagten auch, daß ihre Väter einen außerordentlichen göttlichen Geist besaßen, mit dessen Hilfe sie künftige Dinge vorhersagten und den gewöhnlichen Lauf der Natur beherrschen; und dieses überlieferten sie an ihre Nachkommen unter der Bedingung, daß sie den heiligen Gesetzen gehorchen würden; daß sie dadurch ungemein viele Segnungen auf ihr geliebtes Volk brachten; daß jedoch diese Macht schon seit langer Zeit aufgehört hätte. Oberst James Smith sagt in seinem Tagebuche während seiner Gefangenschaft unter den Eingeborenen: Sie haben eine Überlieferung, wonach beim Beginn der Besiedlung dieses Fest- landes die Engel oder himmlischen Bewohner, wie sie sie nennen, das Volk häufig besuchten und mit ihren Vorfahren sprachen und Belehrung gaben, wie sie beten sollten. Herr Boudinot bemerkt in seinem vortrefflichen Werke über ihre Sprache: Ihre Sprache, besonders in ihren Wurzeln, Mund- arten und deren Satzverbindung, scheint ganz das Gepräge des hebräischen Geistes an sich zu tragen, und was uns noch merk- würdiger und beachtenswerter dünkt, daß sie den größten Teil der Eigentümlichkeiten dieser Sprache, und zwar insbesondre die sie von allen übrigen Sprachen unterscheidenden Kennzeichen wirklich besitzt. Es gibt eine Überlieferung, die von einem alten Indianer von dem Stamme der Stockbridge herrührt, daß ihre Väter einst im Besitz eines heiligen Buches waren, das von Geschlecht zu Geschlecht überliefert und zuletzt in der Erde verborgen wurde, |
83 seit welcher Zeit sie unter den Füßen ihrer Feinde gewesen seien. Doch würden ihnen diese Orakel wiedergegeben werden; und dann würden sie über ihre Feinde triumphieren und ihre Rechte und Privilegien wieder erlangen. Nachdem Herr Boudinot viele Überlieferungen, ähnlich der obigen, angeführt hat, macht er zuletzt diese Bemerkung: Kann man diese kurze Erzählung indianischer Überlieferungen lesen, die von den Stämmen ver- schiedener, über Ost und West, Süd und Nord zerstreut und gänz- lich voneinander getrennt lebender Völker herrühren und die von verschiedenen, sehr achtbaren Gelehrten, die alle Mittel, sich über diese Sache aufzuklären, in der Hand hatten, in verschiedenen Zeit- perioden verfaßt sind, ohne daß denselben eine Gelegenheit zum gegenseitigen Umgange geboten war kann man, frage ich, einen solchen Bericht lesen und annehmen, daß alles dies nur Spiel und Werk des Zufalls oder ein im voraus berechneter und durch die Liebe zum Wunderbaren veranlaßter Betrug sei, dessen Entdeckung doch den wohlbegründeten Ruf der Berichterstatter wenn nicht zer- stören, doch gefährden müßte? Wenn man diese Überlieferungen und Völker genau betrachtet und sie mit der Lage und den Um- ständen der längst verlorenen zehn Stämme Israels vergleicht, so wird man gewiß zur Annahme kommen, daß diese wandernden Eingeborenen von den zehn Stämmen Israels herrühren. Joseph Merrick, ein höchst achtbarer Einwohner von Pittsfield in Massachusetts, gab folgenden Bericht: Im Jahre 1815 hatte ich mich angeschickt, die Erde unter und neben einem alten Block- hause in der Gegend eines Hügels, Indian Hill genannt, auf- zugraben. Ich pflügte und räumte alte Späne und Erde bis zu einer ziemlichen Tiefe hinweg. Nach dieser Arbeit ging ich dar- über und fand nahe an der Stelle, wo die Erde am tiefsten auf- gegraben worden war, etwas, das den Anschein eines Stückes Leder hatte, schwarz, sechs Zoll lang, anderthalb Zoll breit, etwa wie ein Pferdestrang. Ich bemerkte, daß an jedem Ende ein Öhr war, das aus einer harten Masse bestand, wahrscheinlich um ihn so leichter zu tragen. Ich trug ihn nach Hause und legte ihn in ein Kasten, in dem sich alte Gerätschaften befanden. Später fand ich, daß er vor das Haus geworfen worden war, und legte ihn wieder in den Kasten. Als er nach einiger Zeit den Fund untersuchen und durch- schneiden wollte, so fand er ihn so hart wie Bein; jedoch gelang es ihm, den Gegenstand zu öffnen, und er entdeckte, daß dieser |
84 aus zwei sehr dicken Riemenstücken verfertigt und mittels Sehnen eines Tieres wie mit Gummi verschlossen und undurchdringlich war. Inwendig befanden sich vier Stücke zusammengefalteten Pergaments. Diese waren von dunkelbrauner Farbe und mit einer Art Schrift überlegt. Seine Nachbarn, die ihn besuchten, um die Pergamente zu sehen, zerrissen eines davon in kleine Stücke. Merrick hob die drei übriggebliebenen Stücke auf und schickte sie nach Cambridge, wo man darüber Nachforschungen anstellte. Man entdeckte, daß die Schriftzüge deutlich und leserlich hebräische waren. Es waren angeführte Stellen aus dem Alten Testamente, 5. Buch Mose 6:49; 11:1421; 2. Buch Mose 13:1116, worauf wir den Leser verweisen, wenn er diese äußerst interessante Entdeckung lesen will. An den Ufern des Weißen Flusses, im Staate Arkansas, sind Ruinen gefunden worden, die ohne Zweifel von einem äußerst kultivierten Volke herrühren, worauf ihre große Ausdehnung und ihr Baumaterial hindeuten. Eines von diesen Werken ist ein Erdwall, der eine Fläche von 640 Acres oder ungefähr 2,6 qkm einschließt, und in dessen Mitte sich der Grund zu einem großen kreisförmigen Gebäude oder Tempel befindet. Ein anderes, noch merkwürdigeres und bedeutenderes Werk ist der Grund zu einer großen Stadt, deren Straßen, die einander in rechten Winkeln schneiden, man leicht durch den Urwald hinweg verfolgen kann. Außerdem findet man noch den Grund zu Häusern aus gebrannten Ziegeln, wie die heutigen, welcher bis zur Ausdehnung von 1600 Metern verfolgt wurde. Obiges ist aus Priest: Amerikanische Altertümer entnommen, und demselben Werke, Seite 246, entnehmen wir das Folgende: Ruinen der Stadt Otolum, die in Nordamerika entdeckt worden sind. In einem Briefe des C. S. Rafinesque, den wir vorher angeführt haben, an einen Korrespondenten in Europa, finden wir die folgende Stelle: . . . Vor einigen Jahren setzte die Geographische Gesellschaft zu Paris eine große Prämie aus für eine neue Vermessung der Altertümer von Jucatan und Chiapa, vorzüglich derer, die 24 km von Palanque entfernt liegen. Ich habe, sagt der Schriftsteller, ihnen den wahren Namen Otolum wiedergegeben, welches auch noch der Name des Flusses ist, der durch die Ruine fließt. Sie wurden von Kapitän Del Rio im Jahre 1787 besichtigt, wovon ein Bericht im Englischen 1822 er- schien. Dieser Bericht beschreibt teilweise die Ruinen einer aus |
85 Stein gebauten Stadt, die 120 km im Umfang hat, 51 km lang und 19 km breit ist, voller Paläste, Denkmäler, Bildsäulen und In- schriften; sie war einer der frühesten Sitze amerikanischer Zivilisa- tion und kam ungefähr dem Theben des alten Ägyptens gleich. In dem Family Magazine, Nummer 34, Seite 266 des Jahres 1833 heißt es: Die Ruinen einer alten Stadt, die in Guatemala auf- gefunden worden sind, haben kürzlich die Aufmerksamkeit des Publikums in hohem Grade auf sich gezogen. Wie es scheint werden jetzt diese Ruinen untersucht, und man erwartet für die Wissenschaften, besonders für die Geschichte, viele seltene und schätz- bare Beiträge. Wir halten die Gegenwart für den günstigsten Zeitpunkt, da jetzt die Aufmerksamkeit des Publikums dem Gegen- stande zugewandt ist, um seinen Inhalt unsern Lesern als eine Einleitung zu künftigen Entdeckungen vorzuführen, während jetzt die Nachforschungen ihren Fortgang nehmen. Kapitän Del Rio, der die Ruinen, wie oben erwähnt, 1787 teilweise untersuchte, erzählt folgende Einzelheiten: Wenn man von Palanque, der letzten Stadt im Norden der Provinz Ciudad Real de Chiapa, in südwestlicher Richtung geht und einen kleinen Bergrücken hinansteigt, der den Staat Guatemala von Jucatan in einer Entfernung von 10 km trennt, so kommt man an den kleinen Fluß Micol, der in westlicher Richtung fließt und sich mit dem großen Flusse Tulijah vereinigt, der seinen Lauf nach der Provinz Tobasco nimmt. Wenn man jenseits des Micol ist, geht es bergan, und 2½ km weiter kommt der Reisende über einen kleinen Strom, der Otolum heißt; von diesem Punkte aus sieht man Trümmerhaufen, welche die Straße noch 2½ km weit sehr schlecht machen, alsdann erreicht man die Höhe, auf der die steinernen Häuser stehen, deren sich noch 14 an der Zahl an einem Platz befinden, die mehr oder weniger zerstört sind, in denen man aber noch viele ihrer Gemächer vollkommen erkennen kann. Sie stehen auf einer rechtwinkeligen Fläche, die 280 m breit und 420 m lang ist und deren ganzer Umfang 280 Ruten oder etwas mehr als 1200 m beträgt. Diese Fläche ist eine Ebene, die auf der Basis des höchsten Berges einen Rücken bildet. Mitten auf dieser Ebene befindet sich das größte dieser Gebäude, die man bis jetzt unter diesen Ruinen aufgefunden hat. Es steht auf einem 18 m hohen Hügel oder Pyramide, deren senkrechte Höhe mithin 60 Fuß oder beinahe 4 Ruten beträgt, was dem Gebäude ein erhabenes, schönes, majestätisches Ansehen gibt, als wenn es ein in den |
86 Wolken schwebender Tempel wäre. Es ist von andern Gebäuden umgeben, nämlich: von fünf nach Norden, vieren nach Süden, einem nach Südwesten und dreien nach Osten im ganzen von dreizehn. Nach allen Richtungen ziehen sich die Ruinen andrer verfallener Gebäude längs des Berges hin, der sich westlich und östlich von diesen Häusern weiter erstreckt, als wenn es der große Tempel Gottes oder ihr Regierungsgebäude wäre, um welches sie ihre Stadt bauten und worin ihre Könige und Staatsbeamten wohnten. Auf dieser Stelle wurde eine sehr feste und dauerhafte unterirdische, steinerne Wasserleitung gefunden, die unter dem größten Gebäude hindurch geht. Wohlgemerkt, diese Stadt Otolum, deren Ruinen so ungeheuer groß sind, ist in Nord- und nicht in Südamerika, unter derselben Breite wie die Insel Jamaica, die ungefähr 18 Grad nördlich vom Äquator liegt und das höchste Land zwischen dem nördlichen Ende des Caraibischen und des Stillen Meeres ist, wo der Kontinent gegen die Landenge von Darien hin schmäler wird und ungefähr 1280 km von New Orleans entfernt ist. Die Entdeckung dieser und auch noch vieler andrer ebenso wunderbarer Ruinen in demselben Lande fangen gerade an, die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt Europas auf sich zu ziehen, die bisher Amerika nicht einräumen wollte, daß es auf seine Altertümer stolz sein könnte. Doch, da jetzt die unermeßlichen Ruinen unter der Leitung sachkundiger Gelehrten untersucht wer- den, so ist ohne Zweifel deren ausführliche Geschichte zu gehöriger Zeit zu erwarten, von der schon, wie wir gehört haben, zwei Bände im Manuskript geschrieben sind und die von den Amerikanern nur mit dem größten Enthusiasmus aufgenommen werden können. Ein Herr, der im Jahre 1826 in der Nähe der Stadt Cin- cinnati auf deren höhergelegenem Teile wohnte, wollte zu seiner Bequemlichkeit einen Brunnen anlegen und grub bis zu einer Tiefe von 28 m, ohne Wasser zu finden; als jedoch die Arbeit wieder fortgesetzt wurde, stießen seine Arbeiter auf etwas, so daß sie nicht tiefer graben konnten, obgleich es offenbar kein Stein war. Als sie von allen Seiten die Erde wegmachten, fand es sich, daß es ein Baumstumpf war, der 92 cm im Durchmesser und eine Höhe von 62 cm hatte und der mit einer Axt niedergehauen worden war. Die Schläge der Axt konnte man noch sehen. Äußerlich sah er beinahe wie eine Kohle aus, konnte jedoch nicht wie jene Substanz zerrieben werden. Zehn Fuß tiefer spru- |
87 delte das Wasser auf und die Quelle hat jetzt einen beständigen Vorrat und ist sehr berühmt. In Morses allgemeiner Geographie, im ersten Bande, Seite 142, wird die Entdeckung des Baum- stumpfes bestätigt: Beim Graben eines Brunnens in Cincinnati wurde 29 m unter der Erde ein Baumstumpf gefunden, der noch ganz gut erhalten war; und beim Graben eines andern Brunnens wurde auf derselben Stelle 30 m unter der Erde noch ein Stumpf gefunden, der unverkennbare Spuren von Axtschlägen an sich trug. Auf diesem erschienen die Zeichen eines scheinbaren, von Rost zerfressenen Handwerkzeuges. Wir könnten ein Buch füllen mit Berichten über amerika- nische Altertümer, die alle beweisen, daß dieses Land von einem Volke bewohnt war, das Künste und Wissenschaften verstand, Städte anlegte, den Boden bebaute und eine Schriftsprache hatte. Doch das hier Angeführte genügt völlig unserm Zwecke. Wenn einige auf Pergament geschriebene hebräische Buchstaben in Amerika in der Erde gefunden worden sind, so kann man wohl ebenso zugeben, daß ein ganzes Buch in Amerika entdeckt wurde, das in ägyptischen Buchstaben auf Platten eingraviert war. Die erstaunliche Tatsache, daß Baumstämme 25 oder 30 m tief unter der Erde zu Cincinnati gefunden und ähnliche Entdeckungen an vielen andern Orten Nord- und Südamerikas gemacht worden sind, so wie man z. B. vergrabene Städte und andre Altertümer entdeckt hat, alles beweist, daß eine großartige Erschütterung und Umwälzung nicht nur der Völker, sondern auch der Natur statt- gefunden hat, und zwar ein Erschütterung, die wir nirgends so gründlich erklärt finden wie in dem folgenden außerordentlichen und erstaunlichen Berichte von Ereignissen, die sich in diesem Lande während der Kreuzigung des Messias zutrugen und die wir dem Buche Mormon (III. Nephi, 8.10. Kap.) entnehmen: Es begab sich im vierunddreißigsten Jahre, im ersten Monat, am vierten Tage des Monats, daß ein großer Sturm sich erhob, so wie nie einer im ganzen Lande stattgefunden hatte; es erhob sich auch ein großer, schrecklicher Sturmwind und der Donner war fürchterlich, so daß die ganze Erde erschüttert wurde, als ob sie von- einanderspalten würde; und das Leuchten der Blitze war überaus stark, so wie man nie zuvor im Lande erlebt hatte. Und die Stadt Zarahemla geriet in Brand und die Stadt Moroni versank in die Tiefen des Meeres, und ihre Einwohner ertranken, und die Erde erhob sich über die Stadt Moronihah, daß an der Stelle |
88 der Stadt ein großer Berg aufgeworfen wurde, und im südlichen Lande fand eine große und schreckliche Verwüstung statt. Aber im nördlichen Lande war die Verwüstung noch weit größer und schrecklicher; denn die ganze Oberfläche des Landes war verändert durch Sturm, Wirbelwinde, Donner und Blitz und schreckliche Erdbeben auf dem ganzen Lande; die Landstraßen wurden zerstört, und die ebenen Wege wurden aufgerissen, und viele glatte Plätze wurden rauh, viele große und bemerkenswerte Städte versanken, viele gingen in Feuer auf und viele wurden erschüttert, daß Ge- bäude zusammenfielen, und die Einwohner wurden erschlagen, und die Örter blieben öde und verlassen. Einige Städte blieben; allein die Zerstörungen in denselben waren ungemein groß, und viele ihrer Einwohner wurden getötet; einige wurden vom Wirbelwinde hinweggeführt, und niemand weiß, wohin, man weiß nur, daß sie hinweggeführt wurden, und so nahm die ganze Oberfläche der Erde eine andre Gestalt an durch die Sturmwinde, Donner, Blitze und Erdbeben. Und die Felsen spalteten sich, sie wurden in dem ganzen Lande voneinandergerissen, so daß sie in abge- brochenen Stücken und Massen im ganzen Lande zerstreut waren. Und als Donner, Blitz, Sturm, Gewitter und Erdbeben aufhörten denn siehe, dies währte ungefähr drei Stunden lang; und einige wollen behaupten, es habe länger gewährt; dennoch geschahen alle diese großen und schrecklichen Dinge innerhalb dreier Stunden , dann lag Finsternis auf dem Lande. Und es begab sich, daß eine dicke Finsternis über die ganze Oberfläche des Landes verbreitet war, so daß die Einwohner, welche nicht gefallen waren, den Dunst der Finsternis fühlen konnten; und man konnte kein Licht haben wegen der Finsternis, weder Lampen noch Fackeln, und es war auch unmöglich, ein Feuer mit ihrem kleinen und überaus trockenen Holze anzuzünden, so daß gar kein Licht zu haben war; und man sah weder Licht noch Feuer, noch Funken, weder Sonne, Mond noch Sterne, so groß waren die Nebel der Finsternis, welche auf dem Lande lagen. Diese Finsternis währte drei Tage lang, so daß man kein Licht sehen konnte; da war fortwährend großes Trauern und Wehklagen und Weinen unter dem ganzen Volke; wegen der Finsternis und des großen Verderbens, das über dasselbe ge- kommen war. An einem Orte hörte man sie seufzen und sagen: O, hätten wir uns doch vor diesem großen und schrecklichen Tage bekehrt, dann würden unsre Brüder verschont geblieben und nicht |
89 in der großen Stadt Zarahemla verbrannt sein. An einem andern Orte hörte man sie rufen, wehklagen und sagen: O, hätten wir uns doch vor diesem großen und schrecklichen Tage bekehrt und nicht die Propheten getötet, gesteinigt und hinaus- geworfen, dann würden unsre Mütter und unsre schönen Töchter und unsre Kinder verschont und nicht in jener großen Stadt Moronihah begraben worden sein; so war das Geschrei und Wehklagen des Volkes groß und schrecklich. Und es geschah, daß eine Stimme unter allen Einwohnern dieses Landes sich hören ließ, die rief: Wehe, Wehe, Wehe diesem Volke; Wehe den Einwohnern der ganzen Erde, wenn sie sich nicht bekehren, denn der Teufel lacht und seine Engel freuen sich über die Erschlagenen der schönen Söhne und Töchter meines Volkes, und es ist ihrer Sünden und Greuel wegen, daß sie gefallen sind. Seht, diese große Stadt Zarahemla und deren Einwohner habe ich durch Feuer vernichtet. Und die große Stadt Moroni habe ich in die Tiefen des Meeres versenkt, und die Einwohner sind ertrunken. Und seht, die große Stadt Moronihah habe ich mit Erde bedeckt und ihrer Einwohner auch, um ihre Sünden und Greuel vor meinem Angesicht zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zum Himmel schreie. Und die Stadt Gilgal habe ich versenkt und ihre Einwohner in die Tiefen der Erde begraben; ja auch die Stadt Onihah und ihre Einwohner, und die Stadt Mokum mit ihren Einwohnern, und die Stadt Jerusalem und ihre Einwohner, und ich habe die Ge- wässer an ihre Stelle kommen lassen, um ihre Bosheiten und Greuel vor meinem Angesicht zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir empor- steige. Und die Stadt Gadiandi und die Stadt Gadiomnah und die Stadt Jakob und die Stadt Gimgimno, alle diese habe ich versinken lassen und Hügel und Täler an ihre Stelle gesetzt, und ihre Einwohner habe ich in die Tiefen der Erde begraben, um ihre Bosheiten und Greuel vor meinem Angesichte zu verbergen, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir emporsteige. Und seht, jene große Stadt Jakobugath, die von den Untertanen des Königs Jakob bewohnt war, habe ich durch Feuer verbrennen lassen wegen ihrer Sünden und Gottlosigkeiten, welche alle Greuel der ganzen Erde übertrafen, wegen ihrer geheimen Mordtaten und Verschwörungen; denn es waren diese, welche den Frieden meines Volkes und die Regierung |
90 des Landes untergruben; deshalb ließ ich sie verbrennen, um sie vor meinem Angesicht zu vernichten, damit das Blut der Propheten und der Heiligen nicht mehr wider sie zu mir emporsteige. Und die Stadt Laman, die Stadt Josch und die Stadt Gad und die Stadt Kischkumen und ihre Einwohner habe ich mit Feuer verbrennen lassen wegen ihrer Bosheit, weil sie die Propheten hinausgestoßen und diejenigen gesteinigt haben, welche ich gesandt habe, um sie wegen ihrer Bosheiten und Greuel zu ermahnen; und weil sie alle ausgestoßen haben, so daß keine Rechtschaffene mehr unter ihnen waren, habe ich Feuer hinabgeschickt und sie vernichtet, damit ihrer Bosheiten und Greuel vor meinem Angesicht verborgen wären, auf daß das Blut der Propheten und der Hei- ligen, die ich unter sie gesandt habe, nicht zu mir von der Erde heraufschalle wider sie; und viele große Verheerungen habe ich über das Land und dieses Volk ergehen lassen wegen ihrer Bosheiten und Greuel. O, ihr alle, die ich euch verschont habe, weil ihr rechtschaffener als sie gewesen seid, wollt ihr nicht zu mir zurückkehren und eure Sünden bereuen und euch bekehren, damit ich euch heilen kann? Ja, wahrlich, ich sage zu euch, wenn ihr zu mir kommen wollt, dann sollt ihr ewiges Leben haben. Seht, mein Arm der Barm- herzigkeit ist gegen euch ausgestreckt, und wer da kommen will, den will ich aufnehmen, und gesegnet sind diejenigen, welche zu mir kommen. Sehet, ich bin Jesus Christus, der Sohn Gottes, ich erschuf den Himmel und die Erde und alle Dinge, die darin enthalten sind. Ich war bei dem Vater von Anfang an. Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir; und in mir hat der Vater seinen Namen verherrlicht. Ich kam zu den Meinigen, und die Meinigen nahmen mich nicht auf. Und die Schriften in betreff meiner Zukunft sind erfüllt. Und alle, die mich aufnahmen, denen habe ich es gegeben, Kinder Gottes zu werden; und so werde ich mit allen tun, die an meinen Namen glauben, denn seht, durch mich kommt die Erlösung, und in mir ist das Gesetz Moses er- füllt. Ich bin das Licht und das Leben der Welt. Ich bin Alpha und Omega, der Anfang und das Ende. Und ihr sollt mir nicht mehr vergossenes Blut opfern; eurer Opfer und eure Brandopfer sollen abgeschafft werden; denn ich will nicht mehr eure Opfer und Brandopfer annehmen, und ihr sollt mir als Opfer ein zer- knirschtes Herz und ein reuiges Gemüt darbieten. Und jeder, der mit zerknirschtem Herzen und reuigem Gemüt zu mir kommt, |
91 den will ich mit Feuer und dem Heiligen Geist taufen, ebenso wie die Lamaniten wegen ihres Glaubens an mich zur Zeit ihrer Bekehrung mit Feuer und mit dem Heiligen Geist getauft wurden und es nicht wußten. Seht, ich bin in die Welt gekom- men, um der Welt Erlösung zu bringen, um die Welt von Sünden zur erretten; daher, wer sich bekehrt und wie ein kleines Kind zu mir kommt, den will ich aufnehmen, denn solcher ist das Reich Gottes. Seht, für solche habe ich mein Leben nieder- gelegt und wieder aufgenommen; darum bekehret euch und kommt zu mir, ihr Enden der Erde, und werdet selig. Nun begab es sich, daß alle Einwohner des Landes diese Reden hörten und Zeugen davon waren. Nachdem diese Worte gehört waren, herrschte eine große Stille im Lande, viele Stunden lang; denn das Erstaunen des Volkes war so groß, daß sie auf- hörten wegen des Verlustes ihrer erschlagenen Verwandten und Freunde zu klagen; deshalb herrschte eine Stille im ganzen Lande, mehrere Stunden lang. Und wiederum kam eine Stimme zum Volke, die von allen gehört wurde und von der sie zeugten, und die Stimme begann folgendermaßen: O, ihr Völker dieser großen Städte, die gefallen sind, die ihr Abkömmlinge Jakobs seid, ihr, die ihr zum Hause Israel gehört, wie oft habe ich euch versammelt und genährt, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt. Und noch einmal, wie oft würde ich euch versammelt haben, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; ja, ihr vom Hause Israel, welches zu Jerusalem wohnt, sowohl als die, welche gefallen sind; ja, wie oft würde ich euch versammelt haben, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt, und ihr wolltet nicht. O, du Haus von Israel, welches ich verschont habe, wie oft werde ich dich sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, wenn du dich bekehren und von ganzem Herzen zu mir zurückkehren willst. Aber wenn du nicht willst, o Haus Israel, dann sollen deine Wohnplätze öde werden, bis die Zeit der Er- füllung des Bündnisses mit deinen Vätern gekommen ist. Nachdem das Volk diese Worte gehört hatte, fing es wieder an, über den Verlust seiner Verwandten und Freunde zu weinen und zu heulen. Und auf diese Weise vergingen die drei Tage. Und es war Morgen, und die Finsternis verzog sich aus dem Lande, und die Erde hörte auf zu zittern, und die Felsen spalteten sich nicht mehr, und das schreckliche Stöhnen nahm ein Ende, |
92 und alles verwirrte Lärmen verging, und die Erde hielt wieder zusammen, daß sie fest stand, und das Trauern und Weinen und Wehklagen des Volkes, welches vom Tode verschont war, hörte auf, und seine Trauer verwandelte sich in Freude und sein Weh- klagen in Lob- und Dankgesänge zu dem Herrn Jesum Christum, seinem Erlöser. Nun waren die Schriften, welche von den Pro- pheten geredet worden, soweit erfüllt. Hier ist nun ein Bericht, der klar und bestimmt angibt, wie und wann die amerikanischen Altertümer begraben wurden; wie die Baumstämme 25 bis 30 m unter die Erde kamen; wie ganze Städte versanken und verschüttet wurden; wie Berge verschwanden und Täler entstanden; wie die Felsen sich spalteten und wie die ganze Oberfläche des Festlandes eine Veränderung und Umge- staltung erlitt. Wir schließen, indem wir zu allen Völkern sagen: Wenn ihr über die Altertümer Amerikas, über geschichtliche Punkte, Weissagen oder Lehren von der höchsten Wichtigkeit Belehrung haben wollt, so leset sorgfältig das Buch Mormon. ____________ Kapitel 5. Die Auferstehung der Heiligen und die Wiederherstellung aller Dinge, von denen die Propheten gesprochen haben. Dies ist einer der wichtigsten Gegenstände, worüber der menschliche Geist Betrachtungen anstellen kann, der jedoch vielleicht gegenwärtig so wenig verstanden wird, wie irgendeine andre der verschleierten Prophezeiungen. Doch, wie vernachlässigt er auch jetzt sein mag, einst war er das Fundament des Glaubens, der Hoffnung und Freude der Heiligen. Alle ihre Bewegungen wurden von einer richtigen Kenntnis dieses Gegenstandes und von einem starken Glauben daran beeinflußt. Ihrem Geiste einmal eingeprägt, konnten sie nicht von ihren Plänen abwendig gemacht werden; ihr Glaube war fest, ihre Freude war beständig und ihre Hoffnung wie ein Anker für die Seele, sicher und fest, der bis hinter den Schleier der Zukunft ging. Dadurch konnten sie mitten in Trübsal, Verfolgung, Schwert und Flammen freudig sein; und wenn sie dieses vor Augen hatten, so ließen sie sich |