48 ertönen lassen, und die Ohren aller, die hören, zittern machen wird wegen der Worte: Tut Buße, denn der große Tag des Herrn ist gekommen. Und wiederum wird der Herr seine Stimme vom Himmel ertönen lassen und sagen: hört, o ihr Völker der Erde, hört die Worte jenes Gottes, der euch schuf: O ihr Völker der Erde, wie oft habe ich euch versammeln wollen wie eine Henne ihre Küchlein unter ihren Flügeln, und ihr habt nicht ge- wollt? Wie oft habe ich euch gewarnt durch den Mund meiner Diener, durch dienende Engel, und mit meiner eigenen Stimme, durch Donner, Blitz, Stürme, große Hagelschauer, Hungersnot und böse Krankheiten aller Art, mit dem lauten Schall einer Trompete, durch Gerichte und durch die Stimme der Barmherzig- keit, in ganzen Tag lang, durch Preis und Ehre und den Reich- tum des ewigen Lebens; und habe euch zu einer ewigen Selig- keit erretten wollen, und ihr habt nicht gewollt. Siehe, der Tag ist gekommen, an denen der Kelch des Zornes meiner Ent- rüstung voll ist. ____________ Kapitel 3. Das Reich Gottes. Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes. So heißt das Gebot, das der Heiland auf Erden den Menschenkindern lehrte. Da wir jetzt im allgemeinen sowohl die erfüllten wie auch die nicht erfüllten Prophezeiungen durchgegangen haben, so wollen wir nun weitergehen, dieses Gebot erfüllen und das Reich Gottes suchen. Doch möchte ich vorher dem Leser noch einmal raten, mich bei diesen Nachforschungen zu begleiten, wenn er nicht bereit ist, für die Wahrheit alles zu opfern, sogar seinen guten Namen, ja nötigenfalls sein Leben; denn sollte er einmal eine Einsicht von dem Reiche Gottes bekommen, so wird er ein solches Entzücken empfinden, daß er nicht eher zufrieden sein wird, als bis er ein Bürger desselben ist. Doch wird es von einem jeden, jetzt auf der Erde existierenden Religionssysteme so verschieden sein, daß er sich wundert, wie eine bibellesende Person die Gebilde der Menschen für das Reich Gottes halten konnte. Es gibt ge- wisse Kräfte, Vorrechte und Segnungen in dem Reiche Gottes, |
49 die man in keinem andern Reiche findet und die kein anderes Volk hat. Dadurch unterschied es sich von allen andern Reichen und Systemen, so daß der forschende Geist, der nach dem Reiche Gottes trachtet und einmal mit seinen Merkmalen bekannt ist, sich niemals irren, sondern immer wissen kann, wenn er es ge- funden hat. Ehe wir jedoch unsere Nachforschungen fortsetzen, wollen wir uns über die Bedeutung des Ausdruckes Reich Gottes oder über den Sinn, in dem wir es brauchen, ver- ständigen; denn einige beziehen diesen Ausdruck auf die Herrlich- keit im Himmel und andere auf die persönlichen Genüsse ihrer eigenen Seelen, indes andere ihn auf seine auf Erden eingesetzte Regierung beziehen. Wenn wir nun vom Reiche Gottes sprechen, so wünschen wir dem Leser zu erklären, daß wir damit die auf Erden eingesetzte Regierung Gottes meinen. Leser, wir betreten jetzt ein weites Feld, um ein Königreich zu suchen. Doch halt, wir wollen fragen: Was ist ein Königreich? Darauf antworte ich: Zur Bildung eines Königreiches im Himmel oder auf Erden gehören vier Dinge, nämlich:
nung und regelmäßigen Vollmacht vorhanden sind, besteht ein Reich oder ein Staat; wo aber eins von diesen fehlt, da löst sich das Reich auf; es besteht also nicht mehr, bis es wieder auf dieselbe Weise ge- bildet wird. In dieser Beziehung ist das Reich Gottes wie alle übrigen Reiche; überall, wo wir finden, daß die Beamten von dem Herrn Jesu gehörige Vollmacht und Eigenschaften erhalten haben und daß seine Gebote und Gesetze rein, unverfälscht von den Vorschriften und Verordnungen der Menschen sind, da besteht das Reich Gottes, da ist seine Macht offenbar und seine Seg- nungen werden genossen wie vorzeiten. Das Reich Christi in der Mitte der Zeiten. Die erste Ankündung der Geburt Christi wurde dem Zacharias von einem Engel gegeben, der ihm einen Sohn verhieß, welcher dem König vorangehen werde, um seinen Weg zu bereiten. |
50 Die nächste Offenbarung wurde Maria und endlich Joseph von einem heiligen Engel gemacht, der die Geburt des Messias ver- hieß, während zu gleicher Zeit der Heilige Geist dem Simon im Tempel offenbarte, daß er nicht dem eher sterben werde, ist der den Heiland gesehen habe. Alle diese, zusammen mit den Hirten und den weisen Männern aus dem Morgenlande, jauchzten über die unaussprechliche Freude und Herrlichkeit, während die Welt die Ursache ihrer Freude nicht kannte. Darauf schien alles in stummer Erwartung zu bleiben, bis Johannes, jetzt ein erwachsener Mann, mit einer seltsamen und neuen Botschaft aus der Wüste eilte und rief: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Er taufte zur Buße und sagte zu ihnen deutlich, daß ihr König schon unter ihnen und im Begriffe wäre, sein Reich zu errichten. Und während er noch taufte und predigte, kam der Messias und wurde getauft und mit dem Geiste Gottes gesiegelt, welcher auf ihm ruhte in der Gestalt einer Taube; und bald darauf brachte er dieselbe Botschaft wie Johannes und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Darauf wählte er zwölf Jünger und sandte sie aus in alle Städte des jüdischen Landes mit derselben Botschaft: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen; und nach ihnen sandte er siebenzig, und darauf noch siebenzig, mit derselben Botschaft, um alle gehörig zu warnen und für das Königreich vorzubereiten, welches bald unter ihnen errichtet werden sollte. Als aber diese Dinge die gewünschte Wirkung hervorgebracht hatten, indem sie in allen, besonders in den Herzen seiner Jünger, große Hoffnungen hervorriefen, die täglich durch die Krönung dieser glorreichen Person über ihre Verfolger zu triumphieren erwarteten, indes sie selbst für alle ihre Mühe und Opfer um seinetwegen dadurch belohnt zu werden hofften, zu irgendeiner, seiner Person nahestehenden Würde erhoben zu werden, wie groß muß ihre Täuschung gewesen sein, als sie sahen, daß ihr König überantwortet und gekreuzigt wurde, nachdem ihn Juden und Heiden verspottet, verhöhnt, verlacht und zuletzt über ihn triumphiert hatten? Sie würden für ihn gern in der Schlacht gestorben sein, um ihn auf den Thron zu bringen; aber so gutwillig ohne Kampf zu unterliegen, alle ihrer Erwartungen aufzugeben und von der höchsten Begeisterung bis zur tiefsten Erniedrigung und Verzweif- lung zu sinken, war mehr, als sie ertragen konnten. Voller Kum- |
51 mer zog sich ein jeder zu seinem Netze oder zu andern Beschäf- tigungen zurück, in der Meinung, alles sei verloren; wahrschein- lich hegten sie Gedanken wie diese: Ist dies das Resultat unserer ganzen Arbeit? Haben wir deshalb alle unserer weltlichen Ge- schäfte, unsere Freunde, unsere Häuser und Länder aufgegeben, Verfolgungen, Hunger, Mühsale und Schande erlitten? und wir hofften mit Zuversicht, er würde Israel befreien; aber ach, sie haben ihn getötet, und alles ist vorbei. Drei Jahre lang haben wir das ganze jüdische Land voller Erwartung gemacht, indem wir ihnen sagten, das Himmelreich sei nahe herbeigekom- men, nun aber ist unser König tot; wie sollen wir dem Volke in das Gesicht sehen? Unter diesen Betrachtungen ging jeder seines Weges, alles wurde wieder still und man hörte nicht mehr die Stimme im jüdischen Lande rufen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Jesus schlief in den Armen des Todes; ein großer Stein mit dem Siegel des Staates sicherte sein Grab, während die römische Schildwache im wachsamen Schweigen darauf sah, daß alles wohl verwahrt bliebe. Plötzlich kam aus den Regionen der Herrlichkeit ein mächtiger Engel herab, bei dessen Erscheinen die Soldaten wie tot zurückfuhren, während er den Stein von der Öffnung des Grabes wälzte. Der Sohn Gottes erwachte aus seinem Schlafe, zerbrach die Fesseln des Todes und erschien bald darauf Maria, die er zu seinen Jüngern sandte mit der frohen Nachricht seiner Auferstehung, und einen Ort bestimmte, wo er sie sehen werde. Nach seiner Erscheinung verwandelte sich ihr ganzer Kummer in Freude, und alle ihre früheren Hoffnungen lebten wieder auf. Sie brauchten nicht mehr länger zu rufen: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen, sondern sie mußten zu Jerusalem ver- weilen, bis das Reich errichtet war; und sie bereiteten sich vor, die Türe des Reiches zu öffnen und Fremde als gesetzliche Bürger aufzunehmen, indem sie in gewissen Gesetzen und Verordnungen amtierten, welche die unveränderlichen Gesetze waren, unter denen die Aufnahme stattfand und ohne die niemand Bürger werden konnte. Nachdem er aufgefahren zur Höhe und mit aller Macht des Himmels und der Erde gekrönt worden, kommt er wieder zu seinen Jüngern und gibt ihnen ihre Vollmacht, indem er ihnen sagt: Gehet den in alle Welt und prediget das Evangelium jeder Kreatur: |
52 Wer da glaubt und getaufet wird, der wird selig werden. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. (Mark. 16, 1518.) Ich wünsche nun, daß der Leser über diesen Auftrag nicht eher weggeht, als bis er ihn verstanden hat, weil, wenn einmal verstanden, er sich nicht mehr im Reiche Gottes irren, sondern sogleich jene Merkmale entdecken kann, welche es immer von allen andern Reichen oder religiösen Systemen auf Erden unter- scheiden sollten; und damit wir nicht mißverstanden werden, so wollen wir ihn erläutern und jeden Teil sorgfältig in seinem passenden Lichte betrachten; erstens: Sie sollten das Evangelium oder, mit andern Worten, die frohe Botschaft eines gekreuzigten und auferstandenen Heilandes in aller Welt predigen; zweitens: Wer da glaubte und getauft würde, sollte selig werden; drittens: Wer ihren Worten nicht glaubte, würde verdammt werden; viertens: Folgende Zeichen sollten den Gläubigen folgen, erstens würden sie Teufel austreiben; zweitens mit neuen Zungen reden; drittens Schlangen vertreiben; viertens, so sie etwas Tödliches tränken, würde es ihnen nicht schaden; fünftens, auf die Kranken sollten sie die Hände legen und es würde besser mit ihnen werden. Es ist nun eine absichtliche Blindheit oder Unwissenheit in der Sprache, die immer hier jenes Mißverständnis verursacht hat. Denn einige sagen uns, daß jene Zeichen nur den Aposteln oder den zu ihrer Zeit lebenden Gläubigen folgen sollten. Doch Christus stellt das Predigen, den Glauben, die Seligkeit und die Zeichen, die folgen sollten, alles auf einen gleichen Fuß; wo das eine beschränkt war, muß es auch das andere sein; wo das eine auf- hörte, hörte auch das andere auf. Wenn die Sprache diese Zeichen auf die Apostel beschränkt, so beschränkt sie auch Glauben und Seligkeit auf sie. Wenn allen andern diese Zeichen nicht folgen würden, so würden auch alle andern weder glauben noch selig werden. Wenn ferner die Sprache diese Zeichen auf die ersten Zeiten des Christentums beschränkt, alsdann beschränkt sie auch die Seligkeit auf die ersten Zeiten des Christentums; denn das eine wird ebensosehr beschränkt wie das andere; und wo das eine in Kraft ist, ist es das andere auch; und wo das eine aufhört, |
53 muß es das andere auch. Ebensogut könnten wir sagen: das Predigen des Evangeliums ist nicht mehr länger nötig; auch brauchen wir weder Glauben noch Seligkeit; dies wurde nur zuerst gegeben, um das Evangelium einzusetzen; das heißt, die Zeichen sind länger nicht mehr nötig, sie wurden nur zuerst gegeben, um das Evangelium einzusetzen. Aber, sagt der erstaunte Leser, haben nicht diese Zeichen unter den Menschen aufgehört? Ich erwidere: Beweise mir, daß sie aufgehört haben, und es wird ein Beweis sein, daß das Evangelium nicht mehr gepredigt wird, und daß die Menschen nicht mehr glauben und selig werden, und daß die Welt ohne das Reich Gottes ist; oder es wird dadurch bewiesen, daß Jesus Christus ein Betrüger war und seine Verheißungen nicht erfüllt wurden. Nachdem wir nun diesen Auftrag erläutert und verstanden haben, wollen wir die Organisation des Reiches Gottes in den Tagen der Apostel weiter verfolgen. Nachdem ihnen der Heiland ihre Vollmacht gegeben, befiehlt er ihnen zu warten und nicht eher auf Missionen zu gehen, als bis sie von oben die Kraft dazu erhalten haben werden. Warum jedoch dieses Warten? Weil kein Mensch jemals geeignet war oder jemals sein wird, jenes Evan- gelium zu predigen, wenn er nicht den Heiligen Geist empfangen hat; und dieser Heilige Geist ist sehr verschieden von dem, den die Menschen jetzt haben, die ohne göttliche Eingebung sind; denn der Heilige Geist, von dem Jesus sprach, sollte zu aller Wahrheit führen, auch alles das erinnern, was er ihnen gesagt hatte, und ihnen die zukünftigen Dinge zeigen abgesehen davon, daß er sie befähigen würde, alle Sprachen der Erde zu sprechen. Es hat also jeder Prediger den Heiligen Geist sehr nötig; erstens, um zu aller Wahrheit zu kommen, damit er wisse, was zu lehren; zweitens, um sein Gedächtnis zu stärken, damit er nicht vergesse, die Dinge zu lehren, die ihm befohlen waren; und drittens muß er die zukünftigen Dinge wissen, um seine Zuhörer vor der nahenden Gefahr zu warnen, und dieses würde ihn als Prophet erweisen. Aus diesem wird der Leser ersehen, welche Sorge Jesus trug, daß niemand predigen sollte, ohne den Heiligen Geist empfangen zu haben. Er wird auch sehen, wie verschieden der Geist der Wahr- heit von den Geistern ist, die jetzt auf Erden sind und die Welt unter dem Namen des Heiligen Geistes verführen. Wenn die jetzigen Kirchen den Heiligen Geist haben, warum können sie dann nicht die Wahrheit verstehen? |
54 Warum gehen sie so verschiedene Wege und haben so viele voneinander abweichende Lehren? Warum brauchen Sie ganze Bibliotheken von Predigten Traktaten, Streitschriften, Beweisen und Mei- nungen, die alle von der Weisheit der Menschen geschrieben sind, und die nicht einmal beanspruchen, göttliche Eingebung zu haben? Deshalb klagt der Herr und spricht: Ihre Furcht vor mir wird ihnen von den Vor- schriften der Menschen gelehrt. Aber, um wieder zurückzukommen, die Apostel verweilten in Jerusalem, bis sie die Kraft empfangen hatten, und dann fingen sie an, das Evangelium zu verkünden. Nun haben wir verschiedenes in betreff eines Königreiches entdeckt; erstens: Wir haben einen König gefunden, gekrönt zur rechten Hand Gottes, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist; zweitens: Beauftragte, gesetzmäßig ernannte Beamte, und die Regierungsangelegenheiten zu leiten; drittens: Die Ge- setze, nach welchen sie regiert werden sollten. Dies war alles, was Jesus seinen Jüngern befohlen hatte, den Menschen zu lehren. Und wenn wir nun gefunden haben, wie die Menschen Bürger jenes Königreichs wurden, ich meine nach den Vorschriften der Aufnahme, dann haben wir das Reich Gottes in jener Zeit gefunden, und wir werden sehr unzufrieden sein mit allem in unserer Zeit, was das Reich Gottes zu sein vorgibt, das aber nicht nach diesem Vorbilde ist. Wie wird man Bürger des Reiches Gottes? Zufällig gab es in jenem Reiche keine geborenen Untertanen, denn sowohl Juden als auch Heiden waren in Sünden und Un- glauben; und niemand konnte Bürger werden, ohne dem Gesetze der Aufnahme nachgekommen zu sein, und alle, die an den Namen des Königs glaubten, hatten die Macht, aufgenommen zu werden; es gab jedoch nur eine unveränderliche Vorschrift oder nur einen Plan, nach welchem sie aufgenommen wurden, und alle, die das Bürgerrecht auf irgendeine andere Weise erlangen wollten, wurden für Diebe und Räuber gehalten und konnte niemals das Siegel der Aufnahme erhalten. Diese Vorschrift war auch in der Leere, die der Heiland im Nikodemus gab: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser (das heißt getauft werde |
55 in dem Wasser) und Geiste (das heißt getauft werde mit dem Geiste), so kann er nicht in das Reich kommen. Petrus er- hielt die Schlüssel des Himmelreichs; daher war es seine Pflicht, das Reich den Juden und auch den Heiden zu öffnen. Wir wollen deshalb sorgfältig untersuchen, auf welche Weise er die Juden am Pfingstfeste in das Reich aufnahm. Als nun die Menge am Pfingstfeste zusammenkam, da trat Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und sprach mit ihnen über die Schrift, gab Zeugnis von Jesu Christo, seine Auf- erstehung und Himmelfahrt, so daß viele von der Wahrheit über- zeugt wurden und fragten, was sie tun sollten. Diese waren nicht Christen, sondern es waren Leute, die in jenem Augenblick die Überzeugung erlangt hatten, daß Jesus der Christus war; und weil sie von dieser Tatsache überzeugt waren, so fragten sie: Was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist die Verheißung, und aller, die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen wird. (Apost. 2:3839.) Lieber Leser, verstehst du diese Botschaft? Wenn es der Fall ist, so wirst du sehen, daß dieses Evangelium in unserer Zeit gewöhnlich nicht gepredigt wird. Wir wollen es daher Wort für Wort durchgehen und untersuchen. Wie du weißt, glaubten sie schon, und das nächste für sie war, Buße zu tun; zuerst: Glauben; zweitens: Buße; drittens: Taufe; viertens: Vergebung der Sün- den; und fünftens: der Heilige Geist. So war die Ordnung des Evangeliums. Der Glaube gab die Macht, Kinder oder Bürger zu werden; Buße und Taufe in seinem Namen war der Gehorsam, durch den sie aufgenommen wurden; der Heilige Geist der Ver- heißung war das Siegel ihrer Aufnahme, und sie empfingen ihn gewiß, wenn sie gehorchten? Nun, Leser, wo hörst du dies heut- zutage predigen? Wer lehrt, daß die, welche glauben und Buße tun, getauft werden sollen und keine andern? Vielleicht wird der Leser sagen, die Baptisten lehren es; fordern Sie jedoch die Menschen auf, sich taufen zu lassen, sobald als sie glauben und Buße tun? Und noch mehr, versprechen sie die Vergebung der Sünden mit der Gabe des Heiligen Geistes? Bedenke nun, welche Wirkung der Heilige Geist auf Leute hat, die ihn empfangen. Er wird sie zu aller Wahrheit führen, das Gedächtnis stärken und ihnen zu- |
56 künftige Dinge zeigen. Und Joel hat gesagt, daß sie durch den Heiligen Geist Träume und Gesichte haben und prophezeien werden. O, lieber Leser, wo findest du, daß dieses Evangelium unter den Menschen gepredigt wird? Würden die Menschen wochenlang trauern, ohne die Vergebung der Sünden oder den Trost des Heiligen Geistes, wenn Petrus unter uns wäre und uns genau sagte, wie wir solche Segnungen bekommen könnten? Was würdest du sagen, wenn auf freiem Felde eine Ver- sammlung von dreitausend Menschen stattfände, die deshalb zusam- menkamen, um für sich beten zu lassen, und einer von den Geist- lichen (wie Petrus) ihnen allen befehlen würde, Buße zu tun und sich taufen zu lassen zur Vergebung der Sünden, indem er den Ge- horsamen die Vergebung der Sünden und die Gaben des Heiligen Geistes verhieß, und sie durch denselben Träume haben und pro- phezeien würden; und dann mit seinen Brüdern desselben Amtes aufstehen und zu derselben Stunde anfangen würden zu taufen und so fortfahren, bis sie alle getauft wären; und der Heilige Geist auf sie kommen und sie anfangen würden, Gesichte zu sehen, mit andern Zungen zu reden und zu prophezeien? Würde nicht weit und breit die Nachricht verbreitet werden, daß eine neue Lehre ge- kommen sein, ganz verschieden von allem, was jetzt unter den Menschen besteht? O ja, sagt der Leser, dies würde sicherlich für uns etwas ganz Neues und Unbekanntes sein. Wohlan, so unbekannt es auch zu sein scheint, es ist das Evangelium, welches Petrus am Pfingst- feste predigte; und es heißt auch: Wenn wir oder ein Engel vom Himmel ein anderes Evangelium predigen, dies seien verflucht. Der Leser braucht sich jetzt nicht länger zu wundern, wenn er sieht, daß diese Zeichen denen nicht folgen, die an ein anderes Evangelium oder an eine andere Lehre glauben, als die von den Aposteln gepredigte. Wir wollen jedoch zum Reiche Gottes zurückkehren, das in den Tagen der Apostel gegründet wurde. Wir finden, daß drei- tausend Personen am ersten Tage, an welchem die Türe geöffnet wurde, in das Reich aufgenommen wurden. Diese, nebst den vielen, welche später hinzukamen, wurden die Untertanen dieses Reiches, welches, da es vollkommen organisiert war, dem Herrn ein heiliger Tempel wurde. So haben wir den Schutt der sektierischen Überlieferungen und des Aberglaubens, der sich um uns auf- häufte, weggeräumt; und da wir sorgfältig gesucht, so haben wir zuletzt das Reich Gottes gefunden, so wie es mit seiner ersten Gründung in den Tagen der Apostel bestand; und wir haben |
57 gesehen, daß es sich sehr von allen andern neuern Religions- systemen, sowohl in seinen Ämtern, Verordnungen, in seiner Macht, als auch in seinen Vorrechten unterscheidet, so daß niemand das eine mit dem andern verwechseln kann. Nachdem wir diese Entdeckung gemacht haben, so wollen wir weiter das Wachstum jenes Königreichs unter den Juden und Heiden untersuchen und sehen, welches seine Früchte, Gaben und Segnungen waren, die seine Bürger genossen. Bald nach der Gründung des Reiches Gottes zu Jerusalem kam Philippus nach Samarien und predigte das Evangelium; und als sie Philippus glaubten, so wurden sowohl Männer als auch Frauen getauft und hatten große Freude. Und nachher kamen Petrus und Johannes von Jerusalem, beteten, legten ihre Hände auf sie, und sie emp- fingen den Heiligen Geist. Merkt wohl, zuerst glaubten sie und dann wurden sie getauft, indem sie große Freude empfanden und doch noch nicht den Heiligen Geist empfangen hatten. Aber dieser wurden später durch das Auflegen der Hände und durch Gebet im Namen Jesu gegeben. O, wie verschieden ist dies von den Systemen der Menschen! Denket daran, was dem Paulus auf seiner Reise nach Damas- kus geschah: Der Herr Jesus erschien ihm auf dem Wege, jedoch anstatt ihm zu sagen, seinen Sünden wären vergeben, und den Heiligen Geist auf ihn auszugießen, sandte er ihn nach Damaskus mit den Worten, daß er dort erfahren würde, was er tun sollte. Und als er nach Damaskus kam, befahl ihm Ananias, nicht zu verweilen, sondern den Namen des Herrn anzurufen, sich auf- zumachen und taufen zu lassen; dann stand er auf und wurde getauft und mit dem Heiligen Geist erfüllt und predigte so- gleich, daß Jesus der Christus sei. Wiederum sieh, wie Petrus zu Kornelius ging, einem Heiden von großer Frömmigkeit, dessen Gebete erhört und dessen Almosen gedacht wurden, und dem sogar Engel gedient hatten; doch mit seiner Frömmigkeit und dem Heiligen Geiste, der auf ihn und seine Freunde ausgegossen war, ehe er getauft wurde, mußten sie doch getauft werden, oder sie konnten nicht selig werden. Warum? Weil der Herr den Aposteln befohlen hatte, aller Kreatur zu pre- digen, und jede Kreatur, die nicht glauben und sich taufen lassen wollte, sollte ohne Ausnahme verdammt werden. Denke an die Worte, die der Engel zu Kornelius sprach: Er (Petrus) wird dir Worte sagen, durch welche du und dein ganzes Haus selig |
58 werden wirst. Nun entsteht die Frage, konnte Kornelius selig werden, ohne den Worten Petri zu gehorchen? Wenn dies der Fall ist, dann war der Auftrag des Engels umsonst. Wenn nun ein Prediger einen Menschen finden sollte, der ebenso gut wäre wie Kornelius, so würde er vielleicht zu ihm sagen: Gehe vorwärts, Bruder, du kannst selig werden, du hast Religion geübt, du kannst dich ja taufen lassen, um dein gutes Ge- wissen zu befriedigen, wenn du es für deine Pflicht hältst; oder, wenn es nicht der Fall ist, so hat es auch nichts zu bedeuten, ein neues Herz ist alles, was wirklich für die Seligkeit notwendig ist. Das heißt, die Gebote Jesu sind nicht durchaus nötig zur Selig- keit; es kann ihn jemand anrufen, Herr, Herr und ebensogut selig werden, als wenn er seine Gebote hielte. O, nichtige und törichte Lehre! O, ihr Menschenkinder, wie habt ihr das Evangelium verkehrt! Vergebens ruft ihr ihn an mit Herr, Herr, und gehorchet nicht seinen Geboten. Weiter erinnern wir an den Kerkermeister und alle, die bei ihm waren, welche zu derselben Stunde, in welcher sie glaubten, getauft wurden und nicht erst den andern Tag abwarteten. Auch an Lydia und alle, die mit ihr waren, die das Gebot der ersten Predigt befolgten, die sie über diesen Gegenstand hörten. Auch an Philippus und an den Kämmerer, die den Wagen bei dem ersten Wasser halten ließen, zu dem sie kamen, um sich taufen zu lassen, obgleich er vor wenigen Minuten zum ersten Male von Jesu gehört hatte. Ich entnehme nun aus allen diesen Beispielen alter Zeiten und aus den darin enthaltenen Lehren, daß die Taufe das erste Gebot war, durch welches alle, welche glaubten und Buße taten, in die Kirche oder das Reich Gottes aufgenommen wurden, so daß sie ein Recht hatten, Vergebung der Sünden und die Seg- nungen des Heiligen Geistes zu erhalten; es war in der Tat das Gebot, durch welches sie Söhne und Töchter wurden; und weil sie Kinder waren, goß der Herr den Geist seines Sohnes in ihre Herzen, rufend Abba, Vater. Zwar goß der Herr den Heiligen Geist auf Kornelius und seine Freunde, ehe sie getauft wurden; jedoch schien es nötig, um die gläubigen Juden zu überzeugen, daß die Heiden auch an dieser Seligkeit teilhatten. Und ich glaube, daß dies das einzige Beispiel in der ganzen Urkunde ist, wo das Volk den Heiligen Geist empfing, ohne den Gesetzen der Aufnahme zu gehorchen. Doch höre! Wenn auch jemand den Gesetzen der Aufnahme gehorcht, so wird er doch nicht ein Erbe |
59 des Königreiches oder ein Bürger werden, der Ansprüche auf die Segnungen und Gaben des Geistes hat, insofern diese Gesetze und Gebote nicht von einem vollzogen werden, der die gehörige Vollmacht und den Auftrag von dem Könige hatte, und die Voll- macht, die einer Person gegeben war, konnte niemals eine andere bevollmächtigen, an seiner Statt zu handeln. Dies ist einer der wichtigsten Punkte, der wohl verstanden werden muß, da er für jeden Prediger der Christenheit ein Prüfstein ist und die Voll- macht jeder auf Erden existierenden und gewesenen Kirche, seitdem göttliche Verbindung aufhörte, in Frage stellt. Vollmacht zum Amt. Um diesen Gegenstand deutlich zu machen, wollen wir die Verfassung irdischer Regierungen in bezug auf die Vollmacht und Gesetze der Aufnahme untersuchen. Wir wollen z. B. sagen, der Präsident der Vereinigten Staaten gibt A. B. einen Auftrag versieht ihn mit gehöriger Vollmacht, ein gewisses Amt in der Regierung zu bekleiden. Während seiner Amtszeit kommen zwei Herren aus Europa, um in diesem Lande sich ansässig zu machen, und da sie Fremde sind und den Wunsch hegen, Bürger zu werden, begeben Sie sich zu A. B., der ihnen in gehöriger Form den Bürgereid abnimmt und denselben bescheinigt. Dadurch wer- den sie gesetzmäßige Bürger und haben ganz gleiche Rechte mit in geborenen Bürgern oder Untertanen. Darauf stirbt A. B., und C. D., der seine Papiere durchsucht, findet zufällig die Voll- macht des A. B. und wendet dieselbe zu seinem Besten an, indem er die leere Stelle einnimmt; unterdessen kommen zwei Fremde, die Bürger werden wollen, und da sie von Leuten, die die Re- gierungs-Angelegenheiten nicht kennen, gehört haben, daß C. D. in den Gesetzen der Aufnahme amtieren könne, schwören sie ihm den Eid, ohne erst seine Vollmacht zu prüfen; C. D. bescheinigt ihr Bürgerrecht, und sie glauben, nun ebenso gesetzmäßig wie die andern aufgenommen zu sein und alle Vorrechte der Bürger ge- nießen zu können. Doch allmählich wird ihr Bürgerrecht angefoch- ten, und sie zeigen die Bescheinigung des C. D. Der Präsident fragt: Wer ist C. D.? Ich gab ihm niemals den Auftrag, irgend- ein Amt zu bekleiden, ich kenne ihn nicht und Sie gehören nicht zum Staate und sind Fremde, bis Sie zu einem gesetzmäßig ernannten Nachfolger des A. B. oder zu irgendeinem andern mit gleicher |
60 Vollmacht versehenen Beamten gehen, der die Autorität vom Prä- sidenten hat, und zwar unmittelbar auf seinen eigenen Namen. Mittlerweile wird C. D. verhaftet und nach den Gesetzen bestraft, weil er Betrug verübt und sich unrechtmäßig ein Amt angemaßt hat, das ihm niemals übertragen worden war. Genau so verhält es sich mit dem Reiche Gottes. Der Herr bevollmächtigte die Apostel und andere durch unmittelbare Offen- barungen und durch den Geist der Prophezeiung, zu predigen und zu taufen, und seine Kirche und sein Reich aufzubauen; doch nach einer Weile starben sie und eine lange Zeit verging, und die Männer, die ihre Berufung durchlasen, worin zu den elf Aposteln gesagt wird: Gehet in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur, haben in ihrer Vermessenheit diese Worte als ihre Autorität betrachtet, und ohne irgendeine andere Vollmacht sind sie aufgetreten, um das Evangelium zu predigen, zu taufen und die Kirche und das Reich Gottes aufzubauen; doch die, welche sich so taufen lassen, empfangen niemals dieselben Segnungen und Gaben, die einen Heiligen oder Bürger des Königreiches zu den Zeiten der Apostel auszeichneten. Warum? Weil sie noch Fremde sind, denn die den Aposteln gegebene Autorität bevoll- mächtigte keine andere Persönlichkeit, in ihrer Stelle zu amtieren. Dieses ist ein Vorrecht, das sich der Herr allein vorbehält. Nie- mand hat ein Recht, dieses Amt zu übernehmen, es sei denn, daß er durch Offenbarung dazu berufen, befähigt und durch den Heiligen Geist inspiriert sei, seinem Berufe vorzustehen. Andersgläubige Prediger und Pastoren ohne Vollmacht. Doch erstaunt fragt der Leser: Wie! ist keiner von allen den jetzigen Predigern zum Amte berufen und gesetzmäßig beauf- tragt? Wohlan, lieber Leser, ich werde dir sagen, wie du dies aus ihrem eigenen Munde erfahren kannst, und das wird weit besser sein als eine Antwort von mir; erkundige dich bei den Geistlichen, ob Gott seit der Vollendung des Neuen Testaments direkte Offenbarung gegeben hat, frage sie, ob die Gabe der Prophezeiung mit den früheren Zeiten der Kirche aufhörte, kurz, ob Offenbarungen, Propheten, dienende Engel usw. noch jetzt nötig oder zu erwarten seien, oder ob sie glauben, diese Dinge seinen von der Erde verschwunden, um nie wieder hergestellt zu werden. Du wirst die Antwort erhalten, daß die Bibel genug |
61 enthält und daß, seitdem die Heilige Schrift vollendet ist, Offen- barungen, der Geist der Prophezeiungen und dienende Engel aufgehört haben, weil sie nicht mehr notwendig sind. Kurz, sie werden jeden für einen Betrüger erklären, der so etwas be- hauptet. Und wann du diese Antwort erhalten hast, so frage sie, wie sie selbst berufen und beauftragt wurden, das Evangelium zu predigen, und sie werden nicht imstande sein, dir zu antworten, und zuletzt erwidern, daß die Bibel sie durch die Worte: Gehet hin in alle Welt usw., beauftrage. Du siehst, daß alle, welche nicht direkte Offenbarung vom König des Himmels empfingen, sei es durch Engel, der Stimme Gottes, den Geist der Prophezeiung, mit angemaßter Vollmacht amtieren, die einst von verstorbenen Männern entwendet und ermächtigt wurde; darum wird der König sagen: Petrus kenne ich und Paulus kenne ich, ich beauf- tragte sie, wer aber seid ihr? Ich kenne euch nicht, ich redete nie in meinem Leben zu euch; in Wirklichkeit habt ihr meine Stimme in euren Tagen verleugnet. Daher habt ihr nie im Glauben nach Offenbarung getrachtet und ich gab sie euch nicht, und wenn ich zu den andern sprach, so verspottetet ihr sie und nanntet sie Betrüger und verfolgtet sie, weil sie Dinge bezeugten, die ich zu ihnen geredet hatte. Deshalb gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht ge- speiset. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beher- bergt. Ich bin nackend gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besuchet. Ach, Herr, wann haben wir nicht diese Dinge getan? Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten (indem ihr sie für Betrüger hieltet, weil sie von den Dingen zeugten, die ich ihnen geoffenbaret hatte), das habt ihr mir auch nicht getan. Doch wieder zur Sache; nachdem wir das Reich Gottes in bezug auf seine Ämter und Gebote untersucht und das einzige Mittel entdeckt haben, durch welches man hineinkommen kann, so wollen wir noch genauer untersuchen, welches seine Segnungen, Vorrechte und Genüsse sind. Wie schon bemerkt, sollten sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Kranke durch das Auflegen der Hände im Namen Jesu gesund machen, Gesichte sehen, Träume haben, prophezeien usw. |
62 Gaben und Ämter des Reiches. Wir wollen jedoch das Reich in seinem organisierten Zu- stande betrachten und sehen, ob diese Verheißungen an den Juden und Heiden, wo auch immer das Reich Gottes bestand, in Erfüllung gingen. Paulus schreibt zuerst der Gemeinde Gottes zu Korinth, zweitens den Geheiligten in Christo Jesu, drittens den berufenen Heiligen, viertens, die den Namen unseres Herrn Jesu Christo anrufen, und sagt ihnen allen im 1. Korinther 12, 1: Von den geistlichen Gaben aber will ich euch, lieben Brüder, nicht verhalten. Und dann fährt er einige Verse weiter mit seinen Lehren also fort: In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Einen wird gegeben durch den Geist zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben zu reden von der Erkenntnis, nach dem- selben Geiste; einem andern der Glaube, in demselbigen Geiste; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in demselbigen Geiste; einem andern Wunder zu tun; einem andern Weissagung; einem andern Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Sprachen; einem andern die Sprachen auszulegen. Dies aber alles wirkt derselbige einige Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nachdem er (Christus) will. Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder; aller Glieder aber eines Leibes, wiewohl ihrer viele sind, sind sie doch ein Leib, also auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geiste getränket. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. So aber der Fuß spräche: Ich in keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht. Sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und so das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht des Leibes Glied. Sollte es um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? So er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches sonderlich am Leibe, wie er gewollt hat. So aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Ich erwidere, es würde gar keinen geben. Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf deiner nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht. Sondern vielmehr die Glieder |
63 des Leibes, die uns dünken die schwächtsten zu sein, sind die nötigsten; und die uns dünken am wenigsten ehrbar zu sein, den- selbigen legen wir am meisten Ehre an; und die uns übel anstehen, die schmückt man am meisten; denn die uns wohl anstehen, die bedürfen es nicht. Aber Gott hat den Leib also vermenget und im dürftigen Gliede am meisten Ehre gegeben, auf daß nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen. Und so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und so ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder ein jeglicher nach seinem Teile. Und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste die Apostel, aufs andere die Propheten, aufs dritte die Lehrer, darnach die Wundertäter, darnach die Gaben, gesund zu machen, Helfer, Re- gierer, mancherlei Sprachen. Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wunder- täter? Haben Sie alle Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle mit mancherlei Sprachen? Können sie alle auslegen? Strebt aber nach den besten Gaben. Und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen. Aus dem 13. Verse des obigen Kapitels ersehen wir, daß der Apostel noch zur ganzen Kirche aller Zeiten spricht, sie seien Juden oder Heiden, Knechte oder Freie, sogar zu allen, die je den Leib Christi ausmachen sollten, und indem er zeigt, daß Christi Leib aus vielen Gliedern bestand, die durch einen Geist zu einem Leibe getauft wurden, die alle diese verschiedenen Gaben besaßen; das eine diese und jenes eine andere, sagt er ausdrücklich, daß ein Glied mit einer Gabe nicht zum Nebenglied mit einer andern Gabe sagen kann, wir bedürfen deiner nicht. Nachdem gezeigt worden ist, daß Apostel, Propheten, Evan- gelisten, Priester und Lehrer, ferner die Gaben zu prophezeien, Wunder zu tun, gesund zu machen und alle übrigen Gaben erfor- derlich sind, um zu irgendeiner Zeit die Kirche oder den Leib Christi zu bilden, es seien Juden oder Heiden, Knechte oder Freie; und nachdem er allen Gliedern gänzlich verboten hat, von irgend- einer von diesen Gaben zu sagen, wir bedürfen deiner nicht, so erklärt er, daß der Leib niemals vollkommen sein könnte, wenn nicht alle Glieder denselben bilden, und daß, wenn sie weggetan sind, kein Leib, das heißt keine Kirche Christi, bestehen würde. Nachdem er alles dieses deutlich bewiesen, so ermahnt er sie, nach |
64 den besten Gaben zu streben. Im 13. Kapitel ermahnt er sie zum Glauben, zur Hoffnung und Liebe, ohne welche alle diese Gaben nichts sein würden; und dem 14. Kapitel wiederholt er die Er- mahnung: Strebet nach der Liebe. Fleißiget euch der geistigen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget. Ferner in den Ephesern 1, 17 bittet Paulus, daß der Herr der Kirche gebe den Geist der Weisheit und der Offen- barung zu Gottes selbst Erkenntnis. Ferner: Epheser 4 sagt der ihnen: Es ist ein Leib und ein Geist, ein Herr, ein Glaube und eine Taufe; und Christus ist aufgefahren zur Höhe und hat das Gefängnis gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben. Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern. Und wenn der Leser fragt, warum diese Gaben und Ämter bestanden, so kann er den 12. Vers lesen: Daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werke des Amts, dadurch der Leib Christi erbaut werde. Wenn wir fragen, wie lange diese bestehen sollten, so sagt der 13. Vers: Bis daß wir alle hinan- kommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi. Fragen wir noch, welche weitere Absicht Christus hatte, als er uns diese Gaben verlieh, so wollen wir den 14. Vers lesen, worin es heißt: Auf daß wir nicht mehr Kinder seien und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erchleichen und verführen. Ohne diese Gaben und Ämter können erstens die Heiligen nicht vollkommen werden; zweitens das Werk des Amtes kann keinen Fortgang haben; drittens kann der Leib Christi nicht erbaut werden; und viertens werden sie sich von allerlei Wind der Lehre wiegen lassen. Ich erkläre nun frei, daß die Ursache aller Spal- tungen, Verwirrungen, Mißhelligkeiten und Feindseligkeiten und der ergiebigen Quelle so vieler Glaubensmeinungen, Herren, Taufen und Geister und des verdunkelten Verstandes und der Grund, weshalb sie von den Wegen Gottes durch die innewohnende Unwissenheit, wegen der Blindheit ihres Herzens, abgewichen sind, die ist, daß sie weder inspirierte Apostel, Propheten noch Gaben von oben haben; denn würden sie solche Gaben besitzen und dieselben beachten, so würden sie zu einem Leib in der wahren Lehre Christi aufgebaut sein und einen Herrn, einen Glauben, |
65 eine Taufe und eine Hoffnung ihres Berufes haben; ja, sie würden erbaut sein zu Christum in allen Dingen, in welchen der ganze Leib passend zusammengefügt, ein heiliger Tempel Gottes werden würde. Doch solange die Schalkheit der Menschen sie überreden kann, daß sie dieser Dinge nicht bedürfen, so lange können sie sie wiegen mit jedem Wind der Lehre, gerade wie es ihnen gefällt. Nun, Leser, bin ich mit der Untersuchung des Reiches Gottes, wie es in den Tagen der Apostel bestand, fertig; und wir finden es in keiner andern Zeit, bis es wieder in den letzten Tagen erneuert wurde, denn es bestand niemals, noch wird es jemals bestehen ohne Apostel und Propheten und alle die andern Gaben des Geistes. Würden wir die Kirchen seit den Tagen, wo jene göttlichen Eingebungen aufhörten, bis jetzt durchgehen, so würden wir nichts von den Königreiche sehen, das wir mit so vieler Verwunderung und Freude betrachtet haben. Sondern statt der Apostel und Propheten würden wir falsche Lehrer sehen, welche die Menschen sich aufgeladen haben, und anstatt der Gaben des Geistes würden wir die Weisheit der Menschen sehen; anstatt des Heiligen Geistes, viele falsche Geister; anstatt der Gebote Gottes, Verordnungen der Menschen; anstatt der Erkenntnis, Meinungen; Vermutungen, anstatt Offenbarungen; Zwiespalt, anstatt Einigkeit; Zweifel, anstatt Glauben; Verzweiflung, statt Hoffnung; Haß, statt Liebe; einen Arzt, anstatt daß Hände aufgelegt werden sollten, um die Kranken gesund zu machen; Fabeln, anstatt der Wahrheit; Böses für Gutes, Gutes für Böses; Dunkelheit für Licht, Licht für Dunkelheit; mit einem Worte, einen Antichristen anstatt Christus; die Mächte der Erde, wie sie mit den Heiligen kriegen und sie überwältigen, bis die Worte Gottes erfüllt sein würden. O, mein Gott, laß das Gesicht verschwinden! Ich kann nicht mehr länger hinsehen; und lasse den Tag hereineilen, an welchem die Erde durch Feuer von solcher Besudelung gereinigt werden wird; doch erfülle zuerst deine Verheißung, die du durch den Mund deines Dieners Johannes gemacht hast, daß du dein Volk von ihr rufen und sprechen würdest: Gehe heraus, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget von ihren Plagen. Und dann, o Herr, wann du dein Volk aus ihrer Mitte durch Fischer und Jäger, welche du zu senden versprochen, um Israel in den letzten Tagen zu sammeln, gerufen hast, ja, |
66 wann dein ewiger Bund erneuert und das Volk dadurch eingesetzt worden ist; dann laß ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Trauer und Hungersnot; laß sie durch Feuer verbrennen, damit deine heiligen Apostel und Propheten und alle, die deinen Namen fürchten, klein und groß sich freuen mögen, daß du das Blut deiner Heiligen auf ihr gerächt hast. Ich bitte dich um diese Dinge in dem Namen Jesu Christi. Amen. _____________ Kapitel 4. Das Buch Mormon, Ursprung der amerikanischen Indianer usw. Ihr düstern Bilder, schnell hinweg, entflieht! Erhabeneres die Muse jetzt ersieht, Indessen Szenen, herrlich, groß und neu, Das Aug' entzück'n, den Geist erfüll'n mit Scheu. Sieh! aus dem offnen Himmel in Herrlichkeit Ein Engel kommt zur Erd' in dieser Zeit; Gesandt mit Macht wie einst, macht Menschen offenbar Des Evangeliums Füll', die lang nicht war. Die Erd' aus ihrem Schoße offenbart, Was sie getreu so lange aufbewahrt; Es sehen es die Gelehrten mit Erstaun', Indes der Stolze fühlt ein sonder Graun. Der Söldlingspriester ist der Wahrheit Feind, Indes die Höll' vor Wut zu zittern scheint; Ihr Hoffen und ihr Kämpfen ist um nichts, Sie fallen jetzt, denn sie entbehrn des Lichts; Der Taube hört, der Sanfte freut sich sehr; Der Arme wird nun froh, kein Joch ist mehr. Während Finsternis die Erde bedeckte und Dunkelheit die Völker, jedes seinen eigenen Weg ging und von seinem Stand- punkte aus nach Gewinn trachtete, und der Herr lange in Schwei- gen verharrt hatte während das Volk sich schmeichelte, daß die Stimme der göttlichen Eingebung nie mehr in die Ohren der Sterblichen tönen würde, um sie in ihrer sündhaften Laufbahn zu stören oder zu beunruhigen indes einige Trost von Israel erwarteten und Gott anriefen, jenen langersehnten Tag zu senden, an welchem ein Engel mitten durch den Himmel fliegen und ein ewiges Evangelium allen, die auf Erden wohnen, verkündigen würde, da erschallte plötzlich eine Stimme aus der Wüste, ein Ruf begrüßt die Sterblichen, ein Zeugnis, welches bis zum |