Ueber die Taufe. Die Taufe ist der Akt des Untertauchens, oder Untersenkens des Körpers in Wasser, im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Es ist ein alter Gebrauch, dem der Herr selbst sich unter- warf, als Er hier auf Erden wandelte, um den Willen Seines Vaters zu vollfüllen, und um uns ein Beispiel zu geben, unserer Nachahmung würdig. Wie stolz mag der Jordan nicht gewesen sein, in seine umarmenden Fluthen eine Person, so erhaben wie der Sohn Gottes, aufneh- men zu dürfen. Diese heilige und feierliche Verordnung ward durch Johannes den Täufer in der Wüste Judäa's als ein Mittel zur Nachlassung der Sünden des Volkes darge- stellt. Eine Menge von Männern und Weibern erkann- ten die Richtigkeit seiner Lehre; sie bekannten aufrichtig ihre Sünden und stiegen hernach in die Gewässer Jor- dans hinab durch die Hand dieses sonderbaren aber hei- ligen Propheten Gottes. Unser gesegneter Herr lehrte nicht nur allein die Nothwendigkeit der Unterwerfung eines jeden Menschen unter diese Anordnung, sondern bestärkte sie auch in den bestimmtesten Ausdrücken. Seine eigenen Worte sind: »wenn jemand nicht wieder geboren wird aus dem Was- »ser und heiligem Geiste, so kann er in das Reich »Gottes nicht eingehen.« Und zu einer ferneren Ver- anlassung zur Taufe sagte er wieder: »der welcher glaubt »und getauft ist, wird gerettet werden, aber der welcher »nicht glaubt, wird verdammt werden.« Die Taufe ist deßhalb eine wichtige Bedingung zur Vergebung der Sünden, denn unser Herr sagte zu den Apostel Petrus: »Deren Sünden du vergibst, denen will auch Ich ver- »geben;« und Petrus, erfüllt mit dem heiligen Geiste am Pfingstfeste, und tragend die Schlüssel des Himmel- reiches, war höchst erfreut, den fragenden Juden sagen zu können: » Bereuet und lasse ein jeder sich taufen im |
Namen Jesu Christi zur Nachlaßung der Sünden, und ihr sollet empfangen die Gabe des heil. Geistes.« Wenn also Petrus unter solchen Bedingnissen dem Volke Ver- gebung der Sünden versprach, so ist kein Zweifel, daß ihnen der Herr auch unter denselben Bedingnissen vergab. Wir wünschen nicht, daß darunter verstanden wer- den möchte, als ob das Wasser allein die Kraft besäße, uns von den Flecken der Sünde zu reinigen. Ein Stück unbeschriebenes Papier ist allein von ganz geringem Werthe, wenn es aber des Banquiers Stempel Versi- cherung und Unterschrift empfangen für 500 £ so ist es grade von demselben Werthe. Das nämliche gilt mit der Wassertaufe, und des Erlösers Versicherung zu- folge, müssen wir sie als Nachlassung der Sünden er- achten, vorausgesetzt, daß sie durch eine Person verrichtet wird, welche von Gott hiezu bevollmächtigt ist. Wir taufen keinen, ausgenommen er ist zu den Jahren der Vernunft gelangt, und hat selbst erkannt, daß er gegen seinen Gott sündigte. Wir erachten diese Handlungsweise in völliger Uebereinstimmung mit dem Inhalte der Bibel; allein klarer und pünktlicher ist sie in den alten Urkunden Amerikas aus einander gesetzt, wovon wir schon, im Anfange dieses Buches geschrieben haben. Deßhalb können wir das Taufen oder vielmehr Besprengen der Kinder mit Wasser in keinem andern Lichte betrachten, sondern blos als eine menschliche An- ordnung oder vielmehr Verkehrung der alten Ausübung, die seit langem in der Kirche nun eingeführt ward, seit- dem die Lampe direkter Eingebung erlosch. Es scheint mir, daß bei dieser modernen Neuerung, mehr die Be- quemlichkeit der Ausübung als das Wort oder der Geist des wahren, lebendigen Gottes berücksichtigt wurde. Obgleich nun diese letztere Art seit langem in Aus- übung, und beinahe allgemein eingeführt worden ist, ja selbst von grossen und gelehrten Männern bestättigt wurde, so habe ich doch von einem Manne gelesen, der grösser ist, als sie alle, daß Er hinab stieg |
in den Fluß Jordan, und dort getauft ward. Hierbei bleibt zu bemerken, daß der lang ausgeübte und allge- mein eingeführte Gebrauch eines unrichtigen Grundsatzes ihn eben so wenig heilige, oder ihn in eine Wahrheit umwandle, als die Sünde durch ihre allgemeine Aus- übung geheiligt, oder in einen Grundsatz der Gerechtig- keit vor Gott verwandelt worden ist. Dieselbe Erde, welche wir bewohnen, wurde zuerst in Wasser getauft, um sie zu reinigen von Sünde und Befleckung, und einst wird sie wieder getauft wer- den, aber nicht mit Wasser, sondern mit Feuer und dem heiligen Geiste. Sie wird befreit werden von den Fol- gen ihres Falles, um wieder zu einem Paradiese zu werden, in welchem der Herr selbst wohnen will, mit allen Sanftmüthigen, wenn da keiner mehr sein wird, sie zu belästigen oder zu erschrecken. Dann werden sie empfangen das verheißene Erbe, denn: »Selig sind die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.« Die Gewässer der Fluth dienten dem Noe zu ei- ner Heerstraße, welche ihn von der alten Welt, die dem Verderben geweiht war, um ihrer Sünden und Verderbtheit willen, hinüber brachte in eine von Uebeln gereinigte und geläuterte Welt, über welche der Himmel seine Segnungen ausgoß, und ihr die Verheißung der Saat und Ernte und der Zeit des Tages und der Nacht gab. Während dieser ehrwürdige Patriarch und Vater einer neuen Welt hinaus staunte in die ihn umgebende Scenen und die wichtigen und mächtigen Thaten Je- hova's betrachtete, da erschien der Triumpfbogen in den Wolken, glänzend in all den verschiedenen Tinten des Regenbogens als ein Zeichen des Guten und als Glücks- wunsch für die Erde zu dem Empfang ihres neuen Monarchen. Der Apostel Petrus sagt hierüber: »Auf gleiche Weise macht uns die Taufe selig.« Sie führt uns hinaus von der Welt, und bringt uns in das Reich Gottes, wo die Verheißungen des ewigen Lebens um uns her sprießen und ihre himmlischen Wohlgerüche aus- |
streuen um uns zu erfrischen und zu bekräftigen auf der Reise durchs Leben. Wenn immer eine Person stirbt, so bereiten sich sogleich die Freunde des Verschiedenen, ihm den letzten Dienst ihrer Güte zu bezeigen, indem sie ihn zur Erde bestatten. Und es ist ein seltener Fall, daß der Liebe Thränen auf sein Grab fallen, ohne mit der Hoffnung gemischt zu sein, daß er nach dem Tode wieder aufer- stehe, um einen Platz der Ruhe zu empfangen zu seiner Zeit, jenseits des Grabes. So ist es mit einer Person, welche wahrhaft an Christus glaubt, und aufrichtig ihre Sünden bereut. Er mag betrachtet werden als todt, das heißt: todt für die Sünde, und der Freundschaftsdienst, den wir ihm nachher bezeigen können, ist, daß wir ihn begraben in dem Wasser der Taufe, mit der seligen Hoffnung, daß er nicht nur allein auferstehe aus diesem Wassergrabe als eine neue Kreatur, lebend in Christus, sondern daß er auch auferstehen werde von den Todten, am Aufer- stehungs-Tage der Gerechten, um mit ihnen aufgenom- men zu werden in das himmlische Paradies, wo er auf immer genießen wird die Früchte seines Gehorsams ge- gen die Befehle des Himmels. Vor einigen Jahren unternahmen einige amerika- nische Missionare, welche unter unsere westlichen Indi- aner stationirt waren, um sie, wo möglich zu unter- richten und zu cilvilisiren, einen gewissen Theil des- neuen Testamentes in ihre Sprache zu übersetzen. Meh- rere Indier glaubten daran, zufolge dessen die Priester ihnen vorschlugen, sich taufen zu lassen. Die nöthigen Vorkehrungen wurden dem gemäß gemacht, und ein Becken mit Wasser herbei geschafft. Sobald die Indi- aner es erblickten, fragten sie, zu was dieß Wasser hier wäre? Der Priester antwortete: Euch damit zu taufen. Was! sagten die armen Indianer, wollt ihr uns in dieses Becken thun? O nein! antwortete der ministrirende Priester, ich will euch nur damit bespre- gen. Sogleich holten die Indianer dieselbe Uebersetzung |
aus der heiligen Schrift hervor, und sagten zu dem Priester: »:Ihr habt uns dann das unrechte Buch ge- geben, denn dieß hier sagt, daß wir begraben werden müssen mit Christus in der Taufe.« Ich habe diese Anekdote hier blos angefügt, um den Eindruck zu zeigen, den die Schriften auf den vor- urtheilsfreien Geist dieser gebornen Söhne des Waldes machten. Und zufolge der zahlreichen Beispiele, die in den Schriften aufgezeichnet sind, wo die alten Chri- sten sich an den Ufern des Flusses Schaarenweise sam- melten, um diesen geheiligten Gebrauch auszuüben, und dahin zogen, wo viel Wasser war, und dann hinab- stiegen und im Wasser begraben wurden, so kann ich nicht begreifen, wie Personen, die da ihre Bibel gelesen haben zu einer andern Folgerung kommen, hin- sichtlich dieses Gegenstandes, als zu einer, zu welcher die armen Indianer kamen. Der heilige Paulus hat gesagt ( Röm. 6. Kap. 4. 5. V ): »Denn wir sind mit ihm durch die Taufe zum Tode begraben, damit, gleichwie Christus auferstanden ist von den Todten, durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in ei- nem neuen Leben wandeln.« »Wenn wir nämlich (mit ihm) zusammengepflanzt sind zur Aehnlichkeit seines Todes, so werden wir es auch zur Aehnlichkeit der Auferstehung sein.« Ueber die Konfirmation nach der Taufe durch Auflegung der Hände. Dieß ist eine Verordnung, welche in unsrer Kirche genau beobachtet wird, und Niemand kann als ein Glied derselben betrachtet werden, außer er ist durch Auflegung der Hände der Aeltesten konfirmirt worden. Nachdem der Kandidat getauft worden ist, so ist es des funktionirenden Priesters Pflicht, ihm den Nutzen und die eigenthümliche Beschaffenheit dieser Verordnung zu erklären, und es seinem Verstande begreiflich zu machen. Wenn dieß geschehen, dann muß er fortfah- |
ren, sich in einem feierlichen Gebete zu Gott dem All- mächtigen zu wenden und dem Kandidaten die Hände auflegen im Namen Jesu, damit er ihn so dem Dienste des Herrn weihe, und die Segnungen des heiligen Geistes über ihn bestätige. Wenn nun jedes Ding auf eine nüchterne, klare und andachtsvolle Weise geschehen ist, so haben wir Ursache, den Beifall des Himmel zu erwarten, der uns die Früchte unsrer Arbeit gnädig bewahren wird für das ewige Leben, nachdem wir treue Anhänger der Tugend und Gerechtigkeit waren. Da nun diejenigen, welche das Amt der Priesterschaft ausüben, gleichsam das verbindende Glied zwischen Christus und seinem Volke bilden, so wird uns durch Auflegung der Hände ein Theil jenes Geistes mitgetheilt, der dem Busen des höchsten Gottes entströmt. Und gleichwie die Reben am Weinstocke ihre Nahrung aus jenem Safte ziehen der von der Wurzel aufsteigt, und Leben und Frische bis an ihre äußersten Ende bringt, so führt auch der Geist Gottes, der aus der ewigen Quelle fließt, durch den Kanal des Priesterthums, Leben, Gesundheit und Freude zu allen Gliedern, und theilt ihnen jene Ge- fühle mit, die eine glorreiche und himmlische Verbin- dung unter ihnen und mit ihrem ewigen Haupte erzeu- gen, wo sie auf diese Weise eins werden mit Christus, so wie Christus Eins ist mit dem Vater. Denn wenn ein Glied leidet, so leiden sie alle, und wenn ein Glied geehrt wird, so erfreuen sie sich insgesammt. Christus sagt hierüber zu seinen Jüngern: »Der, welcher euch »aufnimmt, nimmt mich auf, und der mich aufnimmt, »nimmt den Vater auf, welcher mich gesandt hat. Und »jene, welche euch verachten, verachten mich, und in- »dem sie mich verachten, verachten sie auch Ihn, der »mich gesandt hat.« Dann sagte er wiederum: »Was »ihr immer einem von den Geringsten aus meinen Brü- »dern gethan habt, das habt ihr mit gethan.« |
Wir taufen keinen, ausgenommen er ist zu den Jahren der Vernunft gelangt, und hat selbst erkannt, daß er gegen seinen Gott sündigte. Dieser Grundsatz wurde aber so nie beachtet. Im Neunten Artikel erklärt Hyde, daß statt der beschriebenen Selbsterkenntnis nur ein bestimmtes Mindestalter erforderlich ist: acht Jahre. Zur Legitimierung nennt man dieses in der Kirche das Alter der Verantwortlichkeit. Das heißt, in der Kirche wird man ab acht Jahren für verantwortlich gehalten, deshalb müsse man auch mit Erreichen diesen Alters getauft werden. Die Erfahrung lehrt allerdings, daß nicht ein einziges Kind das Ausmaß der Taufe begreifen und mit Sicherheit keine Sünde gegen Gott selbst erkennen kann. In diesem Alter könnte man es höchstens daherreden, wenn es zuvor deutlichst eingeprägt wurde, so daß diese Taufe nur den Eltern zum Gefallen getan wird, weil es sie erfreut.