Ueber die Uebersetzung dieser heiligen Urkunden in die englische Sprache, sowie auch eine kurze Aufzählung der Gegenstände, welche sie enthalten. Nachdem es bekannt geworden war, daß Joseph Smith himmlische Erscheinungen gehabt hatte, und daß ihm die Kenntniß der heiligen Urkunden gewährt wor- den war, fingen viele an, darüber zu spotten, und diese Idee lächerlich zu machen. Andere waren geschäftig, niedrige Verläumdungen und Falschheiten gegen ihn in Umlauf zu bringen; manche waren geneigt ihn mit Gewalt zu behandeln, und wieder andere glaubten und waren verlangend, mehr zu sehen und zu hören. In der That, es brachte eine solche Aufregung in dem Volke hervor, gleich jener in Jerusalem, als Christus geboren ward, wovon gesagt worden: »Herodes erschrack und ganz Jerusalem mit ihm.« In Folge dieser grossen Aufregung denn fand Joseph Smith es geeigneter, mit seinem Weibe, das |
er kurz vorher geheirathet hatte, in die Nähe seines Schwiegervaters hinzuziehen in den Staat Pennsylvania an die Ufer des herrlichen Jusquehannah - Flusses. Ehe er Palmyra verließ, ward zu verschiedenen Malen nach ihm geschossen, er entkam aber immer unbeschädigt durch göttliche Fügung. Jedoch einmal ward er von zwei Männern so heftig mit Knütteln geschlagen, daß er noch bis zu diesem Tage die Spuren davon an sei- nem Körper trägt. Die öffentlichen Blätter fingen an zu grübeln, zu vermuthen und zu fragen, was wohl der Endschluß des Ganzen werden soll. Nachdem er sich also eine Heimath in diesem Theile des Landes verschafft hatte, fing er an, die Urkunden unter der Leitung Gottes und mit Hilfe des »Urim's und Thummim's,« die schon früher beschrieben wurden, aus der »reformirten egyptischen« Sprache zu übersetzen. Da er in der Kunst des Schreibens sehr mangelhaft gebildet war, so war er genöthigt, einen Schreiber zu verwenden, der es niederschrieb, so wie es aus seinem Munde kam. In der Zwischenzeit jedoch kopirte Joseph Smith mehrere Charaktere von dem Originale und übersetzte sie, welche beide, die Kopie und die Uebersetzung, in die Stadt New - York gebracht wurden, um dort einem Manne vorgelegt zu werden, der unter dem Titel eines |
Autors als ein, in allen alten und neuen Sprachen viel erfahrener Mann bekannt war. Er untersuchte sie beide, und es ward ihm unmöglich sie zu entziffern; jedoch meinte er, daß, wenn die Original-Urkunde ge- bracht würde, er bei deren Uebersetzung behülflich sein könnte. Doch um wieder umzukehren; Joseph Smith fuhr in seinem Uebersetzungs-Werke so fort, als es ihm seine pekuniären Verhältnisse erlaubten, bis daß er den unversiegelten Theil der Urkunden fertig hatte. Dieser übersetzte Theil ist betitelt: »Das Buch Mormon«, dessen Inhalt etwas mehr als das neue Testament um- faßt. In diesem wichtigen und höchst interessanten Buche ist die Geschichte von »Alt Amerika« zu lesen, von der dort frühe statt gefundenen Niederlassung einer Kolonie, welche aus dem Thurme Babylon kam zur Zeit der Sprachverwirrung bis zum Anfange des fünften Jahr- hunderts der christlichen Zeitrechnung. Durch diese Ur- kunden lernen wir, daß Amerika in den alten Zeiten von zwei verschiedenen Menschen - Raçen bewohnt war. Die erste, oder ältere Raçe kam direkte aus dem grossen Thurme und wurden Jarediten genannt. Die zweite Raçe kam von Jerusalem beiläufig 600 Jahre vor Christi, und dieß waren Israeliten und besonders Ab- kömmlinge Josephs. Der erste Völkerstamm, oder Ja- rediten wurde vertilgt um jene Zeit, da die Israeliten |
von Jerusalem kamen und ihr Land im Besitz nahmen. Der Hauptzweig des zweiten Stammes verwickelte sich in Krieg im Anfange des fünften Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung. Die übrig bleibenden Trümmer sanken in einem gänzlich uncivilisirten Zustand zurück, fuhren aber fort, dieß Land zu bewohnen und theilten sich in eine Menge von Stämmen, welche von den Europäern »die Amerikanischen Indier« genannt werden. Wir lernen auch aus dieser Geschichte des Alter- thums, daß Gott, als er zur Zeit der Sprachverwirr- ung die Völker über das ganze Antlitz der Erde ver- breitete, die Jarediten als ein gerechtes Volk anerkannte und sie Gnade finden ließ vor seinen Augen, und sie unvermischt mit andern Völkern erhielt. Und weil sie gerecht waren, so leitete sie der Herr vom Thurme Babylon zu dem grossen Ozean, wo ihnen befohlen ward Schiffe zu bauen, in denen sie die grossen Tiefen des Meeres überschritten, und an den Ufern Nord-Amerika's landeten. Gott der Herr versprach ihnen, dieses Land zu geben als Erbtheil, welches in Seinen Augen ein auserwähltes Land war. Ueberdieß versprach er ihnen, sie zu einer grossen und mächtigen Nation zu machen, so daß keine zweite stärkere zu finden sein sollte auf dem Anlitze der Erde. Aber Er schwur auch, daß, wer immer dieß Land der Verheißung besitzen sollte von dieser Zeit an, Ihm dem einzig wahren, lebendigen |
Gott dienen müße; denn sonst würden sie hinweg ge- schwemmt werden von dem Erdboden, wenn das Maas ihrer Ungerechtigkeiten voll wäre. Und in gemessener Zeit wurden sie ein zahlreiches, mächtiges Volk, hauptsächlich Nord-Amerika bewohnend, und sie bauten grosse Städte in allen Theilen des Lan- des, und wurden ein civilisirtes und erleuchtetes Volk. Ackerbau, Manufakturwesen und Handel verbreiteten sich im Lande, und wurden mit dem besten Erfolge getrie- ben. Jedoch in Folge ihrer Ungerechtigkeiten wurden sie oft mit schrecklichen Strafen heimgesucht. Viele Propheten wurden von Generation zu Generation unter ihnen erweckt, welche Zeugniß gaben gegen die Boshei- ten der Menschen, und Strafen und Trübsale prophe- zeihten, die auf sie warteten, wenn sie sich nicht bekehr- ten. Oft waren sie von der Pest heimgesucht, und manch- mal auch mit Hunger und Krieg, bis endlich, (nachdem sie das Land beiläufig 1500 oder 1600 Jahre lang bewohnt hatten), ihre Bosheit so groß wurde, daß der Herr durch den Mund der Propheten drohte, sie von dem Erdboden zu vertilgen. Allein sie gaben der Warn- ung kein Gehör; deshalb ward das Wort des Herrn an ihnen erfüllt, indem sie gänzlich zerstört, und ihre Häuser und Städte und ihre Besitzthümer öde gelassen wurden. Ihre Urkunden, welche auf Platten von Gold gezeichnet waren, und sich in den Händen Ether's, eines |
ihrer letzten Propheten befanden, wurden auf eine Weise zurück gelassen, daß sie leicht von den Uebriggebliebenen Joseph's, welche bald nachher von Jerusalem ausgingen und in dieses Land kamen, um es zu besitzen, aufgefun- den wurden; und mittelst des »Urim und Thummim« waren sie fähig selbe zu lesen. Diese Uebriggebliebenen Joseph's wurden wunder- bar aus Jerusalem geführt im ersten Jahre der Regier- ung Zedekiah's, König von Juda. Erst wurden sie an das östliche Ufer des rothen Meeres geleitet, wo sie für einige Zeit an der Küste hinwandelten, und dann eine südöstliche Richtung einschlugen. Dann lenkten sie ihren Lauf ostwärts bis sie an das grosse Gewässer ge- langten, wo sie auf Befehl Gottes ein Schiff bauten, in welchem sie unbeschädigt über das stille Meer gelang- ten, und an den westlichen Küsten Süd-Amerika's an- landeten. Im eilften Jahre der Regierung Zedekiah's, um dieselbe Zeit, wo die Juden gefangen nach Babylon ge- führt wurden, zogen andere Uebriggebliebene aus von Jerusalem, deren manche Abkömmlinge Jndah's waren Diese landeten in Nord - Amerika doch bald nachher emigrirten sie nach den nördlichen Gegenden Süd- Amerika's, an welchem Platze sie aufgefunden wurden von den Uebriggebliebenen Joseph's beiläufig 400 Jahre nachher. |
Ferner erfahren wir durch diese alten Urkunden, daß diese Uebriggebliebenen Joseph's, bald nachdem sie gelandet hatten, sich in zwei verschiedene Nationen theil- ten. Diese Theilung wurde hauptsächlich von der grössern Partie derselben veranlaßt, weil sie die Uebrigen verfolg- ten um ihrer Gerechtigkeit willen. Die verfolgte Nation wanderte aus gegen den nördlichen Theil des Südens Amerika's, und ließ die böse und rebellirende Nation im Besitze der Mitte des südlichen Theiles. Die ersteren wurden Nephiten genannt, ihres Anführers und Prophe- ten halber, dessen Name Nephi war; die anderen wurden von einem sehr bösen Manne geleitet, dessen Name Laman war, und deßhalb Lamaniten genannt. Dee Nephiten besassen eine Kopie der fünf Bücher Moses, und der Prophezeihungen der heiligen Propheten bis zu Jeremiah herab, in dessen Tagen sie Jerusalem verließen. Diese trugen Sorgen, eine treue Geschichte ihrer Nation, und eine glaubwürdige Urkunde jener Mittheilungen zu unterhalten, die Gott ihnen angedei- hen ließ durch Prophezeihungen, Visionen oder Offen- barungen. Alle diese Urkunden wurden von gerechten und heiligen Männern unterhalten, sorgfältig bewahrt und übergeben von Generation zu Generation. Und der Herr gab ihnen das ganze Festland als ein Land der Verheißung, und Er versprach ihnen, daß |
sie und ihre Kinder nach ihnen es besitzen sollten, wenn sie verharrten im Gehorsam gegen Seine heiligen Ge- bote; doch wenn sie ungehorsam wären, würden sie aus- gestossen werden von Seiner Gegenwart. Und die Nephiten fingen an in diesem Lande zu gedeihen um ihrer Gerechtigkeit willen, und sie vermehr- ten und verbreiteten sich fort nach Norden, Ost und Westen. Sie bauten grosse Städte, Dörfer und Syna- gogen, und führten Thürme und Festungswerke aus, um sich gegen ihre Feinde zu vertheidigen. Sie bebau- ten die Erde, zogen verschiedene Arten Getreide im Ueberflusse, und hatten zahllose Heerden von Hausthieren. Sie wurden ein sehr wohlhabendes Volk, besassen Gold, Silber, Kupfer, Zinn und Eisen in Menge, und Künste und Wissenschaften blühten unter ihnen in grosser Aus- dehnung. Verschiedenartige Maschinen waren im Ge- brauche, kostbare Stoffe wurden gewoben, und Schwer- ter, Säbel, Axten und allerlei Kriegsgeräthe wurden verfertigt, um dem Feinde in der Schlacht zu trotzen, Und so waren sie in den Tagen ihrer Gerechtigkeit ein erleuchtetes und glückliches Volk. Die Lamaniten aber brachten viele Züchtigungen über ihr eigenes Haupt um der Verhärtung ihres Her- zens willen. Dessen ohngeachtet aber wurde ihre Nation nicht zerstört, sondern Gott der Herr sandte seinen Fluch |
über sie, und sie wurden ein schwarzes, Widerwillen er- regendes, schmutziges Volk. Vor ihrer Rebellion waren sie weiß, und außerordentlich schön, gleich den Nephi- ten; aber der Herr fluchte ihrem Angesichte, und ihre Farbe ward schwarz, und sie wurden ein wildes rohes und blutdürstiges Volk, und grosse Feinde der Nephi- ten, welche sie durch jedes Mittel zu zerstören suchten. Zu öftern Malen zogen sie mit zahllosen Heeren gegen sie zur Schlacht, sie wurden aber von den Nephi- ten immer besiegt, und bis in ihre Besitzthümer zurück- getrieben, jedoch nicht ohne grossen Verlust von beiden Seiten. Zehntausende wurden gewöhnlich erschlagen, welche nach dem Kampfe in grosse Haufen übereinander gewor- fen und mit Erde überschüttet wurden. Diese Verfah- rungsart gibt uns die erste und beste Auskunft über jene alten Hügel, die mit menschlichen Gebeinen gefüllt sind, und so zahlreich in den heutigen Tagen in Nord- und Südamerika aufgefunden werden. Die Propheten der Nephiten weissagten grosse Dinge. Sie enthüllten die Geheimnisse der Zukunft, sahen die Ankunft des Messias im Fleische, und weis- sagten die Segnungen, die auf ihre Nachkömmlinge kommen würden in den letzten Zeiten. Diese brachten die Geschichte ungeborner Geschlechter zur Kenntniß und |
entfalteten die grossen Ereignisse der künftigen Alter. Sie sahen, die Macht und Glorie der zweiten Ankunft des Messias und die Wiedererhebung des Reiches des Friedens. Sie staunten über den Ruhm der Tage der Gerechten, sie sahen die Erschaffung erlöst vom Fluche, und die Gerechten erfüllt mit ewiger Freude. Die Nephiten wußten von der Geburt und Kreu- zigung Christi durch gewisse himmlische und irdische Phänomene welche in diesen Zeiten gezeigt wurden zur Vollfüllung der Weissagungen ihrer Propheten. Ohn- geachtet der grossen und manchfaltigen Segnungen, mit denen sie begünstigt wurden, verfielen sie dennoch in grosse Ungerechtigkeiten, stießen ihre Heiligen und Pro- pheten hinaus und steinigten und tödteten sie. Deßhalb wurden sie zur Zeit der Kreuzigung Christi mit grossen Strafen heimgesucht. Dichte Finsterniß umgab den ganzen Welttheil in jenen Stunden, wo Licht gewesen sein sollte; die Erde ward fürchterlich erschüttert, Felsen zersplitterten in Trümmer, und der Boden spaltete sich an vielen Orten. Berge versanken zu Thäler, und Thäler stiegen zu Berge empor. Die Landstrassen wurden zerstört, und die geebneten Wege verschoben und verstümmelt. Viele Städte wurden in Trümmer ge- legt, oder versanken in die Tiefe der Erde; Berge nah- men ihre Stelle ein, oder Wasser erschien an derselben, und noch andere wurden verbrannt durch Feuer vom Himmel. |
So wurden die Weissagungen der Propheten über ihren Häuptern erfüllt. Viele der Gottlosen von bei- den Seiten, Nephiten und Lamaniten wurden vertilgt in dieser fürchterlichen Heimsuchung des Gerichtes und des Zornes Gottes des Allmächtigen. Das unschuldige Blut der Heiligen und Propheten schrie von der Erde empor, und der Herr Gott neigte Sein Ohr und hörte, und Seine Hand übte Rache, und seine Wuth brach gleich einem Wirbelwinde plötzlich über sie herein. Jene, welche diese schrecklichen Strafen überlebten, waren mit der persönlichen Amts-Verrichtung Christi begünstigt. Nachdem Er Seine Sendung in Jerusalem voll- bracht hatte, und vom Tode erstanden und in den Him- mel aufgefahren war, stieg Er in Gegenwart der Nephiten in ihre Mitte herab, als sie um ihren Tem- pel versammelt waren in dem nördlichen Theile Süd- Amerika's. Er sagte den Juden in Jerusalem, bevor er ge- kreuzigt ward, daß Er noch andere Schafe hätte, die nicht aus demselben Schafstalle wären; auch diese wollte er bringen zu den Uebrigen und sie würden Seine Stimme hören. Und Er zeigte ihnen dann Seine ver- wundeten Hände und Füße und Seine Seite und be- fahl ihnen, das Gesetz Moses abzuschaffen, und an sei- ner Statt das Evangelium einzuführen und zu begrün- |
den. Er suchte zwölf Jünger unter ihnen, die da das Evangelium zu predigen hatten und zu taufen und die Kirche aufzurichten und Er setzte das Sakrament des Brodes und Weines ein. Er betete für ihre kleinen Kinder, und legte ihnen Seine Hände auf und segnete sie. Er heilte ihre Krankheiten, ihre Blindheit und Lahmheit; die Tauben machte er hören, und die Be- trübten tröstete er in jeglicher Art. Er erweckte die Todten zum Leben, und zeigte fortwährend seine Macht unter ihnen. Er erklärte die Schriften, welche ihnen gegeben sind vom Anfange her, bis auf diese Zeit, und machte unter ihnen viele Dinge bekannt, die da Statt finden sollten, bis er kommen würde in Seiner Glorie, wo dann alle Völker, Nationen und Sprachen vor Gott stehen werden, um gerichtet zu werden. Nachdem Jesus Sein Amt unter ihnen verrichtet hatte, stieg Er wieder zum Himmel auf, und die zwölf Jünger, die erwählet worden, gingen hin in dem Lande das Evangilium zu predigen, zu taufen, und die Sün- den nachzulassen allen denen die ihre Ungerechtigkeiten aufrichtig bereuten. Nach der Taufe (welches unabweichlich immer mit gänzlichem Untertauchen des Körpers im Wasser geschah, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes) legten sie ihnen die Hände auf, damit sie er- halten möchten die Gabe des heiligen Geistes, und be- |
stättigt würden als Glieder der Kirche. Und viele Wunder wurden unter ihnen gewirkt, von den Brüdern der Kirche. Schaaren von Nephiten und Lamaniten in Süd- und Nord - Amerika wurden zum Herrn bekehrt, und diese wandelten vor Gott in Gerechtigkeit und Wahrheit mehr denn 300 Jahre. Doch gegen das Ende des vier- ten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung waren sie so sehr wieder von Gott abgefallen, daß sie grosse Züchtigungen zu erdulden hatten, die über sie verhängt wurden. Die Lamaniten wohnten zur selben Zeit in Süd- und die Nephiten in Nord-Amerika. Ein grosser zerstörender Krieg erhob sich unter ihnen, der mehrere Jahre dauerte, und mit dem Um- sturze und der gänzlichen Zerstörung der Nephiten en- digte. Dieser Krieg entspann sich auf dem Eng - Paß, oder Landzunge Darien, und ward beiden Nationen Verderben bringend, für manches Jahr. Endlich wurden die Nephiten aber hinweg getrieben von ihren Feinden gegen Norden und Nord-Osten, doch ihre ganze Nation versammelte sich wieder, Männer, Weiber und Kinder und lagerten sich rund um den Berg »Cumorah«, wo die Urkunden gefunden wurden, nämlich in dem Staate New-York, beiläufig zweihundert englische Meilen west- lich von der Stadt Albany. Hier denn begegneten sie dem Heere der Lamaniten noch einmal und wurden gänzlich geschlagen und niedergemacht ohne Ausnahme |
des Alters oder Geschlechtes. Zehn mal zehn Tausende wurden erschlagen von beiden Seiten, und die Nation der Nephiten vollkommen zerstört, mit Ausnahme eini- ger, die zu den Lamaniten übergingen, und wieder ei- niger, die in die südlichen Gegenden flohen. Noch Andere blieben verwundet auf dem Schlachtfelde für todt liegen, unter denen auch Mormon war und sein treuer Sohn Maroni, welches gerechte Männer und Propheten des heiligen Gottes waren. Mormon hatte die Geschichte und die Urkunden, die bei seinen Vorvätern fortgeführt wurden, auf Plat- ten, die er hiezu selbst bereitete, abgekürzt nieder ge- schrieben, und sie »Urkunden Mormon's« genannt. Diese waren in einer Sprache geschrieben, welche sie die »egyp- tisch reformirte« nannten, und die sich aus der alten hebräischen und egyptischen Sprache gebildet hatte. Diese beiden letztern Sprachen wurden gleichzeitig von dem Volke unterstanden, als sie von Jerusalem ausgingen in dem ersten Jahre der Regierung des Königs Zede- kiah. Diese Abkürzung nun, nachdem sie in die engli- sche Sprache übersetzt worden, ist »das Buch Mor- mon's« genannt. Drei grosse Ausgaben, und eine vierte Stereotypen-Ausgabe ist bereits in den vereinigten Staa- ten Amerika's erschienen, so wie zwei derselben in England. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird in Bälde eine deutsche Uebersetzung herausgegeben werden so wie auch in der Sprache anderer Nationen. Eine Absicht |
dieses kleinen Werkes ist es deshalb, ihr den Weg zu bereiten, und ihr eine Einleitung zu geben. Mormon, welcher den Befehl von Gott erhalten hatte, verbarg alle die heiligen Urkunden seiner Vor- väter, die in seinem Besitze waren, in den Berg Cu- morah, diese Abkürzung ausgenommen »Urkunde Mor- mon's« genannt, welche er seinem Sohne Moroni zur Vollendung übergab. Moroni überlebte seine Nation für einige Jahre, und setzte die Geschichte fort, in welcher er uns bekannt macht, daß die Lamaniten so lange jene wenigen Nephiten verfolgten (welche bei der grossen und fürchterlichen Schlacht von Cumorah ent- kommen waren), bis sie sie gänzlich zerstört hatten, mit Ausnahme jener, die sich mit den Lamaniten ver- mischten. Er selbst sagt, daß er allein verlassen ward, und sich verborgen halten mußte; denn sie suchten jeden Nephiten zu vertilgen, der Christus nicht verleugnen wollte. Die Lamaniten, nicht befriedigt, die Nephiten zerstört zu haben, fingen Krieg unter ihnen selber an, und das ganze Anlitz des Landes war ein ununterbro- chener Schauplatz des Raubens, Plünderns und Blut- vergießens. Er fuhr in der Geschichte fort bis zum 420zigsten Jahre der christlichen Zeitrechnung, als ihm Gott befahl, diese Urkunden in den Berg Cumorah zu vergraben, wo sie für mehr denn 1400 Jahre ruhten am sicheren Orte. Aber der Engel des Herrn ward |
gesandt, diese verborgenen Schätze aufzudecken, wie es beschrieben ward in dem vorhergehenden Kapitel. Es scheint, daß der Prophet Isaiah den Auszug dieser Uebriggebliebenen von Jerusalem vorher gesehen habe, wenn er spricht in dem 37ten Kapitel seiner Prophezeihung am 31. und 32. Vers. »Und was von dem Hause des Juda erhalten wird, und was übrig bleibt, das wird unter sich wurzeln, und über sich Frucht tragen. Denn von Jerusalem werden die Uebrig- gebliebenen und die Erretteten vom Berge Zion aus- gehen; dieß wird der Eifer des Herrn der Heerschaaren thun.« Also in Kenntniß mit der Geschichte der Ent- deckung dieser Urkunde ist der Leser besonders ermahnt, das 29. Kapitel der nämlichen Prophezeihung (Isaiah) mit Aufmerksamkeit zu lesen. |
Der Verfolgungsgeschichte trägt dieser Bericht voll Rechnung. Dabei
wird nirgens auch nur erwähnt, daß sich jemand mit Engelserscheinungen von
Joseph beschäftigt hätte. Das Problem verschärft sich durch den Umstand,
daß sich etwa ab 1828 die sekundäre Literatur sehr wohl mit den Behauptungen
Josephs beschäftigt. Warum also wird vorher nichts erwähnt bei so viel Verfolgung?
Einige Aspekte bezüglich der Interpretation des Inhaltes des Buches
Mormon sind hier sehr klar herausgestellt. Aufgrund der noch immer ausstehenden
archäologischen Beweise für die Authentizität des Berichts haben sich
mormonische Verfechter zu verwegenen Theorien hinreißen lassen, die sicher Akzeptanz
in den Köpfen einiger Mitglieder gefunden haben. Jedoch wird hier aus berufenem
Munde klargestellt, daß die Jarediten die ersten Menschen auf dem amerikanischen
Kontinent waren und daß über ganz Amerika berichtet wird, Nord- und
Südamerika, und nicht nur von einem viel kleineren Gebiet.
Eines der Lieblingthemen der frühen Mitglieder waren die mysteriösen
Indianerhügel. Joseph lieferte mit dem Buch Mormon eine Erklärung dafür,
und diese Erklärung wurde für uns niedergeschrieben. Was damals noch nicht
bekannt war ist die Tatsache, daß die Indianer den Brauch hatten, ihre Toten zu
exhumieren und in Gebeinhügeln zu vergraben. Keine extrem große Schlacht war
dazu notwendig.
Entschieden wird durch dieses Kapitel ebenfalls die Frage nach dem Standort
des Hügels Cumorah. Dies ist der einzige Hügel Cumorah, an ihm fand die Schlacht
statt und in ihm wurden die Platten vergraben.
Besseres Verständnis vermittelt uns dieses Kapitel auch für die
Aussage mehrerer Vertrauter von Joseph, im Hügel Cumorah gebe es eine Höhle
mit unzähligen Platten. Mormon vergrub alle Aufzeichnungen vergangener Jahrhunderte
im Hügel, warum sollte es also nicht so sein?
Einem entscheidenden Problem begegnen wir hier allerdings besonders deutlich.
Im vorletzten Absatz ist von Moroni die Rede und wie er die Platten vergraben hat. Gleich
im nächsten Satz wird von der Aufdeckung dieses Schatzes gesprochen, aber es ist nur
die Rede vom Engel des Herrn. Wenn es, wie es der heutigen Darstellung entspricht, Moroni
selbst war, warum wird umständlich vom Engel des Herrn gesprochen, wenn ein einfaches
er die Identität zweifelsfrei geklärt hätte? Entweder war damals
davon gar nicht die Rede oder Hyde war sich wegen zu vieler Versionen nicht sicher. Auf
jeden Fall erfährt die derzeitige Version durch dieses Buch keine Unterstützung.