Ueber die von der Kirche Latter Day Saints als anerkannt unterzeichneten Glaubens - Artikel und Lehr - Punkte, die aus jenen heiligen Schriften ausgezogen worden, welche in unserm Besitze sind. Um den Wünschen mehrerer Tausenden von Freun- den in England und Amerika zu willfahren, habe ich mit fröhlichem Muthe den Entschluß gefaßt, dem deut- schen Publikum eine klare und kurze Darstellung unserer Grundsätze zu geben, mit dem festen Glauben, daß sie gewiß den Beifall jener haben werden, denen ich die Ehre habe sie vorzustellen. Möchten sie die Arbeit ihres demüthigen Dieners gehörig würdigen, und von seinen Bemühungen einige Belehrungen erndten, die gleich Saamen, in gutes Erdreich gestreut, gedeihen. Nachdem ich als ein dienstthuendes Glied eine ge- wichtige und verantwortliche Stelle in unserer Kirche seit mehreren Jahren begleitet habe, so habe ich nicht nur allein Gelegenheit gehabt, mich vollkommen mit ihren Grundsätzen bekannt zu machen, sondern meine Pflichtentledigung hat mir auch die unerläßliche Be- dinguiß gesetzt, mich mit allen ihren Vorschriften und |
ihrer Regierungsart vertraut zu machen. Ich hoffe deßhalb, daß ich fähig sein werde, dem innigsten Wunsche meines Herzens durch dieß Erzeugniß Genüge zu leisten, nämlich: dem Herrn zu gefallen, sollte ich auch die Freundschaft der Menschen dabei verlieren. Erster Artikel. Ueber die Gottheit. Jeder, der da unternehmen wollte, eine vollstän- dige Erklärung über das wunderbare und geheimnißvolle Dasein der Gottheit zu geben, der würde nur seine Schwäche und seine Thorheit an den Tag legen. Wenn wir das weite Reich der Natur überblicken, was sehen wir da, das wir völlig begreifen könnten? Nichts! Wenn nun die Natur jenen seinen Plan, nach welchem sie ihre großen Maschinerien treibt, so künstlich unserm Auge verborgen hat, was müssen wir nun von jenem Wesen denken, dessen Stimme der Natur ihr Dasein gab, und alle ihre Theile mit Leben und Bewegung füllte!? Obgleich wir die Gottheit nicht völlig begreifen können, so sind doch in der heiligen Schrift verschiedene allgemeine Anzeichen, welche es uns möglich machen, einige Züge ihres Charakters zu entdecken. Und ver- mittelst dieser Quellen aus denen wir Belehrungen schö- pfen können, ist uns folgendes Resultat durch unsere Untersuchung geworden. Es sind zwei Personen, die da die große Unver- gleichbarkeit ausmachen, die höchste, regierende Gewalt über alle Dinge, durch welche alles erschaffen ist, Sicht- bares und Unsichtbares, sei es im Himmel, auf der Erde oder unter und in derselben oder in der Unermeß- lichkeit des Raumes. Diese beiden sind der Vater und |
Obwohl Orson Hyde sehr zurückhaltend ist, macht er doch auf seine
besondere Stellung als Apostel aufmerksam und weist damit auf seine Vollmacht zur
Darstellung bzw. Auslegung der Kirchenlehren hin. Auch nach heutigen
Kirchenmaßstäben wäre Hyde dazu berechtigt, so daß unsere
Betrachtungsweise nämlich dieses Werk als offizielle Kirchenlehre der
damaligen Zeit anzusehen unwiderlegbar richtig ist.