Der Neue Name
Über die Herkunft dieses Rituals ist schon viel spekuliert worden,
aber ein klar umrissenes Konzept hat es bisher noch nicht gegeben. Sicher
ist hingegen der heute propagierte Zweck die Trennung der Würdigen
von den Unwürdigen am Himmelstor. Damit ist dieses Ritual untrennbar
mit dem Endowment verknüpft, das ebenfalls Wissen über die
Eintrittsvoraussetzungen an der Pforte vermittelt.
Joseph Smith prophezeite in diesem Zusammenhang von einem Seherstein, der
jedem gegeben werden wird: und einem jeden von denen, die in das
celestiale Reich gelangen, wird ein weißer Stein gegeben, worauf ein
neuer Name geschrieben ist, den niemand kennt als der, der ihn empfängt.
Der neue Name ist das Schlüsselwort. (LuB 130:11)
Das Ritual ist sehr kurz und wird jedem Endowmentempfänger einzeln
unmittelbar vor Beginn dieser Zeremonie zuteil. Früher wurde es in
direkter Verbindung mit der Übergabe der Garments durchgeführt,
doch heute werden die Garments als vorhanden vorausgesetzt.
Der Endowmentempfänger geht auf seinem Weg in den Endowmentraum durch
einen Gang, der auf beiden Seiten mit Vorhängen abgetrennt ist, so
daß ein kleiner Raum entsteht. Dort befindet sich ein Tempelarbeiter,
der den Teilnehmer hereinbittet. Dort weist man den Zettel vor, auf dem
der Name der verstorbenen Person steht, für die man das Endowment
empfangen wird. Der Tempelarbeiter flüstert einige Sätze mit
folgendem Sinn, die sich der Teilnehmer aufmerksam anhört.
Bruder/Schwester - man nennt den eigenen Familiennamen - Sie
empfangen heute das Endowment für und anstelle von - der Tempelarbeiter
hält den Namenszettel in die Höhe und man liest den Namen ab -
der/die verstorben ist. Zu diesem Zweck gebe ich Ihnen einen Neuen Namen,
der niemals preisgegeben werden darf. Er ist ein Schlüsselwort, das
von Ihnen an einer bestimmten Stelle im Tempel erwartet wird. Der Name
ist __________.
Der Tempelarbeiter wiederholt den Namen bereitwillig, falls man ihn nicht
richtig verstanden hat. Dieser Neue Name ist ein männlicher respektive
weiblicher Personenname aus der Bibel oder dem Buch Mormon. Er wird für
einen bestimmten Tag von der Kirchenführung festgelegt und gilt für
jeden Tempel der Welt, wobei die Aussprache an die Sitten der jeweiligen
Sprache angepaßt wird. Somit ist der Name anhand von Datum und Geschlecht
nachvollziehbar.
Anschließend wird der Namenszettel - meist mittels einer Lochzange -
markiert. Danach wird man durch den anderen Vorhang entlassen und kann zum
Endowmentraum gehen, wo am Eingang auf diese Markierung geachtet wird. Der
Tempelarbeiter bittet den nächsten Teilnehmer zum Empfang des Neuen Namens.
Auch bei der Teilnahme an mehreren Sessionen an einem Tag ist dieses Ritual
jedesmal Pflicht, obwohl sich der Name natürlich nicht ändert.
Dieser Neue Name darf niemals preisgegeben werden. Selbst ein Ehepaar darf
darüber nicht sprechen. Zwar kennt der Ehemann den Neuen Namen seiner
Frau - da er sie in den Himmel hereinlassen muß - aber sie wird seinen
Namen nie erfahren. Damit ist sie völlig von ihrem Mann abhängig,
will sie in Gottes Gegenwart zurückkehren.
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