Der aktuelle Gedanke
Salt Lake City präsentiert noch immer voller Stolz die gigantischen Mitgliederzahlen
und die hohe Wachstumsrate. Daß das den Brüdern nicht genug ist habe ich
erst kürzlich hier aufgegriffen. Die Führungskräfte der Kirche haben
auch allen Grund, ihre Mitglieder zum Fleiß zu ermahnen. Zuwachsraten von um
die fünf Prozent wie in den achtziger Jahren gehören der Vergangenheit an.
In den Neunzigern fiel dieses Wachstum auf unter vier Prozent und erreichte damit
den Durchschnitt der ersten hundert Jahre der Kirchengeschichte. Obwohl vier Prozent
Mitgliederwachstum gar nicht so schlecht klingt ist den Brüdern in Salt Lake
doch bewußt, daß bei der Quote der inaktiv werdenden Mitglieder
ein effektives Wachstum von aktiven Mitgliedern von bestenfalls einem Prozent
übrigbleibt. Das sind nach derzeitigen Berechnungen der UNO nur etwa zwei
Drittel des Bevölkerungswachstums. In anderen Worten: die Weltbevölkerung
wächst schneller als die Schar der aktiven Mitglieder der Kirche, während
die Zahl der Taufscheinmormonen rapide zunimmt. Das läßt die Sorge der
Kirchenführer verständlich werden und auch ihre neue Aktion, die Zahl der
aktiven Mitglieder in vier Jahren zu verdoppeln. Es verdeutlicht aber auch die
Bereitschaft in Salt Lake, die eigenen Mitglieder einem ungeheuren Druck auszusetzen,
nur um mit immer größeren Zahlen glänzen zu können. Der
deutschsprachige Raum trägt zu diesem Wachstum aber ohnehin kaum noch etwas bei.
So erreicht das Mitgliederwachstum in Deutschland gerade noch ein halbes Prozent
vor Abzug der Inaktivitätsquote versteht sich. Hier schlägt sich
eben der hohe Wissensstand der Bevölkerung nieder, so daß sich nur noch
Mormonenkinder, Ausländer und wenige Deutsche in argen Schwierigkeiten der
Kirche anschließen. Die Brüder wird das nicht freuen, aber der Fakt
ist, daß der Wissensstand auf der ganzen Welt ansteigt und so wird
die Wachstumsrate in Zukunft wohl noch geringer werden.
Oktober 1997
mormonentum.de