Der aktuelle Gedanke
Das ungeahnte Ausmaß des durch die Expandierungspolitik auf die Mitglieder
ausgeübten Druckes beginnt sich auf überdeutliche Weise abzuzeichnen.
Die Kirchenführer einer deutschen Großstadt maßen jetzt nicht nur
den Gesetzen des Landes keinerlei Bedeutung bei, sondern sie ignorierten auch die
überaus klaren Anweisungen in ihren Priestertums-Handbüchern. Zwar ist das
Handbuch «Allgemeine Anweisungen» im Gegensatz zum Handbuch «Führung
im Melchisedekischen Priestertum» nur wenigen Kirchenführern zugänglich,
jedoch zählen die in diesen Fall Verwickelten - ein Missionspräsident und
ein Bischof - allesamt zum Kreis der Besitzer der benannten Handbücher. In diesem
Fall zeigte sich nach langen Diskussionen letztlich ein Pfahlpräsident einsichtig.
Die seelischen Leiden der Betroffenen lindert das leider kaum. Welche Macht kann solche
Führer und Missionare noch kontrollieren, wenn diese nicht einmal mehr die
(als gottgegebenen anerkannten) Richtlinien der eigenen Organisation beachten,
und das trotz intensiven Bitten, Hinweisen und Warnungen? Und sind nicht gerade solche
unkontrollierbaren Machtmonopole und die Ohnmacht der Betroffenen der Stoff, aus dem
Sekten gemacht sind? Eines jedenfalls ist sicher: Solange es Aktionen wie diese gibt,
die der gesellschaftlichen Moral zuwiderlaufen, werden sich die Mormonen niemals den Ruf
einer akzeptablen christlichen Kirche verdienen, so sehr sie sich auch auf anderen Gebieten
dafür anstrengen mögen.
November 1997
mormonentum.de