Der Ökumenische Kirchentag in Berlin ist nicht nur Treffpunkt der christlichen
Kirchen, auch nichtökumenische Religionsgemeinschaften machen auf sich aufmerksam,
oftmals als Zeichen eines Protests. Solche Randerscheinungen sind schon obligatorisch
für jede Großveranstaltung und fallen daher nur noch selten auf. Doch wenn
für den Protest unheilige Allianzen geschlossen werden, dann ist diesen
unsere ungeteilte Aufmerksamkeit sicher.
Zwischen den als Sekten zu bezeichnenden Religionsgemeinschaften herrscht üblicher
Weise ein harter Konkurrenzkampf. Da geht es um die Anwerbung möglichst vieler neuer
Mitglieder, um den Erwerb der größten staatlichen Vergünstigungen oder
um das möglichst großflächige Verteilen eigener Literatur. Der Ausbau
der Marktanteile ist dabei ein harter Wettbewerb.
Das einfache Mitglied solcher Gruppen wird von seiner Führung darin bestärkt,
dass nur innerhalb der Gruppe die vollständige Wahrheit gefunden werden kann.
Die solcher Maßen fanatisierten Anhänger sehen daher in allen anderen
Weltanschauungen das Wirken des Bösen, das die Wahrheit zu vernichten sucht.
Das trifft auf die Atheisten und die Weltreligionen, ganz besonders aber auf
missionarisch ebenfalls sehr aktiven Sekten zu, wozu selbstverständlich
alle außer der eigenen Gemeinschaft zählen.
Die Führungen dieser Sekten bestehen im Allgemeinen nicht aus Fanatikern. Sie
betrachten daher einander nicht als Konkurrenten, sondern als Mitbewerber am Markt
der religiösen Wahrheits- oder Gemeinschaftssuche. Man teilt den Markt unter
sich auf und verteidigt ihn gegen Angriffe von außen. Diese Verbindungen
müssen nicht nur nach außen hin unauffällig bleiben, auch die
eigenen Anhänger sollten davon nichts mit bekommen. Treffpunkte wie die
CESNUR-Konferenz 2002 in Utah
geben davon jedoch ein sichtbares Zeugnis. Ein älteres Beispiel ist die
erste deutschsprachige Präsens der HLT-Mormonen im Internet, die
inoffizielle HLT-Homepage in Österreich,
die sogar schon vor dieser Webseite existierte; sie ist bis heute auf dem gleichen
Server untergebracht, der für Informationen der Mun-Sekte bekannt ist.
Für die Zusammenarbeit ist es sehr hilfreich, ein Feindbild zu haben. Der
gemeinsame Feind sind in unseren Breiten hautptsächlich die Großkirchen, denn
sie sind überall vertreten, einflussreich und äußern sich kritisch
über die Sekten. Dieser Feind, zur Ökumene zusammengeschlossen, feiert an
diesem Wochenende den Kirchentag, ein Spektakel ungeheuren Ausmaßes. Grund
genug, dem erklärten Feind paroli zu bieten.
Die Allianz, die geschmiedet wurde, besteht aus HLTs, Ahmadis und Munies.
Dieses Flugblatt wurde auf den Berliner Straßen verteilt. Sein Text lautet:
Im Namen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Ahmadiyya
Muslim Gemeinde und der Vereinigungskirche Euch allen einen gesegneten
Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin! So weit ist das ja noch ganz
nett, es stellt sich nur die Frage, was die HLTs dazu bewegen könnte, sich
überhaupt um den Kirchentag zu kümmern. Man möchte fast nicht glauben,
dass dies tatsächlich von der HLT-Kirche ausgehen sollte.
Aber bitte denkt, während ihr feiert, daran, dass es in Deutschland viele
religiöse Minderheiten gibt, die von der Katholischen und Evangelischen Kirche
diskriminiert werden, verleumdet werden, lächerlich gemacht werden. Hier
ist nun also der Schlag gegen den Feind, ein Schlag voll unter die Gürtellinie,
denn für diese dreiste und ehrrührige Behauptung wird nicht der geringste
Beweis erbracht. Wo sollen gerade die HLT-Mormonen diskriminiert und verleumdet werden?
Wo gerade von den Großkirchen? Diskriminierung ist verboten und gegen Verleumdung
kann man klagen. Gerade die HLT-Kirche gebraucht und missbraucht sogar das deutsche
Rechtssystem, um sich ihrer Kritiker zu entledigen. Wann hat sie zuletzt eine
Großkirche wegen Verleumdung verklagt? Das hier zur Schau gestellte Leiden
kann man aller Bestens noch als unehrlich bezeichnen.
Schließt diese Menschen mit ein in eure Ökumene - und erst dann
werdet ihr ein Segen sein. Wie bitte? Jede mit der HLT-Lehre vertraute Person
wird spätestens hier ungläubig den Kopf schütteln. Mit subtiler
Einschüchterung der Christen wird hier doch tatsächlich die Forderung
aufgestellt, die HLTs in die Ökumene einzuschließen. Und dies, obwohl
die HLT-Führung ganz genau weiß, dass sie selbst jede ökumenische
Annäherung kategorisch ablehnt. Da steht sie beispielsweise im völligen
Gegensatz zu dem RLDS-Mormonen, die den ökumenischen Dialog gezielt suchen, wie
wie David Trobisch in seinem Buch richtig ausführt. Nur stieß Trobischs
dialogorientierter ökumenischer Ansatz bei den HLTs auf heftige Ablehnung. Zu
dominant ist der Anspruch auf die alleinige Vertretung göttlichen Willens. Diese
Aufforderung kann man daher ebenfalls nur als unehrlich und hinterlistig bezeichnen.
Es folgt eine Aufzählung einiger Schriften von Sektenlobbyisten, die sich gegen
Kritik und Aufklärung richten. Besonders auffallend ist die Scientology-Propaganda,
die sich scheinbar alle Sekten zueigen machen. Als Verantwortlicher, offenbar im Sinne
des Presserechts, gibt sich ein Überreligiöser Arbeitskreis Berlin mit
Sitz im Berliner HLT-Pfahlzentrum aus; zwei Namen sind angeführt, wahrscheinlich
den Ahmadis und den Munies zuzurechnen. Dieser Arbeitskreis unter offensichtlicher
Federführung der HLTs scheint also die hauptsächliche Aufgabe zu haben,
die Großkirchen anzugreifen. Warum eine Organisation, die als Körperschaft
des öffentlichen Rechts genau die gleichen Privilegien und Pflichten wie die
Großkirchen hat, ein solches Vorgehen als notwendig erachtet, das ist hierbei
die große Frage.
Doch dies ist nicht das einzige Flugblatt der unheiligen Allianz, das zum Kirchentag
unter den Christen verteilt wurde. Nebenstehend ist ein weiteres solches Flugblatt
abgebildet. Es ist betitelt mit Weltfrieden durch interreligiösen Dialog.
Diese Formulierung klingt sehr nach Mun-Sekte. Nach dem Zitat von Matth. 18:20 wird
die Einheit der Sekten beschworen mit den Worten Im Geiste Gottes vereint 3
Religionsgemeinschaften Daran anschließend machen die HLT-Mormonen, die
Ahmadis und die Munies bestimmte ungefährliche Lehraussagen, wobei die HLTs auf
die Proklamation über die Familie abstellen, so als ob diese etwas besonders
Ansprechendes und Erbauendes wäre.
Das Flugblatt ist unterzeichnet mit den beiden Webadressen www.kirche-jesu-christi.org
und www.vereinigungskirche.de und ist daher im Zusammenhang mit dem vorher gehenden
Flugblatt gesehen auch als authentischen HLT-Ursprungs anzunehmen. Es kann also keinen
ernsthaften Zweifel daran geben, dass sich hier drei Sekten zusammen geschlossen haben,
um durch massive Unterstellungen den Großkirchen und insbesondere deren
gläubigen Anhängern das Erlebnis des Kirchentags zu verderben, nur um sich
selbst als arme Opfer des herrschenden Systems darzustellen.
Was ganz speziell die HLT-Kirche zu diesem Schritt bewegt hat, ist absolut nicht nach
zu vollziehen, denn diese wird von den Großkirchen in geradezu unglaublich
geringem Maße kritisiert. Es ist natürlich klar, dass Sekten mit
Absolutheitsanspruch, denen die HLT-Kirche zuzurechnen ist, auch die geringste Kritik
als Diskriminierung und Verleumdung empfinden, da sie einen demokratischen Umgang
auf Grund ihres Anspruchs nicht als akzeptablen Ansatz betrachten. Jede Kritik am
heiligen Orakel ist verboten, eine Diskussion oder gar Annäherung ist daher von
vorn herein ausgeschlossen. Auch nur der Wunsch auf ökumenischen Dialog mit
solchen Gruppen ist vergeblich, die Forderung danach von diesen Gruppen selbst ist
einfach heuchlerisch.
Ergänzung vom 7. Juni 2003
Weitere bei uns eingegangene Berichte über die Flugblatt-Verteilaktion zeigen
auf, dass die Flugblätter in leicht unterschiedlichem Satz bei inhaltlicher
Gleichheit hergestellt und am Rande mehrerer Kirchentagsveranstaltungen verteilt
wurden. Einer der an der Aktion beteiligten Verteiler gab sich selbst als Vertreter
der HLT-Kirche aus und wies darauf hin, dass sein Name auf dem Flugblatt genannt
würde, wobei er auf den Namen Gernod Kresse auf dem ersten Handzettel deutete.
Unter dessen hat sich die Führung der HLT-Kirche von der Flugblattaktion distanziert.
In einem offiziellen Schreiben führt der Öffentlichkeitsbeauftragte für
Deutschland Frerich Görts aus: Es handelt sich hier nicht um eine von der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage initiierte oder unterstützte
Maßnahme. Ferner kündigte er juristische Maßnahmen gegen die
Verantwortlichen an: Kirchenname, Quellenangabe und Zitate wurden missbraucht.
Wir versuchen die Urheberschaft dieses Pamphletes zu ermitteln und gegebenenfalls
notwendige rechtliche Schritte einzuleiten.
Ob die Distanzierung tatsächlich so vehement wie angekündigt umgesetzt wird,
ist jedoch fraglich. Wir werden die Vorgänge bezüglich dieser Aktion weiterhin
beobachten und darüber berichten.