Lehre und Bündnisse – Vorlesungen über Glauben

(3. deutsche Auflage, 1903)

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Siebente Vorlesung über Glauben.

Vorlesung 7.
Ueber die Wirkungen des Glaubens.

1.  In den vorhergehenden Vorlesungen haben wir er-
klärt was der Glaube ist und auf welchem Gegenstand er be-
ruht. In Uebereinstimmung mit unserem Plane wollen wir
jetzt fortfahren von den Wirkungen desselben zu sprechen.
2.  Da wir in unseren früheren Vorlesungen gesehen ha-
ben, daß der Glaube das Princip der Handlung und Macht in
allen vernünftigen Wesen, Himmels und der Erde ist, so ist
nicht zu erwarten, daß in einer Vorlesung dieser Art wir ver-
suchen werden, alle seine Wirkungen auseinander zu setzen;
auch ist es für unseren Zweck nicht notwendig, denn es würde
alle Dinge im Himmel und auf der Erde, ja alle die Schöp-
fungen Gottes mit ihren endlosen Verschiedenheiten in sich
fassen, denn keine Welt ist noch je erschaffen worden, die nicht
durch den Glauben gebildet worden ist; auch hat es noch nie-
mals ein vernünftiges Wesen, auf irgend einer der Schöpfun-
gen Gottes gegeben, welches nicht des Glaubens wegen dort
hingelangte, welcher entweder in ihm selbst oder in einem an-
dern Wesen herrschte; auch ist noch nie eine Veränderung
oder Umwälzung in den Schöpfungen vorgekommen, die nicht
durch den Glauben bewerkstelligt wurde; noch wird je eine
solche Veränderung oder Umwälzung vorkommen, die nicht
auf jene Weise in irgend einer der unermeßlichen Schöpfun-
gen des Allmächtigen hervorgebracht wird, denn es ist durch
den Glauben, daß Gott wirkt.
3.  Wir wollen hier eine Erklärung in Bezug auf den
Glauben geben, daß unser Begriff deutlich zu verstehen sei.
Wir fragen deshalb, wie verstehen wir das Wirken eines Men-
schen durch den Glauben? Wir antworten – wir verstehen,
daß wenn ein Mensch durch den Glauben wirkt, er durch gei-
stige Anstrengung, anstatt der körperlichen Kraft arbeitet.
Es ist durch Worte, anstatt der Ausübung seiner körperlichen
Kräfte, durch welche jedes Wesen arbeitet, das durch Glauben
wirkt. Gott sagte: „Es werde Licht, und es ward Licht.“ Jo-
sua sprach und die großen Lichter, welche Gott geschaffen hatte,
standen still.
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Glaube, das erste Princip der Wissenschaft der Gottesgelehrtheit.

Elia befahl, und der Himmel hörte auf, während eines
Zeitraumes von drei und einem halben Jahre Regen herabzu-
gießen; er befahl wiederum und die Himmel brachten Regen
hervor. Alle diese Dinge wurden durch den Glauben gethan.
Der Erlöser sagte: „So ihr Glauben habt als ein Senfkorn,
so möget ihr sagen zu diesem Berge, ‚Hebe dich von hinnen
dorthin; so wird er sich heben‘, oder, „Sagt zu diesem Maul-
beerbaum, ‚Reiße dich aus und versetze dich ins Meer‘, so
wird er euch gehorsam sein.“
So arbeitet denn der Glaube durch Worte, und durch diese
sind seine mächtigsten Werke ausgeführt worden und werden
auch in der Zukunft ausgeführt werden.
4.  Es wird sicherlich nicht von uns zu beweisen verlangt
werden, daß dies das Princip ist, nach welchem die ganze
Ewigkeit gehandelt hat und handeln wird; denn jeder über-
legende Geist muß wissen, daß es in Folge dieser Macht ist,
daß alle Heerscharen des Himmels ihre Werke der Wunder,
der Majestät und Herrlichkeit thun. Die Engel bewegen sich
von Ort zu Ort, kraft jener Macht; es ist vermöge derselben
daß sie im Stande sind, vom Himmel auf die Erde niederzu-
steigen, und wäre es nicht der Macht des Glaubens wegen, so
könnten sie nie dienende Geister für die sein, welche Erben der
Seligkeit sind, auch könnten sie nicht als himmlische Boten
handeln; denn sie würden der Macht entblößt sein, die notwendig
ist, sie in den Stand zu setzen, den Willen Gottes zu thun.
5.  Es ist nur notwendig zu sagen, daß die ganze sichtbare
Schöpfung, wie sie jetzt ihr Dasein hat, die Wirkung des
Glaubens ist. Es war der Glaube, durch welche sie formirt
wurde, und es ist durch die Macht des Glaubens, daß sie in
ihrer organisirten Form fortfährt, und daß die Planeten sich
in ihren Bahnen bewegen und in ihrer Herrlichkeit funkeln.
So ist also der Glaube wirklich das erste Princip in der
Wissenschaft der Gottesgelehrtheit und wenn recht verstanden,
leitet er den Geist zurück zum Anfange und trägt ihn vorwärts
zum Ende, oder in anderen Worten, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
6.  Da der Glaube daher das Princip ist, durch welches
die himmlischen Heerscharen ihre Werke thun und durch wel-
chen sie alle ihre Glückseligkeit genießen, so können wir wohl
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen, noch selig werden.

erwarten ihn, in den Offenbarungen Gottes, als ein Prin-
cip dargestellt zu finden, nach welchem seine Geschöpfe hie-
nieden handeln müssen, um die Glückseligkeit, deren sich die
Heiligen in der ewigen Welt erfreuen, zu erlangen. Wenn
Gott es unternimmt, Menschen für seine eigene Freude her-
anzubilden, so lehrt er ihnen die Notwendigkeit durch den
Glauben zu leben, und die Unmöglichkeit, die Segnungen der
Ewigkeit ohne denselben genießen zu können, indem alle Seg-
nungen der Ewigkeit die Wirkung des Glaubens sind.
7.  Deshalb heißt es sehr angemessen, daß ohne Glau-
ben es unmöglich ist, Gott zu gefallen. Sollte man fragen
– Warum ist es unmöglich, Gott ohne Glauben zu gefallen?
so würde die Antwort sein, – weil ohne den Glauben es un-
möglich ist, für die Menschen selig zu werden; und da Gott die
Seligkeit des Menschen wünscht, so muß er natürlich wün-
schen, daß sie Glauben haben und er könnte nicht zufrieden
sein wenn sie keinen hätten, sonst würde er mit ihrem Unter-
gange zufrieden sein.
8.  Daraus lernen wir, daß die vielen Ermahnungen,
Glauben an ihn zu haben, welche von begeisterten Männern
denen, welche das Wort des Herrn empfangen hatten, gegeben
worden sind, nicht unnütze Dinge waren, sondern sie wurden
der besten Ursache willen gegeben, welche war, daß ohne Glau-
ben keine Seligkeit, weder in dieser noch in der nächsten Welt,
sein kann. Sobald als die Menschen anfangen durch den
Glauben zu leben, so fangen sie an, sich Gott näher zu ziehen;
und wenn der Glaube vervollkommnet ist, so sind sie ihm
gleich; und weil er selig ist, so sind sie auch selig; denn sie
werden sich in der gleichen Lage befinden wie er, weil sie
zu ihm gekommen sind; und wenn er erscheint, werden sie
ihm gleich sein, denn sie werden ihn sehen wie er ist.
9.  So wie die ganze sichtbare Schöpfung die Wirkung
des Glaubens ist, so auch die Seligkeit – wir meinen die Se-
ligkeit in ihrer breitesten Ausdehnung der Auslegung, ob es
zeitliche oder geistige sei. Um diesen Gegenstand klar vor dem
Geiste zu haben, so wollen wir uns fragen, in welchem Zu-
stande ein Mensch sein muß, um selig zu werden? oder was
ist der Unterschied zwischen einem Menschen der selig gewor-
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Christus das Musterbild, dem Alle trachten sollen gleich zu werden.

den ist und einem nicht selig Gewordenen? Wir antworten,
daß aus was wir vorher von den himmlischen Welten gesehen
haben, müssen sie Wesen sein, welche durch Glauben wirken und
durch denselben im Stande sind, allen denen, welche Erben der
Seligkeit werden, dienende Geister zu sein; und sie müssen
Glauben haben, um sich zu befähigen in der Gegenwart Got-
tes zu handeln, sonst können sie nicht selig werden. Und was
den wirklichen Unterschied zwischen einer seliggewordenen
und einer nicht seliggewordenen Person ausmacht, ist – der
Unterschied in dem Grade ihres Glaubens; der Glaube der
einen Person ist vollkommen genug geworden, das ewige
Leben zu erlangen, derjenige der andern Person ist es nicht.
Doch um ein wenig genauer zu sein so wollen wir fragen:
Wo werden wir ein Musterbild finden, dem wir gleich werden
müssen, damit wir Teilhaber des Lebens und der Seligkeit
gemacht werden können? – oder in anderen Worten, wo
können wir ein seliges Wesen finden? Denn wenn wir ein
seliges Wesen finden können, so können wir ohne große
Schwierigkeit ausfinden, was alle anderen sein müssen, um
selig zu werden. Wir denken, daß es keine Streitfrage sein
wird, daß zwei Personen, die einander ungleich sind, nicht beide
selig werden können; denn was immer die Seligkeit einer
Person ausmacht, wird auch die Seligkeit aller Geschöpfe aus-
machen, die selig werden; und wenn wir ein seliges Wesen
im ganzen Weltall finden können, so können wir sehen, was
alle Anderen thun müssen, oder sonst die Seligkeit nicht er-
reichen. Wir fragen daher: Wo ist das Vorbild? oder wo
ist das erlöste Wesen? Wir schließen, daß unter denjenigen
welche an die Bibel glauben, keine Streitfrage entstehen wird,
wenn wir sagen, daß es Christus ist. Alle werden damit
übereinstimmen, daß er das Vorbild oder das Muster der
Seligkeit ist, oder mit anderen Worten, daß er ein seliges
Wesen ist. Und wenn wir in unseren Fragen noch fortfahren
und fragen warum ist es, daß er selig ist, so würde die Ant-
wort sein – weil er ein gerechtes und heiliges Wesen ist;
und wenn er anders wäre als er ist, so würde er nicht selig
sein; denn seine Seligkeit hängt genau von dem ab, was er
wirklich ist und nichts Anderem; denn wäre es möglich für
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Um dieses zu thun, müssen sie sich von allen Sünden reinigen.

ihn, im geringsten Grade sich zu verändern, so wäre es sicher,
daß er seine Seligkeit nicht erhalten, und seine ganze Herr-
schaft, Macht, Autorität und Herrlichkeit, welche die Seligkeit
ausmachen, verlieren würde: denn die Seligkeit besteht aus
der Herrlichkeit, Autorität, Majestät, Macht und Herrschaft,
welche Jehovah besitzt und aus nichts Anderem, und kein
Wesen besitzt sie, außer ihm selbst und Solchen, die ihm gleich
sind. Deswegen sagt Johannes in seiner ersten Epistel 3: 2, 3.
„Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch
nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn
es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir
werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche
Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleichwie er auch rein
ist.“ Warum sich reinigen, wie er rein ist? Weil, wenn sie
es nicht thun, sie ihm nicht gleich sein können.
10.  Der Herr sagte zu Moses, „Rede mit der ganzen Ge-
meine der Kinder Israels, und sprich zu ihnen, ‚Ihr sollt hei-
lig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott‘.“ 3. Mos.
19: 2. Und Petrus sagt: „Sondern nach dem, der euch be-
rufen hat, und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem
Wandel. Denn es stehet geschrieben, ‚Ihr sollt heilig sein,
denn ich bin heilig‘.“ 1 Petri 1: 15, 16. Und der Heiland
sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater
im Himmel vollkommen ist.“ Matth. 5: 48. Wenn jemand
fragen sollte, Warum alle diese Sprüche? so ist die Antwort
enthalten in was früher angeführt worden ist aus der Epistel
Johannes, daß wenn er (der Herr) erscheinen wird, wir ihm
gleich sein werden; und wenn sie nicht heilig sind, wie er
heilig ist, und vollkommen, wie er vollkommen ist, so können
sie ihm nicht gleich sein; denn kein Wesen kann sich seiner
Herrlichkeit erfreuen, ohne seine Vollkommenheit und Heilig-
keit zu besitzen, wie sie auch in seinem Reiche nicht regieren
könnten, ohne seine Macht.
11.  Dieses setzt die Richtigkeit der Aussage Jesu deut-
lich auseinander, wie geschrieben in Johannes 14: 12. „Wahr-
lich, wahrlich ich sage euch, ‚Wer an mich glaubet, der wird
die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere, denn
diese thun, denn ich gehe zum Vater‘.“ Diese Stelle, mit
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Erklärung über den Zustand der verherrlichten Heiligen.

einigen Worten in dem Gebet des Heilands, wie sie im sieb-
zehnten Kapitel geschrieben stehen, verbunden, gibt seinen
Ausdrücken große Verständlichkeit. Er sagt vom 20sten bis
24sten Verse: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch
für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß
sie Alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in
dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube,
du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herr-
lichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie
wir eins sind, ich in ihnen, und du in mir, auf daß sie voll-
kommen seien in eins, und die Welt erkenne, daß du mich ge-
sandt hast, und liebest sie, gleichwie du mich liebest. Vater, ich
will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir ge-
geben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir ge-
geben hast, denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt ge-
gründet ward.“
12.  Alle diese Worte zusammengenommen, geben einen
so klaren Begriff von dem Zustande der verherrlichten Hei-
ligen, als die Sprache es machen kann; sie sollten die Werke
thun, die Jesus gethan hat und größere Werke als jene, welche
er that, als er unter ihnen war, sollten sie thun, und dies,
weil er zu seinem Vater ging. Er sagt nicht, daß sie diese
Werke in der Sterblichkeit thun sollten; doch sollten sie grö-
ßere Werke thun, weil er zum Vater ging. Er sagt im 24sten
Verse: „Vater ich will, daß, wo ich bin auch die bei mir seien,
die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen.“
Diese Worte in Verbindung gebracht, machen es sehr
deutlich, daß die größeren Werke, welche diejenigen, die an
seinen Namen glaubten, thun sollen, in der Ewigkeit gethan
werden sollten, wohin er ging und wo sie seine Herrlichkeit
sehen sollten. Er hatte in einem anderen Teil seines Gebets
gesagt, daß er von seinem Vater wünschte, daß jene, welche an
ihn glaubten, eins mit ihm sein möchten, wie er und der Va-
ter eins mit einander waren. „Ich bitte aber nicht allein für
sie (die Apostel), sondern auch für die, so durch ihr Wort an
mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien“; das ist,
jene, welche an ihn glauben durch die Worte der Apostel, so
wie auch die Apostel selbst, „daß sie Alle eins sein mögen,
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Nur vollkommene Wesen können sich der Gegenwart Gottes erfreuen.

gleichwie du Vater, in mir, und ich in dir, daß auch sie in
uns eins seien.“
13.  Welche Ausdrücke können deutlicher, als diese sein?
Der Heiland sicherlich beabsichtigt von seinen Jüngern ver-
standen zu werden, und er sprach so, daß sie ihn verstehen konn-
ten; denn er erklärt vor seinem Vater, in Worten die nicht
leicht mißverstanden werden können, daß er wünschte, daß
seine Jünger, selbst alle von ihnen, wie er und der Vater sein
möchten, denn wie er und der Vater eins waren, so möchten
auch sie eins mit ihnen sein. Und was im 22sten Verse ge-
sagt wird, ist berechnet, diesen Glauben noch fester zu be-
stätigen, wenn es einer solchen Bestätigung bedarf. Er sagt
– „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir
gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“
Gleichsam zu sagen, daß wenn sie nicht die Herrlichkeit hät-
ten, welche ihm der Vater gegeben hatte, sie nicht mit ihnen
eins sein könnten; denn er sagt, er hätte ihnen die Herrlichkeit
gegeben, welche er vom Vater hatte, daß sie eins sein möchten,
– oder in anderen Worten, sie eins zu machen.
14.  Dies macht das Maß der Auskunft über diesen Ge-
genstand voll und zeigt sehr deutlich, daß der Heiland wünschte,
daß seine Jünger verstehen sollten, daß sie Teilhaber mit ihm
in allen Dingen, selbst seine Herrlichkeit nicht ausgenommen,
werden sollten.
15.  Es ist fast nicht notwendig, hier zu bemerken, was
wir vorher angeführt haben, daß die Herrlichkeit, welche der
Vater und der Sohn haben, in ihrem Besitz ist, weil sie ge-
rechte und heilige Wesen sind; und daß wären sie unvollkom-
men, in irgend einer Eigenschaft oder Vollkommenheit, welche
sie besitzen, sie sich auch nie der Herrlichkeit, welche sie haben
erfreuen könnten, denn es ist notwendig für sie zu sein gerade
was sie sind, um sich derselben erfreuen zu können; und wenn
der Heiland diese Herrlichkeit Anderen gibt, so muß er es auf
die genaue Weise thun, wie es in seinem Gebete an den Va-
ter auseinandergesetzt ist – sie eins mit ihm zu machen, wie er
und der Vater eins sind. Dadurch würde er ihnen die Herr-
lichkeit geben, welche der Vater ihm gegeben hat; und wann
seine Jünger eins mit dem Vater und den Sohn gemacht sein
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Der ganze Plan der Erlösung ist ein System des Glaubens.

werden, wie der Vater und der Sohn eins sind, wer kann
nicht die Richtigkeit der Aussage des Heilands sehen, wo er
sagt: „Die Werke, welche ich thue, sollen sie thun, und grö-
ßere als diese, denn ich gehe zum Vater.“
16.  Diese Belehrungen des Heilands zeigen uns sehr
deutlich die Natur der Seligkeit und was er der menschlichen
Familie anbot, als er ihnen antrug, sie zu erlösen; nämlich,
daß er beabsichtigte sie ihm gleich zu machen – und er war
gleich dem Vater, das große Vorbild aller geliebten Wesen
und für irgend einen Teil der menschlichen Familie, ihnen
gleich gemacht zu werden, ist Erlösung; und ihnen nicht gleich
zu sein, ist zerstört zu werden; und an dieser Angel dreht
sich das Thor der Erlösung.
17.  Wer kann daher nicht sehen, daß die Erlösung die
Wirkung des Glaubens ist? Denn wie wir vorher bemerkt
haben, wirken alle himmlischen Wesen durch dieses Princip;
und es ist, weil sie im Stande sind, dieses zu thun, daß sie
erlöst sind, denn nur dies allein kann sie selig machen. Und
dies ist die Lehre, welche der Gott des Himmels, durch den
Mund aller seiner heiligen Propheten der Welt zu erklären
gesucht hat. Deshalb wird uns gesagt, daß ohne Glauben
es unmöglich sei, Gott zu gefallen; und derhalben muß die
Seligkeit durch den Glauben kommen, auf daß sie sei aus
Gnaden, und die Verheißung fest bleibe allem Samen (Rö-
mer 4: 16); und daß Israel welche dem Gesetze der Gerech-
tigkeit nachfolgten, nicht zu dem Gesetze der Gerechtigkeit
gelangten. „Warum das? Darum, daß sie es nicht aus dem
Glauben, sondern als aus den Werken des Gesetzes suchen.
Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens.“
Römer 9: 32. Und Jesus sagte zu dem Manne, der ihm sei-
nen Sohn brachte, um den Teufel, welcher ihn plagte, aus-
zutreiben: „Wenn du könntest glauben. Alle Dinge sind mög-
lich dem, der da glaubet.“ Mark. 9: 23. Diese, mit einer
Menge anderer Bibelstellen, welche angeführt werden könn-
ten, stellen sehr deutlich dar, in welchem Lichte der Heiland,
sowie die Heiligen der früheren Tage, den Plan der Erlösung
betrachteten. Es war ein System des Glaubens, fängt mit
dem Glauben an und fährt mit dem Glauben fort, und jede
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Wirkungen des Glaubens unter den Heiligen der früheren Tage.

Segnung, welche in Bezug darauf erlangt wird, ist die Wir-
kung des Glaubens, ob es zu diesem Leben gehört oder zu
jenem, welches kommen wird. Dazu geben alle Offenbarun-
gen Gottes ihr Zeugnis. Wenn es Kinder der Verheißung
gab, so wurden sie es in Folge des Glaubens, selbst den Hei-
land der Welt nicht ausgenommen. „Und o selig bist du, die
du geglaubet hast,“ sagte Elisabeth zu Maria, als sie sie be-
suchte, „denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist
von dem Herrn.“ Luk. 1: 45.
Auch die Geburt Johannes des Täufers war nicht we-
niger eine Sache des Glaubens; denn darum daß sein Vater
Zacharias glauben sollte, mußte er stumm werden. Durch die
ganze Geschichte des Planes des Lebens und der Seligkeit ist
der Glaube eine notwendige Sache; jedermann empfing nach
seinem Glauben; wie sein Glaube war, so waren seine Seg-
nungen und Vorrechte, und nichts wurde von ihm zurück-
gehalten, wenn sein Glaube genügend war, es zu empfangen.
Er konnte der Löwen Rachen verstopfen, des Feuers Kraft
auslöschen, des Schwerts Schärfe entrinnen, stark werden im
Streit, und der Fremden Heere darniederlegen; die Weiber,
durch ihren Glauben, haben ihre Toten von der Auferstehung
wieder genommen; in einem Worte, nichts war denen un-
möglich, welche Glauben hatten. Alle Dinge waren den Hei-
ligen der früheren Tage unterthan, je nach ihrem Glauben.
Durch ihren Glauben, konnten sie himmlische Gesichte, die Be-
suche von Engeln, Kenntnis von Geistern gerechter, vollkom-
men gemachter Menschen und von der allgemeinen Versamm-
lung und Kirche des Erstgeborenen erlangen, deren Namen im
Himmel geschrieben sind, von Gott dem Richter Aller, von Jesu
dem Vermittler des neuen Bundes und mit dem dritten Him-
mel bekannt werden und Dinge sehen und hören, die nicht nur
unaussprechlich, sondern auch ungesetzlich zu erzählen waren.
Petrus, in der Anschauung der Macht des Glaubens,
sagte zu den Heiligen der früheren Tage: „Gott gebe euch
viel Gnade und Frieden, durch die Erkenntnis Gottes, und
Jesu Christi unsers Herrn. Nachdem allerlei seiner göttlichen
Kraft uns geschenket ist, durch die Erkenntnis deß, der uns
berufen hat, durch seine Herrlichkeit und Tugend.“ 2. Petri:
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Alle Dinge, die zum Leben gehören, sind Wirkungen des Glaubens.

1: 2, 3. „Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu
Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wieder-
geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Aufer-
stehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergäng-
lichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten
wird im Himmel, euch, die ihr aus Gottes Macht, durch den
Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist,
daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.“ 1. Petri 1: 3–5.
18.  Diese Stellen in ihrer Zusammenstellung zeigen die
Anschauungen des Apostels sehr deutlich, so daß keine Person
sich darüber irren könnte. Er sagt, daß alle Dinge, welche
zum Leben und der Gottseligkeit gehören, ihnen durch eine
Kenntnis Gottes und unseres Heilands Jesu Christi gegeben
wurden. Und sollte die Frage gestellt werden, Auf welche
Weise sollten Sie eine Kenntnis Gottes erlangen? (denn es
ist ein großer Unterschied zwischen dem Glauben und Ken-
nen von Gott. Kenntnis umfaßt mehr als Glaube; und alle
Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, wur-
den durch die Kenntnis Gottes gegeben) so ist die Antwort
gegeben – durch den Glauben sollten Sie diese Kenntnis er-
langen, und soweit sie Macht durch den Glauben hatten,
konnten sie damit alle anderen Dinge erlangen, die zum Le-
ben und der Gottseligkeit gehören.
19.  Aus diesen Worten des Apostels lernen wir, daß
es durch das Erlangen einer Kenntnis Gottes war, daß die
Menschen die Erkenntnis aller Dinge, welche zum Leben und
der Gottseligkeit gehören, erlangten; – und die Kenntnis die
Wirkung des Glaubens ist –, so daß alle Dinge, welche zum
Leben und der Gottseligkeit gehören, die Wirkungen des Glau-
bens sind.
20.  Von diesem Punkte können wir uns ausdehnen, so
weit als irgend welche Umstände, auf der Erde oder im Him-
mel, es verlangen mögen, und wir werden finden, daß es das
Zeugnis aller begeisterten Männer oder himmlischen Boten
ist, daß alle Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit
gehören, die Wirkung des Glaubens und keiner andern Sache
sind. Alle Gelehrtheit, Weisheit und Klugheit und alle an-
deren Dinge, mit der Ausnahme des Glaubens, verfehlen,
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Siebente Vorlesung über Glauben.
Dinge, welche den wahren Glauben immer begleiten.

Mittel zur Seligkeit zu sein. Deshalb konnten die Fischer
aus Galiläa die Welt lehren – weil sie durch den Glauben
suchten und durch denselben, erlangten; und deshalb betrach-
tete Paulus alle Dinge nur als Kot und Unrat. Was er
früher seinen Gewinn erachtete, nannte er seinen Schaden;
ja er achtete es Alles für Schaden gegen die überschwäng-
liche Erkenntnis Christi Jesu, (Philipper 3: 7–10), weil
er den Verlust aller Dinge erdulden mußte, um jenen Glau-
ben zu erhalten, durch welchen er sich der Kenntnis Jesu
Christi des Herrn erfreuen konnte. Das ist der Grund, wa-
rum die Heiligen der früheren Tage mehr als alle Anderen,
vom Himmel und himmlischen Dingen wußten und verstan-
den, denn diese Erkenntnis ist die Wirkung des Glaubens –
unerlangbar durch andere Mittel.
Und darum ist es, daß die Menschen, sobald als sie den
Glauben verlieren, sich in Streit, Zank, Finsternis und
Schwierigkeiten stürzen, denn die Kenntnis, welche zum Leben
führt, verschwindet, wenn der Glaube sich verliert und kehrt
zurück mit der Rückkehr desselben, denn wenn der Glaube
kommt, so bringt er einen Zug von Begleitern mit sich –
Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer, Gaben,
Weisheit, Kenntnis, Wunderthaten, Heilung, Zungen, Aus-
legung der Zungen, u. s. w. Alle diese erscheinen, wann
Glaube auf der Erde erscheint und verschwinden, wann er von
der Erde verschwindet; denn diese sind die Wirkung des Glau-
bens, haben ihn immer begleitet und werden es immer thun:
denn wo der Glaube ist, da wird auch die Kenntnis Gottes
sein, mit allen Dingen, die dazu gehören – Offenbarungen,
Gesichten und Träumen, sowohl als jedem notwendigen Ding,
damit die Besitzer des Glaubens vervollkommnet werden
und Seligkeit erlangen mögen; denn Gott muß sich entweder
verändern, oder der Glaube muß bei ihm herrschen. Und der-
jenige, der ihn besitzt, wird dadurch alle notwendige Kenntnis
erlangen, bis er Gott und den Herrn Jesum Christum, den
Gott gesandt hat, kennen lernt – die zu kennen, ewiges Le-
ben ist. Amen.
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