Lehre und Bündnisse – Vorlesungen über Glauben

(3. deutsche Auflage, 1903)

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Fünfte Vorlesung über Glauben.



Vorlesung 5.
Erklärung über die Personen der Gottheit.

1.  In unseren früheren Vorlesungen haben wir über das
Wesen, den Charakter, die Vollkommenheit und Eigenschaften
Gottes abgehandelt. Was wir mit Vollkommenheit meinen,
sind die Vollkommenheiten, welche zu allen Eigenschaften sei-
ner Natur gehören. In dieser Vorlesung werden wir von der
Gottheit reden, – wir meinen den Vater, Sohn und Heiligen
Geist.
2.  Es gibt zwei Personen, welche die große, unver-
gleichliche, regierende und höchste Macht, über alle Dinge,
ausmachen, durch welche alle Dinge, welche erschaffen und ge-
macht sind, gemacht und erschaffen worden sind, – ob sichtbar
oder unsichtbar, ob im Himmel, auf der Erde, in der Erde,
unter der Erde oder in der Unendlichkeit des Raumes. Sie
sind der Vater und der Sohn – der Vater, eine Person von
Geist, Herrlichkeit und Macht, im Besitz aller Vollkommenheit
und Fülle – der Sohn, der in dem Busen des Vaters war,
eine Person mit einem Körper in der Form und dem Gleich-
nisse des Menschen, – oder besser gesagt, der Mensch nach
seinem Bilde und Gleichnis organisiert; er ist das genaue
Ebenbild der Person des Vaters, im Besitz der ganzen Fülle
des Vaters, oder mit dem Vater, von ihm gezeugt und ver-
ordnet vor der Gründung der Welt, ein Sühnopfer für die
Sünden Aller zu werden, die an seinen Namen glauben wür-
den; er wird der Sohn genannt von wegen des Fleisches; er
stieg hernieder in Leiden unter das, was der Mensch erdulden
kann, – oder in anderen Worten, erlitt größere Leiden und
war schwereren Widerwärtigkeiten ausgesetzt, als irgend ein
Mensch erdulden kann. Doch ungeachtet alles dessen, hielt er
das Gesetz Gottes, blieb ohne Sünde, und zeigte dadurch, daß
es in der Macht des Menschen ist, das Gesetz zu halten und
auch ohne Sünde zu bleiben; und auch, daß durch ihn ein ge-
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Fünfte Vorlesung über Glauben.
Einigkeit unter denselben. Christus unser Vermittler.

rechtes Gericht über alles Fleisch kommen möchte und Alle,
welche nicht nach dem Gesetz Gottes wandeln, durch dasselbe
rechtmäßiger Weise verdammt sein werden und keine Ent-
schuldigung für ihre Sünde haben. Und da er der Einge-
borene des Vaters, voller Gnade und Wahrheit ist und über-
wunden hat, empfing er die Fülle der Herrlichkeit des Va-
ters – besitzt denselben Willen mit dem Vater, welcher Wille
der Heilige Geist ist, der vom Vater und Sohn Zeugnis gibt
und diese drei sind eins; oder, in andern Worten, diese drei
bilden die große, unvergleichliche, regierende und allerhöchste
Macht über alle Dinge, durch welche alle Dinge, die gemacht
und geschaffen worden sind, gemacht und geschaffen wurden,
und diese drei bilden die Gottheit und sind eins. Der Vater
und der Sohn besitzen denselben Willen, dieselbe Weisheit,
Herrlichkeit, Macht und Fülle – und erfüllen Alles in Allem.
Der Sohn ist erfüllt mit der Fülle des Willens, der Herrlich-
keit und Macht, oder in andern Worten, dem Geiste, der Herr-
lichkeit und der Macht des Vaters, im Besitz aller Kenntnis
und Herrlichkeit und desselben Königreiches. Er sitzt zur rech-
ten Hand der Macht, in dem ausdrücklichen Ebenbilde des
Vaters, ein Vermittler für den Menschen – erfüllt mit der
Fülle des Willens des Vaters, oder in andern Worten, des
Geistes des Vaters, welcher Geist auf alle diejenigen ge-
gossen wird, die an seinen Namen glauben und seine Gebote
halten; und die welche seine Gebote halten, werden von Gnade
zu Gnade wachsen und Erben des himmlischen Königreiches
und Miterben Jesu Christi werden, den gleichen Sinn be-
sitzen, und in das Ebenbild, sogar das ausdrückliche Bild von
ihm, der Alles in Allem erfüllt, umgewandelt und mit der
Fülle seiner Herrlichkeit erfüllt werden. Dann sind sie eins
mit ihm, selbst wie der Vater, Sohn und Heilige Geist eins
sind.
3.  Nach dem vorhergehenden Bericht von der Gottheit,
welcher in seinen Offenbarungen gegeben ist, haben die Hei-
ligen eine sichere Grundlage für die Ausübung des Glaubens,
zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit, durch die Ver-
söhnung und Vermittlung Jesu Christi, durch dessen Blut sie
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Fünfte Vorlesung über Glauben.
Fragen und Antworten.

eine Vergebung der Sünden haben und auch einen sichern
Lohn für sie im Himmel aufbewahrt bekommen, sogar Teil
zu haben an der Fülle des Vaters, und Sohnes, durch den
Geist. Wie der Sohn von der Fülle des Vaters durch den Geist
empfängt, so werden auch die Heiligen durch den gleichen
Geist, Teilhaber derselben Fülle werden und sich derselben
Herrlichkeit erfreuen. Denn gleichwie der Vater und Sohn
eins sind, so, in gleicher Weise, werden die Heiligen eins mit
ihnen sein. Durch die Liebe des Vaters, die Vermittlung
des Sohnes und die Gabe des Heiligen Geistes werden sie
Erben Gottes und Miterben Jesu Christi werden.
_______

Fragen und Antworten über die vorhergehenden Principien.

Von was handeln die vorhergehenden Vorlesungen? Von
dem Wesen, den Vollkommenheiten und Eigenschaften Gottes.
Vorlesung 5: 1.
Was verstehen wir unter den Vollkommenheiten Gottes?
Die Vollkommenheiten, welche zu seinen Attributen gehören.
Wie viele Personen sind in der Gottheit? Zwei, der Va-
ter und der Sohn. Vorlesung 5: 1.
Wie beweist man, daß es zwei Personen in der Gottheit
gibt? Durch die heilige Schrift. „Und Gott der Herr sagte zu
dem Eingeborenen, der mit ihm vom Anfange an war, ‚Lasset
uns den Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem
Gleichnis‘ – und es wurde gethan.“ 1. Mos. 1: 26; auch Vor-
lesung 2: 6. „Und Gott der Herr sagte zum Eingeborenen,
‚Siehe der Mensch ist geworden wie einer von uns: Gutes und
Böses zu kennen‘.“ 1. Mos. 3: 22. „Und nun verkläre mich,
du Vater, bei dir selbst, mit der Klarheit, die ich bei dir hatte,
ehe die Welt war.“ Johannes 17: 5. Vorlesung 5: 2.
Was ist der Vater? Er ist eine Person der Herrlichkeit
und Macht. Vorlesung 5: 2.
Wie beweist man, daß der Vater eine Person der Herr-
lichkeit und Macht ist? „Die Sonne soll nicht mehr des Ta-
ges dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht
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Fünfte Vorlesung über Glauben.
Fragen und Antworten.

leuchten, sondern der Herr wird dein ewiges Licht, und dein
Gott wird dein Preis sein.“ Jesaia 60: 19. „Dir gebühret
die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank.“
1. Chronica 29: 11. „Die Stimme des Herrn gehet auf den
Wassern; der Gott der Ehren donnert.“ Psalm 29: 3. „Hilf
du uns, Gott, unser Helfer, um deines Namens Ehre willen.“
Psalm 79: 9. „Und haben verwandelt die Herrlichkeit des
unvergänglichen Gottes in ein Bild, gleich dem vergänglichen
Menschen.“ Römer 1: 23. – Zweitens, der Macht. „Dir ge-
bühret die Majestät und Gewalt.“ 1. Chronica 29: 11. „ Ach
Herr, Herr, siehe du hast Himmel und Erde gemacht durch
deine große Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm, und
ist kein Ding vor dir unmöglich.“ Jerem. 32: 17. „Darum,
daß er deine Väter geliebet, und ihren Samen nach ihnen
erwählet hat, und hat dich ausgeführet mit seinem Angesicht,
durch seine große Kraft aus Aegypten.“ 5. Mos. 4: 37. „Gott
stärkt mich mit Kraft.“ 2. Samuel 22: 33. „Er breitet aus
die Mitternacht, nirgend an, und hänget die Erde an nichts.
Er fasset das Wasser zusammen in seine Wolken, und die
Wolken zerreißen darunter nicht. Er hält seinen Stuhl und
breitet seine Wolken davor. Er hat um das Wasser ein Ziel
gesetzt, bis das Licht samt der Finsternis vergehe. Die Säu-
len des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schel-
ten. Vor seiner Kraft wird das Meer plötzlich ungestüm, und
vor seinem Verstand erhebet sich die Höhe des Meers. Am
Himmel wird es schön durch seinen Wind, und seine Hand be-
reitet die gerade Schlange. Siehe, also gehet sein Thun; aber
davon haben wir ein geringes Wörtlein vernommen. Wer
will aber den Donner seiner Macht verstehen?“ Hiob 26:
7–14.
Was ist der Sohn? Erstens, ist er eine Person, die einen
Körper hat. Vorlesung 5: 2.
Wie wird es bewiesen? „Jesus spricht zu ihm, ‚So lange
bin ich bei euch und du kennest mich nicht, Philippus? Wer mich
siehet, der siehet den Vater. Wie sprichst du denn, ‚Zeige uns
den Vater‘? Glaubst du nicht, daß ich im Vater und der Va-
ter in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich
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Fünfte Vorlesung über Glauben.
Fragen und Antworten.

nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnet,
derselbe thut die Werke. Glaubet mir, daß ich im Vater, und
der Vater in mir ist.“ Johannes 14: 9–11.
Zweitens – und da er einen Körper hat, war er ge-
macht oder gebildet wie der Mensch, oder ist in der Form und
dem Gleichnisse des Menschen. Vorlesung 5: 2. „Ein jeglicher
sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl
in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub,
Gott gleich sein, sondern äußerte sich selbst und nahm Knechts-
gestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Ge-
berden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst,
und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“
Philipper 2: 5–8. „Nachdem nun die Kinder Fleisch und
Blut haben, ist er es gleicher Maßen teilhaftig geworden –
denn er nimmt nirgend die Engel an sich, sondern den Sa-
men Abrahams nimmt er an sich.“ Ebräer 2: 14, 16.
Drittens – ist er auch im Gleichnis der Person des
Vaters. Vorlesung 5: 2. „Nachdem vor Zeiten Gott manch-
mal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern, durch
die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet
durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben aller Dinge,
durch welchen er auch die Welt gemacht hat; welcher, dieweil
er ist der ausgegosse Glanz seiner Herrlichkeit und das aus-
gedrückte Ebenbild seiner Person.“ Ebräer 1: 1–3. Wie-
derum Philipper 2: 5, 6. „Ein jeglicher sei gesinnt wie Je-
sus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Ge-
stalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich sein.“
Waren es der Vater und der Sohn, die alle Dinge schu-
fen, die geschaffen und gemacht worden sind? Ja. „Welcher
ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene
vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist Alles erschaffen, das
im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare,
beides die Thronen und Herrschaften, und Fürstentümer und
Obrigkeiten, es ist Alles durch ihn und zu ihm geschaffen.
Und er ist vor allen, und es besteht alles in ihm.“ Colosser
1: 15–17. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
1. Mos. 1: 1. „Hat er (Gott) am letzten in diesen Tagen zu
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Fünfte Vorlesung über Glauben.
Fragen und Antworten.

uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzet hat zum Er-
ben über Alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat.“
Ebräer 1: 2.
Besitzt er die Fülle des Vaters? Ja. „Denn es ist das
Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte.“
Colosser 1: 19. „Denn in ihm wohnet die ganze Fülle der
Gottheit leibhaftig.“ 2: 9. „Welcher da ist sein (Christi) Leib,
nämlich die Fülle deß, der Alles in Allem erfüllet.“ Ephes.
1: 23.
Warum wurde er der Sohn genannt? Des Fleisches we-
gen. „Darum auch das Heilige, das von dir geboren wird,
wird Gottes Sohn genannt werden.“ Luk. 1: 35. „Und da
Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser;
und siehe, da that sich der Himmel auf über ihm. Und Jo-
hannes sahe den Geist Gottes gleich als eine Taube, herabfah-
ren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom
Himmel herab sprach, ‚Dies ist mein lieber Sohn, an welchem
ich Wohlgefallen habe‘.“ Matthäi 3: 16, 17.
Wurde er vor der Gründung der Welt, vom Vater ver-
ordnet, ein Sühnopfer für die Sünden aller derer, die an ihn
glauben würden, zu werden? Ja. „Und wisset, daß ihr nicht
mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid, von eurem
eitlen Wandeln nach väterlicher Weise; sondern mit dem teu-
ren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten
Lammes; der zwar zuvor versehen ist, ehe der Welt Grund
geleget war, aber geoffenbaret zu den letzten Zeiten um euret-
willen.“ 1. Petri 1: 18–20. „Und Alle, die auf Erden woh-
neten, beteten es (das Tier) an, deren Namen nicht geschrieben
sind in dem lebendigen Buch des Lammes, das erwürget ist,
von Anfang der Welt.“ Offenb. 13: 8. „Sondern wir reden
von der heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott
verordnet hat vor der Welt, zu unserer Herrlichkeit.“ 1. Co-
rinth. 2: 7.
Haben der Vater und der Sohn denselben Willen? Ja.
„Ich (Christus) kann nichts von mir selbst thun. Wie ich
höre, so richte ich und mein Gericht ist recht; denn ich suche
nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich ge-
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Fragen und Antworten.

sandt hat.“ Johannes 5: 30. „Denn ich bin vom Himmel ge-
kommen, nicht, daß ich meinen Willen thue, sondern, deß, der
mich gesandt hat.“ Johannes 6: 38. „Ich (Christus) und der
Vater sind eins.“ Johannes 10: 30.
Was ist dieser Wille? Der Heilige Geist. „Wenn aber
der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom
Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der
wird zeugen von mir.“ Johannes 15: 26. „Weil ihr denn
Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in
eure Herzen.“ Galater 4: 6.
Bilden der Vater Sohn und Heilige Geist die Gottheit?
Ja. Vorlesung 5: 2.
Wird der an Jesum Christum Glaubende, durch die Gabe
des Geistes mit dem Vater und dem Sohne eins werden, wie
der Vater und Sohn eins sind? Ja. „Ich bitte aber nicht
allein für sie (die Apostel), sondern auch für die, so durch ihr
Wort an mich glauben werden, auf daß sie Alle eins seien,
gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir; daß auch sie in uns
eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt.“
Johannes 17: 20, 21.
Legt die vorhergehende Abhandlung von der Gottheit
eine sichere Grundlage für die Ausübung des Glaubens an
ihn, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit? Ja.
Wie wird es bewiesen? Durch den dritten Paragraphen
dieser Vorlesung.









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