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Dritte Vorlesung über Glauben.
Barmherzigkeit, Gnade, Langmut und Güte.
13. Zuerst, daß er Gott war, ehe denn die Welt erschaffen
wurde und derselbe Gott, welcher er war, nach ihrer Erschaf-
fung;
14. Zweitens, daß er gnädig und barmherzig, geduldig
und voller Güte ist, und daß er so war von Ewigkeit her und
so sein wird in Ewigkeit;
15. Drittens, daß er sich nicht verändert noch ist Ver-
änderlichkeit in ihm, daß er derselbe ist von Ewigkeit zu Ewig-
keit, derselbe gestern, heute und immerdar, und daß sein Lauf
eine ewige Runde, ohne Veränderung ist;
16. Viertens, daß er ein Gott der Wahrheit ist und nicht
lügen kann;
17. Fünftens, daß er die Person nicht ansieht, sondern in
allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht thut, der ist ihm an-
genehm;
18. Sechstens, daß er die Liebe ist.
19. Eine Bekanntschaft mit diesen Eigenschaften des
göttlichen Charakters ist unumgänglich notwendig, so daß der
Glaube irgend eines vernünftigen Wesens, in ihm, seinen
Mittelpunkt, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit,
haben kann; denn, wenn man ihn nicht zuerst als Gott, den
Schöpfer und Erhalter aller Dinge anerkennen würde, so
könnte man auch keinen Glauben zur Erlangung des Lebens
und der Seligkeit haben, aus Furcht, daß ein Wesen, größer
als er selbst, alle seine Pläne vereiteln könnte und er, wie die
Götter der Heiden nicht im Stande sein möchte, seine Ver-
sprechungen zu halten; doch da wir sehen, daß er Gott über
alles ist, von Ewigkeit zu Ewigkeit, der Schöpfer und Erhalter
aller Dinge, so kann keine solche Furcht in den Herzen jener
wohnen, die ihm Vertrauen schenken; daher kann in dieser Be-
ziehung ihr Glaube ohne Wanken sein.
20. Aber zweitens; die Schwachheiten der menschlichen
Natur, und die Gebrechlichkeiten und Unvollkommenheiten der
Menschen sind so groß, daß, wäre Gott nicht gnädig und barm-
herzig, geduldig und voller Güte, und würden sie nicht glau-
ben, daß jene Vorzüglichkeiten in dem göttlichen Charakter ihr
Dasein hätten, so könnte der Glaube, welcher zur Seligkeit
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