Studies of the Book of Mormon


Am 7. Oktober 1888 wurde B.H. Roberts als Siebziger berufen und diente in der Präsidentschaft der Siebzig, als er 45 Jahre später am 27. September 1933 verstarb. Er galt als der große Verteidiger und Geschichtsexperte der Kirche und schrieb unzählige Bücher. Er ist bekannt für seine Überarbeitung der offiziellen Kirchengeschichte, die er mit einem umfangreichen Vorwort und vielen Verweisen versah, sowie für sein dreibändiges Werk New Witnesses for God, das für viele Jahre als Verteidigungswerk der Kirche diente und manchmal noch heute dient.

Anfang der zwanziger Jahre wurden ihm von seinem Zeitgenossen James E. Talmage fünf Fragen zur Beantwortung übergeben, die einem Nichtmitglied beim Studieren des Buches Mormon gekommen waren. Roberts stieß bei seiner gründlichen Recherche auf Schwierigkeiten, die er bis dahin nicht wahrgenommen hatte. Nachdem er selbst keine befriedigende Antwort finden konnte, sammelte er seine Ergebnisse und stellte sie der ersten Präsidentschaft und den Aposteln vor, damit er durch ihr Wissen und falls notwendig durch Offenbarung eine befriedigende Antwort weiterleiten könne. Die letzten drei Absätze dieser ersten Studie mit dem Titel Buch Mormon Schwierigkeiten sollen einen Eindruck seines Engagements vermitteln:

„Einmal mehr stehen wir unseren Problemen gegenüber – wie sollen wir die Fragen beantworten, die aus diesen Überlegungen zu amerikanischer Archäologie erwachsen?
Können wir die Beweise erfolgreich widerlegen, die von Archäologen für das große Alter des Menschen in Amerika präsentiert werden, sowie seiner ununterbrochenen Bevölkerung und seiner Steinzeitkultur anstatt einer Eisen- und Stahlkultur? Können wir das laut Buch Mormon vergleichsweise späte Erscheinen des Menschen in Amerika und der Existenz von Eisen und Stahl und Haustieren und der Kulturstufe der Schriftsprache entgegen den Schlußfolgerungen unserer späten amerikanischen Autoren zu diesen Themen erfolgreich beibehalten? Wenn wir es nicht können, was wären die Auswirkung auf die Meinung unserer Jugend? Wird Schweigen unsere Antwort sein? Wieder werden diese Schwierigkeiten den nachdenklichen Geist verfolgen, wenn wir schweigen. Letztlich würde unser Schweigen als Niederlage verstanden werden. Schweigen ist in einer Zeit der freien Untersuchungen unmöglich. Ein Verweis auf alte Autoren ist von geringem Wert. Die derzeit anerkannten Kapazitäten lassen uns, soweit ich das derzeit sehen kann, keine Grundlage für Einspruch oder Verteidigung – das neue Wissen scheint gegen uns zu sein. Aufzustehen und der modernen Welt unsere offenbarten Wahrheiten gegen alle Beweise und Schlüsse der Wissenschaft entgegenzuhalten und auf die Rechtfertigung durch neue, noch zu entdeckende Beweise zu warten, wäre heroisch; aber wird es so kommen, und wird es überzeugend sein? Zutiefst demütig, und doch sehr begierig, erwarte ich die weitere Entwicklung der Erkenntnis, die es uns ermöglicht, denjenigen eine befriedigende Antwort zu geben, die uns bezüglich der hier diskutierten Dinge fragen.
Aber natürlich mag bis dahin Ihr mehr erleuchteter Verstand eine Lösung aller dieser Probleme wahrgenommen haben, die alle unsere Schwierigkeiten verschwinden lassen. Zutiefst demütig bete ich, es möge so sein, und ich wäre glücklich, diese Aufklärung willkommen zu heißen.“

Natürlich versorgte er die Apostel zuvor mit allen erhältlichen Details zum Stand der Erkenntnis, dem Standpunkt der Kirche und den Differenzen. Eine befriedigende Antwort bekam Roberts weder durch die Kirchenführer noch gab es die erhoffte Offenbarung. Roberts wurde daraufhin als Missionspräsident in die Oststaatenmission berufen. Er beschäftigte sich aber weiterhin mit dem Thema und arbeitete weitere Studien aus, die er aber den Aposteln nicht mehr vorlegte. Die Kirchenführer entschieden sich für das Festhalten an den alten Ansichten und für das Schweigen.

Die Fragen des Nichtmitglieds, eines gewissen Herrn Couch aus Washington, D.C., waren die folgenden:

  1. Die ’mormonische‘ Tradition besagt, daß die amerikanischen Indianer Nachfahren der Lamaniten waren. Die Zeit von der ersten Landung Lehis und seiner Begleiter in Amerika bis heute umfaßt etwa 2 700 Jahre. Philologische Studien haben die indianischen Sprachen in fünf getrennte Sprachfamilien zerlegt, die sehr wenige Gemeinsamkeiten aufweisen. Es scheint, daß diese Vielfalt in der natürlichen und grammatikalischen Beschaffenheit der indianischen Sprachen nicht hätte erreicht werden können, wenn die Indianer Nachfahren eines Volkes wären, das eine so hoch entwickelte Sprache wie die alten Hebräer besaß, sondern deutet darauf hin, daß die Aufteilung der Indianer in verschiedene Stämme lange vor der Entwicklung der Sprache über die primitivste Artikulation hinaus stattgefunden hat. Die Zeit von Lehis Landung ist viel zu kurz, um die beobachtete Verschiedenheit zu erklären.
  2. Das Buch Mormon besagt, daß, als die Begleiter Lehis in Nordamerika ankamen, sie neben anderen Tieren das Pferd hier fanden. Geschichtliche und paläontologische Daten zeigen, daß das Pferd zu dieser Zeit nicht in Amerika war und auch nicht für die folgenden 20 Jahrhunderte.
  3. Von Nephi wird gesagt, er hatte einen Bogen aus Stahl, den er zerbrach, kurz nachdem er Jerusalem verlassen hatte, etwa 600 Jahre v.Chr. Es gibt keinen mir bekannten Bericht, daß die Juden zu dieser Zeit das Wissen von Stahl hatten.
  4. Wiederholt werden im Buch Mormon ’Schwerter und Krummschwerter‘ erwähnt. Die Nutzung des Wortes ’Krummschwerter‘ erscheint in keiner Literatur vor dem Aufstieg Mohammedanischer Macht und offenbar wurde diese spezielle Waffe nicht bis lange nach der christlichen Ära entwickelt. Es erscheint daher unwahrscheinlich, daß die Nephiten oder Lamaniten die Waffe oder den Ausdruck besaßen.
  5. Erwähnt wird weiterhin der reichliche Besitz von Seide durch die Nephiten. Da Seide damals in Amerika nicht bekannt war entsteht die Frage, wo bekamen sie die Seide her? (Studies of the Book of Mormon, 1992, S.36)
Von diesen Fragen schienen die ersten drei besonders schwer für Roberts zu sein. Einige Zitate geben Hinweise auf seine Entdeckungen:

„Die Fakten zu diesem Punkt scheinen zu sein:

  1. daß es eine große Anzahl verschiedener Sprachfamilien in Amerika gibt, die sehr wenig Verwandtschaft miteinander aufweisen - nicht mehr als zwischen Englisch und Deutsch.
  2. daß es eine lange Zeit brauchen würde - viel länger als die als ’historische Zeiten‘ bekannten - um diese Dialekte und Familien zu entwickeln, man nimmt an, diese Entwicklung erwächst von einer gemeinsamen Quelle - irgend einer primitiven Sprache.
  3. daß es keine Verbindung zwischen den amerikanischen Sprachen und den Sprachen der Völker der alten Welt gibt. Die Sprachen der Neuen Welt scheinen in der Neuen Welt einheimisch zu sein.
  4. daß die zeitlichen Grenzen des Buches Mormon - das die Völker Amerikas noch zu einer späten Zeit wie 400 n.Chr. als eine Sprache sprechend und schreibend darstellt - nicht ausreichen, um die Unterschiede in den amerikanischen Sprachfamilien und ihrer Dialekte zu erklären.
  5. daß, hätte es Einwanderungen aus asiatischen, afrikanischen oder europäischen Ländern in der Zeit nach der Vernichtung der Nephiten - 400 n.Chr. - bis zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus gegeben - eine Zeit von eintausend Jahren - dann wären solche Einwanderungen ausreichend in Umfang und Häufigkeit gewesen, um sich auf die Sprache und Kultur der amerikanischen Völker auszuwirken.“ (S.91f.)
„Aber es sei daran erinnert, daß man, bevor man eine Erklärung für ihr [der Pferde] Verschwinden sucht, erst den Umstand ihrer Existenz in Amerika vor kurzem, d.h. innerhalb historischer Zeiten, beweisen muß; und das ist genau das, was noch nicht geschah und darin liegen unsere peinlichen Probleme.“ (S.106f.)

„Und zum Abschluß dieses Überblicks über den Stand des Wissens, wie er aus den Arbeiten der Autoritäten auf den Gebieten der Haustiere in Amerika, Eisen und Stahl, das Rad, Krummschwerter und Seide hervorgeht, werden wir wieder mit der Frage konfrontiert, wie im Falle der Schwierigkeiten bei den Sprachen, was unsere Antworten auf die Fragen zu diesen Themen sein werden.
Können wir im Angesicht dieser Aussagen und Schlußfolgerungen der hier genannten Autoritäten sagen, daß die Haustiere, das Pferd, die Kuh und der Ochse, Schafe, Ziegen und Schweine, innerhalb historischer Zeiten vor der Entdeckung Amerikas Amerikanern bekannt waren und von ihnen genutzt wurden?
Können wir im Angesicht der gegensätzlichen Aussagen dieser Autoritäten erfolgreich behaupten, daß es eine Eisen- und Stahlzeitalterzivilisation war, mit seiner begleitenden höheren Kultur der Schriftsprache, die in Amerika innerhalb historischer Zeiten vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus erreicht wurde, statt einer Steinzeitkultur mit ihrer niederen Stufe der Zivilisation?“ (S.114f.)

„Wir können sagen, daß Amerika zur Zeit seiner Entdeckung überall im polierten Steinzeitalter war. ... Warenboote aus ausgehöhlten Baumstämmen oder Rinde oder aus Häuten, die auf Rahmen gespannt wurden, wurden auf den meisten Wassern genutzt; aber die erfinderische Gabe ihrer Hersteller hatte noch nicht ausgereicht, um sie mit Ruder oder Segel anzutreiben, einzig dem Paddel wurde vertraut, und das Steuerruder war unbekannt.“ (S.125)

„Diese Schätzung von acht- bis zwanzigtausend Jahren, was zum Ende der letzten Eiszeit im mittleren Nordamerika zurückreicht, stellt das Minimum der Zeit für eine solche Bevölkerung dar“ (S.137).

Das soll als kleiner Querschnitt durch den ersten Teil genügen. Der zweite Teil dieses Buches – Eine Buch Mormon Studie genannt – beschäftigt sich mit der Möglichkeit der menschlichen Herkunft des Buches Mormon. Als Grund für das Fehlen einer derartigen Betrachtung in seiner Verteidigungsschrift „New Witnesses for God“ gibt er an:

„Zu der Zeit, als ich die Sichtung der Literatur nach amerikanischen Altertümern, Traditionen, Ursprüngen usw. für mein New Witness machte, die Joseph Smith und seinen Vertrauten zugänglich waren, war mir dieses Werk von Priest [The Wonders of Nature and Providence] unbekannt, ebenso die Arbeit von Ethan Smith, View of the Hebrews – außer durch Bericht darüber und davon, daß ich es wenige Minuten in Händen hatte.“ (S.152)

Das klingt so, als wollte er damals die Sache nicht weiter verfolgen. Die viele Jahre später folgende Auswertung geschah dafür um so gründlicher, und nach umfangreicher Darstellung faßt er zusammen:

„Es ist dieser Umstand der Vielzahl von Übereinstimmungen und deren kumulierte Kraft, die eine so ernsthafte Bedrohung für die Geschichte von Joseph Smith über den Ursprung des Buches Mormon darstellen. Wir wollen in einer Zusammenfassung die Hauptpunkte dieser Studie betrachten.
Das Erscheinen von Ethan Smiths View of the Hebrews einige Jahre zuvor ist gesichert und vielfach erwähnt.
Auf der Wahrscheinlichkeit, daß Joseph Smith und seine Familie Kontakt mit Ethan Smiths Buch und anderen Büchern über amerikanische Vorzeit hatten, wurde bestanden.
Das Material in Ethan Smiths Buch ist von Inhalt und Menge her geeignet, die Grundzüge des Buches Mormon zu liefern: Es stellt eine große Menge Material zur amerikanischen Vorzeit zur Verfügung, das zur Annahme zivilisierter oder halbzivilisierter Nationen führt, die in vergangenen Zeiten den amerikanischen Kontinent besiedelten.
Es schlägt eine israelitische Herkunft der amerikanischen Indianer nicht nur vor, sondern plädiert auf jeder Seite dafür.
Es handelt von der Zerstörung Jerusalems und der Zerstreuung Israels, wie das Buch Mormon.
Es handelt von der zukünftigen Sammlung Israels und der Wiederherstellung der Zehn Stämme, wie das Buch Mormon.
Es unterstreicht und nutzt umfangreiches Material aus den Prophezeiungen Jesajas, einschließlich ganzer Kapitel, wie das Buch Mormon.
Es richtet einen besonderen Appell an die Nichtjuden der Neuen Welt – mit besonderem Hinblick auf das Volk der Vereinigten Staaten – die Pflegeeltern Israels in der Neuen Welt zu werden – wie das Buch Mormon, große Verheißungen der großen Nation von Nichtjuden anbietend, die Amerika besiedeln soll, wenn sie in das göttliche Programm einwilligen.
Es behauptet, daß die Besiedlung der Neuen Welt durch Einwanderungen aus der Alten erfolgte, genauso wie das Buch Mormon. Es bringt seine einwandernden Menschen in ein Land, wo ’Menschen niemals wohnten‘, wie das Buch Mormon die Kolonie der Jarediten in den Teil führt, ’wo noch nie ein Mensch gewesen war.‘
In beiden Fällen ging die Wanderung nach Norden; in beiden Fällen betrat die Kolonie das Tal eines großen Flusses; beide trafen auf ’Meere‘ und ’viele Wasser‘ auf ihrer Wanderung; in beiden Fällen war es eine lange Wanderung. Der Anlaß ist in beiden Fällen der gleiche – ein religiöser; Ethan ist herausragend mit dem Bericht der Angelegenheit in dem einen Fall verbunden, und Ether im anderen.
Ethan Smiths Buch vermutet, daß sich seine verlorenen Stämme in zwei Gruppen aufteilten, die eine pflegte die Künste, die eine Zivilisation ausmachen, die andere verfolgte ein jagendes und träges Leben, das letztlich zur Barbarei führte, genau das passierte den Menschen im Buch Mormon.
’Lange und elende‘ Kriege brachen zwischen Ethan Smiths zivilisierten Teil und seinem barbarischen Teil aus. Das gleiche geschieht zwischen Nephiten und Lamaniten, die Trennung erfolgt im Buch Mormon auf der gleichen Linie zwischen zivilisiert und barbarisch.
Der wilde Teil rottet den zivilisierten in Ethan Smiths Buch vollständig aus; die Lamaniten, der barbarische Teil im Buch Mormon, zerstört den zivilisierten Teil – die Nephiten – vollständig.
Ethan Smiths Buch vermutet für das alte zivilisierte Volk eine Kultur der mechanischen Künste, der Schriftsprache, des Wissens über und der Nutzung von Eisen und anderen Metallen, und der Navigation. Das Buch Mormon tut das gleiche für sein zivilisiertes Volk.
Ethan Smiths Buch vermutet eine Einheit der Rasse der Einwohner Amerikas – die hebräische Rasse, und keine andere. Das Buch Mormon tut das gleiche.
Ethan Smiths Buch vermutet, daß seine Rasse (ausgenommen vielleicht die Eskimos im extremen Norden) das ganze Ausmaß des amerikanischen Kontinents besiedelte. Das Buch Mormon tut das gleiche für seine Völker.
Es vermutet, die indianische Sprache habe nur eine Quelle – Hebräisch; das Buch Mormon tut das gleiche für die Sprache seiner Leute.
Ethan Smiths Buch beschreibt ein Gerät unter den Bergfunden, das ein Brustschild einschließt, worauf zwei Hornknöpfe befestigt sind, ’zur Imitation der kostbaren Steine des Urim‘, sagt Ethan Smith. Joseph Smith benutzte ein derartiges Gerät bei der Übersetzung des Buches Mormon, Urim und Thummim genannt.
Ethan Smiths Buch räumt die Existenz von Götzendienst und Menschenopfern ein, das Buch Mormon tut das gleiche.
Ethan Smiths Buch hebt die Großzügigkeit für die Armen hervor und brandmarkt Stolz, als Charakterzüge der amerikanischen Indianer; das Buch Mormon tut das gleiche für seine Leute. Ethan Smiths Buch brandmarkt Polygamie, das Buch Mormon tut unter bestimmten Voraussetzungen wie bei David oder Salomons Praktiken das gleiche. [Roberts war selbst Polygamist!]
Ethan Smiths Buch zitiert die indianische Tradition des ’verlorenen Buches Gottes‘ und die Verheißung seiner Wiederherstellung zu den Indianern, mit einer Rückkehr ihrer verlorenen Zuneigung des Großen Geistes. Das ist in Übereinstimmung mit den verlorenen heiligen Berichten für die wilden Lamaniten des Buches Mormon.
Ethan Smiths heiliges Buch wurde mit einem ’Hohen Priester‘, ’Hüter der heiligen Tradition‘ beerdigt (Smith vermutet im Indianischen Hügel in Pittsfield); die heiligen Berichte des Buches Mormon wurden von Moroni, dessen Charakter dem der indianischen Tradition entspricht, im Hügel Cumorah versteckt oder vergraben.
Ethan Smiths Buch beschreibt ausgedehnte militärische Befestigungen, die Städte über weite Gebiete Ohios und des Mississippitales verbinden, mit Militärwarten oder ’Türmen‘ hier und dort, um Übersicht zu bekommen.
Ethan Smith Buch beschreibt auch heilige Türme oder ’hohe Plätze‘, in einigen Fällen wahrem Gottesdienst gewidmet, in anderen Fällen für götzendienerische Praktiken; das Buch Mormon hat auch seine Gebets- und heiligen Türme.
Teile von Ethan Smiths alter Bevölkerung bewirken einen Wechsel von einer Monarchie zur Regierungsform einer Republik; Buch Mormon Leute taten das gleiche.
In Ethan Smiths Republiken ist die zivile und kirchliche Macht in der selben Person vereint; das wurde auch im Buch Mormon praktiziert.
Einige von Ethan Smiths Menschen glaubten an einen beständigen Kampf von guten und schlechten Grundsätzen, durch die die Welt regiert wird; Lehi, der erste nephitische Prophet, lehrte die Existenz eines notwendigen Gegensatzes in allen Dingen – Rechtschaffenheit steht Schlechtigkeit gegenüber – gut und böse, Leben und Tod usf.
Ethan Smiths Buch spricht über das Evangelium, das im alten Amerika gepredigt wurde; das Buch Mormon verbildlicht deutlich, daß die Nephiten das Wissen vom Evangelium hatten.
Ethan Smith erzählt in beträchtlichem Detail die Geschichte des Helden der mexikanischen Kultur Quetzalcoatl – der in so vielen Dingen an Christus erinnert; das Buch Mormon bringt den auferstandenen Messias in die Neue Welt, gibt ihm eine Aufgabe, Anhänger und eine Kirche.
Kann eine solche Vielzahl von aufsehenerregenden Ähnlichkeiten und angedeuteten Berührungspunkten reiner Zufall sein?“ (S.240ff.)

Dann beschäftigte sich Roberts kurz mit Joseph Smith selbst:

„Besaß Joseph Smith eine ausreichend lebhafte und kreative Vorstellungskraft, um solch ein Werk wie das Buch Mormon aus solchem Material herzustellen wie ... dem Allgemeinwissen, wie es in den Gemeinden vorhanden war, in denen er seine Kindheit und Jugend verbrachte, der Bibel, und besonders View of the Hebrews von Ethan Smith? Daß solch eine Vorstellungskraft von hoher Ordnung sein muß sei eingeräumt; daß Joseph Smith eine solche Geistesgabe hatte kann nicht in Frage gestellt werden.“ (S.243)

Es schließen sich einige Betrachtungen zur internen Integrität des Buches Mormon an, wie sie zum Teil auf dieser Webseite bereits erwähnt wurden, wobei die tiefe Ausleuchtung der Probleme sehr interessant ist. Außerdem werden einige Passagen mit den Denkfähigkeiten eines damaligen Farmjungen verglichen. Der Hauptgedanke dieser Untersuchungen läßt sich so zusammenfassen:

„Ich lenke die Aufmerksamkeit wieder auf den Umstand der ’Rohheit‘ im Umgang mit den Fragen des Unglaubens, der Beweis der ’Amateurhaftigkeit‘ ... anstatt einer erwachsenen Aufforderung und Auseinandersetzung mit den enthaltenen großen Fragen ... sie sind alle einer Marke und eines Schlages, so sehr gleichartig, daß ein Geist deren Autor ist, und zwar ein junger und unentwickelter, aber religiös geneigter Geist. Die Beweise, die ich sorgenvoll vorlege, weisen auf Joseph Smith als ihren Schöpfer hin. Es ist schwer zu glauben, daß sie ein Produkt der Geschichte sind ...“ (S.271)

Offenbar fasziniert war Roberts von der Art des religiösen Lebens zu Joseph Smiths Zeiten, mit dem er sich anschließend in seiner Studie beschäftigt, sowie dem Eingang dieses Lebens in die Geschichten des Buches Mormon. So schreibt er:

„Diese Bekehrungen ... sind durch die verschiedenen Perioden des Buches Mormon von den gleichen emotionalen Phänomenen geprägt – Schwächeanfälle, ’die beugende Macht‘, Ohnmächte, gewöhnlich begleitet von Visionen oder Verzückungen mit angeblich hochgeistigen Erfahrungen ... Es ist so typisch für beides, was wir in den verschiedenen Teilen des Buches Mormon finden, und in der Zeit der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, als das Buch Mormon entstand.“ (S.284f.) „Diese Art der verzückten Äußerung hält durch die nephitische Zeit an; sie ist charakteristisch ... Als Mormon über die Erlösung spricht, nutzt er eine Sprache, deren Wendungen sehr mit den Sektenredewendungen des zeitigen 19. Jahrhunderts verwandt sind, wenn es um das gleiche Thema geht ... Der gleiche Stil der Bittstellung, Selbsterniedrigung und hysterischen Plädoyers findet sich in Moronis Übersetzung der jareditischen Aufzeichnungen.“ (S.294)

Als letzter Teil des Buches stellt Roberts noch einen direkt gegenüberstellenden Vergleich zwischen dem Buch Mormon und Ethan Smiths View of the Hebrews über 18 Punkte an – Eine Parallele genannt. Diese Punkte wurden bereits in der Studie ausführlich betrachtet.

Erst ein halbes Jahrhundert nach Roberts' Tod wurden seine Aufzeichnungen über das Buch Mormon zusammengetragen und veröffentlicht.

Dieses Buch ist von besonderer wissenschaftlicher Qualität und völliger Hingabe zum Mormonismus geprägt. Der zu dieser Zeit erreichte Wissensstand hat zu großen Teilen noch heute Gültigkeit und ist somit keinesfalls veraltet.


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