Parley P. Pratt – Eine Stimme der Warnung (1837)

(7. deutsche Auflage, 1923)

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Heilige Geist Ereignisse ungeborener Zeiten den Blicken heiliger
Männer offenbarte, durch welche sie die kommenden Herrlichkeiten
der letzten Tage schauen konnten? O! ihr Propheten und Apostel,
ihr alten heiligen Männer, was habt ihr getan, wenn ihr hier
stehen bleibt; wenn sich euer prophetisches Gesicht den Strom der
Zeit hinab nur bis auf die gegenwärtige Zeit erstreckte? Ach! ihr
habt unser Herz mit Sorge und Verzweiflung erfüllt; die Juden
habt ihr in Sorge und Finsternis wandeln lassen, weit von dem,
was ihren Herzen am teuersten ist; ihr Land ist eine Wüste, ihre
Stadt und Tempel in Trümmern, und sie haben keine Kenntnis vom
wahren Messias. Nachdem die Heiden Anteil an der Wurzel und der
Fruchtbarkeit des zahmen Ölbaumes gehabt haben, sind sie nach dem-
selben Beispiele des Unglaubens abgefallen und ohne Frucht abge-
storben, mit der Wurzel ausgerissen, indes ihnen nur der Schein der
Gottlosigkeit geblieben ist, während die Kraft, welche das Charakte-
ristische der alten Kirche war, von den Menschen gewichen ist. Ist
dies das Ziel aller eurer Arbeiten? Habt ihr darum geforscht, ge-
arbeitet, geblutet und den Tod erlitten? Ich warte auf eine Ant-
wort, wenn ihr ein Wort des Trostes bereit habt, in betreff der
Zukunft, so sprecht es schnell aus, damit unsere Seelen nicht
länger in dem finsteren Tale der Sorge und Verzweiflung bleiben.

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Kapitel 2.
Noch unerfüllte Prophezeiungen.
Was ist eine Prophezeiung anders als eine
Geschichte der Zukunft?
Nach dem wir nun offenbar und genügend bewiesen haben, das
die durchgenommenen Prophezeiungen wörtlich bis auf den Buch-
staben in Erfüllung gegangen sind, so hoffen wir, daß der Leser
dieselbe Regel auch in bezug auf ihn noch unerfüllten niemals aus
dem Auge lassen wird. Während wir an der Schwelle der Zukunft
stehen und im Begriffe sind, die Wunder noch zukünftiger Zeiten
zu schauen, die unsern erstaunten Blicken die größten und er-
habensten Handlungen, die erstaunlichsten Umwälzungen, die außer-
ordentlichsten Zerstörungen zeigen werden, sowie auch die wunder-
barste Offenbarung der Macht und Majestät Jehovas in der
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großen Wiederherstellung seines lang zerstreuten Bundesvolkes
von den vier Enden der Erde; ich sage, da diese Gegebenheiten
sich unsern Blicken zeigen werden, so wollen wir uns beugen vor
dem großen Schöpfer, im Namen Jesu und im Glauben um seinen
Geist bitten, um unsern Mut zu stärken und unsern Geist zu er-
leuchten, auf daß wir verstehen und glauben mögen alles, was
geschrieben steht, wie wunderbar es auch sein mag.
Aber, o lieber Leser, wer du auch bist, wenn du dich nicht
vorbereitet hast, verfolgt zu werden, wenn du nicht bereit bist,
deinen Namen als schlecht verwerfen zu lassen, wenn du es nicht
ertragen kannst, ein Verführer, Betrüger, Toller oder Besessener
zu heißen; oder wenn du durch die Meinungen der Menschen
gebunden bist, gerade so viel und nicht mehr zu glauben, so wäre
es besser, du hieltest inne; denn wenn du an die in der Bibel
enthaltenen Dinge, die noch geschehen werden, glauben willst, so
wirst du genötigt sein, an Wunder, Zeichen, Offenbarungen und
an eine Entfaltung der Macht Gottes zu glauben, wie sie kein
früheres Geschlecht gesehen hat; ja, du wirst glauben, daß sich
die Wasser teilen werden und Israel trockenen Fußes hindurch-
gehen wird, wann sie nach ihrem Lande ziehen, wie zu Mosis
Zeiten; denn niemand glaubte je an die Bibel, der nicht auch an
solche glorreiche Ereignisse in den letzten Tagen glaubte und die-
selben erwartete.
Ich wage zu sagen, daß einer der an die Bibel buchstäblich
glaubt, in unsern Tagen eine Persönlichkeit sein würde, welche
wenige Menschen dieser Generation mit aller ihrer gerühmten Re-
ligion je gesehen haben, denn es ist ein großer Unterschied: das
Buch geschlossen für wahr zu halten oder an das darin Geschriebene
zu glauben. Man hält es heute in der Christenheit für eine große
Schande, nicht an die Bibel zu glauben, wenn sie geschlossen ist;
aber wer den Versuch macht, wird finden, daß es eine größere
Schande ist, zu glauben, daß die darin enthaltenen Dinge noch
geschehen werden. In der Tat, unser fester Glaube an die in der
Bibel enthaltenen Dinge und deren sorgfältiges Lehren sind eine
Hauptursache der Verfolgungen, die wir erleiden. Denn wenn
die Prophezeiungen von dem Volke verstanden werden und in
Erfüllung gehen, so werden dadurch alle religiösen Sekten in alle
vier Winde geweht und das Reich Christi auf ihren Trümmern
aufgerichtet werden, während die Erde von der wirklichen Er-
kenntnis der Wahrheit wie das Meer mit Wasser bedeckt sein wird.
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Nachdem nun so viel zur Vorsicht gesagt worden ist, so wollen
wir, wenn irgendeiner von meinen Lesern so kühn und unbe-
kümmert um die Folgen ist, zum Wagen, mit mir in die Zukunft zu
blicken, mit Jesaia, 11. Kapitel, 11., 12., 15. und 16. Vers, an-
fangen: „Und der Herr wird zu der Zeit zum andern Mal seine
Hand ausstrecken, daß er das übrige seines Volkes erwerbe; so
übriggeblieben ist von den Assyrern, Ägyptern, Pathros, Mohren-
land, Elam, Sinear, Hamath und von den Inseln des Meeres.
Und wird ein Panier unter den Heiden aufwerfen und zusammen-
bringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten aus Juda
zuhauf führen von den vier Örtern des Erdreichs. Die Kinder
Ammon werden gehorsam sein. Und der Herr wird verbannen
die Zunge des Meeres in Ägypten und wird seine Hand lassen
gehen über das Wasser mit seinem starken Winde und die sieben
Ströme schlagen, daß man mit Schuhen dadurch gehen mag. Und
wird eine Bahn sein dem Übrigen seines Volks, das übergeblieben
ist von den Assyrern; wie Israel geschah zu der Zeit, da sie aus
Ägyptenland zogen.“
Hier sehen wir ein Panier für die Völker aufgerichtet; nicht
nur für die Zerstreuten aus Juda, sondern auch für die Verjagten
aus Israel. Von den Juden heißt es, sie sind zerstreut, weil sie
unter die Völker zerstreut sind; die zehn Stämme werden Verjagte
genannt, weil sie außerhalb der Kenntnis der Völker in ein beson-
deres Land verstoßen sind. Der Leser wird sich jetzt erinnern, daß
die zehn Stämme nicht im Lande Kanaan gewohnt haben, seitdem
sie von Salmanasser (Königreich Assyrien) in die Gefangenschaft
geführt wurden. Wir haben auch in dem 15. Vers die wunder-
bare Macht Gottes vor unsere Augen gestellt, welche nicht nur in
der Vernichtung eines kleinen Armes des Roten Meeres, der die
Zunge des Ägyptischen Meeres heißt, entfaltet sein wird, sondern
auch dadurch, daß sich die sieben Ströme eines Flusses teilen
und die Menschen trockenen Fußes hindurch gehen werden; und
damit es ja nur buchstäblich aufgefaßt werde, heißt es in dem
15. Verse: „Und wird eine Bahn sein den Übrigen seines Volks,
das überblieben ist von den Assyrern; wie Israel geschah
zur Zeit, da sie aus Ägyptenland zogen
.“
Wir müssen jetzt fragen, ob zu Mosis Zeiten das Meer
buchstäblich geteilt wurde? oder ob es nur ein bildlicher Aus-
druck war? Denn was damals geschah, soll wieder geschehen.
Doch sagen uns die neueren Gottesgelehrten, daß die Tage der
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Wunder auf immer vorbei sind, und diejenigen, die noch jetzt an
Wunder glauben, werden für Betrüger oder wenigstens für arme,
unwissende Schwärmer gehalten, und das Publikum wird vor
ihnen wie vor falschen Lehrern gewarnt, die, wenn es möglich
wäre, sogar die Auserwählten verführen würden. Über den
Gegenstand dieser Wiederherstellung haben die Propheten so aus-
führlich und wiederholt gesprochen, daß wir nur einige von den
merkwürdigsten Stellen anführen können, welche beweisen werden,
unter welchen besonderen Umständen und Ereignissen und wie
und wodurch dieses in Erfüllung gehen wird.
Im Jeremias 16,14–16 heißt es: „Darum siehe, es kommt
die Zeit, spricht der Herr, daß man nicht mehr sagen wird: So
wahr der Herr lebet, der die Kinder Israel aus Ägyptenland
geführet hat; sondern: So war der Herr lebet, der die Kinder
Israel geführet hat aus dem Lande der Mitternacht und aus
allen Ländern, dahin er sie verstoßen hatte. Denn ich will sie
wiederbringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben habe.
Siehe, ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen
sie fischen: und danach will ich viele Jäger aussenden, sie sollen
sie fahen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen
Steinritzen.“ So pflegte nun Israel immer, wenn es die Größe
seines Gottes auszudrücken wünschte, zu sagen: „So wahr der
Herr lebet, der unsere Väter aus Ägyptenland geführet hat.“
Diese Worte erinnerten zugleich an die Macht und Wunder
jenes denkwürdigen Ereignisses und an alles Große und Erhabene,
so daß das Gemüt unter dem lebendigen Einflusse des Gottes
Israels mit Ehrfurcht erfüllt wurde. Aber zu unserem Erstaunen
wird etwas geschehen, das alle die großen Ereignisse jener Zeit
in den Schatten stellen wird, und die Kinder Israel werden wissen,
daß ihr Gott lebt, indem sie an die Ereignisse der letzten Zeit
denken, die noch glorreicher und wunderbarer sein werden als
ihr Auszug aus Ägypten (Jer. 16, 15). Sie werden ausrufen:
„So wahr der Herr lebet, der die Kinder Israel geführet hat
aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, dahin er
sie verstoßen hatte! Denn ich will sie wiederbringen in das Land,
das ich ihren Vätern gegeben habe.“ Alles Große, Erhabene,
Wunderbare und Erstaunliche wird mit diesem Gedanken verbunden
sein; indes sie eingedenk sind, welche Offenbarungen, Enthüllungen
und Wunder geschahen und welche Barmherzigkeit gezeigt wurde bei
dem Eintritt jener großen Begebenheit vor den Augen aller Völker.
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Im Blick auf diese Ereignisse ruft Jeremias im letzten Verse
dieses Kapitels aus: „Darum siehe, nun will ich sie lehren und
meiner Hand und Gewalt ihnen kund tun; daß sie erfahren sollen,
ich heiße der Herr.“
Aber die Mittel, die zur Ausführung dieser großen Begeben-
heit angewendet werden, bestehen nicht nur in dem Aufrichten einer
Fahne, eines Paniers, auf daß wir erfahren mögen, wann die
Zeit erfüllt ist, sondern auch darin, daß Fischer und Jäger aus-
gesandt werden sollten, um zu fischen und zu fahen auf allen
Bergen und auf allen Hügeln und in allen Steinritzen. Der
Leser mag hier bedenken, daß die Menschen nicht Missionare aus-
senden sollten, die nicht den Geist Gottes haben, um Israel
einige hundert verschiedene Lehren und Meinungen der Menschen
zu lehren und ihnen sagen, sie vermuten, die Zeit sei ungefähr für
sie gekommen, sich zu versammeln. Sondern Gott würde Menschen
durch wirkliche direkte Offenbarungen vom Himmel berufen und
ihnen sagen, wer Israel ist; wer die Indianer Amerikas sind, ob
sie von Israel herstammen, und auch, wo die zehn Stämme und
alle die zerstreuten Überreste jenes lange verlorenen Volkes sind.
Er würde Ihnen den Auftrag für ihre Mission geben und sie mit
Kraft von oben ausrüsten, um das große Werk trotz der widrigen
Elemente und der vereinigten feindlichen Mächte der Erde und
Hölle auszuführen. „Aber“, frägst du, „warum wird der Herr
Männer durch wirkliche Offenbarungen beauftragen?“ Ich erwidere,
weil er immer nur auf diese Weise Menschen aussendet. Kein
Mensch, sagt der Apostel, nimmt diese Ehre selbst auf sich, außer
wer von Gott berufen ist, wie Aron. Wir geben nun alle zu,
daß Aron durch Offenbarung berufen war.
Nun, der große Jehova anerkannte niemals und wird niemals
das Priestertum oder geistliche Amt irgendeines Mannes aner-
kennen, welcher nicht durch Offenbarung berufen und von Gott,
wie in alten Zeiten, inspiriert ist. Aber! sagt der Leser, Sie
erstaunen mich, denn alle unsere heutigen Gottesgelehrten lehren
keine Offenbarungen später als die Bibel, sowie auch keine un-
mittelbare göttliche Eingebung oder übernatürliche Gabe des Geistes.
Verwerfen Sie sie alle und sagen Sie, daß sie keine Vollmacht
haben? Ich erwidere: Nein; denn die Bibel tut es, und ich
füge mich bescheiden in das, was sie beschließt, da man jene in der
Schrift nur als Lehrer kennt, welche das Volk sich selbst aufge-
laden hat. Das Wort aufladen bedeutet nicht einige, sondern viele.
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Um aber noch genauer zu beweisen, daß Gott Offenbarungen
geben wird, um dieses glorreiche Werk auszuführen, so verweisen
wir auf Hesekiel 20, 33–38. Die Stelle lautet: „So wahr ich
lebe, spricht der Herr, Herr, ich will über euch herrschen mit starker
Hand und ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm;
und ich will euch aus den Völkern führen und aus den Ländern,
dahin ihr zerstreuet seid, sammeln mit starker Hand, mit ausge-
strecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm. Und will euch
bringen in die Wüste der Völker und daselbst mit euch rechten
von Angesicht zu Angesicht. Wie ich mit euren Vätern in der
Wüste bei Ägypten gerechtet habe, ebenso will ich auch mit euch
rechten, spricht der Herr, Herr. Ich will euch wohl unter die
Rute bringen und euch in die Bande des Bundes zwingen. Und
will die Abtrünnigen und so wider mich übertreten unter euch
ausfegen: ja, aus dem Lande, da ihr jetzt wohnet, will ich sie
führen und in das Land Israel nicht kommen lassen; daß ihr
lernen sollt, ich sei der Herr.“
Wie man sieht, fängt die Verheißung mit einer doppelten
Versicherung an; zuerst mit einem Eide: So wahr ich lebe;
zweitens mit einer Versicherung: Wahrlich, mit starker Hand usw.
Und damit ihn das Volk unter keinen Umständen mißverstehen
konnte, so ruft der am Ende desselben Kapitels aus: „Ach, Herr,
Herr, sie sagen von mir: Dieser redet eitel verdeckte Worte.“
Hier sehen wir, wie die Kinder Israel aus allen Völkern
mit starkem, ausgestrecktem Arm geführt werden sollen (o, ihr
Völker, die ihr diese Dinge bestreitet, erinnert euch des Pharao
und lernet Weisheit), wir sehen sie in die Wüste der Völker ge-
führt, wo der Herr mit ihnen, wie mit ihren Vätern in Ägypten,
von Angesicht zu Angesicht rechten wird. Dieses Rechten von
Angesicht zu Angesicht kann nie ohne eine Offenbarung oder per-
sönliche Erscheinung geschehen, gerade wie in den alten Zeiten. Ich
frage nun: Waren alle seine früheren Offenbarungen an Israel in
der Wüste bloße Fabeln, die nicht wörtlich zu verstehen sind? Wenn
wörtlich, so ist auch diese wörtlich zu verstehen, denn eine ist
genau so wie die andre, keine Fabel, sondern eine glorreiche Wirk-
lichkeit. Er will sie unter die Rute bringen und in die Bande
des Bundes zwingen. Dies erinnert an den in der Schrift so
oft verheißenen neuen Bund, der mit dem Haus Israel und mit
dem Hause Juda gerade zur rechten Zeit gemacht werden soll, um
sie aus ihrer langen Zerstreuung zu sammeln. Einige werden der
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Meinung sein, daß der neue Bund, welcher Israel sammeln sollte,
zur Zeit Christi und seiner Apostel gemacht wurde.
Paulus sagt uns jedoch, daß es in zukünftigen Tagen ge-
schehen soll. So spricht er in seinem 11. Kapitel an die Römer:
„Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die
Fülle der Heiden eingegangen sei und also das ganze Israel selig
werden, wie geschrieben steht: ’Es wird kommen aus Zion, der
da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob; und dies
ist mein Testament mit ihnen, wann ich ihre Sünden werde weg-
nehmen.‘“ Aus diesem ersehen wir, daß Paulus den Bund in die
Zukunft hinausschob, bis zur Sammlung Israels in den letzten
Tagen, wann die Fülle der Heiden eingegangen sein würde. Als-
dann würde der kommen, der Israel erlöse, und nicht eher, weil
er sah, daß sie das erste Kommen des Erlösers verworfen hatten.
Und er selbst sagte zu den Juden: „Siehe, euer Haus soll euch
wüste gelassen werden. Denn ich sage euch: ihr werdet mich von
jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei der da kommt
im Namen des Herrn.“ Dann, und erst dann sollte der Bund mit
Israel erneuert werden. Und sogar als die Apostel fragten: „Wirst
du zu der Zeit das Reich Israel wiederherstellen?“ gab der Heiland
die Antwort, daß es sich nicht für sie gebühre, die Zeiten zu
wissen, welche der Vater in seine Macht gestellt hätte; sondern daß
sie Kraft empfangen und von ihm Zeugnis geben sollten usw.,
welches sagen will: „Dieses Werk wird nicht von euch Aposteln,
sondern in der vom Herrn dazu bestimmten Zeit, von wem er will,
ausgeführt werden, aber gehet ihr hin und vollbringt, was ich
euch befohlen habe.“
Ferner sagt uns Jesaia 61, 8–9, indem er von diesem Bunde
spricht: „Und man soll ihren Samen kennen unter den Heiden
und ihre Nachkommen unter den Völkern; daß, wer sie sehen
wird, soll sie kennen, daß sie ein Same sind, gesegnet vom Herrn.“
Wir wissen nun, daß die Frage, ob die Ureinwohner Amerikas
der Same Jakobs sind oder nicht, nur durch Offenbarung ent-
schieden werden kann. Ferner ist es ungewiß, wo oder wer die
zehn Stämme sind, aber wenn der neue Bund verwirklicht wird,
wird er diese Dinge offenbaren und die Sache nicht länger im
Zweifel lassen; dann werden wir ihren Samen kennen unter den
Heiden und ihre Nachkommen unter den Völkern. Aber, ach! was
für eine verschiedene Wirkung hat der vor neunzehnhundert Jahren
gemachte Bund auf Israel gehabt; er verwarf sie wegen ihres
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Unglaubens und hatte zur Folge, daß alle diejenigen, welche die
Israeliten seit jener Zeit gesehen haben, wissen, das sie der Same
sind, den der Herr verflucht hat. Wenn der Bund in den letzten
Tagen erneuert ist, wird sie der Herr in die Bande des Bundes
zwingen, indem er sich ihnen selbst von Angesicht zu Angesicht
offenbart. Ich frage, wie macht Gott zu irgendeiner Zeit einen
Bund mit einem Volke? Die Antwort ist: Dadurch, daß er ihnen
seinen Willen durch wirkliche Offenbarung mitteilt: denn ohne
dies würde es unmöglich sein, zwischen zwei Teilen einen Bund
zu machen. Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel, in welchem
wir sehen, wie wir miteinander Bündnisse machen. Ein junger
Mann wünscht zum Beispiel mit einer jungen Dame in das
Bündnis der Ehe zu treten; entziehe ihm aber das Vorrecht, seinen
Willen ihr zu offenbaren, schneide alle direkte Verbindung zwischen
ihnen ab, und ein Bündnis könnte niemals geschlossen werden;
und so verhält es sich auch mit dem Allmächtigen.
Ohne Offenbarungen hat er niemals mit seinen Geschöpfen
einen Bund gemacht; und wird es niemals können. Kurz, so oft
der mit dem Volke einen Bund machte, so waren, wo es ein ganzes
Volk betraf, das Priestertum, die Ämter, Autorität, verbunden
mit den dazugehörenden Verordnungen und Segnungen, immer
eingeschlossen, dasselbe wird zu dieser Zeit geschehen. Sobald der
neue Bund geschlossen ist, wird das Reich Gottes mit allen seinen
Ämtern, Verordnungen, Gaben und Segnungen wie vor alten
Zeiten aufgerichtet; aber noch mehr soll davon gesagt werden,
wenn wir das Reich Gottes besprechen.
„Doch“, wird man fragen, „weshalb soll ein Bund erneuert
werden, der nie gebrochen worden ist? Wenn der Herr in den
Tagen der Apostel einen Bund, einen sogenannten neuen Bund
machte, warum sollte jener Bund erneuert werden, wenn er noch
in voller Kraft und weder von dem einen noch von dem andern
Teile gebrochen worden war?“ Diese Frage ist sehr wichtig; von
ihrer Beantwortung hängt das Schicksal der ganzen Christenheit
ab; wir müssen daher ganz besonders darauf sehen, dies auf eine
ganz deutliche Weise zu entscheiden und einen leichtverständlichen
Beweis zu führen. Daß zwischen Gott und dem Volke in den
Tagen Christi und seiner Apostel ein neuer Bund gemacht wurde,
wird niemand leugnen wollen; wenn jener Bund niemals ge-
brochen worden ist, so muß er bis jetzt in Kraft sein, und folglich
ist kein neuer nötig. Wir müssen daher beweisen, daß jener Bund
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gebrochen, vollständig gebrochen worden ist, so daß er sowohl
unter den Juden als auch unter den Heiden keine Gültigkeit mehr
hat, weil seine Ämter, Autorität, Macht und Segnungen verloren
gingen und dieselben nirgends mehr unter Menschen zu finden
sind. Zu diesem Zweck müssen wir die zum Bunde gehörenden
Ämter, Autorität, Macht und Segnungen untersuchen und dann
sehen, ob sie den Menschen noch bekannt sind.
Wir lesen, daß seine Ämter aus Aposteln und Propheten,
Evangelisten, Priestern und Lehrern bestanden, die alle den Geist
Gottes hatten und vom Herrn selbst zur Erbauung der Heiligen
und zur Bekleidung der geistlichen Ämter in der Kirche eingesetzt
waren. Und sie sollten in der Kirche bestehen, woimmer sie
gegründet war, bis alle hinankommen zu einerlei Glauben und
ein vollkommener Mann werden, der da sei in dem Maße des
vollkommenen Alters Christi. Zweitens die Gaben des Heiligen
Geistes, welche einige übernatürlich nennen, waren die Macht
und die Segnungen, welche zu jenem Bunde, woimmer er unter
den Juden und Heiden bestand, so lange gehörten, als der Bund
in Kraft war. Ich frage jetzt die Christenheit, ihre Sekten oder
ihre Parteien, ob sie Apostel, Propheten, Evangelisten, Priester
und Lehrer haben, die göttliche Eingebung und alle Gaben und
Segnungen des Heiligen Geistes besitzen, die zu dem Bunde des
Evangeliums gehörten? Wenn nicht, so sind die Ämter und die
Macht jenes Bundes verloren gegangen. Und weil jener Bund
gebrochen wurde, gingen diese Dinge verloren; denn auf diese
Weise verloren die Juden diese Vorrechte, als sie den Heiden
übergeben wurden. Und Paulus sagte den Heiden in seinem
11. Kapitel an die Römer, wenn sie nicht in der Güte Gottes
blieben, so würden sie fallen wie die Juden.
Um nun weiter zu beweisen, daß der Bund des Evangeliums
von den Juden, Heiden und andern Völkern so gebrochen worden
ist, daß er nicht mehr seine Gültigkeit hat, führe ich folgende
Stelle an, Jesaias 24, 1–6:
„Siehe, der Herr macht das Land leer und wüste und wirft
um, was darinnen ist, und zerstreut seine Einwohner; und es
gehet dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht,
der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem
Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldner.
Denn das Land wird leer und beraubt sein; denn der Herr hat
solches geredet. Das Land stehet jämmerlich und verderbet, der
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Erdboden nimmt ab und verdirbt; die Höchsten des Volks im
Lande nehmen ab. Das Land ist entheiligt von seinen Ein-
wohnern; denn sie übertreten das Gesetz und
ändern die Gebote und lassen fahren den ewigen
Bund
. Darum frißt der Fluch das Land; denn sie verschulden
es, die darinnen wohnen. Darum verdorren die Einwohner des
Landes, also daß wenig Leute überbleiben.“
Aus diesen wenigen Versen ersehen wir, daß den Priestern
und dem Volke, den Reichen und Armen, den Leibeigenen und
Freien ein gleiches Unglück bevorsteht, so daß sie alle verdorren
müssen und nur wenig Leute überbleiben; und es wird geklagt;
daß das Land entheiligt ist von seinen Einwohnern; „denn sie
übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und lassen fahren
den ewigen Bund“. Dies deutet nur auf den mit dem Volke zu
den Zeiten der Apostel gemachten Bund des Evangeliums und
auf dessen Gebote und Gesetze; denn wie auch irgendein früherer
Bund gebrochen sein mag, wurden die Bewohner der Erde nie-
mals durch Feuer vernichtet, also daß nur wenige Menschen wegen
eines früheren gebrochenen Bundes übrigbleiben; aber diese Zer-
störung wird durch Feuer geschehen, und zwar so buchstäblich, wie
die Sintflut in den Tagen Noahs kam; und sowohl die Priester
wie das Volk werden durch dieselbe von der Erde vertilgt werden,
weil sie den Bund des Evangeliums mit seinen Gesetzen und
seinen Geboten gebrochen haben; oder wir müssen eine neue
Ausgabe der Bibel bekommen, in welcher das 24. Kapitel des
Jesaia ausgelassen ist.
Da nun diese Frage beantwortet ist, so wird der Leser
hoffentlich die Notwendigkeit eines neuen Bundes einsehen, um
die wenigen zu retten, die nicht verdorren sollen. Wir wollen daher
diesen Gegenstand jetzt sein lassen und wieder zu der Sammlung
Israels zurückkehren und das 36. bis 39. Kapitel von Hesekiel
lesen. In dem 36. Kapitel finden wir diese Verheißung: Israel
soll aus allen Völkern, unter welche sie zerstreut worden sind,
geholt und wieder in das Land geführt werden, welches Gott ihren
Vätern gegeben hat; Jerusalem soll voll von Menschen-Herden
werden und alle zerstörten Städte von Judäa sollen wieder fest
gebaut stehen und besetzt werden; das Land soll wieder eingezäunt,
gepflügt und besäet werden, so daß man fragen wird: „Dies Land
war verheert, und jetzt ist es wie der Garten Eden; ich, der
Herr, sage es und tue es auch; dann sollen die Heiden erfahren,
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daß ich der Herr bin, der da bauet, was zerrissen ist, und pflanzet,
was verheeret war. So sollen die verheerten Städte voll Menschen-
Herden werden und sollen erfahren, daß ich der Herr bin.“ Im
37. Kapitel nach dem Gesichte von der Auferstehung der Toten
fährt der Prophet fort, davon zu sprechen, daß aus den zwei
Völkern ein Volk auf den Bergen von Israel werden wird, und
sie sollen einen einigen König haben; und wenn dies stattfindet,
sollen sie nicht mehr in zwei Königreiche zerteilt sein. Ferner
wird der Herr unter ihnen wohnen, und sein Heiligtum wird
unter ihnen sein ewiglich; er wird für immer ihr Gott sein,
und sie werden sein Volk sein. „Und die Heiden sollen erfahren,
daß ich der Herr bin, der Israel heilig machet; wenn mein Heilig-
tum ewiglich unter ihnen sein wird.“ Es ist nun eine wohl-
bekannte Tatsache, daß Juda und die zehn Stämme niemals ein
Volk auf den Bergen Israels gewesen sind, seit dem Tage, an
welchem sie zuerst in zwei Völker geteilt wurden.
Wann aber dieses stattfindet, dann sollen es sogar die Heiden
wissen und überzeugt sein von dem wahren Gotte, wie es Cyrus
war. Wenn nun die Missionare die Welt bekehren, ehe der Herr
dieses große Werk tut, dann wird es dem Herrn die Mühe er-
sparen, es nach seiner Weise zu tun, und es wird ihm auch die
Mühe ersparen, die Propheten zu erfüllen, und das Wort des Herrn
wird ohne Wirkung sein, und die ganze Welt wird dem Unglauben
anhängen. Deshalb sagt der Herr: „Meine Wege sind nicht eure
Wege, und meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.“
Das 38. und 39. Kapitel zeigt uns, wie viele Völker unter
einem obersten Fürsten vereinigt sind, den der Herr nach seinem
Gefallen Gog nannte; zu Pferde und alle wohl bekleidet, kommen
sie auf die Berge Israels wie eine Wolke, das Land zu bedecken;
ihr Zweck ist, zu rauben und Silber, Gold, Vieh und Güter in
Menge zu nehmen.
Dies ist ein Ereignis, welches nach der Rückkehr der Juden
und dem Wiederaufbau Jerusalems geschehen soll, während die
Städte des Landes Judäa ohne Mauern sind und weder Riegel
noch Tore haben. Während jedoch die Feinde im Begriff sind, die
Juden zu verschlingen und ihr Land zu verwüsten, siehe, so wird
des Herrn Zorn in seinem Grimme heraufziehen, ein großes
Zittern wird sein, daß vor seinem Angesicht zittern sollen die
Fische im Meer, die Vögel unter dem Himmel, das Vieh auf dem
Feld und alles, was sich reget und webet, und alle Menschen, so auf
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der Erde sind; und alle Mauern sollen zu Boden fallen, und eines
jeglichen Schwert soll wider den andern sein, und der Herr wird
regnen lassen Platzregen mit Schloßen, Feuer und Schwefel, über
ihn und sein Heer und über das große Volk, das mit ihm ist.
Also wird er sich dann herrlich, heilig und bekannt machen vor
vielen Heiden, daß sie erfahren sollen, daß er der Herr ist; so
sollen sie auf dem Felde, auf den Bergen Israels darniederliegen,
sogar Gog und sein ganzes Heer, Rosse und Reiter; und die
Juden werden herausgehen und sammeln die Waffen, Schilde,
Tartschen, Bogen, Pfeile, Fauststangen und lange Spieße; und
werden sieben Jahr lang Feuer damit machen, daß sie nicht dürfen
Holz auf dem Felde holen, noch im Walde hauen, sondern von
den Waffen werden sie Feuer halten; und sollen rauben, von
denen sie beraubt sind; und plündern, von denen sie geplündert
sind; und sie werden sammeln Gold, Silber, Kleider über die
Maßen. Zu dieser Zeit wird den Vögeln unter dem Himmel und
dem Vieh auf dem Felde ein großes Schlachtopfer geschlachtet
werden; und sie sollen das Fette fressen, daß sie voll werden,
und das Blut saufen, daß sie trunken werden. Sie sollen das
Fleisch der Hauptleute, Fürsten, Starken und das von allerlei
Kriegsleuten fressen. Die Juden werden jedoch während mehr
als sieben Monden eine sehr ernste Pflicht zu erfüllen haben,
nämlich ihre Feinde zu begraben. Sie werden einen Ort zum
Begräbnis in Israel auswählen, nämlich das Tal, da man gehet
am Meer gegen Morgen; also, daß die, so vorübergehen, sich da-
vor scheuen werden; weil man daselbst Gog mit seiner Menge
begraben hat, und soll heißen „Gogs Haufental“; so werden sie
das Land reinigen.
„Und ich will meine Herrlichkeit unter die Heiden bringen;
daß alle Heiden sehen sollen mein Urteil, das ich habe ergehen
lassen; und meine Hand, die sich an sie gelegt habe, und also das
Haus Israel erfahre, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von dem
Tage und hinfürder; und die Heiden erfahren, wie das Haus
Israel um seiner Missetat willen sei weggeführt und daß sie sich
an mir versündigt hatten. Darum habe ich mein Angesicht vor
ihnen verborgen und habe sie übergeben in die Hände ihrer Wider-
sacher; daß sie allzumal durch das Schwert fallen mußten. Ich
habe ihnen getan, wie ihre Sünden und Übertretungen verdient
haben; und also mein Angesicht vor ihnen verborgen. Darum, so
spricht der Herr: Nun will ich das Gefängnis Jakobs wenden und
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mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und um meinen hei-
ligen Namen eifern. Sie aber werden ihre Schmach und alle ihre
Sünde, damit sie sich an mir versündigt haben, tragen, wenn sie
nun sicher in ihrem Lande wohnen, daß sie niemand erschrecke.
Wenn ich sie wieder von den Völkern gebracht und gesammelt habe
aus den Ländern ihrer Feinde und ich geheiligt werde durch sie
im Angesicht vieler Nationen, dann sollen sie erfahren, daß ich, der
Herr, ihr Gott bin, welcher zuließ, daß sie in die Gefangenschaft
der Heiden geführt wurden, aber sie auch wieder gesammelt in
ihr eigenes Land und auch nicht einer von ihnen zurückgelassen
wurde. Und will mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen;
denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen,
spricht der Herr.“ (Hesekiel 39: 21–29.)
Aus dem Vorhergehenden ersehen wir, daß die Heiden er-
fahren sollen, wie das Haus Israel um seiner Sünde willen
weggeführt und durch die Hand Gottes wieder versammelt wurde,
nachdem es seine Schmach und alle seine Sünde getragen hatte,
und das Haus Israel wird erfahren, daß es der Herr, sein Gott,
war, der es in Gefangenschaft unter die Heiden wegführen ließ,
daß er es war, der es wieder in sein Land versammelt und
beschützt hat, daß er sein Angesicht nicht mehr verbergen, sondern
seinen Geist über das Haus Israels ausgießen wird.
O, du blindes, halsstarriges, hartherziges Geschlecht, da nun
die Bibel unter allen Völkern ist, werden sie nun so blind sein,
diese Prophezeiung zu erfüllen, und es nicht wissen, bis das Ver-
derben über sie kommt. Wozu diese Blindheit? Ach, wegen der
falschen Lehrer, die ihnen sagen, die Bibel müsse geistig aus-
gelegt werden. Andere erklären, daß man die Prophezeiungen
erst dann wird verstehen können, wenn sie ganz erfüllt sein
werden. Wenn dies der Fall ist, so werden wir nie den Gerichten
entgehen können, die darin vorhergesagt sind, sondern wir müssen
in der Finsternis bleiben, bis sie plötzlich über uns kommen
und uns von der Erde vertilgen. Wo wird dann der Trost sein,
einen Rückblick zu tun und sie erfüllt zu sehen? Aber gelobet
sei Gott, er hat uns durch den Mund Daniels gesagt, daß viele
es begreifen und großen Verstand finden, und die Klugen werden
es verstehen, aber keiner von den Gottlosen wird es verstehen.
und jetzt frage ich nun, wer gottloser ist als die absichtlich gott-
losen Führer der Blinden, welche uns sagen, daß wir die Schrift
nicht verstehen können?
–   40   –

Sacharja, in seinem 14. Kapitel, hat uns viel im betreff
der großen Schlacht und Niederlage der Völker gesagt, die gegen
Jerusalem streiten; und er hat uns mit deutlichen Worten gesagt,
daß der Herr gerade zu der Zeit kommen wird, wo jenes Heer
die Niederlage erleidet; ja, wirklich, während sie noch Jerusalem
bestürmen und schon die eine Hälfte der Stadt genommen, ihre
Häuser geplündert und ihre Weiber geschändet haben. Dann
wird ihr lang erwarteter Messias plötzlich kommen und auf dem
Ölberg stehen, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen, um gegen
jene Völker zu streiten und die Juden zu erretten. Sacharja
sagt: „Der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten, vom Auf-
gang bis zum Niedergang, sehr weit voneinander, daß die eine
Hälfte des Berges gegen Mitternacht und die andere gegen
Mittag weichen und plötzlich ein sehr großes Tal bilden wird,
in welches die Juden vor ihren Feinden fliehen werden, wie sie
vor dem Erdbeben flohen zur Zeit Usia, des Königs von Juda,
indes der Herr kommt und alle Heiligen mit ihm. Dann werden
die Juden jenen lang erwarteten Messias mit Macht zu ihrer
Befreiung kommen sehen, so, wie sie ihn immer erwarteten. Er
wird ihre Feinde vernichten und sie erretten zu einer Zeit, da
sie in der größten Trübsal sind und sie von ihren Feinden ver-
schlungen werden sollen. Wie werden sie jedoch erstaunen, wenn
sie eben im Begriff sind, ihrem Erlöser zu Füßen zu fallen, um
ihn als ihren Messias anzuerkennen, und die Male an seinen
Händen, Füßen und Hüften sehen und ein näherer Untersuchung
zugleich Jesum von Nazareth, den König der Juden, den so lange
verworfenen Messias erkennen werden? Daher sagte der Prophet,
sie werden trauern und weinen, eine jede Familie und alle ihre
Weiber. Aber dem Himmel sei Dank, ihr Trauern wird hier
ein Ende haben; denn er wird ihnen ihre Sünden vergeben und
sie von allen Vergehungen reinigen. Jerusalem wird eine heilige
Stadt sein von jener Zeit an; und man wird gehen im ganzen
Lande wie auf einem Gefilde, von Gibea nach Nimon zu, gegen
Mittag zu Jerusalem; denn sie wird erhaben und bewohnet
werden an ihrem Ort, und man wird darinnen wohnen, und
Jerusalem wird nicht mehr zerstöret werden; „zu der Zeit wird
der Herr nur einer sein und sein Name nur einer, und er wird
König sein über alle Lande“. (Sacharja, Kap. 11–14.)
Johannes gibt uns im 11. Kapitel der Offenbarung noch
genauere Nachrichten von demselben Ereignisse. Er erzählt uns,
–   41   –

daß, nachdem die Stadt und der Tempel von den Juden wieder
erbaut sind, so wird die heilige Stadt von den Heiden zwei-
undvierzig Monate zertreten werden, während welcher Zeit zwei
Propheten beständig prophezeien und große Wunder tun werden.
Und es scheint, als ob das Heer der Heiden von den beiden
Propheten gehindert werde, die Stadt gänzlich zu zerstören. Aber
nach einem Streite von drei Jahren und sechs Monaten gelingt
es ihnen endlich, die beiden Propheten zu töten und einen großen
Teil der Stadt zu verheeren; sie senden einander Geschenke
wegen des Todes der beiden Propheten, und unterdessen werden
sie ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen, sondern ihre
Leichname werden liegen auf den Gassen der großen Stadt
Jerusalem, drei Tage und einen halben; während dieser Zeit
werden die Heere der Heiden, die aus vielen Völkern, Geschlechtern
und Zungen bestehen, durch die Stadt der Juden ziehen und die
Toten auf der Straße liegen sehen. Aber nach drei Tagen
und einem halben fährt plötzlich der Geist des Lebens von Gott
in   sie,   sie   stehen   auf   und   treten   auf   ihre   Füße,   und   eine
große Furcht fällt über die, welche sie sehen. Und dann werden
sie eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen hören:
„Steiget herauf“; und sie werden aufsteigen in den Himmel in
einer Wolke, und ihre Feinde werden es sehen. Nachdem nun
alle diese Dinge beschrieben sind, dann kommt das von Hesekiel
erwähnte Zittern und das Spalten des Ölberges, von dem
Sacharja spricht. Johannes sagt: „Zu derselben Stunde ward
ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und
wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Namen der
Menschen. Darauf wurden große Stimmen im Himmel laut,
die Sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und
seines Christus worden, und er wird regieren von Ewigkeit zu
Ewigkeit.“ (Offenb. 11: 13–15.)
Nachdem nun diese großen von diesen Propheten erwähnten
Ereignisse beschrieben worden, will ich nur bemerken, daß es nicht
schwer ist, einzusehen, daß sie alle deutlich und in ihrer Erfüllung
buchstäblich sind. Es mag genügen, dies zu sagen: Die Juden
werden heimgeführt und bauen Jerusalem wieder auf. Die Völker
versammeln sich zum Streit gegen sie. Ihre Heere belagern die
Stadt und haben mehr oder weniger Macht über sie während
drei und einem halben Jahre. Ein paar jüdische Propheten ver-
hindern die Feinde durch ihre mächtigen Wunder, die Juden ganz
–   42   –

zu überwinden, bis sie zuletzt ermordet werden und die Stadt
großenteils der Willkür ihrer Feinde überlassen ist, während
drei und einem halben Tage; die Propheten stehen von den Toten
auf und fahren gen Himmel. Der Messias kommt, macht die
Erde beben, vernichtet das Heer der Heiden, befreit die Juden,
reinigt Jerusalem, verbannt alle Gottlosigkeit von der Erde, er-
weckt die Heiligen von den Toten, nimmt sie mit sich und beginnt
sein tausendjähriges Reich, während welcher Zeit sein Geist auf
alles Fleisch ausgegossen sein wird. Menschen und Tiere, Vögel
und Schlangen werden ganz unschädlich sein, und die Erde wird
des Friedens, der Erkenntnis und Herrlichkeit Gottes voll sein,
wie das Wasser in Tiefe des Meeres bedeckt; und das Reich,
Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen
Volke des Höchsten gegeben werden.

Das tausendjährige Reich.
Während dieser tausend Jahre wird der Teufel gebunden
sein und keine Macht über die Menschen haben. Und von der
Erde wird der Fluch genommen sein, der durch den Fall kam.
Alle Täler sollen erhöhet und alle Berge und Hügel erniedrigt
werden; was ungleich und höckericht ist, soll geebnet, die trockene
Wüste fruchtbar gemacht werden; Dornen und Disteln soll man
nicht mehr finden, sondern die ganze Erde soll ihre Erzeugnisse
im Überfluß den Heiligen Gottes geben. Und wenn tausend
Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem
Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Heiden in den
vier Orten der Erde, sie zu versammeln in einem Streit, um sie
zu führen gegen das Heerlager der Heiligen. Dann wird der
große und letzte Kampf zwischen Gott und Satan um die Herr-
schaft der Erde stattfinden. Satan und sein Heer wird vernichtet
werden. Nach diesen großen Dingen kommt das Ende der Erde,
die Auferstehung der Gottlosen und das Jüngste Gericht. Und
es wird eine neue Erde und ein neuer Himmel sein, denn die
erste Erde und der erste Himmel werden vergangen sein, das heißt,
sie werden aus dem zeitlichen Zustande in den ewigen verwandelt
und zu einem passenden Wohnsitze für die Unsterblichen gemacht
worden sein. Dann kommt Jerusalem von Gott aus dem Himmel
herab, nachdem es ebenso neu gemacht worden ist, wie der Himmel
und die Erde. „Denn siehe“, sagte er, „ich mache alles neu.“
–   43   –

Diese neue Stadt auf die neue Erde gestellt, Gott der Herr und
das Lamm in ihrer Mitte, scheint den Menschen als ewiger Wohn-
sitz bestimmt zu sein, daß wir endlich, nach all unserm Sehnen,
wie der Dichter sagt, für einen Ort über die Grenzen der Zeit
und des Raumes zu innerm, wahren Bewußtsein und der Er-
kenntnis gelangen, daß der Mensch bestimmt ist, den nämlichen
Planeten, worauf er erschaffen wurde, ewig zu besitzen; welcher
erlöst, geheiligt, erneut, gereinigt und zubereitet werden wird als
ewiges Erbteil für die Unsterblichkeit und das ewige Leben; seine
Hauptstadt wird die heilige Stadt und in ihrer Mitte der Thron
Gottes als Regierungssitz sein, sie wird von einem kristallklaren
Strome, das vom Strome Gottes quellende Wasser des Lebens,
bewässert werden, während sie auf jeder Seite mit Bäumen von
unvergänglicher Schönheit geschmückt ist.
„Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie ein Recht
haben zu dem Baum des Lebens und zu den Toren eingehen in
die Stadt.“ Jetzt fangen wir an, die Worte des Heilandes zu
verstehen! „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das
Erdreich besitzen.“ Und auch das Lied, welches Johannes im
Himmel hörte: „Wir werden auf Erden herrschen.“ Leser, wundere
dich nicht; gesetzt, du würdest in den Himmel aufgenommen, um
bei den Erlösten aller Völker, Geschlechter und Zungen zu sein
und mit ihnen zu singen, und zu deinem Erstaunen ist der ganze
Himmel voll Freude, während sie die unsterbliche Leier an-
stimmen, in freudiger Erwartung des Tages, an welchem sie auf
der Erde regieren werden – auf einem Planeten, der jetzt unter
der Herrschaft des Satans steht, ein Ort des Elends und Unglücks,
von dem, wie du glaubst, dein froher Geist auf ewig geflohen ist.
Du wirst vielleicht einen Augenblick erstaunt sein und dich fragen,
warum habe ich denn niemals etwas davon in den Kirchen der
Erde gehört? Wohlan, mein Freund, darauf würde zu antworten
sein: Weil du zum jener Zeit lebtest, in welcher das Volk die
Schrift nicht verstand.
Abraham würde dir sagen, du hättest die Verheißung lesen
sollen, die Gott ihm gab, 1. Buch Mose 17, 8, wo Gott nicht
nur seinem Samen, sondern auch ihm das ganze Land Kanaan
zu ewiger Besitzung anordnete. Dann hättest du auch das Zeugnis
Stephani lesen sollen, Apostelgeschichte 7, 5, worin du dich über-
zeugt hättest, daß Abraham nie die verheißenen Dinge bekommen
hatte, sondern immer noch hoffte, von den Toten aufzuerstehen
–   44   –

und in das Land Kanaan geführt zu werden, um es zu besitzen.
Ja, sagt Hesekiel, wenn du das 37. Kapitel meiner Prophe-
zeiungen gelesen hättest, so würdest du die bestimmte Verheißung
gefunden haben, daß Gott die Gräber des ganzen Hauses Israel,
welche schlummern, auftun, und ihre verdorrten Gebeine sammeln,
und sie wieder, ein jegliches zu seinem Gebein, zusammensetzen
will und ihnen Fleisch, Adern und Haut geben, und seinen Odem
in sie bringen will, und sie leben sollen; und anstatt daß sie als-
dann in den Himmel aufgenommen, sollen sie in das Land
Kanaan geführt werden, welches der Herr ihnen gab, und sie
sollen es besitzen.
Aber immer noch erstaunt, könntest du dich zu Hiob wenden,
und er, überrascht, jemanden anzutreffen, der mit einer so einfachen
Sache ganz unbekannt ist, würde ausrufen: Lasest du nie mein
19. Kapitel, von dem 23. bis zum 27. Verse, worin es heißt:
„Ich wünsche, daß meine Worte in ein Buch geschrieben würden;
ich weiß, daß mein Erlöser lebet; und er wird mich hernach aus
der Erde auferwecken, denselben werde ich mir sehen; und meine
Augen werden ihn schauen und kein Fremder; und werde danach
mit dieser meiner Haut umgeben werden.“
Sogar David, der süße Sänger von Israel, würde dich an
seinen 37. Psalm erinnern, worin er wiederholt: „Die Elenden
werden das Land erben auf ewig, nachdem die Bösen ausgerottet
sind.“ Und zuletzt würdest du, um die Sache zu beendigen, die
sanfte Stimme des Heilandes vernehmen, der in seiner Berg-
predigt ausdrücklich sagt: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie
werden das Erdreich besitzen!“
Darauf würdest du antworten: „Allerdings habe ich diese
Stellen gelesen, aber man lehrte mich immer, daß sie nicht diesen
Sinn hätten, deshalb verstand ich sie bisher nicht. Laß mich dem
Volke sagen, welche Wunder sich meinen Blicken gezeigt haben,
seitdem ich im Himmel bin, obgleich ich nur einen kurzen Gesang
gehört habe. Ich habe zwar viel von der Herrlichkeit des Himmels
gehört, als ich noch auf Erden war, aber nie dachte ich daran,
daß ich sie genießen und hoffen würde, wieder auf die Erde
zu kommen.“ Der Heiland sagt: „Sie haben Mose und die Pro-
pheten; wenn sie ihnen nicht glauben, so werden sie auch dem
nicht glauben, der von den Toten auferstehen wird.“
Wir wollen jetzt den Abschnitt, der von der Wiederkunft
des Messias und der Ankunft des glorreichen Tages (Millennium
–   45   –

oder tausendjähriges Reich) handelt, wieder aufnehmen. Aus den
durchgenommenen Prophezeiungen entnehmen wir zuerst, daß
jener glorreiche Tag mit der persönlichen Erscheinung Christi und
der Auferstehung der Heiligen beginnen wird. Zweitens, daß alle
Gottlosen durch Feuer und viele furchtbare Gerichte Gottes von
der Erde vertilgt werden, dermaßen, daß die Erde von ihren gott-
losen Einwohnern, wie einst durch die Sintflut, gereinigt werden
wird. Es wird den Priestern gehen wie dem Volke, nur wenige
werden übrigbleiben. Dieses Verbrennen bezieht sich weit mehr
auf die gefallene Kirche, als auf die Heiden oder Juden, die
sie jetzt zu bekehren suchen. Wehe euch, ihr Heiden, die ihr euch
des Herrn Volk nennt, ihr habt das Gesetz Gottes durch eure
Überlieferungen zunichte gemacht; denn umsonst ruft ihr Herr,
Herr, da ihr nicht das tut, was Jesus befiehlt; umsonst betet ihr
ihn an, da ihr anstatt seiner Lehren die Gebote der Menschen
lehrt. Seht, das Schwert der Rache hängt über euch, und wenn
ihr nicht Buße tut, so wird es bald auf euch fallen; und an jenem
Tage wird es den Juden und Heiden erträglicher gehen wie euch.
Seht, ihr schmeichelt euch, daß jener glorreiche, von den Propheten
erwähnte Tag durch eure neuen Erfindungen und Geldpläne
kommen wird, die nur gemacht worden sind, um die Juden und
Heiden zu den verschiedenen sektierischen Prinzipien, welche unter
euch existieren, zu bekehren, und nachdem hofft ihr ein nach eurem
Herzen gewünschtes tausendjähriges Reich zu sehen. Die Juden
und Heiden werden jedoch als ein Volk niemals nach einem
andern Plane, als dem in der Bibel dargelegten, zur Wieder-
herstellung Israels bekehrt werden. Und ihr selbst habt den Bund
gebrochen und macht euch so schnell wie möglich zum Feuer reif.
Haltet mich jedoch nicht für euren Feind, weil ich euch die Wahr-
heit sage, denn Gott ist mein Zeuge, daß ich eure Seelen zu
sehr liebe, als ich euch eine Wahrheit vorenthalten sollte, wie
hart sie auch scheinen mag. Die Wunden eines Freundes sind
besser als die Küsse eines Feindes. Was nun die Zeichen der
Zeit betrifft, so entsteht oft die Frage, wann sollen diese Dinge
eintreten, und welche Zeichen sollen geschehen, wann diese Dinge
sich ereignen werden? Oft wurde ich gefragt, ob die Zeit nahe
wäre; ich will euch daher alles sagen, damit ihr selbst wissen
mögt, daß sie nahe, ja sogar schon vor der Tür ist, und euch
nicht darauf zu verlassen braucht, was andere wissen.
–   46   –

Zeichen der Wiederkunft Christi.
Seht zum Beispiel den Apfelbaum und alle Bäume an:
sobald sie ausschlagen, so wißt ihr selbst, daß der Sommer nahe
ist; also auch, wenn ihr große Erdbeben, Kriege, Hungersnot, Pest
und böse Krankheiten aller Art sehen werdet; wann die Seen aus
ihren Grenzen treten und alles in Aufruhr sein wird; wann die
Menschen vor Furcht und vor Erwartung der Dinge, die da kommen
sollen, auf Erden schmachten und verzagen werden, wann ihr Zeichen
sehen werdet am Himmel und auf Erden, Blut, Feuer und Rauch;
wann die Sonne verdunkelt, der Mond blutrot werden wird und
die Sterne aus ihren Bahnen werden geschleudert werden – wenn
ihr sehen werdet, wie die Juden nach Jerusalem heimgeführt
und die Heere der Völker sich gegen sie sammeln werden zum
Streit – dann könnt ihr vollkommen wissen, daß seine Wieder-
kunft nahe ist, sogar vor der Türe. Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: „Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles
geschehe.“ Himmel und Erde werden vergehen, aber nicht ein Wort
von allem, was der Herr durch den Mund aller seiner heiligen
Propheten und Apostel gesprochen hat, wird unerfüllt bleiben.
Wer nachsehen will, was die Propheten und selbst Jesus
Christus hierüber gesagt haben, der wird sich überzeugen, daß
alle die Zeichen, von denen ich gesprochen habe, deutlich als die
Zeichen seiner Wiederkunft angegeben sind. Aber trotz aller
dieser geschriebenen Dinge wird seine Wiederkunft, wie zu Noahs
Zeiten die Sintflut, die Welt überraschen. Der Grund ist der:
sie wollen die Propheten nicht verstehen. Sie wollen keine ver-
nünftigen Lehren leiden; ihre Ohren haben sich von der Wahr-
heit abgewandt und den Fabeln zugekehrt wegen der falschen
Lehren und Vorschriften der Menschen; und was noch schlimmer
ist: wann Gott Männer mit dem neuen und ewigen Bunde
aussendet und ihnen Kraft verleiht, die Wahrheit zu bezeugen,
so werden sie behandelt wie die Diener Gottes vor ihnen von
den gefallenen Kirchen behandelt worden sind; jede Kirche wird
ihren eigenen Weg gehen, und sie werden einstimmig sagen:
„Wir bedürfen dieser neuen Dinge nicht, der gute alte Weg ist
der beste“; indessen sie zu derselben Zeit aber so viele verschiedene
Wege gehen, als es Sekten gibt, und sie nur einig sind, wenn sie
die Fischer und Jäger, die Gott senden wird, verfolgen und gegen
sie alle nur möglichen Verleumdungen aufbringen. Aber dem
–   47   –

Himmel sei Dank, es gibt in jeder Sekte Leute, die demütig
die Wahrheit suchen, die Stimme der Wahrheit erkennen und in
den neuen und ewigen Bund werden gesammelt und gepflegt
werden; und sie werden in die Familie Israel aufgenommen und
mit ihnen versammelt werden und an demselben Bunde der Ver-
heißung teilhaben. Ja, wie Jeremia im 16. Kapitel seiner
Prophezeiungen sagt: „Die Heiden werden zu dir kommen von
der Welt Ende und sagen: Unsere Väter haben falsche und
nichtige Götter gehabt, die nichts nützen können.“ So wie aber
die Juden sein erstes Kommen übersahen, indem sie die Propheten
nicht verstanden und alle ihre Hoffnungen auf sein glorreiches
Kommen in den letzten Tagen setzen, um ihr Reich wieder auf-
zurichten und sie an ihren Feinden zu rächen und wegen dieses
Irrtums abgebrochen und zerstreut wurden – so werden auch viele
die Prophezeiungen hinsichtlich seines zweiten Kommens dadurch
übersehen, daß sie dieselben mit dem Jüngsten Gerichte verwechseln,
welches tausend Jahre später kommen wird. Aber sie werden
durch diesen unglücklichen Irrtum nicht abgebrochen und zerstreut,
sondern zermalmt werden.
O, meine Brüder nach dem Fleische! meine Seele trauert
über euch, und hätte ich eine Stimme wie eine Trompete, so
würde ich rufen: „Erwachet, erwachet aus eurem Schlafe, denn
die Zeit ist erfüllt, euer Verderben ist nahe.“ Denn ich habe
vom Herrn der Heerscharen gehört, daß eine Verwüstung über
die ganze Erde kommen wird. „Macht euch bereit, vor eurem
Gott zu stehen! Erwache, o Haus Israel, erhebe dein Haupt,
denn deine Erlösung ist nahe; ja, gehet, gehet von hier und ver-
sammelt euch in der Heimat, nachdem ihr lange zerstreut gewesen
seid; baut eure Städte auf; ja, kommt heraus aus den Völkern,
von einem Ende des Himmels zum andern; aber flüchtet nicht
eilig; denn der Herr wird vor euch hergehen, und der Gott Israel
wird hinter euch sein. Und endlich sage ich allen Juden und
Heiden: tut Buße, tut Buße, denn der große Tag des Herrn ist
nahe; denn wenn ich, der ich ein Mensch bin, meine Stimme er-
hebe und euch zur Buße rufe, und ihr haßt mich, was werdet
ihr sagen, wann der Tag kommt, an dem die Donner ihre Stimme
bis zu den Enden der Erde senden und zu den Ohren der Leben-
den sprechen werden: Tut Buße und bereitet euch zu dem großen
Tage des Herrn.“ Ja, ferner, wenn der Blitz ausgehen wird
vom Osten bis zum Westen, und seine Stimme zu allen Lebenden
–   48   –

ertönen lassen, und die Ohren aller, die hören, zittern machen
wird wegen der Worte: „Tut Buße, denn der große Tag des
Herrn ist gekommen.“ Und wiederum wird der Herr seine Stimme
vom Himmel ertönen lassen und sagen: „hört, o ihr Völker der
Erde, hört die Worte jenes Gottes, der euch schuf: O ihr Völker
der Erde, wie oft habe ich euch versammeln wollen wie eine
Henne ihre Küchlein unter ihren Flügeln, und ihr habt nicht ge-
wollt? Wie oft habe ich euch gewarnt durch den Mund meiner
Diener, durch dienende Engel, und mit meiner eigenen Stimme,
durch Donner, Blitz, Stürme, große Hagelschauer, Hungersnot
und böse Krankheiten aller Art, mit dem lauten Schall einer
Trompete, durch Gerichte und durch die Stimme der Barmherzig-
keit, in ganzen Tag lang, durch Preis und Ehre und den Reich-
tum des ewigen Lebens; und habe euch zu einer ewigen Selig-
keit erretten wollen, und ihr habt nicht gewollt.“ „Siehe, der
Tag ist gekommen, an denen der Kelch des Zornes meiner Ent-
rüstung voll ist.“
____________

Kapitel 3.
Das Reich Gottes.
„Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes.“
So heißt das Gebot, das der Heiland auf Erden den
Menschenkindern lehrte.
Da wir jetzt im allgemeinen sowohl die erfüllten wie auch
die nicht erfüllten Prophezeiungen durchgegangen haben, so wollen
wir nun weitergehen, dieses Gebot erfüllen und das Reich Gottes
suchen. Doch möchte ich vorher dem Leser noch einmal raten, mich
bei diesen Nachforschungen zu begleiten, wenn er nicht bereit ist,
für die Wahrheit alles zu opfern, sogar seinen guten Namen, ja
nötigenfalls sein Leben; denn sollte er einmal eine Einsicht von
dem Reiche Gottes bekommen, so wird er ein solches Entzücken
empfinden, daß er nicht eher zufrieden sein wird, als bis er
ein Bürger desselben ist. Doch wird es von einem jeden, jetzt
auf der Erde existierenden Religionssysteme so verschieden sein,
daß er sich wundert, wie eine bibellesende Person die Gebilde
der Menschen für das Reich Gottes halten konnte. Es gibt ge-
wisse Kräfte, Vorrechte und Segnungen in dem Reiche Gottes,

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