Literaturverzeichnis


In deutscher Sprache gibt es im Vergleich zur englischen auffallend wenig Literatur zum Thema. Lange Zeit wurde sie von den großen Volkskirchen dominiert. Kaum einer der hier erwähnten Autoren war jemals Mormone. Dennoch hat jedes Buch seinen eigenen Reiz, insbesondere im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Gemeinschaften von außen, manchmal von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus, gesehen werden. Sicher ist die englischsprachige Literatur, derer sich alle diese Autoren bedienten, für ein tiefgehendes Studium unersetzbar. Einen guten Überblick kann man heute aber durchaus auch aus deutscher Literatur gewinnen. Die Bücher sind nach Erscheinungsdatum geordnet.


Piper 2003 Jon Krakauer: Mord im Auftrag Gottes. Eine Reportage über religiösen Fundamentalismus. Dem Journalisten Krakauer, der sich mit seinen Beschreibungen von Extremismus diesmal der Religion zugewandt hat, ist mit diesem Buch ein exzellenter Wurf gelungen. Noch nie ist in deutscher Sprache ein so detailliert und eingänglich geschriebenes Buch zum Mormonentum erschienen. Der Autor stützt sich dabei in erheblichem Umfang auf die allgemein anerkannten Grundlagenwerke von Fawn Broodie, Juanita Brooks und D. Michael Quinn, denen er für die geleistete Forschung Respekt zollt. Diese Werke sind jedoch nie ins Deutsche übersetzt worden, auch aus diesem Grund wird Krakauers Buch für die nächsten Jahre zumindest im deutschen Sprachraum Maßstäbe setzen, wo wegen der verschwindend kleinen Anhängerschar nur selten Bücher über den Mormonismus erscheinen. Zwar zieht sich der Doppelritualmord an Brandy Lafferty und ihrer 15 Monate alten Tochter aus der Beschreibung im Umschlagtext wie ein roter Faden durch das Buch, Krakauer bringt aber noch eine Reihe anderer Beispiele für den religiösen Fundamentalismus, der im Mormonentum untrennbar mit der Vielweiberei verbunden ist. Um die Hintergründe der ausführlich beschriebenen Zustände in polygamistischen Gruppierungen und Ortschaften verständlich zu machen, beleuchtet er nach und nach den Beginn und die gewalttätige Geschichte dieser spiritualistischen Religion mit einem hohen Anteil visionärer Nachfolger. Dabei arbeitet er als das Grundproblem die der mormonischen Religion ureigenste Charakteristik heraus, die sie für ihre frühen Anhänger gerade so interessant machte: die persönliche Offenbarung. Krakauer schreibt, dass der Geist bereits aus der Flasche gewesen sei, als Joseph Smith erkannte, dass es seine eigene Führungsposition gefährdete, wenn jedes Mitglied göttliche Offenbarung empfangen konnte. Alle seine Bemühungen vermochten die Idee nicht mehr einzudämmen. Krakauer gelingt es, immer wieder den Bezug zwischen Neuzeit und Entstehung und Entwicklung dieser Religion herzustellen, er beleuchtet alle wesentlichen Ereignisse der mormonischen Geschichte und legt dabei besonderes Augenmerk auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen und die Herausbildung von Schismen. Durch seine Schilderungen wird verdeutlicht, wie erschreckend kurz und gewöhnlich der Weg zum Fundamentalismus für streng Gläubige der Hauptkirche wirklich ist. Die journalistische Darstellung Krakauers verzichtet auf gewissenhaftes wissenschaftliches Abwägen von Für und Wider. Zu Detailfragen müsste man schon die Arbeiten der Historiker heran ziehen, auf die er sich stützt. Der im Ergebnis weitgehend definitiv vorgetragene Geschichtsablauf lässt sich dafür so flüssig lesen und leicht erfassen, dass man diesen Abstrich gern in Kauf nimmt. Auch die Anmerkungen sind informativ, aber nicht hoch wissenschaftlich gehalten. Dadurch ist ein Buch entstanden, dass so abwechslungsreich und fesselnd ist, dass man es nicht mehr aus der Hand legen möchte. Trotz seiner 450 Seiten kann man es mit der nötigen Muse problemlos an einem Tag verschlingen. Der Autor versteht es, seine Leser behutsam an die Thematik heran zu führen, bis er sie im vierten Teil mit den Verquickungen der Polygamisten vollständig fordert, um kurz darauf ihre Geduld mit psychatrischen Gutachten vor Gericht auf die Probe zu stellen. Doch kaum hegt man die Befürchtung, dass dem Buch nun die Luft ausgegangen sei, befragt Krakauer einen der Ritualmörder zu den islamistischen Anschlägen auf das World Trade Center und bekommt die fundamentalistische Antwort, dass jene einem falschen Propheten folgten – im Gegensatz zu ihm. Kurz darauf lässt sich der sonst so leidenschaftslose Beobachter Krakauer zu der Einschätzung hinreißen, dass ihm Harold Blooms Ansicht, die mormonische Hauptkirche könnte die Polygamie wieder genehmigen, wenn sie einmal „genug politische und finanzielle Macht besitzen werde“, als „weit hergeholt“ erscheine, und erbringt damit den Beweis, wie schwer es tatsächlich ist, das fanatische Wesen einer fundamentalistischen Religion zu begreifen. Aber es gelingt ihm, sein Buch mit einem Paukenschlag erster Güte abzuschließen, indem er einem Aussteiger aus der FHLT-Kirche das letzte Wort lässt, der über die größere Zufriedenheit eines Fanatiker durch das Abtreten seiner persönlichen Verantwortlichkeit an einen Propheten sinniert: „Aber einiges im Leben ist wichtiger, als glücklich zu sein. Zum Beispiel, eigenständig denken zu können.“ Welcher Sektenaussteiger hätte diese wertvolle Erkenntnis besser formulieren können? Bei einem so herausragenden Buch sieht man die Versäumnisse des Autors nach, die Parallelen zwischen Ritualmorden und HLT-Tempelritual*, in das die Mörder eingeführt waren, aufgezeigt, oder des Verlags, einen mit dem Mormonismus vertrauten Lektor beauftragt bzw. das Buch in neuer Rechtschreibung gedruckt zu haben. – Bestellung – Erschienen im Oktober 2003.

EZW 2001 Werner Thiede: Die „Heiligen der Letzten Tage“ – Christen jenseits der Christenheit. Eine systematisch-theologische Wahrnehmung der größten Mormonen-Kirche. Diese Broschüre wurde von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen als EZW-Text 161 herausgegeben. Der Autor bestimmt zu Anfang seinen Standpunkt, verspricht jedoch eine differenzierte Betrachtung der Christus- und Erlösungslehre der HLT. Obwohl sich der Text recht einfach lesen lässt, finden sich schon bald einige Ungereimtheiten, die Fragen entstehen lassen. So gibt es ein paar zähe und scheinbar zusammenhanglose Einwürfe, zu denen am Schluss jedoch ein Bogen geschlagen wird, wodurch sie erst dann verständlich werden. Einen negativen Eindruck hinterlässt die anfänglich häufige und allgemein gehaltene Eigenreferenzierung des Autors. Auffällig sind auch die zahlreichen Referenzen auf einen einzelnen Konferenz-Stern, später wird aber deutlich, dass sich der Autor durchaus nicht nur auf dieses eine Heft stützt. Verwirrung bei dem um die Einordnung der Qualität der Studie bemühten Leser stiften aufgeführte anekdotische HLT-Mythen, die jedoch historisch unzutreffend sind. Dem Leser erschließt sich nicht sofort, ob der Autor diese nur als HLT-Überlieferungen wiedergibt, oder ob er sie sich zueigen macht. Die Antwort hierauf findet er auf Seite 11, wo der Autor die historisch unhaltbare Achtergruppe im Wald tiefenpsychologisch deutet. Legt der Leser die Broschüre nun zur Seite, verpasst er jedoch die guten Ausführungen zum eigentlichen Diskussionsgegenstand, die sehr souverän, schlüssig und verständlich vorgetragen werden. Tatsächlich zieht sich diese Qualität nun bis zum Schluss der Broschüre hin, wo der Leser nur noch über den Namens- und den Wachstumsmythos stolpert, die aber glücklicherweise nicht gravierender Natur sind. Das Resümee fällt recht versöhnlich aus: Das Selbstverständnis einer kleinen Gruppe bestimmt eben nicht die Ansichten einer großen Mehrheit, durch Exklusivitätsanspruch und unvereinbarer Soteriologie stellen sich die HLT selbst jenseits der Christenheit. Fazit: Dies ist eine fundierte Darlegung der Unterschiede zwischen gutchristlicher und HLT-mormonischer Christus- und Erlösungslehre und der sich daraus ergebenden Folgen. Daher ist sie themenspezifisch sehr zu empfehlen. – Bestellung – Erschienen im Dezember 2001.

Logos 2000 Samuel Leuenberger: Mormonen. Heilige der letzten Tage? Diese Broschüre ist in der „Reihe Aufklärung der Arbeitsgemeinschaft für Religiöse Fragen (A.R.F.)“ erschienen und ist somit in erster Linie für evangelische Christen interessant. Sie besteht aus zwei Teilen, verfasst von Dr. Leuenberger und Matthias Dworak. Der Rückentext, der dem Vorwort entnommen ist, lässt bereits nichts Gutes erahnen; der Satz „Die Mormonen gehören zu den am schnellsten wachsenden religiösen Gruppierungen der Welt“ war vor etlichen Jahren einmal HLT-mormonische Propaganda, die schon damals schlichtweg unzutreffend war, und zudem keinerlei Differenzierung zwischen den mormonischen Gemeinschaften vornimmt. Der erste Teil basiert sehr offensichtlich auf einem ungenannten amerikanischen Manuskript, das mindestens 25 Jahre alt ist, was sich nicht nur in den Quellenangaben niederschlägt. Zutreffende Abschnitte wechseln sich mit weniger zutreffenden ab, was verdeutlicht, dass sich der Autor im deutschsprachigen Mormonismus nicht besonders gut auskennt. Da es für die anvisierte Leserschaft hierbei unmöglich sein dürfte zu unterscheiden, hätte man jemanden beauftragen sollen, der mit dem Thema vertraut ist. Man muss dem Autor zugute halten, dass er bemüht war, mit verständlichen Worten einen systematischen Einblick zu vermitteln. Der zweite Teil wiederholt einige bereits gebrachte Ausführungen, erläutert den Erlösungsplan der HLT-Mormonen jedoch in zusammenhängender, leicht lesbarer Weise und stellt ihn den Ansichten der Evangelischen Kirche gegenüber. Dieser Teil ist auch wesentlich aktueller und basiert weitgehend auf Rüdiger Hauth. Fazit: Um als Informationsmaterial für evangelische Christen geeignet zu sein, bedarf die Broschüre einer gründlichen Überarbeitung. – Bestellung – Erschienen 2000.

Pattloch 1999 Bechtermünz 2002 Ulrich Rausch: Die verborgene Welt der Geheimbünde. Mit dem Lexikon der okkulten Zeichen, Symbole und Rituale. Der Autor der lesenswerten Bücher „Jehovas Zeugen“ und „Sekten - 99 Fragen“ setzt sich diesmal mit Geheimgesellschaften auseinander. Das Lexikon nimmt den größten Teil des Buches ein. Auf 150 Seiten folgen dann Ritualtexte, etwa aus den „Alten Pflichten“ der Freimaurer. Ein Drittel davon ist dem Mormonismus gewidmet. In der Einführung schreibt der Autor: „Zum Abschluss des meiner Meinung nach grössten Geheimbundes, der heute weltweit verbreitet ist: den Mormonen. Die Texte sind Tonbandabschriften des kompletten Tempelrituals.“ Dabei handelt es sich um die Texte, die Rüdiger Hauth ins Deutsche übersetzt und teilweise in seine Bücher übernommen hat. Entsprechend sind sie die sachlich richtige Wiedergabe der Rituale, wie sie bis 1990 praktiziert wurden, die Wortgenauigkeit des deutschen Zeremonietextes ist jedoch nicht gewährleistet. Fazit: Geeignet für alle Interessenten einer gedruckten Version der geheimen „Rituale der Mormonen“ vor den Veränderungen von 1990. – Veröffentlicht in den Verlagen der Weltbild-Gruppe. – Bestellung – Erschienen 1999 – Jetzt auch als Sonderausgabe im Festeinband zum halben Preis – Bestellung – Erschienen im Mai 2002. antiquarisch*

Agenda 1999 Christian Gellinek: Christus in Amerika? Mormonentum als christliche Religion in vergleichender Kirchengeschichte. Gellinek ist emeritierter Professor auf mehreren Gebieten der Sozialwissenschaften und Religion. Sein Buch, das sich streckenweise recht angenehm lesen lässt, entstand angeblich nach einer Vorarbeit von 16 Jahren, so Gellinek im Vorwort, was jedoch kaum nachzuvollziehen ist. Die „narrativ zusammenhängende Form“ des Buches ist in Wirklichkeit ein ständiger Wechsel von Erzählungen, Theorien sowie persönlichen Interpretationen. Letztere werden manchmal in der Ichform präsentiert, zuweilen verfällt Gellinek jedoch in einen Plural. Einziger Anhaltspunkt dafür ist eine in der Einleitung erwähnte Konferenz von zehn BYU-Professoren mit „einer angeregten Disputation um die Darstellungsmöglichkeiten der Wahrheit der christlichen LDS-Religion“, sprich einer Besprechung und Richtigstellung von Gellineks Manuskript. Warum er manchmal in der Mehrzahl spricht, obwohl er – sicher nicht ganz unglaubwürdig – versichert, nur begründete Einwände berücksichtigt zu haben, bleibt Gellineks Geheimnis. Dennoch verstärkt sich der fade Beigeschmack durch Einarbeitung spezifischer Ansichten bestimmter BYU-Professoren, deren Hintergründe Gellinek kaum verstanden haben dürfte. Unzweifelhaft studierte Gellinek mormonenbezogene Literatur größerer Bandbreite als die meisten deutschsprachigen Autoren solcher Bücher vor ihm. Entsprechend hält er sich mit Angriffen auf Unrichtigkeiten in solchen Publikationen nicht zurück, leider weist sein eigenes Buch etliche Ungenauigkeiten und selbst gröbere Fehler auf, was sicher auch der völlig überzogenen HLT-Lastigkeit seiner Ausführungen zuzuschreiben ist. Geradezu infantil wirken seine Angriffe auf den zitierten Autor Rüdiger Hauth, ein paar Mausklicks durch mormonentum.de hätten Gellinek aus seiner selbst auferlegten Zwangslage bezüglich der Tempelrituale befreit. Etwa in der Mitte des Buches verkündet er: „Der Verfasser hat sich bisher einige wenige Verbesserungsvorschläge zu machen erlaubt, die er hinsichtlich des Ganzen für systemkonform hält.“ Die ’Vorschläge‘, die er in seinem Buch auch zur Anwendung bringt, beziehen sich auf eine „grammatikalisch ’richtige‘ und ’angemessene‘“ Übersetzung. Was das ’Ganze‘ sein soll oder zu welchem System die Vorschläge konform sein sollen, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. Ganz sicher sind sie nicht konform zum mormonischen Selbstverständnis im deutschsprachigen Raum; sie überschreiten die Grenze zum Besserwisserischen. Positiv fallen hingegen korrekte Wortverwendungen wie Polygynie statt Polygamie auf. Insgesamt zeigt sich im Buch ein Mangel an Auseinandersetzung mit den deutschsprachigen Aspekten des Mormonismus, und so vermitteln selbst die angeführten Spezifika den Eindruck einer Informationskollektion, die weit entfernt vom Destinationsgebiet zusammengestellt wurde. Eine wahrhaft persönliche Note bekommt das Buch durch Gellineks Vorliebe für Hugo Grotius, dessen Wirken und Werke wiederholt für Parallelen zum Mormonismus herhalten müssen. Die Wege des Informationsflusses hin zu Joseph Smith bleiben jedoch vage und die Begründungen wirken schwerfällig. Zeitgemäße Theorien zur Entstehung des Mormonismus müssen hier schon mehr bieten. Zu oft entzieht sich Gellinek genaueren Untersuchungen oder einer Beurteilung durch die Berufung auf sein Urteilsunvermögen aufgrund mangelnden Einblicks. Dem gegenüber stehen unbegründete Aussagen wie „der mormonisch aufgewachsene Mensch im 20. Jahrhundert trifft freiwillige Glaubensentscheidungen“, was seine völlige Ignoranz der Problematik der Sekten-Kinder offenbart. Scheinbare verhohlene Kritik am HLT-mormonischen System wie auf Seite 135 sind daher wohl nur Produkte unbewussten Handelns. Gellineks Beurteilung gipfelt in der Entpuppung des Mormonismus als „mächtiger Schrittmacher des Christentums auf dem Wege zur Erleuchtung.“ Fazit: Dieses Buch muss man keineswegs gelesen haben. – Bestellung – Erschienen im Juni 1999.

Friedrich-Bahn-Verlag 1998 David Trobisch: Die Mormonendie Heiligen der letzten Zeit? Dieses leicht zu lesende Buch ist durchsetzt mit erfrischenden persönlichen Erlebnissen des Autors. Das Buch ist gut gegliedert in die Entstehungszeit sowie die weitere Entwicklung der nach dem Tod des Gründers entstandenen Splittergruppen und deren verschiedenartigen Auffassungen. Alle wichtigen Themen sind trotz der Kürze des Buches angerissen und belegen die intensive und vielseitige Recherchearbeit des Autors. Trobisch setzt die Entstehung des Mormonismus in Beziehung zur wachsenden Erfahrung und Erkenntnis von Joseph Smith und betrachtet daher die Entwicklung mormonischer Theologie und Praxis als interessanten und nicht notwendigerweise zu kritisierenden Vorgang dessen persönlicher Gotteserfahrung. Damit beschreitet er einen neuen Weg der dialogorientierten Auseinandersetzung mit mormonischen Ansichten, was einen sehr angenehmen Eindruck hinterlässt. Dieses Buch eignet sich sehr gut, um sich schnell einen fundierten Überblick über die mormonische Glaubenswelt zu verschaffen. Schriftstellen sind vorbildlich für die HLT- und RLDS-Ausgaben referenziert. Kritik verdient der Klappentext, der in nur sehr losem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches zu stehen scheint. Beim Druck fiel die Seite 122 einer Satzänderung zum Opfer, sie wird hier nachgereicht bzw. kann vom Verlag angefordert werden. – Bestellung – Erschienen im November 1998 – Webseite zum Buch.

Eichborn 1997 Gert Raeithel: Amerikas Heilige der letzten Tage. Seinem Untertitel Mormonische Lebensläufe wird dieses Buch mit einem gut ausgewählten Querschnitt bekannter Persönlichkeiten voll gerecht. Enthalten sind die Lebensgeschichten von Joseph und Emma Smith, Brigham Young, Eliza Snow, Hosea Stout, Orson Pratt, John D. Lee, Joseph F. Smith, Ida Hall, Annie Tanner, Fawn Brodie, Ezra Taft Benson, Sonia Johnson, Mark Hofmann und Gordon B. Hinckley, die auf jeweils nur wenigen Seiten in keinem Satz Langeweile aufkommen lassen. Der Amerikanistik-Professor Raeithel schreibt: „Wenn das Mormonentum eine amerikanische Anamorphose christlicher Glaubensvorstellungen ist, so weckt diese allein die Wissbegierde des Amerikanisten. Der wissenschaftliche Reiz liegt in den historischen Verzweigungen und in der Dramatik mormonischer Lebensläufe, nicht in der Frage nach der true religion.“ Der im Gegensatz zu dieser Webseite völlig andere Ansatz macht das Buch umso lesenswerter und ist – trotz einiger weniger Nennungen von Hörensagen – allen denen sehr zu empfehlen, deren Interesse über oberflächliche und aufpolierte Geschichtsdarstellung hinausgeht. Fazit: Nicht billig, aber gut. – Antiquarische Angebote* – Erschienen 1997.

Verlag für Amerikanistik D. Kuegler 1997 Albert Winkler: Mormonen-Trail. Das Desaster der Willie-&-Martin-Handkarrenkompanien auf dem Weg nach Utah. Schon der Buchtitel zeigt, dass der Geschichtsdozent und Archivar an der HLT-eigenen Brigham Young Universität keine Kompromisse bei der Bewertung der todbringenden Katastrophe eingeht. „Durch einen frühen, heftigen Wintereinbruch in den zerklüfteten Weiten Wyomings offenbarten sich massive Schwächen in der Organisation und Führung der Handkarren-Kompanien. 250 Menschen der Willie- und Martin-Handkarrenkompanien ... verloren ihr Leben: Sie verhungerten, erfroren, starben vor Erschöpfung“, fasst der Umschlagtext den Inhalt des Buches zusammen. Die in 16 Kapitel eingeteilten 71 Textseiten erzählen die tragische Geschichte in fesselnder Weise und doch auf objektive, mythosfreie Art zugleich; mit 17 Seiten ist das Buch auch reichlich und interessant bebildert. Zur Unterstützung seiner eigenen Bewertung schreibt der Autor abschließend: „Die Tragödie der Handkarrenpioniere war, so [Brigham] Young, das Resultat von Inkompetenz seitens derjenigen Männer, die ... letztlich die Pioniere in die Katastrophe hineinbefohlen hatten.“ Einziger Wermutstropfen: Für diesen Preis kann man ein besseres Lektorat erwarten. Fazit: Das empfehlenswerte Buch gibt einen guten Überblick über einen sehr speziellen Aspekt mormonischer Geschichte. – Bestellung – Erschienen im August 1997.

Brunnen-Verlag 1997 Hans-Martin Friedrich: Die gefälschte Offenbarung. Anspruch und Wirklichkeit mormonischer Glaubenslehren. Der Beschreibung auf der Umschlagseite wird dieses Buch nicht gerecht. Die literaturwissenschaftlichen Beweise für eine Fälschung des Buches Mormon sind dürftig. Ebenso die Spekulationen darüber, wie das Buch entstanden sein könnte. Ein großer Teil des Buches befasst sich mit der Beweisführung nichtchristlicher Glaubensgrundsätze innerhalb der Mormonenlehre. Der Autor versucht, biblische Argumentationen zur Rechtfertigung der Mormonenlehre mit Originaltexten etc. zu widerlegen. Spätestens bei den Erfahrungsberichten der Aussteiger stellt der Leser fest, dass im Grunde bewiesen werden soll, dass Mormonen einen unchristlichen Glauben ausüben und man bei den Großkirchen besser aufgehoben ist. Man muss dem Autor zugute halten, dass er bemüht ist, Seriosität an den Tag zu legen, jedoch ist die Argumentation oft oberflächlich und das Quellenmaterial spärlich. Das Buch hat einen predigenden Charakter und ist deshalb nur geeignet für Christen, die mit Mormonen Kontakt haben und einige logische Argumente für sich und ihr Bibelstudium suchen. Fazit: Nur für Christen interessant. – Bestellung – Erschienen 1997.

Walter 1995 Albert Mössmer: Die Mormonen. Die Heiligen der letzten Tage. Mössmer betrachtet die HLT-Gemeinschaft als Sozialwissenschaftler. Dabei geht er nicht auf herkömmliche Überlieferungen ein. Sein Werk zeichnet sich daher durch eine gründliche Recherche aus. Er räumt mit alten Gerüchten auf oder rückt sie ins rechte Licht. Gegner der Kirche mögen fragen, ob er manches nicht zu positiv darstellt. Mitglieder hingegen mögen die Frage aufwerfen, ob nicht manches zu unrecht gesagt wird. Beides wäre unzutreffend. Mössmer gelang es, unbeirrt einen Mittelweg zu beschreiten, der sowohl die geschichtlichen Wahrheiten als auch die Unwahrheiten aufdeckt, allerdings ohne dabei zu tief zu graben. Eingearbeitet wurden ebenfalls gute Analysen des Verhaltens der Kirche und dessen gesellschaftliche Zusammenhänge. Dieses Buch lobt die Errungenschaften der Mormonen, daher verwundert es kaum, dass die HLT-Mitglieder selbst gern auf dieses Buch verweisen. Andererseits werden auch Themen betrachtet, die in der heutigen Kirche nur ungern besprochen werden. – Probelesen + Bestellung – Erschienen 1995, Neuauflage 2004.

Herder 1995 GTB 1985 Rüdiger Hauth: Die Mormonen. Sekte oder neue Kirche Jesu Christi? Als dieses Taschenbuch 1985 erstmals unter dem Titel Tempelkult und Totentaufe. Die geheimen Rituale der Mormonen auf den Markt kam, setzte es Maßstäbe bei der Behandlung des Themas Mormonismus in deutscher Sprache, trotzdem wirkt das zehn Jahre später leicht überarbeitete Werk nicht mehr ganz zeitgemäß. Hauth ist Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche und schrieb hier ein Buch, das wohl in erster Linie als Information über und Umgangshilfe mit HLT-Mormonen gedacht war, und weniger als eines, das die Mitglieder von der Falschheit ihrer Ansichten überzeugen soll. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Tempelritualen, die Geschichte der Kirche kommt dabei etwas kürzer, was sich in kleinen (aber unbedeutenden) Fehlern widerspiegelt, was wohl auch durch die Limitierung auf ein Taschenbuch bedingt ist. Sein langzeitiges intensives Studium kommt sehr deutlich zum Ausdruck; er bringt weithin unbekannte Fakten. Die Anmerkungen sind etwas langatmig, führen aber doch meist zu einem logischen Schluss, der selbst für HLT-Mitglieder nachvollziehbar sein sollte. Das Buch geht Konfrontationen nicht aus dem Weg, hetzt aber auch nicht und hält sich an Tatsachen. – Antiquarische Angebote* – Erschienen 1995.

Bastei-Lübbe 1994 Deborah Laake: Geheime Riten. Eine Frau erzählt sehr Persönliches aus ihrem Leben. Obwohl ihre Geschichte sicher nicht typisch ist, sind viele ihrer Erfahrungen doch symptomatisch für die Gemeinschaft, aus ihrer Sicht besonders für Frauen in der HLT. Wer lieber Romane und Erzählungen statt Sachbücher liest, wird mögen, wie sie so viele Tatsachen über die Gemeinschaft, z.B. die Tempelrituale, in ihre Erzählung einfließen lässt. Der Klappentext wird diesem Buch leider nicht gerecht. Eine gute Übersetzung aus dem Englischen. – Hinweise verdichten sich, dass die deutsche HLT-Verwaltung den Verlag zwang, dieses Buch aus dem Angebot zu nehmen. – Antiquarische Angebote* – Erschienen 1994 in der Reihe Erfahrungen vom Verlag Bastei-Lübbe.

Evangelischer Presseverband für Bayern, 6. Auflage 1989 Evangelischer Presseverband für Bayern, 1. Auflage 1974 Friedrich-Wilhelm Haack: Mormonen. Die geheftete Broschüre wird von der Abteilung Schriftenmission des Evangelischen Presseverbandes für Bayern in der „Münchener Reihe“ herausgegeben. Obwohl die erste Auflage bereits 1974 erschien und der Autor inzwischen lange verstorben ist, wirkt der Text noch erstaunlich aktuell. Er war so gut recherchiert, dass er sechs Auflagen erlebte und 25 Jahre im Buchhandel erhältlich war. Er enthält nur wenige unbedeutende Fehler. Theorien und Annahmen sind als solche gekennzeichnet und lassen die verschiedenen Möglichkeiten offen stehen. Trotz der Kürze ist das Heft recht informativ, und selbst die Vergleiche zu tatsächlich christlichen Glaubensinhalten wirken nicht wirklich aufdringlich, wobei der Autor dem Sinn des Werkes entsprechend aber keinen Zweifel an der Unchristlichkeit der mormonischen Theologie lässt. Letztlich kommentiert der Autor die Glaubensartikel aus evangelischer Sicht, erwähnt die kleineren mormonischen Gemeinschaften und gibt einfache Ratschläge für den Besuch von HLT-Missionaren. Fazit: Trotz des Alters eine interessante Information für Christen. – Antiquarische Angebote* – Erschienen 1989.

Styria 1995 Herder 2000 Herder 1998 Dieter A. Binder: Die diskrete Gesellschaft. Geschichte und Symbolik der Freimaurer. Ein Buch über das deutsche Freimaurertum, das vorurteilsfrei Ursprung, Geschichte, Zeremonien und Ziele dieses Bundes darstellt. Obwohl das amerikanische Freimaurertum hier gar nicht betrachtet wird, findet der Tempelmormone trotzdem zahlreiche Übereinstimmungen, auch wenn viele davon den Änderungen an den HLT-Zeremonien von 1990 zum Opfer gefallen sind. Auf den zahlreichen Illustrationen werden HLT-Mitglieder bekannte Symbole wiedererkennen. – Bestellung – Erschienen 1995. – Die Taschenbuchausgabe erschien 1998 unter dem Titel Die Freimaurer. Ursprung, Rituale und Ziele einer diskreten Gesellschaft und liegt inzwischen in der zweiten Auflage vor. – Bestellung – Erschienen 2000. –
Weitere Bücher zum Thema Freimaurerei gibt es ladenneu bzw. antiquarisch*

* Antiquarische Bücher sind nicht immer verfügbar.
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