Titelblatt der Erstauflage des Buches Mormon |
Urkunde zum Copyright des Buches Mormon |
...Man wird sich erinnern, daß an göttliche Intervention zu dieser Zeit nicht im Traum zu denken war ...Nicht aus der Erfahrung heraus, sondern in Auswertung der vorliegenden Fakten, bringt Siebziger Brigham H. Roberts fast einhundert Jahre später das Talent Joseph Smiths auf den Punkt:
...Es ist wohlbekannt, daß Joe Smith niemals vorgab, irgendeinen Umgang mit Engeln zu haben, bis lange nach der Zeit des angeblichen Fundes seines Buches und daß sein Schwindel oder der seines Vaters nicht weiter reichte, als die angebliche Fähigkeit, Wunder in einem Seherstein sehen zu können, und dem gelegentlichen Interview mit dem Geist, der für den Schutz des verborgenen Schatzes verantwortlich sein sollte ...
Ein weiteres Thema bleibt in diesem Abschnitt dieser Studie zu erörtern, nämlich besaß Joseph Smith eine ausreichend lebhafte und kreative Vorstellungskraft, um solch ein Werk wie das Buch Mormon aus solchem Material herzustellen, wie es in den vorhergehenden Kapiteln angedeutet wurde von dem Allgemeinwissen, wie es in den Gemeinden vorhanden war, in denen er seine Kindheit und Jugend verbrachte, der Bibel, und besonders View of the Hebrews von Ethan Smith? Daß solch eine Vorstellungskraft von hoher Ordnung sein muß sei eingeräumt; daß Joseph Smith eine solche Geistesgabe hatte kann nicht in Frage gestellt werden.Konnte Joseph Smith das Buch Mormon selbst geschrieben haben? Schon Jahre vor den Schreibarbeiten erzählte Joseph von den alten Bewohnern Amerikas. Die Platten waren für die Übersetzungsarbeiten nur selten notwendig, der Inhalt entspricht dem Wissensstand des 19.Jahrhunderts und hält heutigen Erkenntnissen nicht mehr stand, sein Umgang mit Engeln war so gut wie niemandem bekannt und zur Zeit der Erstauflage wird er überall als Autor des Werkes benannt. War er nun Autor oder Übersetzer?
Dieser Fakt wird zuerst durch das Zeugnis der Mutter begründet, die ihn gebar, Lucy Smith. Von den Tagen sprechend, die unmittelbar auf die Offenbarung folgten, die ihrem Sohn die Existenz des Buches Mormon bekannt machte dem unvergessenen 23. September 1823 erzählt Lucy Smith in ihrer History of the Prophet Joseph Smith, wie der junge Prophet am Abend dieses Tages bis spät saß und der Familie die wunderbaren Unterhaltungen genau beschrieb, die er mit dem Engel hatte; bis sein älterer Bruder Alvin bei Bemerken der Erschöpfung des jugendlichen Propheten vorschlug, die Fortsetzung der erzählten Geschichte auf den folgenden Abend zu verschieben. Dies scheint der Beginn einer langen Serie derartiger Abende laut der History von Mutter Lucy Smith gewesen zu sein, denn sie schreibt:
Von dieser Zeit an bekam Joseph beständig Anweisungen vom Herrn, und wir fuhren fort, die Kinder jeden Abend zusammenzuholen, um zu hören, denn er vermittelte uns dieselben. Ich nehme an, unsere Familie war so einig wie nur irgend eine Familie sein konnte, die je auf der Erde lebte alle in einem Kreis sitzend, Vater, Mutter, Söhne und Töchter, und schenkten Aufmerksamkeit einem Jungen von achtzehn Jahren, der niemals die Bibel durchgelesen hatte; er schien Büchern weniger zugetan zu sein als der Rest unserer Kinder, aber viel mehr der Meditation und dem tiefem Studium. ... Während unserer abendlichen Treffen würde uns Joseph gelegentlich einige der unterhaltsamsten Vorträge geben, die man sich vorstellen kann. Er würde die alten Einwohner dieses Kontinents beschreiben, ihre Kleidung, ihre Art der Reise, und die Tiere, auf denen sie ritten; ihre Städte, ihre Gebäude, mit jeder Kleinigkeit; ihre Art des Krieges; und auch ihre religiösen Verehrung. Dies würde er mit so großer Leichtigkeit tun, als ob er scheinbar sein ganzes Leben unter ihnen verbracht hätte. (History of the Prophet Joseph, Auflage von 1901, Salt Lake City, Utah. Veröffentlicht unter Aufsicht und Anweisung des verstorbenen Propheten Joseph F. Smith).
Es muß daran erinnert werden, daß diese Szene stattfand, bevor der junge Prophet die Platten des Buches Mormon erhalten hatte: dies waren die Abende, die unmittelbar den ersten Besuchen Moronis folgten. Woher kam sein Wissen für die Beschreibungen der Kleidung, der Art, auf die die alten Einwohner Amerikas reisten, der Tiere, auf denen sie ritten, ihren Städten, ihren Gebäuden, ihrer Art des Krieges, ihrer religiösen Verehrung? Und das alles wiedergegeben mit so großer Leichtigkeit, als ob er scheinbar sein ganzes Leben unter ihnen verbracht hätte? Woher, in der Tat, da dies alles doch noch vor dem zweiten Interview mit Moroni geschah, und zwischen drei und vier Jahren, bevor die Übersetzung des Buches Mormon begann. Und doch muß es aus diesem Buch sein, aus dem er sein Wissen von den alten Einwohnern Amerikas bekam, ausgenommen er griff die Annahmen vom Allgemeinwissen auf, oder von dem, was als Wissen bezüglich alter amerikanischer Zivilisationen in der Gegend angesehen wurde, und baute daraus und dem möglichen Kontakt mit Ethan Smiths View of the Hebrews mittels seiner Vorstellungskraft seine Beschreibungen der alten Einwohner des Landes, ihres Lebens, ihrer Religion und ihrer Gewohnheiten. Ein Jahr später wird ihm durch Josiah Priests Buch The Wonders of Nature and Providence geholfen, veröffentlicht nur dreißig Kilometer entfernt, und es wird viel über die hebräische Abstammung der amerikanischen Indianer zu sagen haben, über ihre entwickelte Kultur und Zivilisation. Woher kam des jungen Propheten Fähigkeit, diese Beschreibungen wiederzugeben mit so großer Leichtigkeit, als ob er scheinbar sein ganzes Leben unter diesen alten Einwohnern Amerikas verbracht hätte? Nicht aus dem Buch Mormon, das bisher für ihn nur ein versiegeltes Buch ist; und sicherlich nicht von Moroni, da er nur einen Tag und eine Nacht im Gespräch mit ihm verbrachte, während denen er einige Interviews hatte, das ist wahr, aber in diesen wurden andere Themen angesprochen als die Dinge, die Lucy Smith aufzählt. Diese abendlichen Vorträge konnten aus keiner anderen Quelle kommen als aus der lebhaften und zusammenbauenden Vorstellungskraft von Joseph Smith, einer bemerkenswerten Kraft, die ihn durch sein gesamtes Leben begleitete. Sie war so stark und mannigfaltig wie die von Shakespeare ... (Brigham H. Roberts: Studies of the Book of Mormon, 1992, S.243f.)